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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die heiligen drei könige und der stern von bethlehem



Ausgangspunkt
r / Im Kölner Dom liegen, so sagt man, die Reliquien (Gebeine, Kleidungsstücke) der Heiligen Drei Könige.



Die fünfschiffige gotische Basilika . steht an der Stelle einer Steinkapelle aus dem 6. Jahrhundert, die mehrmals umgebaut und erweitert wurde. Anlass für den Neubau war die Überführung der Dreikönigsreliquien von Mailand nach Köln in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, die in dem prächtigen Dreikönigsschrein (begonnen um 1180, vollendet gegen 1230) aufbewahrt werden.

Zum Kölner Dom aus: Microsoft® Encarta® Enzyklopädie Professional 2003 ©



Millionen von Pilgern sind Jahrhunderte lang nach Köln gekommen, um sich den Segen der Heiligen Drei Könige zu holen, was für die Kölner wiederum ein Geldsegen war.



Im Wappen der Stadt erscheinen drei Kronen.



Sucht man mit der Suchmaschine Google im Internet, findet man unter dem Stichwort Drei Könige jede Menge Hotels, Kneipen Gasthäuser - vor allem in Köln.



In ländlichen Gegenden ist der brauch erhalten geblieben, dass Kinder als Sternsinger am 6. Januar durch die Ortschaften ziehen um für eine kleine Gabe ihren Segen an die Haustür zu malen.

20 * C + M + B * 04



Die Buchstaben sollen dabei nicht die Anfangsbuchstaben der Namen



Caspar - Melchior - Balthasar



sein, sondern die Abkürzung des Segens:



C(hristus) M(ansionem) B(enedicat)

Christus segne das Haus/die Wohnung.





Woher kommen dieser doppelte Segen für Köln und der nette Brauch in den Provinzen?



Es begann mit dem Matthäus-Evangelium, Kapitel 2:



Mt 2,1 Als nun Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem, die sprachen:



Mt 2,2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Denn wir haben seinen Stern gesehen im Morgenlande und sind gekommen, ihn anzubeten.



So weit erstmal die Schlachter-Bibel. Zum Vergleich die Elberfelder Bibel:



Mt 2,1 Als aber Jesus zu Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen Herodes\', des Königs, siehe, da kamen Magier vom Morgenlande nach Jerusalem, welche sprachen:.





Weise - Magier - Könige - ?



In einer anderen Übersetzung steht Sternforscher. Es fällt sofort auf, dass in den Über-setzungen nichts von Königen steht, auch nicht im weiteren Textverlauf. Und auch nichts von der Zahl drei. Wir wissen also nicht, wie viele es gewesen sein sollen. Möglicherweise ist aus der Zahl der Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe, alle selten und teuer, auf die Zahl der Besucher geschlossen worden; eine Vermutung. Die anderen 3 Evangelien erzählen nichts von Fremden aus dem Ostern. Bei Lukas sind die Besucher Hirten aus der Umgebung. Lukas erzählt eine andere Geburtsgeschichte - die mit der des Matthäus nicht zusammenpasst[1].



Die Evangelien sind auf griechisch überliefert. Im griechischen Text steht magoi.

Nach dem Wörterbuch von Wilhelm Gemoll heißt magoV:



1. Magier, persischer Priester, Sterndeuter

2. Gaukler, Betrüger



Nach diesem Wörterbuch ist weder Könige noch Weise abgedeckt.



In Mt 2,2 steht, dass sie den neugeborenen Judenkönig anbeten wollten.



Judäa war unter Julius Caesar schon römische Provinz. Der Vater des Königs Herodes, Antipater, selber kein richtiger Jude (aus Idumäa, südlich von Judäa gelegen), war als Procurator, Statthalter/Verwalter eingesetzt (Encarta). Herodes war König, weil er sich brav/kooperativ gegenüber den Römern verhalten hatte; deshalb durfte er König von Judäa sein. Hätte er nicht mit den Besatzungstruppen zusammengearbeitet und die römischen Interessen in Palästina vertreten, hätten ihn die Römer einfach abgesetzt.



