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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die spanier in yucatán - interessenkonflikte (14)



Nach Abschluss der Konquista wurde Yucatán als Provinz administrativ einem Gouverneur [alcalde mayor] unterstellt, z.Z. der nachfolgend geschilderten Ereignisse war dies Don Diego Quijada. Kennzeichnend für die demographische Situation war der äußerst kleine spanische Bevölkerungsanteil, der sich zudem noch in wenigen Städten konzentrierte. Geschuldet war diese, im Vergleich zu anderen Regionen, geringe Präsenz der Kolonialherren v.a. zwei Faktoren: Zum einem den, für Europäer, sehr belastenden klimatischen Bedingungen; zum anderen, wesentlicheren, aber der Tatsache, dass Yucatán kaum über ausbeutbare Bodenschätze verfügt und damit die Aussichten auf schnellen Reichtum für eine größere Zahl von Eroberern nicht gegeben waren. Die einzige nutzbare Ressource der Halbinsel war die, vorwiegend in der Landwirtschaft eingesetzte, Arbeitskraft der einheimischen Bevölkerung. Das grundlegende sozial-ökonomische System war, wie überall im spanischen Kolonialreich, die Encomienda. Für Yucatán bedeutete dies, dass ein ,,verdienter\" Spanier die Aufsicht über eine bestimmte Gruppe von Einheimischen erhielt, mit der ideologischen Begründung, sie im Christentum zu unterweisen. Dafür war es dem Encomendero gestattet, einen Teil der Tribute (größtenteils in Form landwirtschaftlicher Produkte), die er bei ,,seinen\" Indianern im Auftrag der Krone einsammelte, für sich zu behalten sowie in gewissem Umfang ihre Zwangsarbeitsdienste (entweder in seinem Haushalt oder auf seinen eigenen Feldern) in Anspruch zu nehmen. Es ist anzunehmen, dass das Hauptinteresse der Encomendero nicht so sehr in der Glaubensunterweisung ihrer ,,Schützlinge\", als vielmehr in der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft lag. Der Erhalt dieser Quelle ihres Wohlstandes gebot daher, den Indianern wenigstens einen minimalen Schutz vor allzu großen Zumutungen, von welcher Seite auch immer, zu gewähren.
Die geistliche Macht in Yucatán wurde im Jahre 1562 durch den Franziskaner-Orden repräsentiert. Eine relativ kleine Anzahl von Mönchen unterhielt 12 Klöster und besuchte regelmäßig die indianischen Ortschaften, um den gerade erst übernommenen christlichen Glauben ihrer Bewohner zu festigen, mehr als 200 Dörfer hatten schon ihre eigene Kirche, ihre Schule und von den Missionaren ausgebildete (indianische) Schulmeister. (15) Provinzial des Ordens, und damit höchste geistliche Autorität in Yucatán, war Fray Diego de Landa.(16) Für die Franziskaner gab es zu dieser Zeit mindestens zwei Felder divergierender Interessen mit anderen Sektoren der Kolonialelite: Da war zunächst ein schon länger schwelender Konflikt mit den Encomenderos, denen die Mönche, aus den oben angedeuteten Gründen sicher nicht ganz zu unrecht, vorwerfen konnten, nicht sehr eifrig an der Festigung des Glaubens unter den Indianern zu wirken. Möglich ist, dass sie daraus die Schlussfolgerung zogen, die einzige kompetente Kraft in diesem Bereich zu sein und jede Einflussnahme von weltlicher Seite als Einmischung in ihre ureigensten Angelegenheiten ansahen. (17) Ein zweites Spannungsfeld war innerkirchlicher Art. Für die Provinzen Yucatán und Tabasco war vor kurzem eine Diözese eingerichtet worden und der neue Bischof, Francisco de Toral, sollte demnächst in Yucatán eintreffen. Es scheint, dass die Franziskaner ungeachtet der bevorstehenden offiziellen Übergabe der kirchlichen Macht aus den Händen des Ordens in die des Bischofsamtes, ihren traditionellen Einfluss in größtmöglichem Umfang sichern wollten. (18) Daher erscheint es auch plausibel, dass sie entweder ein Interesse daran hatten, die von ihnen betreuten Gemeinden frei von jeder Glaubensabweichung zu präsentieren oder - in noch stärkerer Interpretation - zu verdeutlichen, dass sie willens und in der Lage waren, gegen jegliche Form von Häresie mit aller Härte vorzugehen.
In dieser Situation stießen im Mai 1562 zwei junge Indianer bei der Jagd auf eine Grube, in der sie Idole (Götzenbilder) und menschliche Schädel fanden. Mit der Meldung ihres Fundes an den örtlichen Franziskaner setzten sie einen Prozess in Gang, dessen eigentliche Ursache wahrscheinlich nicht so sehr die tatsächliche Verbreitung alter religiöser Praktiken unter den Maya, sondern vielmehr innerspanische Interessenkonflikte waren, die nunmehr auf Kosten der indianischen Bevölkerung ausgetragen wurden. In seinem weiteren Verlauf entwickelte dieser Prozess eine Eigendynamik, die wiederum erst durch die vorläufige Lösung der genannten Konflikte zugunsten des Bischofs und der Encomenderos (und bezeichnenderweise nicht durch ein Aufbegehren der bedrängten Indianer) gestoppt wurde.

 
 

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