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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Kolonialisierung

ErÖrterung - kriegsschuldfrage - 1. weltkrieg



AUFGABE: Nehmen Sie zur Kriegsschuldfrage Stellung! Bezeihen sie sich in Ihrer Argumentation auch auf die Quellen M3 bis M5 und andere Äußerungen von Politikern und Historikern zum Thema!

Die folgende Erörterung befasst sich mit der Frage, ob Deutschland die Schuld am Beginn des Ersten Weltkrieges trug. Dabei dienen Äußerungen von bedeutenden Politikern und Historikern aus der Zeit vor sowie nach dem Ersten Weltkrieg als Grundgerüst.
Eine Vielzahl von historischen Persönlichkeiten vertrat die Meinung, dass Deutschland keine Schuld am Beginn des Ersten Weltkrieges hatte. W. Hubbatsch kommentierte "Deutschland wollte keinen Krieg.", ähnlich W. Mommsen "Alle wollten Krieg - Deutschland ist nur den Angriffsplänen seiner Gegner zuvorgekommen.". L. George bezog sich auf alle beteiligten Länder und war der Meinung "Keiner der führenden Politiker wollte Krieg, alle sind nur irgendwie "hineingeschlittert".", wodurch er niemandem die Schuld am Beginn des Ersten Weltkrieges gab. Im Gegensatz dazu dementierte J. W. Bestuschew "Die Politik aller Großmächte führte objektiv zum Krieg.". Dass Deutschland jedoch die Schuld trug, davon war F. Fischer überzeugt, was er mit der Behauptung "Die deutsche Führung trägt die Hauptschuld." kenntlich machte.
Die Aussage von W. Hubbatsch ist unkorrekt, da Deutschland Österreich-Ungarn ermutigte einen Krieg gegen Serbien zu führen und bewusst das Risiko auf einen Kriegsausbruch einging. Jedoch war Deutschland im Glauben, dass Russland durch die Niederlage gegen Japan in der Mandschurei 1904/05 (Verlust vieler Kriegsmaterialien, Soldaten etc.) nicht stark genug für einen bevorstehenden Krieg wäre und wie in der bosnische Krise von 1908 einen Krieg erneut vermeiden würde und eine Zunahme der österreichisch-ungarischen Machtstellung auf dem Balkan hinnehmen würde. Dadurch lässt sich vermuten, dass Deutschland der Ansicht war, dass ein eventuell ausbrechender Krieg geringfügige Folgen mit sich tragen würde.
Jedoch ist nicht zu leugnen, dass Deutschland den Angriffsplänen seiner Gegner zuvorkommen wollte, was die Aussage von W. Mommsen teilweise rechtfertigt. Erkenntlich ist diese Tatsache zum einen an der Kriegserklärung Deutschlands an Russland am 01. August 1914, um bei einem Zweifrontenkrieg (Russland im Osten und Frankreich im Westen) den entscheidenden Vorteil viel schneller als Russland kriegsbereit zu sein auszunutzen und vor dessen massiven Eingreifen bereits in Frankreich entscheidende Siege durch einen schnellen Vormarsch errungen zu haben (Blitzkrieg).
Auslöser der Kriegserklärung war die am 29. Juli befohlene Teilmobilmachung gegen Österreich-Ungarn von Russland und die Gesamtmobilmachung am darauffolgenden Tag. Deutschland stellte Russland am 31. Juli 1914 ein Ultimatum zur Zurücknahme der russischen Mobilmachungsmaßnahmen, welches von Russland jedoch nicht erfüllt wurde. Dem hinzuzufügen ist, dass Deutschland an der Mobilmachung Russlands keine Schuld trägt. Das als Auslöser des Ersten Weltkrieges gehandelte Ereignis war die Ermordung des österreichisch- ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Frau am 28. Juni 1914 in Sarajewo, Bosnien durch einen Attentäter der serbischen Geheimorganisation "Gabrielo Prinzip". Daraufhin stellte Österreich-Ungarn Serbien am 23. Juli 1914 in einem Ultimatum etliche Forderungen. Serbien machte viele und große Eingeständnisse, stimmte jedoch nicht allen geforderten Punkten, wodurch Österreich-Ungarn Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg erklärte, mit der Gewissheit Deutschland als Rückendeckung zu haben. Daraufhin beschoss Österreich-Ungarn am 29. Juli die serbische Hauptstadt Belgrad. Diese Ereignisse hatten dann die Mobilmachung Russlands zur Folge.
