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Neben den Querverweisen im folgenden Abschnitt über die amerikanische Geschichte wird der Leser auf
 die Abschnitte zur Geschichte einzelner US-Bundesstaaten und auf die jeweiligen Artikel über die
 
 US-Präsidenten verwiesen. Zur Geschichte Nordamerikas vor der Inbesitznahme durch die Europäer siehe
 
 Indianer.
 
 7.1 Kolonialzeit
 
 Die Entdeckungs- und Erkundungsreisen des 15. und 16. Jahrhunderts von Christoph Kolumbus, John
 
 Cabot, Giovanni da Verrazano und Jacques Cartier waren die Voraussetzung für die schrittweise
 
 Besiedelung des riesigen Landes durch die Europäer. Tatsächlich war das Land zum Zeitpunkt seiner
 
 Entdeckung durch die Europäer seit ungefähr 25 000 Jahren von Indianern besiedelt, die gegen Ende der
 
 letzten Eiszeit über eine Landbrücke bei der Beringstraße von Asien her eingewandert waren. Bei Ankunft
 
 der Europäer Ende des 15. Jahrhunderts lebten wahrscheinlich zwischen drei und fünf Millionen Indianer
 
 in Nordamerika. Die Geschichte der europäischen Entdeckung und Besiedelung Nordamerikas ist zugleich
 
 die Geschichte der Vertreibung und Dezimierung der indianischen Bevölkerung und die Geschichte der
 
 Auseinandersetzung zwischen den europäischen Kolonialmächten England, Niederlande, Frankreich und
 
 Spanien um den Besitz der Neuen Welt und die Hegemonie in Amerika.
 
 7.1.1 Die ersten Siedlungen
 
 Die Gründung von Saint Augustine 1565 im heutigen Florida durch die Spanier markierte den Anfang der
 
 europäischen Kolonisierung auf dem Gebiet der heutigen USA. Zum Zeitpunkt dieser ersten
 
 Siedlungsgründung führten England und Spanien gegeneinander Krieg, der 1588 mit der Vernichtung der
 
 spanischen Armada seinen Höhepunkt fand. Nach dieser Niederlage war Spanien als Rivale Englands um
 
 die Vorherrschaft in Nordamerika nicht mehr ernst zu nehmen.
 
 1585 suchte Sir Walter Raleigh auf Roanoke Island vor der Küste des heutigen North Carolina Kolonisten
 
 anzusiedeln und 1587 etwas weiter nördlich in einem Gebiet, das er zu Ehren Elisabeths I., der
 
 jungfräulichen (virgin) Königin, Virginia nannte. Beide Versuche schlugen jedoch fehl. Die erste
 
 englische Dauersiedlung in Nordamerika war das 1607 gegründete Jamestown, benannt nach König
 
 Jakob I. von England (englisch James I.).
 
 7.1.2 Französische und niederländische Aktivitäten
 
 Im Jahrzehnt nach der Gründung von Jamestown intensivierten auch Frankreich und die Niederlande ihre
 
 Bemühungen um nordamerikanisches Territorium. Frankreich erkannte schon früh die Bedeutung des
 
 Sankt-Lorenz-Stromes, des besten natürlichen Zugangs zum Landesinneren, und gründete 1608 in einem
 
 ersten Schritt der Landnahme die Stadt Quebec. Während der folgenden 75 Jahre nahm Frankreich zudem
 
 riesige Gebiete im Landesinneren einschließlich des gesamten Mississippi-Tales, die von Männern wie
 
 Jacques Marquette, Louis Jolliet und Robert Cavelier de La Salle entdeckt und erforscht worden waren,
 
 nominell in Besitz.
 
 Die Niederlande erhoben Anspruch auf die New York Bay und das Gebiet um den Hudson; beides war
 
 1609 von dem englischen Seefahrer Henry Hudson, der im Dienste der niederländischen
 
 Ostindien-Kompanie segelte, entdeckt und erkundet worden.
 
 7.1.3 Die Kolonien Neuenglands
 
 Die englische Kolonisierung Nordamerikas erhielt 1620 einen entscheidenden Impuls, als eine Gruppe
 
 separatistischer Puritaner, die später so genannten Pilgerväter, das Siedlungsrecht in Virginia erhielt. Mit
 
 der Mayflower stachen im September 1620 von Plymouth aus 101 Kolonisten Männer, Frauen und Kinder
 
 Richtung Nordamerika in See, landeten jedoch nicht wie geplant in Virginia, sondern bei Kap Cod (im
 
 heutigen Massachusetts), ließen sich hier nieder und gründeten die Plymouth-Kolonie. Noch an Bord der
 
 Mayflower hatten sie als Grundlage für ihr zukünftiges Gemeinwesen den Mayflower-Compact
 
 unterzeichnet, die erste schriftliche amerikanische Verfassung.
 
 1632 erhielt Lord Baltimore, ein Katholik, von dem anglikanischen König Karl I. die Konzession für die
 
 Kolonisierung von Maryland. Diese beiden Kolonien Plymouth-Kolonie und Maryland mit ihrem
 
 konfessionellen Hintergrund hier eine Puritanergruppe, dort Katholiken sind beispielhaft für die religiöse
 
 Vielfalt, die unter den weißen Siedlern in Nordamerika herrschte. Und eben diese religiöse Vielfalt,
 
 gepaart mit religiöser Toleranz, war es, die im 17. Jahrhundert zahllose Einwanderer aus dem von
 
 Religionskriegen und religiöser Verfolgung geprägten Europa nach Nordamerika zog. Ein weiterer Grund
 
 für den massiven Zustrom von Kolonisten im 17. Jahrhundert vor allem aus England war die zunehmende
 
 Verarmung weiter Teile der Bevölkerung in Europa, insbesondere in England, wo besonders die
 
 Landbevölkerung unter den wirtschaftlichen Veränderungen zu leiden hatte.
 
