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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Das zeitalter der aufklärung



\"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen!\" Mit diesen Worten wurden die Ziele der Aufklärung von dem Königsberger Philosophen Immanuel Kant zusammengefasst. Die Anfänge der Aufklärung finden sich in Ansätzen schon in der Renaissance, dem Humanismus und der Reformation. Sie entwickelte sich philosophisch hauptsächlich in den Systemen des

Rationalismus (Geisteshaltung, die das rationale Denken als einzige Erkenntnisquelle ansieht),


Empirismus (Lehre, die allein die Erfahrung als Erkenntnisquelle gelten lässt),
Skeptizismus (Zweifel an der Möglichkeit sicheren Wissens) und


Materialismus (philosophische Anschauung, die alles Wirkliche auf Kräfte od. Bedingungen der Materie zurückführt; auf Besitz und Gewinn ausgerichtete Haltung).
Das neue Weltbild entwickelte sich im 17. Jahrhundert ausgehend von neuen wissenschaftlich-technischen Erkenntnissen und lehnte vorgefertigte Erklärungen, die in der Bibel zu finden waren, ab. Die kritische menschliche Vernunft wurde nun zur Quelle allen Wissens erklärt. Deshalb bezeichnet man die Aufklärung auch als \"Zeitalter der Vernunft\" oder als \"Rationalismus\" (lat. ratio = Vernunft). Die Naturwissenschaftler erkannten, dass die gesamte Welt nach immer gleichen Gesetzen funktioniert, die der Mensch mit der Hilfe seiner Vernunft beobachten kann. So ist es ihm möglich, die Natur in gesetzmäßige Zusammenhänge zu stellen und kritisch überprüfbare Regeln aufzustellen. Durch diese neuen wissenschaftlichen Methoden stellten sich schnell Erfolge ein: Der italienische Naturgelehrte Galileo Galilei entdeckte zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit neu entwickelten Fernrohren die Richtigkeit der alten Theorie, dass alle Planeten - also auch die Erde - um die Sonne kreisen. Die Kirche glaubte, dass die Erde der Mittelpunkt des Universums sei und so wurde Galilei angeklagt und sollte seine Behauptungen widerrufen. Er widerrief seinen Widerruf jedoch dann auch wieder mit den berühmt gewordenen Worten: \"Und sie bewegt sich doch.\" Die katholische Kirche hat die Richtigkeit der Entdeckungen Galileis offiziell 1922 anerkannt. Auch in anderen Bereichen der Wissenschaft standen die neuen Erkenntnisse in Gegensatz zu der - noch mittelalterlich geprägten - Weltsicht der Kirche, die sich auf die Bibel stützte. Viele Wissenschaftler mussten sogar das Land verlassen, weil es oft zum Streit zwischen der Kirche und ihnen vorkam. Die Kirche wurde sehr oft von den Rationalisten untersucht. Die klassischen Gottesbeweise wurden kritisch untersucht und von einigen Gelehrten abgelehnt.
Durch so überragende Wegbereiter wie Immanuel Kant (Mathematik, Philosophie), Newton (Mathematik, Physik, Astronomie), Descartes (Mathematik, Philosophie), Leibniz (Mathematik, Philosophie, Technik), Kepler (Astronomie), Fahrenheit (Physik, Technik), Watt (Technik), de Montgolfier (Technik) u. v. a zeigte sich vor allem in der Fülle der theoretischen Entdeckungen die grundsätzliche Richtigkeit des Rationalismus. Die technischen Geräte, die aufgrund der naturwissenschaftlichen Forschungen konstruiert wurden, funktionierten und bewiesen die Richtigkeit der Forschungsergebnisse, so z.B. die Addiermaschine, der Blitzableiter, die Dampfmaschine, der Heißluftballon, das Mikroskop, das Teleskop, Pendeluhr usw. Vor allem in den protestantischen Staaten hatten die Aufklärer großen Erfolg. Das gesamte Menschenbild änderte sich. Der Wert eines Menschen wurde mehr und mehr nach seinen Möglichkeiten und Leistungen bemessen und nicht nach seinem Stand und seiner Herkunft. Um die auf Unwissenheit beruhende Unvernunft zu bekämpfen, forderten die Aufklärer Bildung für alle Menschen. Einige Herrscher griffen die Ideen der Aufklärer auf, ließen Schulen bauen und errichteten \"Akademien der Wissenschaften\" (Paris 1635, London 1660, Berlin 1700).
Bald gaben sich die Aufklärer jedoch nicht mehr mit naturwissenschaftlichen Forschungen zufrieden, sondern kritisierten - wie der herausragende französische Vordenker Voltaire - die bestehenden Gesellschaftssysteme. Schnell stießen sie auf die Frage nach der unter vernünftigen Gesichtspunkten besten Staats- und Regierungsform. Dabei stand nun nicht mehr - wie im Mittelalter - die Frage einer gottgewollten Ordnung im Mittelpunkt, sondern die Frage nach der für alle Menschen besten Form des menschlichen Zusammenlebens. Denis Diderot, Autor und Herausgeber der französischen Encyclopédie (1751-1772), gab der Epoche wesentliche Impulse, da er das Wissen seiner Zeit sammelte und in einem Vorwort seiner Enzyklopädie gleichzeitig das Programm der Aufklärung formulierte.

