Startseite   |  Site map   |  A-Z artikel   |  Artikel einreichen   |   Kontakt   |  
  


geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Der deutsche widerstand 1933 - 1945



Vorbemerkung: Lange Zeit wurde übersehen, daß die deutsche Widerstandsbewegung sehr viel größer war als der Kreis, der hinter dem Attentat vom 20. Juli 1944 stand. Eine erste Vorstellung von ihrem Umfang vermittelte die 1953 von Günther Weisdorn herausgegebene Dokumentation "Der Lautlose Aufstand".
In meinem Referat, einem begrenzten Raum also kann ich nur versuchen einen allgemeinen Überblick zu geben. Die Auswahl meiner Beispiele ist subjektiv. Jede erwähnte Gruppe steht für viele andere, für jeden Namen könnten 100 andere genannt werden.


Widerstand - Versuch einer Definition:

Eine Widerstandsbewegung ist die aktive Auflehnung gegen ein Regime, das als unrechtmäßig, tyrannisch oder als vom Ausland aufgezwungen empfunden wird, auch gegen die Fremdherrschaft in besetzten oder annektierten Gebieten, insbesondere die geheime Umsturzbewegung in totalitären Staaten, die die freiheitliche Selbstbestimmung eines Volkes erstrebt.
Die Teilnahme an einer Widerstandsbewegung erscheint den Widerstandskämpfern unter Berufung auf das Widerstandsrecht ethisch gerechtfertigt, während die in der Legalität stehenden Machthaber sie als Hoch- und Landesverrat verfolgen.
Das Widerstandsrecht ist das überstaatliche Grundrecht des einzelnen, sich offenkundig verfassungswidrigen oder gegen das Sittengesetz verstoßenden Eingriffen der Staatsgewalt zu widersetzen, wenn die Ausübung des Widerstandsrechts nach den Umständen des Falles das einzige Mittel ist, das Aussicht auf die Erhaltung oder Wiederherstellung des Rechts bietet.
Das GG der BRD beinhaltet indirekt das Widerstandsrecht für die Erhaltung der Demokratie: Der Artikel 20 Absatz 4 besagt nämlich: "Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung"(die demokratische) " zu beseitigen, haben alle Deutsche das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist."

Doch nicht nur juristisch ist der Staatsstreich mit der letzten Konsequenz der Tötung Hitlers - um zum eigentlichen Thema zu kommen - zu rechtfertigen, sondern auch aus der christlichen Sicht:
Der katholische Moraltheologe Prof. Rupert Angermair formulierte das so: "Wer nach einer vernünftigerweise überhaupt möglichen und persönlich ehrlichen inneren Überzeugung handelt begeht nach der christlichen Moraltheologie niemals Sünde." Er belegt dies anhand eines Zitates aus der Bibel: "Wer aber Zweifel hat, wenn er etwas ißt, der ist gerichtet, weil er nicht aus der Überzeugung des Glaubens handelt. Alles was nicht aus Glauben geschieht ist Sünde." (Röm. 14,23)

Allgemeine Darstellung des "Deutschen Widerstandes" im historischen Kontext:

Zu keiner Zeit hat das Deutsche Volk, - wie es allzu oft heißt -, geschlossen hinter Hitler gestanden. Schon vor Hitlers Ernennung zum Reichskanzler durch Hindenburg haben sich Widerstandsgruppierungen gegen ihn und seine Partei gebildet. Im Sommer 1932 wurde auf Anweisung der SPD - Führung für den Fall, daß der legale Apparat von Weimar nicht mehr arbeiten könne, in Leipzig, Hamburg, Magdeburg und Hannover Gruppen der zuverlässigsten und aktivsten Funktionäre gebildet. Diese warteten auch am 30. Januar 1933, am Tag der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, auf den Befehl zum Kampf. Vergeblich. Auch hatten sich spontane Demonstrationen gegen seine Ernennung zum Reichskanzler in mehreren Städten gebildet. Gewerkschaftler waren entsprechend den Anweisungen zu einem Generalstreik bereit. Doch weder die SPD - Führung noch der Allgemeine Deutsche Gewerkschafts - Bund waren in der Lage den Startschuß zu geben. Sie glaubten nicht an einen Erfolg, denn "in der Zeit der Arbeitslosigkeit ist ein Streik keine wirksame Waffe".
Das Ende der Parteien - außer der NSDAP -, als legale Oppositionen war vorprogrammiert: Als Hitler am 23. März 1933 vom Reichstag die Zustimmung zum sogenannten "Ermächtigungsgesetz" forderte, durch das er die Vollmacht erhielt, Gesetze ohne Zustimmung der Volksvertretung und ohne Berücksichtigung von Verfassungsbestimmungen zu erlassen, stimmten nur die noch 94 freien anwesenden Abgeordneten der SPD gegen diese Selbstentmachtung des Parlaments. Am 17. Mai hatte Hitler dann die volle Zustimmung zu seinem Ermächtigungsgesetz. Diese volle Zustimmung ist als letzte Hoffnung der Parteien zu verstehen, nicht in die Illegalität abgedrängt zu werden. Doch bis zum 5. Juli lösten sich dann die Parteien unter mehr oder weniger starkem Druck der NSDAP auf.
Von nun an hatte Hitler freie Hand seine Diktatur zu errichten: Am 31. März wurde durch das "Gleichschaltungsgesetz" die Selbständigkeit der Länder aufgehoben und die Landtage aufgelöst. Am 27. April begann der Aufbau der Geheimen Staatspolizei. Am 2.5. wurden die Gewerkschaften durch Verhaftung ihrer Funktionäre und die Besetzung ihrer Gewerkschaftshäuser durch SA und SS gleichgeschaltet. Am 14. Juli wurde per Gesetz die Neugründung von Parteien verboten. Jede oppositionelle Tätigkeit, jede kritische Äußerung gegen das Regime wurde von nun an als "staatsfeindlicher Akt" streng bestraft.
Der Totalitäre Staat war somit errichtet.