 Die meisten der von der englischen Krone autorisierten und privilegierten Kolonien wurden noch vor
 
 Ende des 17. Jahrhunderts gegründet. Ausnahme war Georgia, das erst 1732 als Kolonie entstand. Die
 
 Kolonie Neuniederlande eroberten die Engländer 1664 von den Niederlanden; den Hauptort der Kolonie,
 
 Neu-Amsterdam, benannten sie in New York um, außerdem gliederten sie New Jersey als eigenständige
 
 Kolonie aus der ehemaligen Kolonie Neuniederlande aus. New Hampshire wurde 1679 zur Kolonie, und
 
 1681 erhielt schließlich William Penn eine königliche Konzession für das spätere Pennsylvania.
 
 Erster Ausdruck der Kontrolle des englischen Parlaments über die nordamerikanischen Kolonien war das
 
 Handels- und Schifffahrtsgesetz von 1651 (Navigationsakte), das den Warenverkehr zwischen den
 
 englischen Kolonien und dem Mutterland ausschließlich auf englischen Schiffen zuließ. Eine weitere
 
 Navigationsakte von 1660 untersagte Handelsbeziehungen zwischen den englischen und nichtenglischen
 
 Nationen. Doch wegen der nachlässigen Überwachung dieser Gesetze waren Schmuggel und
 
 Schwarzhandel weit verbreitet.
 
 1660 wandelte König Karl II. von England New Hampshire und Massachusetts in Kronkolonien um. 1686
 
 verfügte Jakob II. die Zusammenlegung von New York, New Jersey und den Neuengland-Kolonien zum
 
 Dominion of New England. Die Kolonien wehrten sich gegen diesen Zusammenschluss, die ihre Rechte
 
 gegenüber der englischen Krone schwächte: Connecticut und Rhode Island verweigerten die Rückgabe
 
 ihrer Konzessionen; in Massachusetts brach 1689 eine bewaffnete Rebellion aus; die Einwohner Bostons
 
 übernahmen die Macht in der Kolonialregierung, und in New York gab es ebenfalls einen bewaffneten
 
 Aufstand. Nach der Glorious Revolution wurde die Verfügung wieder zurückgenommen.
 
 Die Thronbesteigung von Wilhelm III. und seiner Frau Maria II. 1689 markierte eine Neuorientierung in
 
 der englischen Außenpolitik: England wandte sich von der profranzösischen Politik Jakobs II. ab und
 
 profilierte sich nun sowohl in Europa wie auch in den Kolonien als einer der Hauptgegner Frankreichs. In
 
 den Kolonien war Frankreich der schärfste Konkurrent Englands um die Vormachtstellung.
 
 7.1.4 Die britisch-französischen Kriege
 
 Von 1689 bis 1763 führten England und Frankreich vier große Kriege gegeneinander, die alle sowohl in
 
 Europa als auch parallel dazu in den Kolonien ausgetragen wurden: den Pfälzischen Erbfolgekrieg und
 
 sein nordamerikanisches Pendant den King Williams War (1689-1697), den Spanischen Erbfolgekrieg
 
 bzw. den Queen Annes War (1702-1713), den Österreichischen Erbfolgekrieg bzw. den King Georges
 
 War (1744-1748) und schließlich den Siebenjährigen Krieg bzw. den Britisch-Französischen
 
 Kolonialkrieg (1754-1763).
 
 Die ersten drei Kriege brachten keine klare Entscheidung, obgleich der Friede von Utrecht, der 1713 den
 
 Spanischen Erbfolgekrieg beendet hatte, Frankreich zur Abtretung großer Territorien zwang, darunter
 
 Akadien, Neufundland und die Region um die Hudsonbai. Die Entscheidung brachte schließlich der vierte
 
 Krieg, aus dem nach anfänglichen Niederlagen am Ende Großbritannien als Sieger hervorging. Im Frieden
 
 von Paris, der 1763 den Britisch-Französischen Kolonialkrieg beendete, musste Frankreich alle seine
 
 Besitzungen östlich des Mississippi sowie Kanada an Großbritannien abtreten; Spanien, Frankreichs
 
 Verbündeter, musste zugunsten Großbritanniens auf Florida verzichten, erhielt aber die bislang
 
 französischen Territorien westlich des Mississippi. Großbritannien war nun die Vormacht in Nordamerika.
 
 7.2 Unabhängigkeit und Staatsgründung
 
 7.2.1 Widerstand gegen das Mutterland
 
 Durch die Kriege hatte Großbritannien beträchtliche Schulden angehäuft und suchte nun auch die
 
 Kolonien stärker zur Finanzierung des Staatshaushaltes heranzuziehen. Dies, verbunden mit einer wieder
 
 stärkeren Kontrolle der Kolonien durch das Mutterland, provozierte mittelfristig den offenen Widerstand
 
 der Kolonien. Bereits 1764 verschärfte das britische Parlament die Navigationsakte, und 1765 beschloss
 
 es die so genannte Stempelakte. Dieses Gesetz stieß in den Kolonien auf scharfen Protest, der seinen
 
 vorläufigen Höhepunkt im Oktober 1765 im Stamp Act Congress fand. Der Kongress verabschiedete eine
 
 Declaration of Rights and Grievances, in der die Kolonien u. a. größere Selbstbestimmung und eine
 
 parlamentarische Vertretung einklagten. Das britische Parlament erkannte die Declaration zwar nicht an,
 
 nahm 1766 die Stempelakte aber wieder zurück.
 
 1767 verabschiedete das Parlament die Townshend Acts, die u. a. eine Reihe von Waren, wie z. B. Tee,
 
 Papier, Blei, Farbe und Glas, mit Zöllen belegten. Der Widerstand der Kolonien gegen diese Gesetze
 
 manifestierte sich im Boykott britischer Waren, kolonienübergreifenden Protestaktionen und in
 
 Massachusetts im offenen Aufruhr gegen die britische Regierung. In Reaktion darauf verstärkte
 
 Großbritannien 1768 seine Truppen in Boston, einem Zentrum des kolonialen Widerstandes. Das
 
 wiederum verschärfte die antibritische Stimmung. Am 5. März 1770 kam es in Boston zu gewaltsamen
 
 Zusammenstößen zwischen britischen Soldaten und Bostoner Bürgern, dem so genannten Boston
 
 Massaker.
 
