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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die lage der arbeiter





2.2.1 Arbeitsbedingungen Die Industrialisierung veränderte die Arbeits- und Lebensbedingungen von Grund auf. Dadurch, dass nun die Maschinen einen Großteil der Arbeiter ersetzen und die Produktion beschleunigen konnten, trat der Mensch als Arbeiter in den Hintergrund. Er diente nunmehr der Maschine. Viele Arbeiter dieser Zeit empfanden sich als Sklaven. Sie wurden gezwungen, den Arbeitsrhythmus und das hohe Arbeitstempo der Maschinen anzunehmen und sich ihnen anzupassen. Pausen oder ein Gang zur Toilette waren unmöglich.

Ebenso mussten sich die Arbeiter einer strengen Betriebsordnung unterwerfen. Diese regelte das Verhalten auf dem Gelände, den Arbeitsablauf und die Arbeitszeiten. Verstieß man gegen diese Ordnung, hatte man mit harten Strafen zu rechnen. Die schlechten Arbeitsbedingungen führten oftmals zu berufstypischen Krankheiten und zu einem schnellen Verschleiß der Arbeiter. Sie mussten häufig lange in ein und derselben Körperhaltung verbringen oder in schlecht beheizten und dunklen Räumen sitzen. Die Luft war voll mit Abgasen und Staub. Schnell kam es zu chronischen Entzündungen von Augen, Rachen und Kehlkopf. In manchen Betrieben, wie z. B. der Ravensburger Spinnerei, traten häufig Muskelschwächen und Geschwüre an den Beinen auf.

Ein Zeitgenosse über einen Besuch in einer Baumwollspinnerei:

"Der ganze Raum war erfüllt von umherfliegenden Baumwollteilchen und eine schwere Wolke von feinstem und ganz grobem Staub schwebte über den Arbeitern und drang in ihre Atmungsorgane ein; der Lärm war so ohrenbetäubend, dass kein Wort vernommen wurde."1

Die damaligen Arbeitszeiten wären heute in keiner Weise mehr akzeptabel. Arbeitszeiten von 15 Stunden und mehr, ebenso Sonntags- und Nachtarbeit waren keine Seltenheit und durchaus üblich. Die Löhne waren jedoch trotzdem so gering, dass dieses Geld der Arbeiter allein für das Leben nicht ausreichte. Die durchschnittliche Arbeiterfamilie lebte in Krisenzeiten meist unter dem Existenzminimum. Deshalb war es unumgänglich, die Kinder und Frau mitarbeiten zu lassen.

Schon vor der Industriellen Revolution gab es Kinderarbeit in der Landwirtschaft, jedoch lange nicht in diesem Ausmaße wie in den Fabriken der Städte. Zu den langen Arbeitszeiten kam nun noch, dass die Kinder schon frühzeitig aus dem Familienbund gerissen und so ihrer sozialen Bindungen beraubt wurden. Ihnen wurde auch die Chance auf eine Schulbildung und somit auf eine bessere Zukunft genommen.



Ein Bericht gibt die Aussage von Kindern so wieder:

Junge: ". Bin 12 Monate in der Spinnerei gewesen. Anfang um 6 und Feierabend um ½8 Uhr. Habe zwei oder drei Wochen Überstunden gemacht."

Mädchen: "Habe hier zwei Jahre gearbeitet, bin jetzt 14, arbeite 16½ Stunden am Tag. Kürzlich war ich krank und bat um 8 Uhr aufhören zu dürfen, und man sagte mir, wenn ich ginge, brauche ich nicht zurückzukommen."1



In einem Bericht über Kinderarbeit im rheinischen Industriegebiet heißt es u. a.:

"Diese unglücklichen Geschöpfe entbehren den Genuss frischer Luft, sind schlecht gekleidet, schlecht ernährt und verbringen ihre Jugend in Kummer und Elend. . Nicht weniger verwahrlost ist ihre sittliche und geistige Bildung."2



Da im Vergleich zu den männlichen Arbeitern die Löhne für Frauen weit geringer waren, wurden diese gerne eingestellt. Die Frauen mussten meist schon mit 15 Jahren die Arbeit beginnen, um ihre Familie zu entlasten und zu unterstützen.



2.2.2 Lebensbedingungen

Durch die Fabrikarbeit veränderten sich die Wohnverhältnisse enorm. In der Nähe der Fabriken entstanden so genannte Mietskasernen, um die steigende Zahl der Arbeiter unterbringen zu können. In diesen Hütten bestanden die Wohnungen häufig nur aus einem Zimmer, das zugleich Wohn- und Schlafraum war. Hier lebten oft ganze Familien samt Großeltern auf engstem Raum zusammen. Nicht selten teilten sich mehrere Personen ein Bett. Die Menschen lebten hier unter gesundheitsschädigenden und unhygienischen Bedingungen in dunklen und feuchten Gemäuern. Diese Mietswohnungen wurden meist nur für ein Jahr vermietet, was die Arbeiter total abhängig vom Vermieter machte. Die Grundstückspreise stiegen rasch an und verhinderten den Erwerb eigener Häuser. So bildeten sich in den Vororten der Industriezentren regelrechte Slums, deren Wohnverhältnisse ein geregeltes und normales Familienleben unmöglich werden ließen.

Des Weiteren trug das "Trucksystem" stark zur Verarmung der unteren Bevölkerungsschicht bei. Die Arbeiter, die ihre geringen Löhne sowieso schon knapp kalkulieren mussten, um die Familie zu ernähren, wurden oftmals damit entlohnt, dass sie Waren vom Unternehmer zu dessen Konditionen erhielten oder kaufen mussten. Meistens waren dies billige und unnütze Produkte, die die Arbeiter nicht brauchten, oder aber teure Lebensmittel wie Tabak oder Kaffee, die die Arbeiter sich eigentlich nicht leisten konnten aber zwangsweise annehmen mussten. Dies war ein weiterer Grund dafür, warum die Arbeiter weiterhin von ihrem Arbeitgeber so stark abhängig waren.



2.2.3 Rechte der Arbeiter

Bis hin in die achtziger Jahre zur Sozialreform Bismarcks war für die Arbeiter eine soziale Sicherheit in keiner Weise gewährleistet. Nur wenige Unternehmer waren sozial eingestellt, so dass es normalerweise keinen Schutz bei Krankheit, Invalidität oder Arbeitslosigkeit gab. Für die finanzielle Absicherung im Alter musste jeder selbst vorsorgen.

Darüber hinaus hatten die Arbeiter auch nicht die gleichen sozialen Rechte wie das Besitz- und Bildungsbürgertum. Sie wurden als minderwertige Personen angesehen, die nicht fähig seien, selbstständig zu handeln. Aufgrund des Dreiklassenwahlrechtes konnte sich das Proletariat nie gegen die Bourgeoisie durchsetzten, wodurch sie politisch rechtlos waren. Die Höchstbesteuerten machten zwar nur einen geringen Teil der Bevölkerung aus, hatten aber aufgrund ihres starken Einkommens viel mehr politische Bedeutung. 1898 hatten in Berlin knapp 1500 erstklassige Wähler genau so viel zu sagen wie 290000 drittklassige. Auch das Streik- und Koalitionsverbot, das 1845 in der preußischen Gewerbeordnung erlassen wurde, unterdrückte die Macht der Arbeiter. 1869 wurde das Streik- und Koalitionsverbot von Norddeutschen Bund aufgehoben. Trotzdem versuchten die Unternehmer weiterhin Streiks zu verhindern, indem sie mit dem Verlust des Arbeitsplatzes drohten.

 
 



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