Ein Blick auf die Landkarte soll die Bedeutung eines von Roms Gnaden abhängigen Judenkönigs um das Jahr 0 verdeutlichen:


































Die Magier sprechen bei Matthäus nicht von Retter der Welt, Gottessohn, Heiland usw. sondern von Judenkönig. Ihr Herkunftsland, ihre Namen, ihre Sprache werden nicht erwähnt. Es steht nur da, dass sie von Osten kamen (King-James-Bibel: from the East).



Die Reliquien sollen von Palmyra in Syrien zuerst nach Griechenland gekommen sein. Von dort gelangten sie nach Mailand. Nach einem Krieg brachte der Deutsche von Dassel die Gebeine nach Köln.

Als sie noch in Mailand lagen, stand auf ihrem Sarg:




SEPVLCRVM TRIVM MAGORVM


das heißt:


GRABSTÄTTE DER DREI MAGIER.



Im Mittelalter tauchte eine Erzählung auf von drei Königen: Caspar, Melchior, Balthasar. Es sollen drei königliche Brüder gewesen sein. Der eine der König von Arabien, der andere König von Persien, der dritte gar König von Indien. Man fragt sich, woher Jahrhunderte später auf einmal die Namen kamen. Diese Erzählung, das Armenier-Evangelium, ein apokrypher[2] Text, ist natürlich eine Legende.



Die Herren sind auf dem Weg an den Rhein und auf dem Hintergrund der mittelalterlichen Erzählung "befördert worden", "aufgestiegen". Man hatte sie in einen eigens für sie angefertigten Schrein aus Gold gelegt. Was sie für die Kölner und wohl auch für die Pilger bedeuteten und welche Arbeits- und Wirtschaftskraft sie wecken konnten, sieht man eben an so einem goldenen Schrein und dem beeindruckenden Dom, in den Türmen fast 160m hoch. Der Kölner Dom gehört zum Welt-Kulturerbe.



Bevor ich zum 2. Teil, dem Stern von Bethlehem komme, noch ein paar Worte zur Quelle überhaupt:



Die Kindheitsgeschichten bei Matthäus und Lukas sind unterschiedlich.
Nirgendwo als bei Matthäus wird ein Kindermord in Bethlehem erwähnt.
Beide führen Stammbäume für Jesus an, die sich gegenseitig ausschließen.
Der Stammbaum bei Matthäus ist lückenhaft, daher ist die von ihm aufgemachte Rechnung der 3 * 14 Generationen von Abraham bis Jesus falsch.
Matthäus führt unsinnige Zitate an (Man wird ihn Nazarena/Emmanuel nennen.


Das sind schon schwerwiegende Argumente, um an der Quelle (Mt1-2) überhaupt zu zweifeln.

Worauf gründen eigentlich die Angaben für das Geburtsjahr Jesu in allen möglichen Lexika? Auf Matthäus?



Nun zum Stern von Bethlehem! Durchsucht man das Internet nach Beiträgen zu diesem Thema, stößt man auf ein reichliches Angebot von Theorien.

Vorab: Lukas schreibt nichts davon. Der Historiker Josephus Flavius, der die Zeit sehr genau behandelt, erwähnt nichts. Selbst im Matthäus-Text scheint die Sache mit dem Stern den König Herodes unvorbereitet zu treffen.

Dr. Werner Papke - er wird auch von anderen Forschern zitiert - schreibt z.B.:

Wenn man die umfangreiche Literatur zum \'Stern von Bethlehem\' sichtet, kristallisieren sich fünf ernst zu nehmende Deutungen heraus:

· Nach gängiger Meinung war der Stern der Weisen das dreimalige Zusammentreffen (Konjunktion) der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische 7 v. Chr.

· Einige Gelehrte plädieren dagegen für eine Konjunktion von Jupiter und Venus im Jahre 2 v. Chr.

· Andere Wissenschaftler halten die dreimalige Konjunktion Jupiters mit dem Stern Regulus an der Brust des Löwen in den Jahren 3 und 2 v. Chr. für das Zeichen, das die Weisen zum Aufbruch ins jüdische Land veranlasst habe.

