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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Franz ferdinand





Als Franz Ferdinand am 18. Dezember 1863 in Graz geboren wurde, war er lediglich der jüngste Erzherzog im Hause Habsburg mit geringer Aussicht auf die Krone. Sein Vater, Karl Ludwig, war der zweite Bruder des Kaisers. Der ältere Bruder, Ferdinand Maximilian, wie auch der Sohn des Kaisers, Kronprinz Rudolf, standen zwischen der Familie Karl Ludwigs und dem Thron. Seine Mutter, Maria Annunziata, war die zweite Gattin Erzherzog Karl Ludwigs. Sie war eine kränkliche Frau und starb 1871 an Lungentuberkulose. Leider erbte Franz Ferdinand die Neigung zu dieser Krankheit von seiner Mutter. Zu seiner Stiefmutter, Marie Therese, der dritten Ehefrau des Erzherzogs, entwickelte der junge Franz Ferdinand eine innige und dauerhafte Beziehung.
Wie bei allen Erzherzögen war die Laufbahn Franz Ferdinands militärisch geprägt. 1878 wurde er 14-jährig Leutnant beim Infanterie-Regiment Nr. 32. Das, obwohl er erst 1883 im Alter von 19 Jahren seinen aktiven Dienst im Dragoner-Regiment Kaiser Ferdinand Nr. 4 in Enns antrat. Auch seine Stellung im Kaiserhaus änderte sich. 1867 starb sein kinderloser Onkel Ferdinand Max in Mexiko. 1889 erschütterte der Tod des Kronprinzen in Mayerling die Monarchie. Dadurch rückte sein Vater als nächster männlicher Erbe an die erste Stelle der Thronfolge.
Allgemein war bekannt, dass Karl Ludwig auf die Kaiserwürde gerne verzichten wollte. Es schien unabänderlich, Franz Ferdinand sollte der nächste Kaiser von Österreich werden. Kaiser Franz Joseph weigerte sich allerdings, offiziell einen neuen Thronfolger zu ernennen. Das war wegen der tragischen Umstände des Todes von Kronprinz Rudolf verständlich. Gewiss spielte dabei auch der gesundheitlich gefährdete Zustand Erzherzog Franz Ferdinands eine Rolle.
1892 unternahm Franz Ferdinand eine zweijährige Weltreise an Bord der S.M.S. Kaiserin Elisabeth mit Aufenthalten in Indien, Japan, Australien und Nordamerika. Man hoffte, dass die Meeresluft seiner Gesundheit gut tun würde. Franz Ferdinand fand die U.S.A. sehr beeindruckend. Er sah Parallelen zum Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn und fragte sich, ob das amerikanische Modell nicht auch eine Lösung für sein Vaterland sein konnte. Franz Ferdinand begann sich Änderungen der Doppelmonarchie zu überlegen. Unter den Ungarn riefen diese Gedanken Misstrauen und Ressentiments hervor.