Der Stellungnahme von J. W. Bestuschew kann ich beipflichten, wodurch ich folglich die Äußerung L. Georges nicht zustimme. Somit ist aus folgenden Ereignissen ersichtlich, dass die Politik aller Großmächte objektiv zum Krieg führte.
Bereits vor 1914 gab es zwischen den Großmächten Spannungen. Unruhen auf dem Balkan - Balkankriege 1912/13 - stärkten überwiegend die russische Position auf dem Balkan. Serbien konnte sein Territorium fast verdoppeln und war der stärkste Staat auf dem Balkan. Daraufhin bemühte sich Österreich-Ungarn die künftige Machtstellung Serbiens zu begrenzen und letzte somit die Bildung eines selbstständigen Staates Albanien durch.
Weiterhin verfolgte Russland das Ziel einen panslawistischen Staat mit Russland als Zentrum aufzubauen. Dadurch wurden die anderen Staaten Europas, die nicht mit diesem Gedanken konform gingen, feindlich gegenüber Russland gesonnen.
Zur allgemeinen Schuld ist hinzuzufügen, dass die Moral der meisten Menschen in Europa eine fördernde Wirkung auf den Kriegausbruch hatte. Jeder Staat behauptete von sich die bessere Nation mit den besseren Menschen zu sein. Folglich wären die Gegner nicht im Stande einen Krieg zu führen, geschweige denn ihn zu gewinnen.
Um 1914 begann in Deutschland und weiteren Staaten Europas die industrielle Revolution. Im Zuge dessen führte Deutschland ein Flottenwettrüsten durch - die allgemeine Rüstung wurde Mode und gewann große Beliebtheit auch im allgemeinen Volk. Auch die anderen Staaten rüsteten ihr Heer und ihre Flotte auf. Somit stieg die Befürchtung der einzelnen Großmächte, dass die gegnerischen Staaten jederzeit zum Krieg willens und bereit seien.
Zudem ist die Ermordung des österreichisch- ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Frau am 28. Juni 1914 in Sarajewo, Bosnien durch einen Attentäter der serbischen Geheimorganisation "Gabrielo Prinzip" zu erwähnen. Hierdurch ereilte Österreich-Ungarn und somit auch Deutschland eine Krise, die durch Bosnien und somit auch Serbien ausgelöst wurde.
Daraufhin stellte Österreich-Ungarn Serbien am 23. Juli 1914 in einem Ultimatum etliche Forderungen. Serbien machte eine Vielzahl von Zugeständnissen, stimmte jedoch nicht allen geforderten Punkten zu, wodurch Österreich-Ungarn Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg erklärte. Dabei ist fraglich, wieso Österreich-Ungarn mit denen von Serbien zugestimmten Punkten nicht zufrieden war, womit ein Krieg hätte eventuell verhindert werden können.
Folglich befohlen russische Politiker am 29. Juli die Teilmobilmachung gegen Österreich-Ungarn und am darauffolgenden Tag die Gesamtmobilmachung. Dies wiederum veranlasste Deutschland Russland am 31. Juli 1914 ein Ultimatum zur Zurücknahme der russischen Mobilmachungsmaßnahmen zu stellen, welches von Russland nicht erfüllt wurde. Somit erklärte Deutschland Russland am 01. August 1914 den Krieg. Zum einen, um bei einem Zweifrontenkrieg (Russland im Osten und Frankreich im Westen) den entscheidenden Vorteil viel schneller als Russland kriegsbereit zu sein auszunutzen und vor dessen massiven Eingreifen bereits in Frankreich entscheidende Siege durch einen schnellen Vormarsch errungen zu haben (Blitzkrieg). Diese Kriegserklärung zog die nächste - gegen Frankreich am 03. August 1914 - mit sich.
Zudem befand sich Deutschland in der Vorkriegszeit in einer misslichen Lage, da Österreich-Ungarn sich auf Deutschland verließ, dass dieses ihn unterstützen werde. Zudem hatte Deutschland das von Bismarck geschlossene Bündnis mit Russland nicht verlängert und konnte somit nicht auf die Unterstützung Russlands bauen, sondern musste mit ihm als Gegner und Unterstützer Serbiens rechnen.