· Die vierte Ansicht, der Stern von Bethlehem könnte ein Komet gewesen sein, vertrat schon der umstrittene Kirchenlehrer Origenes (um 185-253/54).

· ..Nova oder Supernova, also ein neu entstandener Stern

Ich verstehe nichts von Astronomie, kann also diesen Theorien unmöglich nachgehen. Ich kann nur feststellen: Die Gelehrten sind sich nicht einig. Planeten-Konjunktionen, Kometen und Supernovas sind jedenfalls unterschiedliche Dinge. ich kann nicht verstehen, wie man Konjunktionen von Planeten 2 oder 3 vor Chr. in betracht ziehen kann..Nach Flavius Josephus - und meinen sämtlichen Lexika - war Herodes da schon tot.

Ein Stern erscheint den Magiern 2 Jahre lang im Westen und ausgerechnet gerade nachdem sie mit Herodes gesprochen haben, dreht er auf Süd und zieht ihnen nach Bethlehem voraus. Dann bleibt er über der Stelle stehen, wo Jesus ist. Eigenartig! Dann besuchen die Magier die Mutter und das Kind in einem Haus - nicht in einem Stall, wie jedes Jahr in der Weihnachtszeit dargestellt. (Auf die Idee mit dem Stall kam man durch das Lukas-Evangelium.)


Das Prot-Evangelium nach Jakobus, eine Apokryphe, berichtet, dass der Stern bis hinein in die Höhle - hier wurde Jesus in einer Höhle geboren - gezogen ist und über dem Kind stehen blieb. Das hat dann wirklich nichts mehr mit Astronomie zu tun.


Persönliche Einschätzung

Die Erzählung von den drei Weisen, Magiern, Sternforschern, Königen und dem Stern/Kometen/Konjunktion von Bethlehem scheint mir auf sehr wackeligen Beinen zu stehen. Bei der ohnehin nicht besonders hohen Glaubwürdigkeit der Kindheitsgeschichten bei Matthäus und Lukas - schon wegen der Widersprüche, halte ich es für angeraten, das Ganze schon von seinem Anfang her im Reich von Sage und Legende anzusiedeln.

Umso erstaunlicher ist dabei, was die Kölner daraus für ihre Stadt und ihren Dom gemacht haben!










Literatur / Hilfsmittel:




elektronisch gespeichert


Bibelübersetzungen: Schlachter, Luther, Elberfelder, King-James


Bücher des Flavius Josephus: Altertümer und Jüdischer Krieg

Microsoft Encarta 2003

Suchmaschine Google


Aufsätze von Dr. Papke


Apokryphe Texte (Thomas-Evangelium, Prot-Evangelium nach Jakobus)




gedruckt


Herder-Bibel, Herder-Verlag 1969

Bertelsmann-Lexikon


Griechisches Wörterbuch von Wilhelm Gemoll


Lateinisches Wörterbuch von Stowasser



--------------------------------------------------------------------------------

[1] Nach Matthäus wird Jesus zur Zeit Herodes' des Großen geboren. Der ist 4 vor der Zw. gestorben.

Nach Lukas war Maria mit Jesus schwanger, als Joseph mit ihr nach Bethlehem zur Volkszählung zog. Dieser Zensus fand statt, als Judäa nach der Absetzung des Archelaos, dem Nachfolger des Herodes, römische Provinz wurde, auf Anordnung der Römer. So liegen die möglichen Geburtstermine mindestens 10 Jahre auseinander.

Für Lukas gab es keinen Grund, Maria und Joseph mit dem Kind nach Ägypten fliehen zu lassen, da von Herodes keine Gefahr drohte. So zogen sie bei ihm auch einfach wieder nach Nazareth/Galiläa zurück.

[2] apokryph - griech.: verborgen; Texte, Evangelien, die nicht in die Bibel aufgenommen worden. Es soll noch über 100 geben, manche nur teilweise erhalten.

 
 

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