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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Sozialdemokratie in köln





Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (folgend genannt SPD) in Köln reagierte auf die Kriegsgefahr zunehmend mit Protesten und Kundgebungen gegen den Krieg. Am 28. Juli 1914 berief sie eine große Protestkundgebung ins Volkshaus. So hieß es: "Wir wollen keinen Krieg! ... Die Volksmassen Deutschlands wollen sich nicht um der österreichischen Gewaltmenschen willen zur Schlachtbank treiben lassen." 25 Circa 10.000 Menschen kamen zu dieser Kundgebung und so wurde diese Veranstaltung zu einer der größten Massenversammlungen in der Geschichte der Kölner Arbeiterbewegung. Niemand aus der SPD glaubte ernsthaft an den Krieg. Als er jedoch im August tatsächlich ausbrach, überschlugen sich die Ereignisse in der SPD. Kurz nach Kriegsausbruch wurden Hunderte Parteimitglieder eingezogen, ihre Frauen stürzten zu Hamsterkäufen. Man hatte Angst vor Verbot oder Verfolgung, da man sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht nach den Beschlüssen der Reichstags-fraktion richtete, die sich für eine offensive Kriegspolitik aussprach. Nach circa zwei Wochen beugte sich die Kölner Parteileitung jedoch voll und ganz der Politik der Reichstagsfraktion; dadurch waren die Linken geschockt und gelähmt, das Partei-leben brach nun zusammen.
Ende 1914 wurde schließlich nach langer Zeit wieder eine Mitgliederversammlung einberufen. Der Parteisekretär zog eine Bilanz der SPD, wonach schon circa 1.900 der ursprünglich 9.000 Mitglieder eingezogen wurden. Bis 1917 wurde die Mitgliederzahl stetig geringer, so dass die SPD nur noch circa 2.000 Genossen besaß. Die Tatsache, dass man den nicht gewollten Krieg mehr oder weniger unterstützte, brachte die SPD in ein organisatorisches Chaos.
Das größte Problem bestand in der Versorgung der Einwohner mit Lebensmitteln. Die SPD trat den Preiserhöhungen und dem Treiben auf dem Schwarzmarkt energisch entgegen. Die "Rheinische Zeitung" galt bei diesem Vorhaben als Mittel zum Zweck. Sie schrieb täglich mehrseitige Artikel über die soziale Misere. So konnte man Überschriften wie "Der Krieg und die Magenfrage", "Der Kampf gegen den Hunger" oder "Der Wucher blüht" 26 lesen. Wegen dieser Veröffentlichungen wurde die Zeitung mehrmals von den Militärbehörden verboten. Da die SPD und die "Rheinische Zeitung" alleine dem Hunger den Kampf ansagten, konnten sich beide schnell bei der leidenden Bevölkerung profilieren.
Die SPD tat in den Kriegsjahren bis 1917 Entscheidendes für die Versorgung des Volkes. So forderte sie zum Beispiel eine "Ausdehnung der sogenannten kriegswirt-schaftlichen Maßnahmen" und die "Ausdehnung des Markensystems auf alle anderen Grundnahrungsmittel und Brennstoffe" 27 , als sich die erste Lebensmittelknappheit breit machte. Mit der Errichtung einer riesigen kriegswirtschaftlichen Abteilung, die dieses Markensystem kontrollierte und verwaltete, schuf die SPD ebenfalls eine Menge Arbeitsplätze, so arbeiteten Ende 1917 in der oben besagten Abteilung circa 4.500 Menschen.
Ab der zweiten Kriegshälfte rückte ein weiterer Aspekt in den Vordergrund der Politik der Kölner SPD, nämlich Krieg und Frieden. Dabei beharrte sie auf der im August 1914 eingenommenen Position gegen einen Krieg. Deutsche Annexionisten, gestützt durch die "Kölnische Volkszeitung", forderten in aller Öffentlichkeit die Ausweitung Deutschlands. Die SPD reagierte hierauf mit dem Einverständnis der Verteidigung des Vaterlandes, zog aber dennoch eine friedliche Kriegslösung ohne Annexionen vor. Mit ihrer Politik war die Kölner SPD in der zweiten Kriegshälfte zunehmend erfolgreich. Nach einem Tiefpunkt um die Jahreswende 1916/1917 stiegen die Mitgliederzahlen wieder auf circa 3.000 an.
Ein wichtiges Ereignis war die Novemberrevolution 1918. Durch zunehmende Niederlagen an der Westfront und schlechte Ernährung geschwächte Matrosen meuterten in Kiel und suchten in Kölner Arbeitern und Soldaten Unterstützung für die deutsche Revolution. Als es am Bahnhof zu Tumulten kam, mahnte die SPD-Führung, auf keinen Fall mit Waffengewalt gegen die demonstrierenden Soldaten und Arbeiter vorzugehen. Am nächsten Tag wurde von gemäßigten Sozial-demokraten der Arbeiter- und Soldatenrat gegründet. Dieser organisierte maßgeblich den Rückzug der heimkehrenden Fronttruppen.
Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges am 11. November 1918 konzentrierte sich die Kölner SPD darauf, bei der für den 19. Januar 1919 angesetzten Wahl zur Deutschen Nationalversammlung eine "sozialistische Mehrheit" 28 zu erreichen.

 
 



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