 1770 nahm Großbritannien alle Zölle aus den Townshend Acts zurück mit Ausnahme des Teezolles. Die
 
 Kolonisten, die den Teezoll als Kontroll- und Unterdrückungsmaßnahme interpretierten, intensivierten
 
 nun den Warenboykott und entluden ihren Protest schließlich am 16. Dezember 1773 in der Boston Tea
 
 Party.
 
 7.2.2 Der Nordamerikanische Unabhängigkeitskrieg
 
 1774 erließ Großbritannien mehrere Zwangsgesetze, die so genannten Intolerable Acts, die sich vor allem
 
 gegen die unbotmäßige Kolonie Massachusetts richteten und sie in Handel und Selbstverwaltung
 
 erheblich einschränkten. In Reaktion auf die Intolerable Acts versammelten sich die britischen Kolonien
 
 in Nordamerika am 5. September 1774 zum 1. Kontinentalkongress und formulierten hier eine
 
 gemeinsame Protesterklärung an König Georg III. Die Fronten verhärteten sich zusehends. Im April 1775
 
 kam es bei Lexington zu ersten bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen britischen Soldaten und der
 
 Kolonialmiliz. Der Nordamerikanische Unabhängigkeitskrieg hatte begonnen.
 
 Am 10. Mai 1775 trat in Philadelphia der 2. Kontinentalkongress zusammen. Der Kongress beschloss den
 
 Aufbau einer eigenen Armee, ernannte George Washington zu deren Oberbefehlshaber, gab eigenes
 
 Papiergeld aus und übernahm eine Reihe von exekutiven Funktionen, die bisher beim König lagen.
 
 Darüber hinaus appellierte er an die britische Regierung, die Krise auf friedlichem Weg beizulegen. Im
 
 August 1775 jedoch antwortete Georg III. mit einer Proklamation, in der er seine loyalen Untertanen dazu
 
 aufrief, Rebellion und Aufruhr (in Nordamerika) niederzuschlagen. Trotz der erneuten Verschärfung der
 
 Lage lehnte die Mehrheit des Kontinentalkongresses vorerst noch die Loslösung von Großbritannien ab,
 
 wie sie von einer radikalen Minderheit favorisiert wurde. Erst die Veröffentlichung von Thomas Paines
 
 Common Sense im Januar 1776 bewirkte in den Kolonien einen klaren Meinungsumschwung: Am 2. Juli
 
 1776 erklärte der 2. Kontinentalkongress die Loslösung der Kolonien von der britischen Krone, und am
 
 4. Juli 1776 verabschiedete er die im Wesentlichen von Thomas Jefferson entworfene
 
 Unabhängigkeitserklärung.
 
 Im Unabhängigkeitskrieg gewannen nach und nach die amerikanischen Truppen, die ab 1778 von
 
 Frankreich unterstützt wurden, die Oberhand über die Briten und zwangen sie schließlich am 19. Oktober
 
 1781 bei Yorktown zur Kapitulation. Mit der Unterzeichnung des Friedens von Paris am 3. September
 
 1783 endete der Nordamerikanische Unabhängigkeitskrieg. Großbritannien erkannte seine ehemaligen
 
 Kolonien in Nordamerika (außer Kanada) als die freien und unabhängigen Vereinigten Staaten an und trat
 
 alle seine Besitzungen östlich des Mississippi an den jungen Staat ab.
 
 7.3 Die Konsolidierung der Vereinigten Staaten
 
 Zwischen 1776 und 1789 gaben sich die Einzelstaaten Verfassungen, die auf dem Prinzip der
 
 Volkssouveränität basierten, Gewaltenteilung festschrieben und zumeist auch einen Grundrechtekatalog
 
 enthielten. Durch die 1777 beschlossenen und 1781 verabschiedeten Articles of Confederation schlossen
 
 sie sich zu einem lockeren Staatenbund zusammen, ohne jedoch ihre einzelstaatliche Souveränität
 
 aufzugeben. Der Staatenbund verfügte allerdings kaum über Kompetenzen, was sich bald in vielen
 
 Bereichen negativ bemerkbar machte, so z. B. in Wirtschaft und Handel, aber auch in den Beziehungen
 
 zwischen den Einzelstaaten. 1787 trat daher ein Verfassungskonvent zusammen, der unter dem Vorsitz
 
 von George Washington eigentlich nur die Articles of Confederation überarbeiten sollte, am Ende aber
 
 eine völlig neue Bundesverfassung ausarbeitete. Die neue Verfassung installierte einen Bundesstaat mit
 
 einer relativ starken, nach dem Präsidialsystem organisierten Bundesregierung, verlieh aber auch
 
 föderalen Elementen ein sehr hohes Gewicht. Bis 1789 hatten die meisten der Einzelstaaten die
 
 Verfassung ratifiziert, und bereits 1791 wurde sie um die ersten zehn Amendments, die Bill of Rights,
 
 erweitert, die die wesentlichen Grundrechte garantieren. Erster Präsident der Vereinigten Staaten wurde
 
 George Washington, der von 1789 bis 1797 amtierte.
 