Der Äußerung von F. Fischer, dass Deutschland die Hauptschuld am Beginn des Ersten Weltkrieges trug, stimme ich nicht zu. Grund dafür, sind einzelne Fakten, die gegen eine direkte Schuld Deutschlands an Ereignissen, die zum Ausbruch des Krieges führten, aufzeigen. Jedoch ist hierbei fraglich, inwiefern Fischer das Wort Hauptschuld definierte.
Das als Auslöser des Ersten Weltkrieges gehandelte Ereignis war die Ermordung des österreichisch- ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Frau am 28. Juni 1914 in Sarajewo, Bosnien durch einen Attentäter der serbischen Geheimorganisation "Gabrielo Prinzip". Daran trug Deutschland keine Schuld.
Jedoch riet Deutschland Österreich-Ungarn dazu Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg zu erklärten, als dieses die in einem Ultimatum gestellten Forderungen vom 23. Juli 1914, nur unbefriedigend zustimmte.
Ohne direkte Schuld von Deutschland befahl Russland am 29. Juli die Teilmobilmachung gegen Österreich-Ungarn und am darauffolgenden Tag die Gesamtmobilmachung. Dadurch sah sich Deutschland genötigt Russland am 31. Juli 1914 ein Ultimatum zur Zurücknahme der russischen Mobilmachungsmaßnahmen zu stellen, welches von Russland nicht erfüllt wurde. Das daraus die Kriegserklärung Deutschlands an Russland am 01. August 1914 folgte und daraufhin die an Frankreich - nur 2 Tage später - ist logisch nachvollziehbar, da Deutschland darauf aus war den bei einem Zweifrontenkrieg (Russland im Osten und Frankreich im Westen) entscheidenden Vorteil viel schneller als Russland kriegsbereit zu sein ausnutzen und vor dessen massiven Eingreifen bereits in Frankreich entscheidende Siege durch einen schnellen Vormarsch errungen haben wollte (Blitzkrieg).
Bezüglich der beginnenden industriellen Revolution und der damit verbundenen Wettrüstung ist fraglich, ob Deutschland damit begonnen hat - vor allen anderen Großmächten Europas - oder nur Mittzügler war.
Jedoch ist an dieser Stelle festzuhalten, dass Deutschland Österreich-Ungarn ermutigt einen Krieg gegen Serbien zu führen und bewusst das Risiko auf einen Kriegsausbruch einging.
Fraglich in diesem Zusammenhang ist, inwieweit Deutschland Österreich-Ungarn verpflichtet gewesen ist - verpflichtet dazu, militärisch und politisch gemeinsam oder auch in Vorreiterstellung (vor Österreich-Ungarn) aktiv zu werden. Hierzu ein Zitat des deutschen Kaisers: "Reden wir ihnen zu, so sagen sie, wir hätten sie hineingestoßen; reden wir ab, so heißt es, wir hätten sie im Stich gelassen." Diese Äußerung zeigt, dass Deutschland mit großer Wahrscheinlichkeit unter dem Einfluss von Österreich-Ungarn stand und sich aus diesem Dilemma folglich zu den bisherig angesprochenen Maßnahmen gezwungen sah.
Der Journalist Sebastian Haffner ging in seinem Text "Die sieben Todsünden des Deutschen Reiches. Grundfehler deutscher Politik nach Bismarck damals und heute" von 1965 auf folgende Schwerpunkte ein. Zum einen argumentierte er, dass Deutschland den Fehler machte, sich selber Schwierigkeiten zu bereiten, obwohl es zur Wilhelministischen Zeit die optimale Position, die es zu erreichen gab, einnahm. In seinem Schlusssatz fasste er das eigentliche Problem Deutschlands, das zum ,Tod' führte (Bezug zu seiner Wortwahl ,Todsünde'): "Das reichste Land Europas war gleichzeitig das unzufriedenste; das stärkst, das unruhigste.". Somit wird sichtbar, dass Deutschland sich von seiner damaligen (1914) äußerst positiven Position eingeengt fühlte und sich in den ,Tod' rettete, d.h. der Ausweg, den Deutschland aus dieser Beengtheit wählte, war der Krieg.
