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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Abschließender kommentar - fazit



Das Mittelalter und die Inquisition - zwei Themen die eng miteinander verknüpft sind und denen sich nicht nur Umberto Eco in seinem Roman bedient hat, sondern die immer wieder von unterschiedlichen Personen aufgegriffen und dokumentiert bzw. beschrieben werden.
Aus der vorliegenden Arbeit geht deutlich hervor, besonders im ersten Teil über die Inquisition im Mittelalter, dass es ohne die damalige Weltanschauung kirchlicher Vertreter keine Inquisition, zumindest nicht in einem solchen Umfang, gegeben hätte. Das erste Kapitel zeigt außerdem unverkennbar, dass fast alle Gesetze, die die selbige betreffen, von Klerikern verfügt wurden. Jedoch sollte man nicht ausschließlich den Geistlichen die Schuld zusprechen, vermeintlichen Schismatikern das Leben schwer gemacht zu haben, denn auch weltliche Herrscher (z. B. Friedrich II.) haben Bestimmungen in der Inquisitionsgesetzgebung hervorgebracht.
Die kurze Erläuterung zu Fiktion und Wirklichkeit im historischen Roman und Spielfilm ,,Der Name der Rose\", zu Beginn des zweiten Teils dieser Arbeit, veranschaulicht dem Leser das Eco sehr darauf bedacht war, dass die Romanfiguren nicht nur dem mittelalterlichen Leben gerecht werden, sondern auch einer moderneren Gesellschaft.
Ganz besonders trifft dies auf die Darstellungsweise William von Baskerville zu, der im Gegensatz zu Bernard Gui, in Roman und Film, eine ,,Mischung\" aus mittelalterlichem Philosophen und Theologen ist. Zudem verkörpert er aber auch Persönlichkeiten aus neuerer Zeit. Unter anderem zählt dazu Sherlock Holmes, von dem William seine detektivischen Fähigkeiten hat. Holmes ist seinerseits aber auch eine Phantasiegestalt und der Feder Arthur Conan Doyles entsprungen, weswegen auf ihn in dieser Arbeit nicht genauer eingegangen wurde. Genau wie er hat William einen treuen Gefolgen, der mit Watson, dem Gehilfen von Holmes, vergleichbar ist.
Bei der Darstellungsweise von Bernard Gui verhält es sich hiergegen ganz anders: Dieser war tatsächlich als Inquisitor tätig und Eco hat ihm, wie es in dem Kapitel über Gui bereits beschrieben wurde, lediglich einige Sachen angedichtet oder auch hier und da etwas weggelassen.
Alles in allem lässt sich zu Umberto Ecos Roman und seiner Vorgehensweise sagen, dass er seinen Roman perfekt auf historische Tatsachen bezogen hat. Er hat die Historie geschickt mit Elementen der Neuzeit verbunden. Dem Rezipienten dieser Arbeit wird dies, insbesondere in den Passagen über Bernard Gui und William von Baskerville, näher gebracht: Er erhält mit der Schilderung der wahren Figuren, die den Protagonisten zugrunde liegen, und der darauffolgenden Beschreibung der Figuren im Roman einen kleinen Einblick, wie Eco Wirklichkeit und Fiktion hat ineinander übergehen lassen.
Hier kommen jetzt nur noch die wichtigsten Daten zur Inquisition in den Europäischen Ländern:

11. Jh. Die Kirche ist am Höhepunkt ihrer Macht; neue Sekten breiten sich in ihrem Gebiet aus und stellen ihren Alleinvertretungsanspruch in Frage.

Im Jahre 1126
wurde Pierre de Bruys verbrannt, weil er öffentlich verkündet hatte, dass \"Gott auf dem Marktplatz genau so gut wie in der Kirche zu finden ist; die Formen und Zeremonien, die so vielen Menschen den wahren Glauben ersetzen, sind völlig unnütz; das Kreuz sollte nicht angebetet werden. Die Priester lügen, wenn sie vorgegeben, sie hätten Christi Leib gemacht, und ihn den Menschen zu ihrer Erlösung überreichen.\" Er war ein Reformtheologe und gründete die häretische Sekte der Petrobrusianer.
1173
Petrus Waldus stellt die Kirchenautorität in Frage
1184
Geburtsjahr der Inquisition; Papst Lucius II. veröffentlicht mit Einverständnis des Kaisers Friedrich Barbarossa den Erlass, in dem Bischöfe und Erzbischöfe beauftragt werden, jede Gemeinde ihrer Bistümer zweimal im Jahr persönlich zu besuchen, um zuverlässige Menschen ausfindig zu machen, die mithelfen sollten, Ketzer zu entlarven und diese einem kirchlichen Gericht zuzuführen.


12. Jh.
Personengruppe: Karthager

Vorwürfe:
Dualismus, dh. die Anerkennung zweier Prinzipien: des göttlichen, das Geist, Seele und Himmel schuf, und des teuflischen, das Körper und die Erde schuf. \"Kinder des Teufels\"

Motive hinter den Vorwürfen:
Furcht der katholischen Kirche vor berechtigter Kritik. Furcht vor Unterwanderung.

Reaktion:
Uneinheitliches Vorgehen der Kirche, teilweise Verbrennung. Später fallen sie der Inquisition zum Opfer.

ab 1209
Personengruppe: Albingenser

Vorwürfe: Abfall von der katholischen Kirche

Motive hinter den Vorwürfen:
persönliche Machtbestrebungen einiger Feudalherren (weltlich wie geistlich)

Reaktion:
Kein Prozess, Papst Innozenz III befiehlt den Kreuzzug. Ausrottung nicht nur der Albigenser, sondern von Teilen der Bevölkerung der Provence.
nach 1215

als Folge davon:
Unter Innozenz III und Gregor IX wird die Inquisition unabhängig von den Bischöfen und direkt dem Papst unterstellt. Eine Art des Prozesses ist im Entstehen.