 Bereits unter der Regierung Washington bildeten sich in der Auseinandersetzung um den innen- und den
 
 außenpolitischen Kurs der USA die beiden ersten wichtigen politischen Parteien der US-Geschichte
 
 heraus: die Federalists und die Republicans oder Democratic-Republicans, aus denen später die
 
 Demokratische Partei hervorging. Außenpolitisch suchten die Federalists unter der Führung von
 
 Schatzminister Alexander Hamilton die Annäherung an Großbritannien; innenpolitisch strebten sie eine
 
 hierarchisch gegliederte Gesellschafts- und politische Ordnung mit einer Besitz- und Bildungsaristokratie
 
 an der Spitze an. Demgegenüber favorisierten die Republicans unter James Madison und Thomas
 
 Jefferson eine egalitäre und agrarisch geprägte Gesellschaftsordnung, und außenpolitisch tendierten sie zu
 
 einem Bündnis mit Frankreich. Zu einer Vertiefung der Kluft zwischen Federalists und Republicans kam
 
 es durch den Jays Treaty mit Großbritannien, der in den USA auf heftige Kritik stieß. Unter Washington
 
 bewahrten die USA in den britisch-französischen Auseinandersetzungen im Rahmen der Koalitionskriege
 
 Neutralität; sein Nachfolger, der Federalist John Adams, dagegen leitete trotz formell weiterhin
 
 andauernder Neutralität einen klar probritischen Kurs ein, was zu schweren Spannungen im Verhältnis zu
 
 Frankreich und schließlich zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen und einigen militärischen
 
 Zusammenstößen führte. Gegen diese Außenpolitik, aber auch gegen den innenpolitischen Kurs der
 
 Regierung Adams, der sich u. a. in den Alien and Sedition Acts niederschlug, formierten sich die
 
 Republicans zu einer starken Opposition; bei den Wahlen 1800 konnten sie sich mit ihrem
 
 Präsidentschaftskandidaten Thomas Jefferson klar gegen die Federalists durchsetzen.
 
 Unter Präsident Jefferson (1801-1809) schritt sowohl die innere Konsolidierung der USA als auch ihre
 
 territoriale Expansion voran: 1803 wurde Ohio als Erster der Northwest Territory-Staaten in die Union
 
 aufgenommen, und im selben Jahr erfolgte der Kauf von Louisiana, durch den das Staatsgebiet der USA
 
 auf weit über das Doppelte anwuchs. Begleitet war die Expansion Richtung Westen von nahezu ständigen
 
 Kämpfen gegen die Indianer, die dem Vordringen der weißen Siedler Widerstand entgegenzusetzen
 
 suchten (siehe Indianerkriege). Außenpolitisch kam es unter Jefferson und seinem Nachfolger James
 
 Madison (1809-1817) zunehmend zu Konflikten mit Frankreich und besonders Großbritannien, die vor
 
 dem Hintergrund der Koalitions- und der Napoleonischen Kriege fortgesetzt die Neutralität der USA zum
 
 Teil gewaltsam missachteten. Der Konflikt mit Großbritannien eskalierte schließlich im
 
 Britisch-Amerikanischen Krieg von 1812, der allerdings auch durch die Aspirationen der USA auf Kanada
 
 und Florida ausgelöst worden war. Der Krieg endete 1814 mit dem Frieden von Gent für beide Seiten
 
 ergebnislos, d. h., es wurden die Vorkriegsverhältnisse wiederhergestellt.
 
 Die folgenden Jahre bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges waren von der fortschreitenden Expansion der
 
 USA nach Westen und Süden und einem starken wirtschaftlichen Wachstum geprägt. Unter Präsident
 
 James Monroe (1817-1825) erwarben die USA von Spanien Florida, das 1845 als Bundesstaat in die
 
 Union aufgenommen wurde. Weitere bedeutende Gebietsgewinne verzeichneten die USA 1845 durch die
 
 Annexion von Texas, den Mexikanischen Krieg (1846-1848), der ihnen Kalifornien und New Mexiko
 
 einbrachte, sowie durch den Gadsden-Vertrag von 1854. Zwischen 1815 und 1861 wurden die USA um
 
 insgesamt 16 neue Bundesstaaten erweitert, und zugleich schob sich die Siedlungsgrenze sukzessive nach
 
 Westen bis an den Pazifik vor. Verbunden war die Expansion auch weiterhin mit der Vertreibung,
 
 Umsiedelung oder sogar Vernichtung ganzer Indianerstämme. Parallel zur territorialen und inneren
 
 Konsolidierung, mit der das Entstehen eines starken nationalen Selbstbewusstseins einherging, erfolgte
 
 die Abgrenzung nach außen gegenüber den alten Mächten in Europa: In der Monroedoktrin von 1823
 
 verbaten sich die USA jegliche Art der Einmischung seitens der europäischen Mächte auf dem gesamten
 
 amerikanischen Kontinent, verzichteten ihrerseits aber auch auf jegliche Intervention in Europa.
 
 Das starke Wirtschaftswachstum in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts basierte zum einen auf der
 
 territorialen Expansion, zum anderen auf dem enormen Zustrom an Einwanderern. Es bildeten sich drei
 
 wirtschaftliche Großregionen heraus, die sich sozial, politisch und auch kulturell voneinander
 
 unterschieden: Im Norden und Nordosten dominierten Industrie, zum Teil in Aktiengesellschaften
 
 organisiert, und Finanzgeschäfte, im Süden der Baumwollanbau in großflächiger Plantagenwirtschaft und
 
 im Westen die Landwirtschaft und Viehzucht, d. h. die Nahrungsmittelproduktion. Unterstützt wurde das
 
 Wirtschaftswachstum, der Austausch der Regionen untereinander und damit auch die Integration der
 
 Bundesstaaten durch den forcierten Ausbau von Verkehrswegen Straßen, Kanälen und ab 1830 des
 
 Schienennetzes. Insgesamt waren die wirtschaftlichen und die gesellschaftlichen Strukturen von hoher
 
 sozialer Durchlässigkeit geprägt, die sich wiederum positiv auf die Demokratisierung des Landes
 
 auswirkte. Im Wahlkampf des Jahres 1828, aus dem Andrew Jackson (1829-1837) als Sieger hervorging,
 
 formierten sich die beiden, bis heute das politische Leben der USA dominierenden Parteien, als sich die
 
 Republicans in die von Jackson geführten Demokraten und die Nationalrepublikaner spalteten, die später
 
 in der Whig Party aufgingen und sich schließlich mit anderen zur Republikanischen Partei vereinten.
 