Vordergründig geht es hierbei um die Frage, warum Deutschland die militärischen und politischen Aktionen, die es durchführte, vollzog. Hierzu ist zu sagen, dass Deutschland diesen Weg nicht freiwillig gewählt hat, zumindest nicht direkt. Natürlich stand es ihm frei, sich gegen die Wünsche und die Unterstützungsgesuche Österreich-Ungarns zu entscheiden, doch dann hätte es sich eventuell einen Feind geschaffen und zudem gegen den 1882 gegründeten Dreibund verstoßen. Abgesehen davon, waren die Oberhäupter der beiden Länder miteinander verwandt, was sie voneinander abhängig machen konnte, aber auch teilweise unbeachtet blieb.
Dabei möchte ich zusätzlich erwähnen, dass das Wettrüsten Deutschlands, das auf gegnerische Staaten vermutlich als Drohakt wirkte, meines Erachtens zum großen Teil auch aus Freude, um nicht zu sagen Begeisterung durchführte. Das Volk war allgemein sehr angetan von dieser Rüstung, besonders aber von der Flottenrüstung. Auf zahlreichen Artikeln sah man Bilder der Flotte, Kindern zog man mit Begeisterung Matrosenanzüge an, etc.
Der Historiker Andreas Hillgruber (1925-1989) kam in seinem Text "Die gescheiterte Großmacht. eine Skizze des Deutschen Reiches 1871-1945" von 1984 zu folgenden Erkenntnissen. Zum einen verlor Russland durch die Niederlage gegen Japan seine Machtstellung auf dem europäischen Kontinent gegenüber Deutschland erheblich, zum anderen sah sich Großbritannien durch das entstehende Übergewicht Deutschlands gezwungen im Kriegsfalle gegen Deutschland zu kämpfen, um eine höchstwahrscheinlich unabwendbare Hegemonie Deutschlands nach Sieg über Russland und Frankreich zu verhindern. Deutschland hatte somit seit 1905 ein bedrohliches Übergewicht hinsichtlich seiner Machtstellung auf dem europäischen Kontinent inne.
Diesen Argumenten stimme ich zu. Deutschland war allen anderen Ländern auf dem europäischen Festland - nach der Niederlage Russlands gegen Japan 1904/05 in der Mandschurei - militärisch überlegen und wäre höchstwahrscheinlich - ohne Großbritannien als Gegner - in der Lage gewesen, Frankreich und Russland zu besiegen. Ob eine eventuell eintretende Hegemonie Deutschlands - wenn Großbritannien nicht eingegriffen hätte - negative Folgen für Europa hätte ist ungewiss.
Sichtbar wird auch, dass Großbritannien klar von Europa hinsichtlich der Machtstellung abgegrenzt wird, da vom europäischen Festland und nicht von Europa die Rede ist. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Großbritannien militärisch stärker als Deutschland war, dem ich zustimmen kann, da die britische Flotte weitaus größer und stärker als die deutsche war.
Der von Winfried Baumgart 1983 herausgegebene Text "Die Julikrise und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914" beinhaltet den Bericht eines Botschafters von Österreich-Ungarn (Berlin) vom 05. Juli 1914 an den Wiener Außenminister Berchtold über sein Gespräch mit dem deutschen Kaiser über den erhaltenen Brief von Kaiser Franz Joseph, in dem es um den Ersuch des österreichischen Monarchen um deutsche Rückendeckung im Falle eines militärischen Akts gegen Serbien. Folgende Informationen gehen daraus hervor. Zum einen hatte der deutsche Kaiser einen militärischen Akt gegen Serbien von seiten Österreich-Ungarns erwartet hatte, jedoch vor Absprache mit dem Reichskanzler keine Entscheidungen treffen mochte, da er Probleme mit anderen europäischen Staaten vermutete. Letztendlich willigte der deutsche Kaiser Wilhelm doch zu und versicherte im Falle eines Krieges zwischen Russland und Österreich-Ungarn Unterstützung zu leisten. Weiterhin dementierte er, dass Russland für einen Krieg nicht bereit sei. Er bedauerte es sehr, Krieg gegen Serbien - im Falle des Falles - führen zu müssen, drängte aber dazu, sofort zu handeln, wenn dies der richtige Moment wäre.
Hieraus lässt sich die gegenseitige Abhängigkeit von Österreich-Ungarn und Deutschland erkennen. Österreich-Ungarn hoffte auf militärische Unterstützung von seiten Deutschlands und dieses gewährt den Wunsch aus Gründen der Bundestreue.
