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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die folgen des 2. balkankriegs





Vor allem für das Habsburger Reich war das Abkommen von Bukarest ein schwerer Schlag, der das europäische Kräftegleichgewicht empfindlich störte. Im Frühling des Jahres 1913 favorisierte die Haltung der österreichischen Re¬gierung Bulgarien stark. General Stabschef Conrad von Hötzendorff war sogar bereit, eine militärische Allianz mit Bulgarien einzugehen. Am 24. Juni 1913, als der Krieg bereits drohend bevorstand, teilte die bulgarische Regierung dem Habsburger Außenminister in Sofia mit, dass in Anbetracht der offenen Feind¬seligkeit Serbiens, eine weitere materielle und moralische Unterstützung Serbi¬ens auf Kosten Bulgariens völlig gegen Österreichs Interessen verstieße . Dennoch erfuhr Serbien einen weiteren Machtzuwachs während Wien, dessen Politik durchweg probulgarisch war, nichts Effektives unternahm, um dies zu verhindern. Die Verantwortlichen in Wien waren sich keineswegs darüber einig, welche Balkanpolitik von Österreich verfolgt werden solle. Weiter spielte eine Rolle, dass Rumänien, zumindest auf dem Papier, seit 1883 ein Alliierter Öster¬reich - Ungarns war. Es erwies sich folglich als sehr schwierig, Bulgarien gegen Serbien zu unterstützen, ohne Bulgarien gleichzeitig gegen Rumänien zu stär¬ken. Entscheidend war, dass keiner der beiden möglichen Verbündeten Öster¬reich - Ungarns, Deutschland und Italien, bereit war, auf dem Balkan einzugrei¬fen. Bethmann Hollweg, der deutsche Kanzler seit Bülows Entlassung im Juli 1909, zeigte weniger Verständnis für Österreichs nationale Probleme als seine Vorgänger. Ein Wiedererstarken der Türkei durch die Rückeroberung Adria¬nopels war in Deutschland ebenfalls willkommen. Zudem war Wilhelm II. ein Stiefbruder des griechischen Königs und verfolgte deshalb eine wohlwol¬lende Außenpolitik gegenüber Griechenland in den Jahren 1912 bis 1913. Eine Aus¬nahme gab es allerdings in der Streitfrage über die Ägäischen Inseln, in der sich griechische und türkische Interessen direkt gegenüberstanden. Deutsch¬land bevorzugte dabei eine starke Position der Türkei, weil dadurch die Kon¬trolle über die Dardanellen gesichert war. Italien sah keinen casus foederis ge¬geben, da Österreich nicht angegriffen worden sei und darüber hinaus ein Krieg gegen Serbien ein aggressiver, kein defensiver, sei. Der Versuch des Habsburger Reiches, Deutschland und Italien für eine Tripelallianz gegen Ser¬bien zu gewinnen, wurde folglich von beiden abgelehnt.
Österreich musste deshalb dem Aufblühen Serbiens durch den Bukarester Vertrag widerwillig zustimmen. Doch wurde von den Herrschern noch nicht die Idee aufgegeben, die Stellung, die Serbien so plötzlich erreicht hatte, zu schwächen. Im Oktober 1913 zwangen sie die Serben durch ein Ultimatum, ihre Truppen aus dem albanischen Territorium zurückzuziehen, das sie wegen der chaotischen Zustände in dem Land besetzt hatten. Wien ermutigte Bulga¬rien und die Türkei zu einer gemeinsamen Allianz gegen Serbien. Es versuchte auch, unter Einbeziehung Italiens, die angestrebte Union zwischen Montenegro und Serbien zu verhindern. Dies alles konnte allerdings die Entwicklung nicht mehr rückgängig machen. Serbien war nun, zum ersten Mal in seiner Ge¬schichte, in einer Stellung, in der es sich dem Druck von Österreich - Ungarn oder Russland erfolgreich widersetzen konnte .
Der Vertrag von Bukarest ließ ein große Anzahl gefährlicher Probleme un¬gelöst. Die Grenzziehung verursachte ein System gegenseitiger Feindschaften, das von den Großmächten beliebig in Schach gehalten oder zum kriegerischen Ausbruch hin verändert werden konnte. Das "orientalische Geschwür" wurde also offen gehalten. Insbesondere löste der Vertrag nicht den Streit um die Ägäischen Inseln zwischen der Türkei und Griechenland .
Die Regierung in Sofia, durch die erlittene Niederlage verbittert, erkannte, dass einzig Österreich - Ungarn versucht hatte, Bulgariens Interessen zu schützen. Deshalb tendierte Sofia dazu, eine engere Beziehung zur Doppel¬monarchie und gleichzeitig mit Österreichs Alliiertem, Deutschland, aufzu¬bauen. Ein riesiger Kredit Deutschlands deckte zudem die gesamten bulgari¬schen Kriegsschulden. Die Regierung in Sofia unter Radoslavov begann da¬raufhin, eine nicht ausgeschlossene Allianz mit den Mittelmächten auszuloten.
Trotz Deutschlands hoher Investitionen in Rumänien wendete Bukarest sich allmählich von den Mittelmächten ab, zum einen weil eine große Anzahl von Rumänen in Transsylvanien von Ungarn unterdrückt wurden, zum anderen weil Österreich im 2. Balkankrieg Bulgarien diplomatisch unterstützt hatte. Her¬zog Czernin, der neu ernannte österreichische Botschafter in Bukarest, berich¬tete im Dezember 1913, dass die Allianz zwischen Österreich und Rumänien, die aus dem Jahre 1883 datierte, "nicht einmal das Papier und die Tinte, auf dem sie vereinbart wurde, wert sei". Rumänien wechselte ins französisch - russische Lager über .
Deutlich zeichnete sich nun bereits die kommende Mächtekonstellation der Mittelmächte und der Tripelentente ab. Die diplomatisch bis jetzt unter Kon¬trolle gehaltenen Interessengegensätze der Machtblöcke summierten sich auf der Balkanhalbinsel zu einem Konfliktherd mit großem Potenzial. Eine Folge der Balkankriege war der Beginn der Aufrüstung in ganz Europa .

 
 



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