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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die nicht jüdische bevölkerung wiens und die juden



Die weltpolitischen Ereignisse des ausgehenden 19. Jahrhunderts gaben den antijüdischen Gesinnungen erneut Nahrung.
Die Jahre 1848, 1860 und 1867 waren ohne Zweifel für die Juden in rechtlicher Hinsicht ein Fortschritt, doch wurden sie weiterhin gesellschaftlich nicht akzeptiert.
Die Ära des Hochliberalismus der 60er Jahre drängte die judenfeinfeindlichen Tendenzen vorübergehend in den Hintergrund. Die Juden, die durch die Revolution 1848 ein Stück Freiheit kennengelernt hatten, wurden nun die treuesten Anhänger des Liberalismus.
Mit Begeisterung machten sich jene Juden, die für sich den Anspruch auf volle bürgerliche Gleichberechtigung stellten, zu Wortführern aller freiheitlichen Kreise des Bürgertums.

1873, den Börsencrash, kann man jedoch mit der Wende zum Feindbild der Juden deklarieren. Das in wirtschaftlichen Depressionen steckende Kleinbürgertum wurde für antisemitische Schuldzuweisungen empfänglich. Die Gründe für die Entstehung des Feindbildes lassen sich nur schwer nennen, doch zählen sicherlich das Erleichterte Vorwärtskommen der Juden in allen Teilen des öffentlichen Lebens, ihre wirtschaftlichen Erfolge, ihr massiver Einfluß auf die Presse, die steigende jüdische Zuwanderung und der Börsenkrach von 1873 dazu. Bereits im 16. Jahrhundert hatte der Antisemitismus wirtschaftliche Ursachen. Zum Beispiel warf man den Juden vor, sich auf Kosten der Nichtjuden zu bereichern. Da die Christen im Mittelalter aus religiösen Gründen keine Zinsen nehmen durften, blieben die Geldgeschäfte meist den Juden vorbehalten. So kam es, daß viele Christen bei Juden verschuldet waren. Den Juden waren außerdem die meisten Berufe verboten. Aus der Landwirtschaft wurden sie verdrängt, und ein Handwerk konnten sie nicht ausüben, weil sie als Nichtchristen kein Mitglied einer Zunft werden durften. So blieb ihnen nur das Geldgeschäft und der Kleinhandel. Somit sieht man, daß der Antisemitismus tiefe Wurzeln hat, und der Haß von Nichtjuden auf Juden seit jeher existiert.

Als Vorläufer der späteren antisemitischen Bewegung ist Domherr August Rohling zu sehen, der von katholischen Geistlichkeiten und ihrer Presse in Wien gefördert wurde.
Auch jene Kreise des Bildungsbürgertum, die den Antisemitismus grundsätzlich ablehnten, ließen sich durch Bücher wie die "Grundlage des 19. Jahrhunderts", die Houston S. Chamberlain 1898 in Wien vollendete, von der Minderwertigkeit und Gefährlichkeit der jüdischen "Rasse" überzeugen.
Erst mit dem Auftreten der Altdeutschen unter Führung des Abgeordneten Georg v. Schönerer zu Beginn der achtziger Jahre wurde die antisemitische Ideologie nach dem deutschen Vorbild in die Massen getragen und zum Parteiprogramm erhoben.
Georg von Schönerer ging mit seinem Motto "Ob Jude, ob Christ, ist einerlei - in der Rasse liegt die Schweinerei" in diese traurige Geschichte ein.
Der Antisemitismus lehnte somit jedoch nicht in erster Linie die Religion, sondern die angeblichen Rassenmerkmale der zu den Semitenvölkern gehörenden Juden ab, und in Deutschland, Frankreich, Österreich und Ungarn schlossen sich politische Gruppen zusammen, um die Juden von hochrangigen Positionen auszuschließen. Antisemitismus ist ein im 19. Jahrhundert entstandener Begriff, der die Feindseligkeit den Juden gegenüber bezeichnet, unabhängig davon, ob sie religiös sind, oder nicht.
Der Begriff Antisemitismus wurde 1879 von Wilhelm Marr geprägt, der mit zu seiner Verbreitung beitrug. Um dem Antisemitismus auch einen Nährboden zu geben, zog man rassistische Theorien heran, die Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland, Frankreich und England entwickelt worden waren. Diese Theorien besagten, daß arische Völker, arisch ist mit dem Wort "edel" gleichsetzbar, den semitischen Völkern körperlich und charakterlich überlegen sind.
Die große Zahl mittelloser galizischer Juden, die sich um 1900 in der Metropole ansiedelten, konnten mit Sicherheit aber nicht als "kapitalistisches Feindbild" dienen. Der Antisemitismus war und ist nicht nur von wirtschaftlichen Verhältnissen bestimmt.

 
 

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