 7.3.1 Die Sklavereifrage
 
 Mit dem wirtschaftlichen Wachstum verschärften sich die Spannungen zwischen den wirtschaftlichen
 
 Großregionen, insbesondere zwischen dem industrialisierten Norden und dem auf der Plantagenwirtschaft
 
 basierenden Süden. Im Zentrum des Konflikts stand die Sklavereifrage: Technische Innovationen sowie
 
 eine ständig steigende Nachfrage nach Baumwolle hatten einen enormen Anstieg der
 
 Baumwollproduktion im Süden zur Folge, der wiederum eine starke Zunahme der Sklaverei nach sich
 
 zog. Der Norden lehnte die Sklaverei ab, der Süden verteidigte sie als seine wesentliche wirtschaftliche
 
 Grundlage. Und mit der territorialen Expansion der USA erhob sich zudem die Frage, ob die Sklaverei
 
 auch auf die neuen Bundesstaaten im Westen ausgedehnt werden solle bzw. dürfe. Die
 
 Auseinandersetzung um die Sklavereifrage führte 1860/61 schließlich zum Austritt der Südstaaten aus der
 
 Union und zum Amerikanischen Bürgerkrieg.
 
 1820 konnte der Konflikt um die Sklavereifrage noch durch den Missouri-Kompromiss vorläufig beruhigt
 
 werden, als zugleich das sklavenhaltende Missouri und das sklavenfreie Maine als Bundesstaaten in die
 
 Union aufgenommen wurden und so das Gleichgewicht zwischen Vertretern sklavenhaltender und
 
 sklavenfreier Staaten im Senat gewahrt werden konnte. Zugleich untersagte der Kompromiss die Sklaverei
 
 im noch verbliebenen Territorium aus dem Louisiana-Kauf nördlich von 36°30' nördlicher Breite. Der
 
 Konflikt zwischen Sklavereigegnern und -befürwortern begann sich jedoch wieder zuzuspitzen, als ab
 
 etwa 1830 die Abolitionisten-Bewegung im Norden zunehmend an Boden und Anhängern gewann und
 
 zum Teil militant gegen Sklavereibefürworter vorging. Neues Konfliktpotential lieferte 1850 die
 
 Aufnahme Kaliforniens als sklavenfreier Staat in die Union. Auch hier wurde ein allerdings wenig
 
 tragfähiger Kompromiss gefunden: Man ließ nach dem Prinzip der popular sovereignity die Bevölkerung
 
 des neu in die Union aufzunehmenden Staates entscheiden, ob der Staat sklavenhaltend oder sklavenfrei
 
 sein wollte.
 
 Neuerliche schwere Auseinandersetzungen gab es, als die Zentralregion aus dem Louisiana-Kauf in
 
 Kansas und Nebraska aufgeteilt wurde, um als zwei neue Bundesstaaten in die Union eingegliedert zu
 
 werden. Kansas und Nebraska lagen zwar beide nördlich des 36. Breitengrades, aber Kansas sollte dem
 
 Süden, also den sklavenhaltenden Staaten zugeschlagen werden. Ein neuer Kompromiss, der
 
 Kansas-Nebraska-Act von 1854, hob die Bestimmungen des Missouri-Kompromisses auf und überließ
 
 nun auch in Kansas die Entscheidung über die Sklaverei der Bevölkerung. Die Folge waren blutige
 
 Auseinandersetzungen in Kansas (siehe Grenzkrieg) zwischen Sklavereibefürwortern und -gegnern, aber
 
 auch eine erhebliche Verschärfung des Antagonismus zwischen Nord- und Südstaaten.
 
 7.4 Der Amerikanische Bürgerkrieg
 
 In Reaktion auf den Kansas-Nebraska-Act bildete sich 1854 aus u. a. den Whigs und enttäuschten
 
 Demokraten die Republikanische Partei, die sich entschieden gegen die Sklaverei wandte und in
 
 Opposition zu den Demokraten stand, die der Sklaverei indifferent bis bejahend gegenüberstand. Die
 
 Republikaner fanden vor allem im Norden rasch breite Unterstützung; zu ihrem führenden Kopf wurde
 
 Abraham Lincoln.
 
 1860 gewannen die Republikaner, in deren Wahlprogramm der Kampf gegen die Sklaverei eine zentrale
 
 Stelle einnahm, mit ihrem Kandidaten Abraham Lincoln die Präsidentenwahl. Unmittelbar nach der Wahl,
 
 am 20. Dezember 1860, trat South Carolina aus der Union aus. Mississippi, Florida, Alabama, Georgia,
 
 Louisiana und Texas schlossen sich bis Februar 1861 mit Sezessionsbeschlüssen an; Virginia, Arkansas,
 
 North Carolina und Tennessee folgten bis Mai 1861.
 
 Im Februar 1861 konstituierten sich die bis dahin aus der Union ausgetretenen sechs Staaten als
 
 Konföderierte Staaten von Amerika, gaben sich eine provisorische Verfassung und wählten Jefferson
 
 Davis zu ihrem Präsidenten. Demgegenüber bestritt Lincoln in seiner Antrittsrede als Präsident der
 
 Vereinigten Staaten im März 1861 den Bundesstaaten das Recht zum Austritt aus der Union, erklärte aber
 
 zugleich, dass es keine Eingriffe in die Sklaverei dort geben werde, wo sie bereits bestehe. Am 12. April
 
 1861 begannen die Konföderierten Staaten mit der Belagerung der Bundesfestung Fort Sumter in South
 
 Carolina; nach zwei Tagen musste die Festung kapitulieren. Am 15. April entsandte Lincoln
 
 Unionstruppen, die den Aufstand, als den die Union die Sezession der Südstaaten betrachtete,
 
 niederschlagen sollte. Der Amerikanische Bürgerkrieg (Sezessionskrieg) hatte begonnen.
 
 Oberstes Kriegsziel der Union war die Wiederherstellung der nationalen Einheit, das mit der Kapitulation
 
 der Südstaaten im April 1865 auch erreicht wurde. Ein weiteres wesentliches Ergebnis des Krieges war
 
 die Abschaffung der Sklaverei: Am 1. Januar 1863 war die von Lincoln verkündete
 
 Emanzipationserklärung in Kraft getreten, die sämtliche Sklaven in den von der Union abgefallenen
 
 Staaten für frei erklärte. Und mit dem 13. Zusatz zur amerikanischen Verfassung, der am 18. Dezember
 
 1865 in Kraft trat, wurde die Sklaverei in den USA endgültig abgeschafft.
 