Die Basis des Deutschen Widerstandes gegen das Hitler - Regime war eine weitverbreitete Überzeugungsgegnerschaft, die nach Ausschaltung aller legalen Oppositionsmöglichkeiten einen anderen Durchbruchsweg suchte. Diese innere Opposition fand sich insbesondere in den staatstragenden Schichten der Weimarer Republik, unter Gemeindemitgliedern und Geistlichen beider christlichen Bekenntnisse, bis zu den Kirchenführern hinauf, bei den Protestanten von der Bekennenden Kirche gestützt. Andere Oppositionelle waren überzeugt, daß der Krieg eine Katastrophe für Deutschland werden müsse, und wollten den Zusammenbruch vermeiden oder abschwächen (führende Persönlichkeiten der Wehrmacht und der Konservativen auch einzelne Nationalsozialisten). Die deutschen Kommunisten waren seit 1933 in der Untergrundbewegung.
Die Opposition richtete sich insbesondere gegen das Führerprinzip, die Gleichschaltung in Verfassung Verwaltung und in allen Organisationen, gegen das Einparteiensystem, die Unterdrückung aller Andersdenkenden, die Behinderung der Kirchen, die Vergewaltigung des Rechts, vor allem die verbrecherische Verfolgung der Juden und anderer rassischer Minderheiten, die "Liquidierung" politischer Gegner ohne Gesetz und Urteil, die Vernichtung "lebensunwerten Lebens", die Korruption innerhalb der Parteiführerschaft, die Expansionspolitik, Hitlers Eingriffe in die militärische Kriegführung seit 1941, die Terrorisierung der Zivilbevölkerung besetzter Gebiete und sinnlose Weiterführung des Aussichtslos gewordenen Krieges.
Innerhalb der Kreise und Gruppen der aktiven Widerstandsbewegung herrschten unterschiedliche Beweggründe und Ziele, entsprechend ihrer politischen Einstellung. Mehrere Widerstandsgruppen kamen aus den Gewerkschaften und der Sozialdemokratie. Der Kreisauer Kreis faßte besonders jüngere Kräfte aus verschiedenen Lagern zusammen und schuf dadurch Querverbindungen zu Konservativen und Sozialisten. Die Gruppe der "Weißen Rose" (Kurt Huber / Geschwister Scholl) entfaltete aus christlichem Ethos eine intensive Agitationstätigkeit. Der "Solf Kreis" unterhielt Beziehungen besonders in die Schweiz. Die "rote Kapelle" umfaßte besonders linksgerichtete Intellektuelle und Kommunisten; ein "äußerer Kreis" stand in Verbindung mit der Sowjetunion.
Klarheit bestand unter den Widerstandsgruppen darüber, daß ein Sturz des Hitlerregimes nur unter entscheidender Teilnahme der Wehrmacht möglich sei. Der Plan, 1938 während der Sudetenkrise einen militärischen Staatsstreich durchzuführen, kam infolge des Münchner Abkommens nicht zur Durchführung. Auch die Absicht, Hitlers Westoffensive durch eine Erhebung zu verhindern (Spätherbst 1939), wurde aufgegeben. Versuche mit westlichen Staatsmännern Fühlung aufzunehmen, um Bedingungen für die Behandlung Deutschlands im Falle des Umsturzes festzulegen, stießen bei diesen auf vorsichtige Zurückhaltung. Mehrere Attentatspläne gegen Hitler nach dem Fall Stalingrads scheiterten bereits in der Vorbereitung.
Der Aufstandsversuch vom 20. Juli 1944 sollte nach vorübergehender Militärdiktatur ein auf Recht und Freiheit gegründetes Staatssystem wiederherstellen. Als Staatsoberhaupt war Generaloberst Beck, als Reichskanzler Dr. Goerdeler, als Chef der Wehrmacht Generalfeldmarschall von Witzleben vorgesehen. Über die Grundsätze der inneren Neuordnung Deutschlands im einzelnen bestanden keine einheitlichen Vorstellungen. Die einen erstrebten den Ständestaat, andere eine sozialistische Gesellschafts- und Staatsordnung mit starker Stellung der geplanten Einheitsgewerkschaft. Außenpolitisch hoffte man trotz der fehlenden Zusagen, mit den Westmächten gegen Räumung aller besetzten Gebiete und andere Zugeständnisse zu einem Einvernehmen zu kommen, das die Reichseinheit und die Reichsgrenzen sichern würde.
Bei dem Attentat des Grafen Claus Schenk von Stauffenberg am 20. Juli 1944 kam Hitler mit geringen Verletzungen davon. Die in der Annahme, Hitler sei tot, in Berlin ergriffenen Maßnahmen scheiterten, da das Wachbataillon gegen die Aufständischen Stellung nahm, nachdem es sich erwiesen hatte, das Hitler am Leben war.