Der Engländer John Locke und die Franzosen Charles de Montesquieu und Jean-Jacques Rousseau waren die hervorragenden Denker und Begründer der modernen Staatslehre.
Ältere Staatstheoretiker, wie der Engländer Thomas Hobbes, waren noch sehr stark von den Ereignissen während der großen europäischen Glaubenskriege geprägt. Hobbes war der Auffassung, dass der Mensch an sich zur Gewalt neigt, wenn es keine starke Obrigkeit gibt, die für Ordnung sorgt. Demnach wäre der \"Naturzustand\" ohne staatliche Ordnung ein ständiger Kampf \"jeder gegen jeden\" (\"Anarchie\"). Nun will das Volk, das sich auf die Leitideen der Aufklärung beruft, Menschenrechte, Bürgerrechte und Souveränitätsanspruch einklagen und fordert den "Gesellschaftsvertrag" in dem sie sich zu einer Gesellschaft zusammenschließen und einem starken und unabhängigen Herrscher unterwerfen. Dies konnte nach Hobbes\' Vorstellungen des 17. Jahrhunderts nur der von Gottes Gnaden eingesetzte absolutistische König nach dem Vorbild eines Ludwig XIV. von Frankreich sein.
Auch Locke ging bei seinen Überlegungen davon aus, dass die Menschen sich aus einem anarchischen Naturzustand heraus in einem Gesellschaftsvertrag zusammenschließen. Doch hatte die englische Geschichte des 17. Jahrhunderts gezeigt, dass die unbegrenzte Macht des Königs in die Tyrannei führte, wenn ihr keine Kontrolle und Begrenzung entgegengesetzt wird. Deshalb forderte Locke eine strenge Trennung der Staatsgewalt in eine gesetzgebende (\"Legislative\") und eine vollstreckende Gewalt (\"Exekutive\"). Jeder Herrscher sollte nach diesem Modell nur die Macht über eine Teilgewalt, die Exekutive bekommen. Die Legislative sollte vom Volk gewählt werden. Sollte der Herrscher versuchen, sich die gesamte, ungeteilte Staatsgewalt anzueignen, hat jeder Untertan das Recht auf Widerstand gegen den tyrannischen Herrscher. Damit hatte Locke die Grundlagen der Lehre von der Gewaltenteilung formuliert, die in der Folgezeit von Montesquieu verfeinert wurde. Mit der Rechtsprechung (\"Judikative\") brachte er noch eine dritte Teilgewalt in die Diskussion, die gleichberechtigt neben den beiden anderen steht und auch unbedingt unabhängig von diesen sein muss. Die gesetzgebende als auch die vollziehende Gewalt muss sich bei ihrer Arbeit an die geltenden Gesetze halten. Deshalb braucht jeder Staat eine unabhängige Justiz, die darauf achtet, dass keine Teilgewalt sich widerrechtlich Befugnisse einer anderen Teilgewalt aneignet. Mit seiner noch radikaleren Staatstheorie übte Rousseau bereits wieder Kritik am Rationalismus. Nach seiner Auffassung besitzt der Mensch im Naturzustand unveräußerliche, angeborene Rechte (\"Menschenrechte\"), die in einem Gesellschaftsvertrag gar nicht auf Dauer an einen Herrscher abgegeben werden können. Deshalb kann jede gesellschaftliche Übereinkunft nach Rousseau nur auf Zeit und für einen ganz bestimmten Zweck zustande kommen. Damit formulierte Rousseau die Idee einer Staatsgewalt, die grundsätzlich vom Volk ausgeht und auch direkt vom Volk ausgeübt wird. Alle Organe des Staates dürfen Teile dieser Staatsgewalt nur auf eine begrenzte Zeit innehaben und müssen sie nach dem Willen des Volkes anwenden. Rousseau lehnt ab, dass in der Monarchie ein König durch seine Geburt Macht erlangt. Locke, Montesquieu und Rousseau gaben mit ihren politischen Ausführungen der politischen Weltentwicklung des 18. Jahrhunderts ein wichtiges theoretisches Fundament. Bereits die englische \"Declaration of Rights\" von 1689 war weitgehend auf den Ideen Lockes aufgebaut. Im Vorläufer der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, der \"Virginia Bill of Rights\", finden sich vor allem die Ideen Rousseaus sehr deutlich, während die Unabhängigkeitserklärung selbst schon wieder etwas offener formuliert wurde. Auch die Verfassungen der Französischen Revolution wären ohne die Arbeiten von Locke, Montesquieu und Rousseau so nicht zustande gekommen.

 
 

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