 7.5 Industrialisierung und Übergang ins 20. Jahrhundert
 
 7.5.1 Reconstruction
 
 Nach dem Bürgerkrieg suchte Präsident Andrew Johnson (1865-1869), ein Demokrat, mit seiner Politik
 
 der Reconstruction die Aussöhnung mit den Südstaaten und den Wiederaufbau des zerstörten Südens
 
 voranzutreiben. Seine Pläne wurden jedoch vom Kongress konterkariert: Im Kongress dominierten
 
 radikale Republikaner, die den Südstaaten Militärregierungen überstülpten und das alte Plantagensystem
 
 wirtschaftlich und sozial zerschlugen. Dies führte in den Südstaaten zu einer großen Verbitterung
 
 gegenüber dem Norden und gegenüber der Sklavenemanzipation, die sich unter dem republikanischen
 
 Präsidenten Ulysses S. Grant (1869-1877) noch vertiefte und u. a. in der Entwicklung eines gewaltbereiten
 
 Rassismus ihren Ausdruck fand (siehe Ku Klux Klan). 1877 wurde die Reconstruction offiziell beendet,
 
 die Unionstruppen wurden aus dem Süden abgezogen. Die Gleichstellung der in die Freiheit entlassenen
 
 afroamerikanischen Sklaven, wie sie formalrechtlich bestand, existierte im Süden jedoch bestenfalls auf
 
 dem Papier: Die im Süden wieder dominierenden Demokraten setzten eine Reihe diskriminierender
 
 Gesetze durch, die die Schwarzen in vielen Belangen entrechteten.
 
 7.5.2 Wirtschaftliche und soziale Entwicklung nach dem Bürgerkrieg
 
 Nach dem Bürgerkrieg erlebte vor allem im Nordosten und im Mittleren Westen die Industrie eine
 
 explosionsartige Entwicklung. Wesentlicher Motor der Industrialisierung war der Eisenbahnbau, der nun
 
 mit Nachdruck vorangetrieben wurde und der sich auf zahlreiche Industriezweige fördernd auswirkte.
 
 Insbesondere in der Öl- und der Schwerindustrie entstand eine Reihe monopolistisch ausgerichteter,
 
 mächtiger Großunternehmen, organisiert als Trusts oder Holdinggesellschaften, die weitgehende
 
 Kontrolle über ganze Wirtschaftszweige sowie den Kapitalmarkt ausübten. An den Südstaaten allerdings
 
 ging der Industrialisierungsboom mehr oder weniger vorbei. Generell bestand eine enge Verquickung
 
 zwischen Wirtschaft und Politik, die vielfach von Korruption geprägt war und zu Lasten der Kleinen
 
 Farmer, Pächter, Arbeiter ging.
 
 Zugleich schritt die Besiedelung des Westens voran, und gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die
 
 Erschließung der USA bis zum Pazifik als Siedlungsgebiet abgeschlossen. Die Erschließung und
 
 Besiedelung des Westens war geprägt von ständigen Kämpfen gegen die Indianer, die ihr angestammtes
 
 Land gegen die weiße Inbesitznahme zu verteidigen suchten. Trotz einiger Siege der Indianer wie etwa in
 
 der Schlacht am Little Bighorn 1876 behielten die weißen Siedler und Soldaten die Oberhand. Mit dem
 
 Massaker an 400 Sioux bei Wounded Knee 1890 endeten die Indianerkriege. Die Indianer waren
 
 geschlagen, erheblich dezimiert, unter unwürdigen Bedingungen in Reservaten zusammengedrängt und
 
 blieben vorerst weitgehend rechtlos; erst 1924 wurden ihnen die vollen Bürgerrechte zuerkannt.
 
 Der Drang nach Westen ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Schon 1848 zog der Goldrausch
 
 Zehntausende Abenteurer und Siedler nach Kalifornien; ab den sechziger Jahren schritt mit dem Bau der
 
 ersten transkontinentalen Eisenbahnlinie die Erschließung des Westens und seine Anbindung an den Osten
 
 rasch voran; zudem boten die Homestead Laws beträchtliche Anreize für Siedler. Und schließlich erlebten
 
 die USA in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein enormes Bevölkerungswachstum, das vor allem
 
 durch die gewaltigen Einwandererströme aus Europa verursacht wurde. Allein in den Jahren 1865 bis
 
 1900 kamen etwa 15 Millionen Einwanderer in die USA; ein Teil davon suchte sich als Siedler im Westen
 
 eine neue Existenzgrundlage.
 
 Ein großer Teil der Einwanderer fand in der boomenden Industrie Arbeit. Allerdings führten die
 
 unreglementierte Industrialisierung und die Konzentration der Industrie in Großunternehmen und Trusts
 
 auf der einen, der ständige Zustrom von Arbeitskräften, die zunehmende Urbanisierung sowie das
 
 Entstehen eines breiten Industrieproletariats auf der anderen Seite bald schon zu erheblichen sozialen
 
 Problemen. Gegen die zunehmend miserablen Bedingungen der Arbeiterschaft formierten sich bereits in
 
 den sechziger Jahren erste gewerkschaftliche Organisationen; allerdings schritt der Prozess der
 
 gewerkschaftlichen Organisierung vor allem aufgrund der ethnischen Vielfalt der Arbeiterschaft nur
 
 langsam voran. 1866 schlossen sich mehrere Gewerkschaften zur National Labor Union zusammen, die
 
 allerdings 1872 wegen interner Auseinandersetzungen wieder aufgelöst wurde. 1869 wurden zunächst als
 