Als Deutschland Russland am 31. Juli 1914 ein Ultimatum zur Zurücknahme der russischen Mobilmachungsmaßnahmen stellte, wurde die Gewährleistung der Unterstützung Österreich-Ungarns durch Deutschland erstmals sichtbar. Ausgelöst wurde diese Aktion durch die am 29. Juli befohlene Teilmobilmachung Russlands gegen Österreich-Ungarn und die Gesamtmobilmachung am darauffolgenden Tag. Dieses Ereignis wurde wiederum durch die tatsächlich eingetretene Kriegserklärung Österreich-Ungarns gegen Serbien am 28. Juli 1914.
Der Beweis für eine gänzliche Unterstützung von seiten Deutschlands zeigte sich in der Kriegserklärung gegen Russland am 01. August 1914, als dieses dem Ultimatum nicht zustimmte und weiterhin mobil machte, und gegen Frankreich 2 Tage darauf.
Der Hamburger Geschichtsprofessor Fritz Fischer legte in seinem Text "Die Zeit" von 1965 - hier: Streitgespräch mit seinem Kieler Kollegen K. D. Erdmann - folgende Argumente vor. Deutschland hatte den Krieg zwischen Österreich-Ungarn und Serbien gewollt und deshalb auch vorbereitet und herbeigeführt. Der Krieg war im Sommer 1914 bereits gänzlich vorbereitet und musste nur noch ausgelöst werden. Die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand bot den idealen Anlass zum Krieg und sicherte Deutschland die militärische Unterstützung durch Österreich-Ungarn. Das an Serbien am 23. Juli 1914 gestellte Ultimatum sollte Russland zu einem Krieg provozieren, so kalkulierte es Deutschland. Die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien stellten eine verstärkte Provokation gegen Russland dar. Die Bemühungen um Frieden seitens Russland waren vergeblich und so beschloss man am 30. Juli die Teilmobilmachung und darauf die Gesamtmobilmachung gegen Österreich-Ungarn und Deutschland, ausgelöst durch den Verdacht, dass Deutschland eigentlich einen Krieg mit Russland bezweckte. Dadurch gab Russland zu erkennen, dass es Serbien nicht vernichten lassen wollte, selbst noch als Österreich-Ungarn versicherte - scheinheilig, wie sich bei der Ministerratssitzung in Wien herausstellte, als man dort besprach, wie man gedachte Serbien auszuschalten - sich nichts von Serbien nehmen zu wollen. Durch ein Missverständnis zwischen Österreich-Ungarn und Deutschland begannen in Wien am 03./31. Juli 1914 freundschaftlich diplomatische Unterredungen mit Russland, die auf Frieden und eine Einigung ohne Krieg hindeuteten. Daraufhin beschloss Deutschland Russland und Frankreich ein Ultimatum zu stellen, mit dem Gesuch die Mobilmachungsmaßnahmen zu stoppen (Russland), das nicht erfüllt wurde, und die Bereitstellung von 2 Festungen im Falle eines Krieges (Frankreich) bei Versicherung von Verschonung seitens Deutschland. Russland lehnte ab und erhielt daraufhin die deutsche Kriegserklärung, obwohl es bereitgewesen war während der Zeit der Gespräche vom Militär keinen Gebrauch zu machen.
Es ist deutlich zu erkennen, dass Fritz Fischer hundertprozentig Deutschland für den Beginn des Ersten Weltkrieges die Schuld gab. Jedoch ist für mich äußerst fragwürdig, wie er sich seiner Anschuldigungen über den geplanten Krieg mit Russland sicher sein konnte - über 40 Jahre nach dem Krieg - da er nicht kenntlich machte, woher er sein Wissen über die wahren Absichten Deutschlands hatte - woher er die Informationen über die Gedanken der deutschen Reichsleitung zum Thema Erster Weltkrieg nahm.
Es gibt einige seiner Argumente, denen ich zustimme, andere wiederum sehe ich nicht als vertretbar an.