Ein Zitat aus Hitlers Rede, die er in der Nacht nach dem Attentat über alle deutschen Sender hielt: "Eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich verbrecherischer dummer Offiziere hat ein Komplott geschmiedet, um mich zu beseitigen und zugleich mit mir den Stab der Deutschen Wehrmachtsführung auszurotten... Der Kreis, den diese Usurpatoren (= jdm. der widerrechtlich die Macht ergreift) darstellen ist ein denkbar kleiner. Er hat mit der deutschen Wehrmacht und vor allem mit dem Deutschen Heer nichts zu tun. Es ist ein ganz kleiner Klüngel verbrecherischer Elemente, die jetzt unbarmherzig ausgerottet werden." Und so geschah es dann auch: Die militärischen Führer des Aufstandes im OKW (=Oberkommando der Wehrmacht) - Gebäude endeten durch Selbstmord oder wurden standrechtlich erschossen. Das nationalsozialistische Regime ergriff umfassende Gegenmaßnahmen, in die Tausende verwickelt wurden; die militärischen Führer der Widerstandsbewegung wurden aus der Wehrmacht ausgestoßen, die meisten vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet, ebenso die führenden Teilnehmer aus dem zivilen Bereich; die noch nicht Abgeurteilten wurden, zum Teil in den letzten Tagen der Kapitulation, in Konzentrationslagern oder in Gefängnissen ermordet. Die genaue Zahl der Opfer kann nicht erfaßt werden.
In den von der deutschen Wehrmacht während des zweiten Weltkrieges besetzten Ländern bildeten sich nach und nach Widerstandsgruppen, die zunehmend den deutschen Militärapparat bekämpften. Besondere militärische Maßnahmen gegen Partisanenverbände (= Verbände bewaffneter Widerstandskämpfer im feindlichen Hinterland) wurden in den besetzen Gebieten der Sowjetunion, in Jugoslawien, bei Aufständen in Warschau und in der Slowakei ergriffen, aber auch in anderen Ländern entfaltete die Widerstandsbewegung ihre Tätigkeit (Résistance (= Widerstandsbewegung in Frankreich), Resistenza (= Widerstandsbewegung in Italien), E. A. M. in Griechenland (= Abk. für Ellinikon Apeleftherotikon Metopon -[griech. für "Griechische Befreiungsfront"], die während der deutschen Besetzung aus linksgerichteten Kreisen entstandene Widerstandsbewegung. Nach 1944 wurde sie eine kommunistische Bewegung, die E. L. A. S. [griech. "Griechische Volksbefreiungsarmee])).

 
 

Datenschutz
Top Themen / Analyse
Arrow DER WIENER KONGERß (1814/15):
Arrow Sozialdemokratischer Widerstand
Arrow WIENER KONGREß
Arrow The Preparations for the Maiden Voyage of Titanic
Arrow Die Beziehung der europäischen Großmächte von 1890 - 1904
Arrow Die Weimarer Außenpolitik
Arrow Das Scheitern der bürgerlichen Revolution
Arrow Die Verfassung von Weimar
Arrow NATO (North Atlantic Treaty Organization)
Arrow Uomini d´onore


Datenschutz
Zum selben thema
icon Industrialisierung
icon Realismus
icon Kolonialisierung
icon Napoleon Bonaparte
icon Mittelalter
icon Sozialismus
icon Juden
icon Atombomben
icon Pakt
icon Widerstand
icon Faschismus
icon Absolutismus
icon Parteien
icon Sklaverei
icon Nationalismus
icon Terrorismus
icon Konferenz
icon Römer
icon Kreuzzug
icon Deutschland
icon Revolution
icon Politik
icon Adolf Hitler
icon Vietnam
icon Martin Luther
icon Biographie
icon Futurismus
icon Nato
icon Organisation
icon Chronologie
icon Uno
icon Regierung
icon Kommunistische
icon Imperialismus
icon Stalinismus
icon Reformen
icon Reform
icon Nationalsoziolismus
icon Sezessionskrieg
icon Krieg
A-Z geschichte artikel:
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z #

Copyright © 2008 - : ARTIKEL32 | Alle rechte vorbehalten.
Vervielfältigung im Ganzen oder teilweise das Material auf dieser Website gegen das Urheberrecht und wird bestraft, nach dem Gesetz.
dsolution