 Geheimbund die Knights of Labour gegründet, die den Arbeitern aller Wirtschaftszweige offen standen
 
 und gegenüber den Arbeitgebern einen aggressiven bis militanten Kurs verfolgten. In den siebziger und
 
 achtziger Jahren spielten die Knights of Labour ein wichtige Rolle bei den zahlreichen, zum Teil blutigen
 
 Demonstrationen und Streiks der Bergarbeiter und Eisenbahner, so etwa in Chicago 1886 bei den
 
 Haymarket-Unruhen und 1894 beim Pullman-Streik. 1886 wurden die Knights of Labour als führende
 
 Gewerkschaftsorganisation von der American Federation of Labour (AFL) abgelöst. Trotz der eindeutig
 
 unternehmerfreundlichen Politik der Regierung und obwohl zahlreiche Streiks von Bundestruppen blutig
 
 niedergeschlagen wurden, gelang es den Gewerkschaften doch, einige Verbesserungen wie etwa höhere
 
 Löhne und kürzere Arbeitszeiten durchzusetzen. Die wirtschaftlich ins Hintertreffen geratenen Farmer,
 
 Farmarbeiter und Pächter begannen sich ab den späten sechziger Jahren ebenfalls zu organisieren, z. B. im
 
 Granger Movement.
 
 Die zyklisch auftretenden Wirtschaftskrisen (1873-1878, 1882-1885 und 1893-1897) brachten jeweils
 
 einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit mit sich und verschärften sowohl die sozialen Probleme wie
 
 den Arbeitskampf, führten aber auch zu einer Ausgrenzung verschiedener sowohl von Unternehmern wie
 
 weißer Arbeiterschaft nicht erwünschter Gruppen: Die Einwanderung von Nichteuropäern, insbesondere
 
 Chinesen, wurde erheblich beschränkt, die Afroamerikaner wurden zunehmend diskriminiert. So wurde
 
 z. B. die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen, Verkehrsmitteln, Schulen etc. durchgesetzt und
 
 den Schwarzen der Zugang zum politischen Leben praktisch unmöglich gemacht. Dies sowie drastische
 
 Veränderungen im klassischen Wirtschaftszweig der Afroamerikaner, der Baumwollindustrie, infolge
 
 zunehmender Mechanisierung drängten die schwarze Bevölkerung mehr und mehr ins soziale Abseits. In
 
 Reaktion auf ihre Diskriminierung organisierten sich die Afroamerikaner in verschiedenen
 
 Bürgerrechtsbewegungen, die allerdings bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts im Kampf um die
 
 Gleichberechtigung nur wenige Erfolge erringen konnten.
 
 7.5.3 Theodore Roosevelt und der Progressivismus
 
 Unter Theodore Roosevelt (1901-1909), der nach der Ermordung William McKinleys 1901 ins
 
 Präsidentenamt gelangte, war die Innenpolitik durch den Progressivismus (Progressive Movement)
 
 geprägt. Der Progressivismus hatte sich in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts in Reaktion auf die
 
 sozialen Missstände und das Laissez-faire-Prinzip in der Wirtschaft herausgebildet und setzte sich mit
 
 Roosevelt als einem seiner führenden Vertreter in erster Linie die Behebung dieser Missstände zum Ziel.
 
 Konkret engagierte sich die Regierung Roosevelt vor allem für eine bessere Kontrolle und gegen die
 
 Korruption in Regierung und öffentlicher Verwaltung, für einen besseren Arbeitsschutz, eine bessere
 
 Arbeitsgesetzgebung, mehr soziale Gerechtigkeit sowie für mehr demokratische Elemente im öffentlichen
 
 Leben. Einer der Kernpunkte von Roosevelts Reformprogramm war die Entmachtung und Kontrolle der
 
 Großunternehmen und Großbanken. Hintergrund war u. a. die rapide Vermehrung der Trusts: Hatte es bis
 
 1899 in den USA lediglich etwa 60 Trusts gegeben, so stieg ihre Zahl in den folgenden beiden Jahren auf
 
 etwa das Dreifache an. Manche Trusts, wie die für Rindfleisch, Rohöl, Kohle, Zucker oder die
 
 Eisenbahngesellschaft, hatten praktisch Monopolstellungen inne. Auf Roosevelts Betreiben hin
 
 verabschiedete der Kongress nun eine Reihe von Gesetzen, die die Durchsetzung der bereits bestehenden
 
 Antitrust-Gesetze unterstützen sollten. Roosevelts Nachfolger, der Republikaner William Howard Taft
 
 (1909-1913) und der Demokrat Woodrow Wilson (1913-1921), setzten seine progressive Innenpolitik in
 
 ihren Grundzügen fort. Taft allerdings geriet zunehmend unter den Einfluss des konservativen Flügels
 
 seiner Partei; in der Konsequenz gründete Roosevelt 1912 vornehmlich aus unzufriedenen Anhängern der
 
 Republikaner die Progressive Party und kandidierte für die neue Partei für das Präsidentenamt. Die
 
 Spaltung der Republikaner während des Wahlkampfes 1912 verhalf schließlich den Demokraten mit
 
 Wilson an der Spitze zum Sieg.
 
 7.5.4 Außenpolitik (1865-1914)
 
 Die Außenpolitik der USA war vor dem Hintergrund ihrer zunehmenden wirtschaftlichen Macht
 
 expansionistisch geprägt. 1867 kauften die USA Alaska von Russland ab; im selben Jahr besetzten sie die
 
 Midway-Inseln und leiteten damit den Erwerb von Stützpunkten im Pazifik entlang des Seeweges nach
 
 Ostasien ein. Die Ostasienroute war von besonderer Bedeutung, seit die USA 1854 gewaltsam die
 
 Öffnung japanischer Häfen für den Handel mit den USA erzwungen hatten.
 