Zurück von seiner Reise trat Franz Ferdinand wieder seinen Militärdienst an. Angeblich im Herbst 1894 lernte der Erzherzog bei einer Soiree in Prag Gräfin Sophie Chotek von Chotkowa und Wognin zum ersten Mal kennen. Er verliebte sich in die Gräfin. Diese Beziehung wurde geheim gehalten. Denn obwohl Sophie aus einer alten böhmischen Adelsfamilie stammte, war sie von zu niedrigem Rang, um für ein Mitglied des Kaiserhauses (ganz zu schweigen vom Thronfolger) heiratsfähig zu sein. Die Gräfin war Hofdame im Haus von Erzherzog Friedrich. So fand sie Gelegenheit, Franz Ferdinand regelmäßig zu treffen.
Im folgenden Jahr diagnostizierte man bei Franz Ferdinand Tuberkulose. Es begann ein zweijähriger Kampf um sein Überleben. Der Erzherzog galt von Natur aus als stur und ungeduldig. Er war ein schwieriger Patient! Abgesehen von seiner Stiefmutter schien allein die heimliche Korrespondenz mit Gräfin Sophie eine beruhigende Wirkung auf ihn auszuüben. Am Hof und in Regierungskreisen wurde er weitgehend \"abgeschrieben\". Man fing an, seinen Bruder Otto als Thronfolger zu sehen.
Wider allen Erwartungen bezwang Franz Ferdinand die tödliche Krankheit. 1898 wurde er \"zur Disposition des Allerhöchsten Oberbefehls\" bestellt, also zum Stellvertreter des Kaisers. Das war endlich ein Signal der Anerkennung als Thronfolger.
Seine Liebe zu Sophie drohte jetzt in der breiten Öffentlichkeit bekannt zu werden. Franz Ferdinand beschloss, seinen Wunsch, die Gräfin zu heiraten, dem Kaiser persönlich vorzutragen. Bei Franz Joseph stieß er auf entsetzte Ablehnung. Eine Gräfin Chotek war keine Partie für den zukünftigen Kaiser und König! Franz Ferdinand gab sich nicht geschlagen. Mit demselben starken Willen, mit dem er die Tuberkulose besiegt hatte, war er entschlossen, seine geliebte Sophie zu ehelichen. Nach einem Jahr des Konflikts gab der Kaiser nach. Er willigte einer Heirat unter der Bedingung ein, dass die Ehe morganatisch sein würde. Das bedeutete, dass weder Franz Ferdinands Gattin noch ihre Kinder Mitglieder des Kaiserhauses waren. Folglich waren sie auch nicht zur Thronfolge berechtigt. Eine bittere Pille für Franz Ferdinand. Doch der Kaiser war nicht bereit, von seiner Entscheidung Abstand zu nehmen.
Am 28. Juni 1900 verzichtete Franz Ferdinand in der Hofburg feierlich auf alle Rechte und Privilegien des Kaiserhauses für seine zukünftigen Kinder aus der Ehe mit Gräfin Chotek. Außer seiner Stiefmutter und ihren beiden Töchtern war von der kaiserlichen Familie niemand bei der Hochzeit am 1. Juli in Reichstadt anwesend. Franz Joseph verlieh Sophie den Titel Fürstin von Hohenberg (1908 sogar Herzogin von Hohenberg mit der Anrede Ihre Hoheit). Protokollarisch rangierte sie jedoch nur hinter der jüngsten Erzherzogin des Kaiserhauses. Die Ehe war eine innige, liebende Beziehung, aus der drei Kinder (Sophie 1901, Maximilian 1902 und Ernst 1904) hervorgingen.
Die morganatische Ehe und die kritischen politischen Ansichten des Thronfolgers führten zu einer zunehmenden Entfremdung zwischen Franz Ferdinand und seinem Onkel, dem Kaiser. Franz Ferdinands Residenz im Schloss Belvedere bildete eine Art \"Schattenregierung\" gegenüber dem Hof in Schönbrunn. Franz Joseph misstraute den Ansichten seines Nachfolgers und fand seinen Neffen schwierig und unsympathisch. Franz Ferdinand erbrachte dem Kaiser den gebührenden Respekt, fand seinen Onkel aber unflexibel und verständnislos. Wie die meisten Thronfolger musste er ungeduldig zusehen, wie die Zeit verrann. 1913 wurde er zum \"Generalinspektor der gesamten bewaffneten Macht\" ernannt. In dieser Eigenschaft reiste er 1914 nach Bosnien, um einem geplanten Armeemanöver beizuwohnen.

Den Erzherzog begleitete seine Gattin nach Bosnien. Hätte Franz Ferdinand Gefahr gewittert, hätte er dies mit Sicherheit abgelehnt. Die Manöver waren erfolgreich, und der Erzherzog erfreute sich bester Laune. Am Sonntag, den 28. Juni, war als Abschluss der Reise ein offizieller Besuch in Sarajevo geplant. Mit einem Sonderzug kamen Franz Ferdinand und Herzogin Sophie in der Stadt an. Um durch die Straßen Sarajevos zum Rathaus zu fahren, bestiegen sie das zweite Auto in der offiziellen Kolonne. Sie ahnten nicht, dass sieben im Nachbarland Serbien ausgebildete junge Männer, auf eine Gelegenheit warteten, den österreichischen Thronfolger zu ermorden.
Zuerst entkam Franz Ferdinand unterwegs zum Rathaus nur knapp einem Bombenattentat. Nach einer etwas verlegenen Begrüßung im Rathaus entschied man sich zur Absage des weiteren Programms, um gleich zur Residenz des Militärgouveneurs zu fahren. In der Aufregung verabsäumte man, die Chauffeure von der geänderten Fahrtroute in Kenntnis zu setzen. Das erste Auto bog wie ursprünglich geplant in die Franz-Joseph-Straße ein. Der Wagen des Erzherzogs folgte. Sofort befahl der Militärgouveneur dem Fahrer des Erzherzogs anzuhalten, um geradeaus zu fahren. Dieser bremste, um den Retourgang einzulegen. Im selben Moment trat der Attentäter Gavrilo Prinzip an das Auto heran und feuerte zwei Mal aus seiner Pistole.
Franz Ferdinand wurde am Hals getroffen, Herzogin Sophie im Unterleib. Das Auto raste zur Residenz des Gouverneurs. Doch es war zu spät. Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie lagen im Sterben.

Die Folgen dieses Verbrechens sind bekannt. Das Attentat in Sarajevo war Auslöser des Ersten Weltkrieges. Über einen Zeitraum von vier Jahren starben in den folgenden Schlachten viele Millionen Menschen. Der Krieg zerstörte die Welt, die Franz Ferdinand gekannt hatte und die er vielleicht hätte retten können.

Franz Ferdinand und Sophie wurden über Triest nach Wien zurückgebracht. Wegen der morganatischen Ehe kam ein Staatsbegräbnis nicht in Frage. Nach Aufbahrung in der Hofburg wurden die sterblichen Überreste des hohen Paares im Schloss Artstetten in Niederösterreich beigesetzt.

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