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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Der beginn einer veränderung



Bild [11] Die Situation in der DDR eskalierte, nachdem im Mai 1989 oppositionelle Bürgerrechtsbewegungen während der Kommunalwahlen Wahlfälschungen nachweisen konnten. Die Staatsführung reagierte mit Restriktionen. Im Laufe des Sommers 1989 flüchteten Tausende DDR-Bürger in bundesdeutsche Botschaften, vor allem in die der Tschechoslowakei und Ungarn. Gleichzeitig kam es ab dem 25. September 1989 überall zu Massendemonstrationen, über die das Regime keine Kontrolle mehr hatte.[3]
Als am Abend des 9. Novembers bei der Pressekonferenz des neuen Politbüros mit Günter Schabowski ein Reporter der italienischen Nachrichtenagentur ANSA routinemäßig fragt, wie es denn nun aussehen solle mit einer neuen Reiseregelung für DDR-Bürger, liest Schabowski monoton einen ihm zugeschobenen Zettel ab: "Mir ist eben mitgeteilt worden - der Ministerrat der DDR hat beschlossen: Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt." Stille herrscht im Saal, bis die Presseleute die Sensation erfassen, die sich hinter dem dürren Amtsdeutsch verbirgt. Ab wann? "Wenn ich richtig informiert bin, nach meiner Kenntnis unverzüglich", sagt Schabowski, jetzt selbst zögernd.
Um 20:30 Uhr werden die Ereignisse im Bundestag in Bonn bekannt. Drei Abgeordnete stimmen spontan die Nationalhymne an, viele Politiker haben Tränen in den Augen.
Gegen 21:30 Uhr stürmen die ersten Ostberliner an die Grenzen nach Westberlin, es herrscht Ungewißheit unter den Grenzsoldaten, niemand wird durchgelassen. Dann, um 22 Uhr brechen alle Dämme, der Schießbefehl wird aufgehoben, die Grenzen sind offen. [4]
Die Ereignisse überschlugen sich. "Zäune und Mauern müssen fallen. Aber wir wollen nicht das Armenhaus Deutschlands werden!"[8] Das frisch zugelassene "Neue Forum" formulierte diesen Satz, welcher am besten vor übertriebener Hast bei weitreichenden politischen Entscheidungen warnen sollte, denn von den ersten "Wir sind ein Volk!"-Parolen bis zur Wiedervereinigung war es noch ein weiter Weg. Die Menschen wollten die Union um jeden Preis. Plötzlich bekam die Bevölkerung jedoch Angst, dass ihr Staat und damit ihr Humankapital im Zuge der Wiedervereinigung von der BRD verschlungen werden würde und ein Ausverkauf ihrer materiellen und moralischen Werte hätte stattfinden können.[9] Gleichzeitig erlangte die Bevölkerung das Gefühl einer Enttäuschung, da die von ihr selbst hochgeputschte Vorstellung einer sozialen und ökonomischen Vollkommenheit im Kapitalismus nicht der Realität entsprach.

 
 

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