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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die phase des wiederaufbaus (1945-1960)



Raumdynamik In der Zeit des zweiten Weltkriegs flüchtete das Gros der deutschen Stadtbevölkerung in die ländlichen Gebiete, um dort Schutz vor den starken Bombardements zu finden. "Sie drängten nach dem Krieg in ihre Heimatstädte, in ihre alten Lebens- und Wohnumwelten zurück und versuchten, in den Trümmermassen ihr Leben zu gestalten" (Hewitt et al 1993, 438). Diese Land-Stadt-Wanderung wurde jedoch quantitativ noch von der Flüchtlingswelle aus den östlichen Gebieten überlagert. Die westdeutschen Klein- und Mittelstädte erfuhren in dieser Zeit von 1945 bis 1961 den größten Aufschwung. Besonders mittelgroße Städte konnten durch das erheblich gestiegene Arbeitskraftangebot nachhaltig eine Industrie aufbauen, die den zentralörtlichen Einzugsbereich ausweitete. Die wirtschaftliche und soziale Eingliederung der Ostflüchtlinge, die durch das rasche Wirtschaftswachstum der Nachkriegszeit wesentlich erleichtert wurde, führte zu einem erneuten starken Wachstum des gesamten Städtesystems, das in seinen "Größenordnungen und seinen Folgen nur mit der intensiven Verstädterungsphase im letzten Drittel des vorherigen Jahrhunderts verglichen werden kann" (Köhler und Schäfers 1986, 30).

Die Abwanderung aus dem peripheren Raum in die Kerngebiete der Entwicklung führte auch zu einer Selektion der Bevölkerung. Vorwiegend junge Altersgruppen, die in den Städten ein erhöhtes Ausbildungs- und Arbeitsangebot finden, zogen in die Ballungszentren. Zu den so entstehenden Rückstandsgebieten zählen das nördliche Schleswig-Holstein, Ostfriesland, die westliche Eifel, die Grenzgebiete zur DDR und CSSR sowie Niederbayern. (vgl. Blotevogel und Hommel 1980, 161)



Stadtentwicklung
Im Städtebau sind die Jahre von 1945 bis 1949 "faktisch die Zeit der Trümmerbeseitigung und der Notmaßnahmen sowie planerisch die der einzigen groß angelegten Gesamtplanungen und der vielen Wettbewerbe und detaillierten Planungen für die zerstörten Innenstädte" (Müller-Raemisch 1987, 19). Währungsreform und Marschallplan machten den praktischen Beginn des Wiederaufbaus möglich.

Die Aufgaben das Wiederaufbaus wurden schnell umrissen: Die Tätigkeiten sollten sich auf die Trümmerbeseitigung, den Neuaufbau der Kommunalverwaltungen sowie der Behebungen von Notsituationen beschränken. Diese Vorhaben wurden jedoch vom Mangel an Baumaterialien und finanziellen Mitteln gehemmt. (vgl. Hewitt et al 1993, 439) Diese Mißstände wurden als Vorteile gewertet: "Das langsame Anlaufen der Bautätigkeit hat den einen Vorteil, daß das Bearbeiten der durch die Zerstörung der Städte erforderlichen Wiederaufbaupläne mit der nötigen Ruhe geschehen kann" (Fischer 1948, 87). In städtebaulichen Dimensionen gedacht, verlief der Wiederaufbau jedoch viel zu überhastet und schnell; im wesentlichen war er um 1960 schon abgeschlossen. Das trug dazu bei, daß wertvolle Bausubstanz nicht nur durch die Bombardierungen, sondern auch durch den Wiederaufbau zerstört wurden (vgl. Durth und Gutschow 1988). Die historischen Stadtbilder blieben vorwiegend nur in den Klein- und Mittelstädten erhalten.

Die frühe Phase ist aufgrund der starken Zuwanderung aus den Ostgebieten, sowie aus der Peripherie in die Stadt, durch eine starke Orientierung auf Wohnungspolitik gekennzeichnet. "Was wir brauchen sind Wohnungen, Wohnungen und nochmals Wohnungen" (Rappaport 1949, 11). So schätzte man den Bedarf auf 5 Millionen neue Wohnungen.

Über die Konzeption des Wiederaufbaus entbrannten in den Nachkriegsjahren starke Diskussionen. Die Entwürfe reichten vom identischen Wiederaufbau bis hin zum völligen Neubau. Zu dieser Zeit sind die Modelle von Le Corbusier ("Ville Contemporaine"), Reichow ("Organische Stadtbaukunst") und Schwangenscheidt ("Die Raumstadt") prägend. Alle Leitbilder dieses Abschnitts "fußen bei aller sonstigen Differenzierung auf der Gliederung der Stadt in überschaubare Einheiten" (Müller-Raemisch 1987, 24). Gliederung und Überschaubarkeit, so lautet der allgemeine Tenor der Stadtplaner in den Nachkriegsjahren. Alle Modelle, die von Neubau bis hin zum historischen Wiederaufbau reichen, finden im deutschen Städtebau der Nachkriegszeit Anwendung: So entstand in Düsseldorf das Thyssenhochhaus (Abbildung 1) und in Köln wurde der mittelalterliche Gürzenich wiederhergestellt (vgl. Hewitt et al 1993, 439). Tendenziell richtet man sich jedoch am historischen Stadtgefüge aus. Schöller sieht die Gründe dafür in der überkommenen Bodenordnung, im bestehenden Straßennetz, in den erhaltenen Anlagen des unterirdischen Städtebaus und nicht zuletzt im Traditonswillen der Bevölkerung (vgl. Schöller 1967, 78).

Der Lemgoer Entwurf, in dem man eine Neustrukturierung der Innenstädte durch Zusammenlegung von Parzellen mit gleichzeitiger Umwandlung des Individualeingentums in Gemeinschaftseingentum erreichen will, fand keine Anwendung. Besonders in der britischen Besatzungszone konnte dieser sozialistisch anmutende Ansatz nicht Fuß fassen - zu jener Zeit war die "Labour Party" in der Regierungsverantwortung. So blieb in Köln das historische Parzellengefüge erhalten. Als Folge entwickelten sich stellenweise nur eingeschossige Ladenbauten, da für einen weiteren Ausbau die Häuser schlichtweg zu schmal sind. Anders verlief die Entwicklung in Gießen, wo eine Neustrukturierung der Besitzparzellen gelang (vgl. Hewitt et al 1993, 442).

 
 

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