Ich gehe damit konform, dass Deutschland sich des Krieges zwischen Österreich-Ungarn und Serbien bewusst war und ihn auch gewollt hat. Das geht daraus hervor, dass Kaiser Wilhelm ohne Unterredung mit anderen Politikern Österreich-Ungarn Unterstützung zusprach und ihm riet mit dem Krieg alsbald zu beginnen - wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Dass Deutschland sich militärisch schon lange auf den Krieg gegen Russland eingestellt hatte, gab der deutsche Kaiser selber zu: "Russlands Haltung werde jedenfalls feindselig sein, doch sei er hierauf schon seit Jahren vorbereitet..." berichtete der Botschafter Österreich-Ungarns in Berlin am 05. Juli 1914 dem Wiener Außenminister Berchtold. Außerdem sicherte er unbedingte Unterstützung im Falle eines Krieges mit Russland zu. Hierzu möchte ich noch hinzufügen, dass ich der Ansicht bin, dass Deutschland sich zwar lange Zeit auf einen Krieg vorbereitet hatte, aber nicht seit Beginn der Rüstung auf das Ziel - Krieg gegen Russland -hingearbeitet hatte.
Auch stimme ich zu, dass die Ermordung an Erzherzog Franz Ferdinand in der Tat ein guter Anlass zum Kriegsbeginn war und Deutschland die Möglichkeit gab, Österreich-Ungarn mit in den Krieg einzubeziehen (notwendige militärische Unterstützung), da die Ermordung vordergründig eine Krise für Österreich-Ungarn darstellte. Dahergehend ist die Tatsache, dass Österreich-Ungarn Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg erklärte, obwohl Serbien bezüglich des Ultimatums vom 23. Juli 1914 erhebliche Zugeständnisse machte. Dieser Akt (Kriegserklärung) kann durchaus als Provokation von Russland gesehen werden, wenn man bedenkt, dass Russland Serbien völlige Unterstützung gewährte.
Auch die gescheiterten Friedensbemühungen seitens Russland durch Ablehnungen des österreichischen Außenministers deuten darauf hin, dass Österreich-Ungarn - und somit auch Deutschland - den Krieg wollen. Besonders wurde dieses Tatsache sichtbar, als Österreich-Ungarn gänzlich unversöhnlich auftrat und Deutschland sich gegenüber den Botschaftern Frankreichs, England und Russlands schroff verhielt. Daraus konnte man schlussfolgern, dass Deutschland beabsichtigte einen Krieg mit Russland herbeizuführen, da ein Krieg mit Serbien zwangsläufig auch auf einen Krieg gegen Russland hinführte.
Es ist eine deutliche Beeinflussung von Deutschland auf Österreich-Ungarn zu erkennen. Durch Missverständnisse zwischen beiden Staaten entschloss sich Österreich-Ungarn am 30./31. Juli 1914 freundschaftlichen diplomatischen Gesprächen mit Russland zu widmen und eine friedliche Lösung der Krise in Sicht war. Jedoch besprach man nur wenige Tage zuvor, wie man Serbien auf dem Balkan auszuschalten gedachte. Daraus schlussfolgere ich, dass Deutschland eine entscheidende Rolle im Krieg Österreich-Ungarn gegen Serbien spielte und auf die Aktivitäten Österreich-Ungarns erheblichen Einfluss hatte, woraus sich erkennen lässt, dass Deutschland den Krieg mit Serbien und dadurch auch mit Russland und weiterfolgend mit Frankreich wollte.
Die darauffolgende Maßnahme Deutschlands - die Stellung von Ultima an Russland und Frankreich - macht kenntlich, dass Deutschland den Krieg immer noch wollte, obwohl bereits Friedensverhandlungen zwischen Österreich-Ungarn und Russland durchgeführt wurden. Auch die befristete Zeit von 12 Stunden bis zur Beantwortung der Ultima lässt darauf schlussfolgern, dass Deutschland nun nicht mehr länger auf den Krieg warten wollte.
Im Verlauf der Erörterung musste ich feststellen, dass meine Einstellung gegenüber der Kriegsschuldfrage sich geändert hat. Aufgrund der bisher erlangten Informationen bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass Deutschland Schuld am Beginn des Ersten Weltkrieges hatte. Dies geht aus den umfangreichen Hintergrundinformationen des Textes "Die Zeit" von Fritz Fischer hervor. Jedoch stellt sich mir immer noch die Frage, ob Fischer mit einigen seiner Anschuldigungen recht hat, da diese Einblicken in die Gedanken der Verantwortlichen der Reichsleitung bedarf und ich mir nicht sicher sein kann, ob Fischer über zuverlässige Quellen diesbezüglich verfügt.

 
 

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