1227
Die Franziskaner und vor allem die Dominikaner werden durch Gregor IX. beauftragt, die Inquisition durchzuführen.

1234
Personengruppe: Stedinger Friesen (Bauern)

Vorwürfe: Teufel in Gestalt eines Bockes / Frosches Homagium, Unzucht

Motive hinter den Vorwürfen:
Dem Erzbischof von Bremen ging es um die Abgaben der Stedinger, die sie ihm aus politischen Gründen verweigerten.

Reaktion: Kein Prozess, sondern Kreuzzug. Vernichtung der Aufständischen bei Altenesch, der Rest erkennt die Forderungen an.
1252
Papst Innozenz IV. lässt die Folter zur Wahrheitsfindung zu.
1264
Die erste Hexenverurteilung fand 1264 statt. Der zunächst gegen die Ketzer geführte Kampf, weitete sich zu einem Feldzug gegen die Hexerei aus. Anfangs waren die beiden Beschuldigten identisch, jede Ketzerei war teuflisch und die der Hexerei für schuldig befunden Personen waren Ketzer. Später unterschied man zwischen diesen beiden Verbrechen, und sie wurden wohl nur gemeinsam behandelt, um das Urteil des Gerichts zu beeinflussten.


1309 - 1311
Personengruppe:
Templer (vorwiegend Söhne französischer Adliger; die durch die Kreuzzüge enorme Reichtümer angehäuft hatten)

Vorwürfe:
Anbetung eines Dämonen names Baphomet, Homagium, sexuelle Vermischung

Motive hinter den Vorwürfen:
Finanzielle Sorgen des Königs (Phillip der Schöne)

Reaktion:
Verhaftung und Einziehung des Vermögens. Keine Verteidigung gestattet, Papst löst den Orden auf; Widerruf der Templer; Verbrennung
1325
erließ Papst Johannes die Bulle \"Cum inter nonnullos\". In dieser wurde erklärt, die Behauptung, Jesus und seine Jünger hätten keinerlei Besitz gehabt, sei Häresie. Damit erging an die Inquisitoren die Anordnung, all diejenigen zu verfolgen, die daran festhielten, dass Jesus ein armer Mann gewesen sei. 114 \"spirituelle Franziskaner\" wurden aus diesem Grund verbrannt.


1335 - 1353
Prozess von Toulouse

Vorwürfe:
Anbetung des Teufels, Sabbat, Reigentanz

Motive hinter den Vorwürfen:
Religiöser Fanatismus des Inquisitoren

Reaktion:
Ketzerprozess. Da die Verurteilten geständig waren. 8 Todesurteile, 11 lebenlängliche Haftstrafen,44 mal 20-Jahre

1435
Person: Jeanne d\'Arc

Vorwürfe:
Bezweiflung der Autorität der Kirche

Motive hinter den Vorwürfen:
politische Gründe der Engländer

Reaktion:
politischer Justizmord, als Ketzerprozess geführt, Verbrennung
1459
Personengruppe:

\"Vauderie\" von Arras

Vorwürfe:
Teufel in Gestalt eines Bockes, Homagium, Ritt auf gesalbten Stöcken zum Sabbat, Verunglimpfung der katholischen Kirche, sexuelle Vermischung

Motive hinter den Vorwürfen:

religiöser Fanatismus des Inquisitoren

Reaktion:
Übergang vom Ketzer- zum Hexenprozess Es wird dem Prozess das Denunziationsprinzip hinzugefügt.
um 1450
Der Buchdruck wird erfunden. Die Verbreitung von Schriften gegen Ketzer und Hexen verschärft die Verfolgungen
1458

\"Ketzergeißel\"
Flagellorum haereticorum fascinariorum des Dominikaners Jacquier - setzt die Existenz einer satanischen Sekte voraus, die den katholischen Glauben unterhöhlt, und deren Taten, einschließlich des Fluges, auf Realität beruhen. Er fügt den Merkmalen des Teufelsbundes das \"Stigma diabolicum\" hinzu.
1459
\"Fortalicium fidei\"
in Grundlagenwerk von Alphonso de Spina gegen Ketzer, Juden und andere Nichtchristen. Die Luftfahrt \"zauberischer Frauen\" (ein abgrenzender Begriff wie Hexe wird noch nicht verwendet) wird noch als Vorgaukelung von Dämonen gesehen, was jedoch die Schuld der Frauen nicht mindert.
1484

\"Summis desiderantes\"
Ketzer/Hexenbulle des Papstes Innozenz VIII richtet sich gegen den Abfall vom katholischen Glauben bei Männer und Frauen gleichermaßen. Der Vorwurf der Schadenszauberei konzentriert sich auf die Verhinderung der Fruchtbarkeit bei Mensch, Tier und Pflanze.

1478
Inquisitionsgerichte werden, zunächst mit Billigung des Papstes, in Spanien eingeführt.

1542
errichtet Papst Paul III. im Zuge der Gegenreformation als oberste Instanz für alle Glaubensgerichte, die \"Congregatio Romanae et universalis inquisitionis\" (Kongregation für römisches und weltweite Inquisition; kurz Sanctum Officium (Hl. Officium)). Die Inquisition
wird daraufhin in fast allen Staaten eingerichtet.
1600
Der Humanist Giordano Bruno wird öffentlich verbrannt.
1633
Galileo Galilei muss öffentlich seinen Erkenntnissen abschwören.

Im 18. Jahrhundert kommt die Aufklärung, die Macht der Inquisitoren wird schließlich abgebrochen.


1992
Papst Johannes Paul II. rehabilitiert Galilei posthum.

 
 

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