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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die ausgangssituation- spanien auf dem weg in den bürgerkrieg



a) Die spanische Argrarfrage
Seit Jahrhunderten war in Spanien, einem Land, das bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ein Agrarstaat war, das Grundeigentum sehr ungerecht verteilt. Besonders in Südspanien(Andalusien, Neu-Kastilien, Extremadura) herrschten seit Jahrhunderten riesige Landgüter vor, die häufig dem Adel, manchmal aber auch der Kirche gehörten. Diese wurden von Tagelöhnern und Pächtern bewirtschaftet, die immer wieder um ihr Existenzminimum kämpfen mussten. Die Grundbesitzer unterstützen sie häufig nicht. Die Gebiete, in denen es fast nur Großgrundbesitz gab, waren auch ökonomisch und sozial die rückständigsten in Spanien; Hunger, Arbeitslosigkeit, Analphabetismus, Bevölkerungsexplosion, Kapitalmangel, Instabilität und soziale Unruhen zeugen davon.
Allerdings gab es auch Regionen innerhalb Spaniens, in denen es eine Argarreform gegeben hatte. In Nordspanien (Galicien, Alt-Kastilien, Leon) gab es sehr viele Kleinstbetriebe (< als 10 Hektar), die oft nur zum Ernähren einer Familie reichten, oftmals konnte man die kleinen Höfe nur im Nebenerwerb führen.
Mittelbetriebe von 10 bis 100 Hektar konnte man im Baskenland sowie in Katalonien finden.
Die gravierenden sozialen Missstände innerhalb der spanischen Gesellschaft des 19. und frühen 20. Jahrhunderts mussten eigentlich zwangsläufig in eine Krise der Gesellschaft münden, so wie dies dann auch im Bürgerkrieg geschah.

b) Der Konflikt zwischen Zentrum und Peripherie

Seit Jahrhunderten gab es Spannungen zwischen der kastilischen Zentralregierung in Madrid und den Regionen, die am Rande Spaniens liegen. Ausdrücklich zu nennen sind hier das Baskenland sowie Katalonien, da diese beiden Regionen sich nicht als Teil der spanisch-kastilischen Kultur begriffen, sondern, da sie eine eigene Sprache und Geschichte besitzen, sich primär als Basken und Katalanen, denn als Spanier fühlten. Immer wieder hatten diese Völker von der Zentralregierung in den vergangenen Jahrhunderten Sonderrechte, die sogenannten "fueros" eingeräumt bekommen, doch Anfang des 18. Jahrhunderts wurden diese den Katalanen genommen und während des 19. Jahrhunderts in den Karlistenkriege den Basken. Die beiden Regionen waren die am weitesten industrialisierten in Spanien, doch hatten sie politisch nicht den Einfluß, wie sie ihn wirtschaftlich besaßen. Dieses Missverhältnis führte zu einer Herausbildung des Nationalismus innherhalb der katalanischen Gesellschaft während des 19. Jahrhunderts, einige Jahre später auch in der baskischen.
Der Regionalismus war also vor allem ein Problem zwischen dem Zentrum Spaniens und den Regionen am Rand. Dieser war industriell weit überdurchschnittlich entwickelt, politisch aber vollkommen einflußlos, während das Zentrum und der Süden industriell rückständig waren, politisch aber den Ton angaben.

c) Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat

Seit der staatlichen Einigung Spaniens am Ende des 15. Jahrhunderts waren der Staat und die Kirche stark miteinander verbunden. Die spanischen Könige hatten ihre absolutistische Herrschaft stets mit der Religion zu legitimieren versucht. Im gesellschaftlichen und im kulturellen Leben war die katholische Kirche allgegenwärtig. In den Verfassungen von 1828 und 1876 war der katholische Glaube als Staatsreligion verankert worden. Die Kirche war die konservativste politische und gesellschaftliche Kraft Spaniens, gerade auch wegen ihrer riesigen Landgüter, und zog so den Zorn von liberalen und republikanischen Kreisen auf sich. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts kam es immer wieder zu Klosterstürmungen und Gewaltakten gegen Kirchen durch besitzlose Landarbeiter und schlecht verdienende Industriearbeiter. Während Primo de Riveras Diktatur (1923-1930) wurden die geistlichen und erzieherischen Forderungen der Kirche stets bevorzugt behandelt.



d) Der Einfluß des Militärs auf die spanische Politik

Das Militär hatte mindestens einen ebenso großen Einfluß auf die spanische Politik, wie ihn die katholische Kirche besaß. Bei jedem politischen Wechsel des 19. und 20. Jahrhunderts wirkte das Militär mit, manchmal aus dem Hintergrund heraus, oftmals aber auch an vorderster Front. Dieser Einfluß war ein wichtiger Faktor der innenpolitischen Instabilität. Mit dem Unabhängigkeitskrieg Spaniens gegen Napoleon (1808-1814) fiel dem Offizierskorps eine neue politische Rolle zu;es übernahm in vielerlei Hinsicht die Funktion der bisher politisch führenden Schichten. Zunächst waren die Offiziere durchaus liberal eingestimmt, viele Forderungen der Liberalen überschnitten sich mit denen der Offiziere, wie zum Beispiel die Zentralisierung der öffentlichen Verwaltung und die Abschaffung von Sonderrechten bestimmter Randregionen. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts kam es immer wieder zu Militärputschen, da die Offiziere die nationale Einigkeit Spaniens bedroht sahen. Um diesem Problem Einhalt zu gewähren, versuchte die Politik die Offiziere mit Adelstiteln zufriedenzustellen. Die Politik scheiterte aber bei dem Versuch, die spanische Armee an westeuropäische Standards heranzuführen. Noch 1880 gab es über 27.000 Offiziere und über 500 Generäle. Die Niederlage im spanisch-amerikanischen Krieg von 1898 verschlechterte das Verhältnis zwischen Politik und Militär noch mehr, da die Offiziere jede Schuld an der totalen militärischen Niederlage bestritten und den niedrigen Vertdeidigungshaushalt und damit die schlechte Ausrüstung der Armee für ihre Niderlage verantwortlich machten. Der Verlust der letzten Kolonien (Puerto Rico, Kuba, Philippinen) führte zu einer geistig-moralischen Krise innerhalb der spanischen Gesellschaft, man war nun keine Kolonialmacht mehr. Zwar wurden als Ausgleich für den Verlust der Kolonien Teile Marokkos annektiert, doch dies war nur ein kleiner Ausgleich für die verlorenen überseeischen Kolonien.
1923 übernahm dann der Generalkapitän Primo de Rivera mit einem Staatsstreich ohne Blutvergießen und mit dem Wohlwollen der Krone die Macht. Er begründete diesen Schritt mit der Zerstückelung der Parteienlandschaft, die den Staat in eine tiefe Krise gestürzt habe.
1930 trat Primo de Rivera zurück, da er die gesellschaftlichen Probleme nicht hatte lösen können und sich die Massen von der Monarchie zur Republik bewegt hatten.

 
 

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