 In Bezug auf Mittel- und Südamerika wandten sich die USA nach und nach von ihrem eher passiven Kurs
 
 ab und einer die Monroedoktrin aktivistisch interpretierenden Außenpolitik zu. So betonten sie seit Mitte
 
 des 19. Jahrhunderts immer wieder nachdrücklich ihren Anspruch auf Vorrechte an den
 
 mittelamerikanischen Landengen bzw. an einem zukünftigen Kanal zwischen Karibik und Pazifik. 1901
 
 erwarben sie durch den Hay-Pauncefote-Vertrag die alleinigen Rechte auf den zu bauenden Panamákanal
 
 und sicherten sich einen völkerrechtlich zweifelhaften Aufsichtsanspruch über die Kanalzone.
 
 Verschiedene Interventionen der USA in Lateinamerika waren von einer fortschreitenden wirtschaftlichen
 
 Durchdringung nahezu des gesamten mittel- und südamerikanischen Raumes und der weit reichenden
 
 Abschottung des amerikanischen Marktes gegen europäische und asiatische Konkurrenz begleitet. Siehe
 
 auch Panamerikanische Union
 
 In den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts nahm die Außenpolitik der USA eindeutig imperialistische
 
 Züge an. 1898 führten sie in Unterstützung der kubanischen Unabhängigkeitsbewegung den
 
 Spanisch-Amerikanischen Krieg, der mit einem Sieg der USA endete und den USA Kuba (1902 formal in
 
 die Unabhängigkeit entlassen), Puerto Rico und Guam einbrachte; außerdem trat Spanien für 20 Millionen
 
 US-Dollar die Philippinen an die USA ab. Ebenfalls 1898 annektierten die USA Hawaii, und 1899
 
 erwarben sie Amerikanisch-Samoa.
 
 Infolge des Spanisch-Amerikanischen Krieges gelangten die USA an Besitzungen außerhalb ihres
 
 kontinentalen Kernlandes. Sie übernahmen damit den Status einer Kolonialmacht, der sie neben anderen
 
 Faktoren eine wachsende Rolle in weltpolitischen Angelegenheiten übernehmen ließen. Einen ersten
 
 bedeutenden Auftritt auf der internationalen Bühne hatten die USA bzw. Präsident Roosevelt, als er 1905
 
 den Frieden von Portsmouth zur Beendigung des Russisch-Japanischen Krieges vermittelte.
 
 7.6 Der 1. Weltkrieg
 
 Zu Beginn des 1. Weltkrieges erklärte Präsident Wilson die Neutralität der Vereinigten Staaten.
 
 Um zu verhindern, dass Versorgungs- und Rüstungsgüter etwa aus den USA Großbritannien erreichen
 
 konnten, erklärte das Deutsche Reich 1915 für die Gewässer um Großbritannien und Irland den
 
 uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Im Mai 1915 torpedierte ein deutsches U-Boot ohne Vorwarnung das
 
 britische Passagierschiff Lusitania (das allerdings auch Munition und Waren transportierte) vor der
 
 irischen Küste; 1 198 Menschen darunter 128 Bürger der Vereinigten Staaten kamen dabei ums Leben.
 
 Der Lusitania-Zwischenfall verschärfte die antideutsche Stimmung in der US-amerikanischen
 
 Öffentlichkeit erheblich, die Forderung nach einem Kriegseintritt der USA gegen die Mittelmächte wurde
 
 immer nachdrücklicher. Die Regierung Wilson lehnte einen Kriegseintritt jedoch (noch) strikt ab,
 
 bewirkte aber durch scharfe Proteste und Drohungen die Rücknahme des uneingeschränkten
 
 U-Boot-Krieges durch das Deutsche Reich.
 
 Ende Januar 1917 nahm das Deutsche Reich den uneingeschränkten U-Boot-Krieg wieder auf; etwa um
 
 dieselbe Zeit erhielt die Regierung Wilson Kenntnis von der so genannten Zimmermann-Note, ein gegen
 
 die USA gerichtetes Bündnisangebot des Deutschen Reiches an Mexiko. Diese beiden Faktoren sowie die
 
 sich weiter verschärfende antideutsche Stimmung in den USA und vor allem auch die sich nun
 
 durchsetzende Überzeugung, dass die USA nur dann auf eine friedliche, demokratische, an ihren
 
 Vorstellungen orientierte Weltordnung hinwirken könnten, wenn sie sich auch am Krieg beteiligten,
 
 waren es, die den Kongress auf Betreiben Wilsons am 6. April 1917 dem Deutschen Reich und seinen
 
 Verbündeten den Krieg erklären ließen. Die USA entsandten fast zwei Millionen Soldaten auf den
 
 europäischen Kriegsschauplatz, wo sie 1918 maßgeblich am Sieg der Entente über das Deutsche Reich
 
 beteiligt waren.
 
 Bereits im Januar 1918 hatte Wilson in den Vierzehn Punkten sein Programm für eine friedliche, stabile
 
 Nachkriegsordnung vorgestellt. Zentrales Anliegen der Vierzehn Punkte war die Wiederherstellung des
 
 Selbstbestimmungsrechtes der Völker sowie die Etablierung eines internationalen friedenssichernden
 
 Instruments, des Völkerbundes. Auf der Pariser Friedenskonferenz spielte Wilson zwar eine zentrale
 
 Rolle; seine Vierzehn Punkte wurden allerdings nur sehr modifiziert in die Pariser Vorortverträge,
 
 insbesondere den Versailler Vertrag aufgenommen. Lediglich der 14. Punkt, die Schaffung des
 
 Völkerbundes, wurde weitgehend nach Wilsons Vorstellungen realisiert. In den USA jedoch stieß der
 
 Völkerbund, so wie er im Versailler Vertrag definiert war, auf breite Ablehnung: Man befürchtete eine
 
 nicht hinzunehmende Beschränkung der außenpolitischen Handlungsfreiheit der USA. Der Senat
 
 verweigerte trotz des großen Engagements Wilsons für die Annahme des Versailler Vertrages die
 
 Ratifizierung; die USA traten dem Völkerbund nie bei und kehrten nun wieder zu einer isolationistisch
 
 orientierten Außenpolitik zurück. Mit Deutschland schlossen die USA 1921 einen separaten
 
 Friedensvertrag.
 
 7.7 Die goldenen zwanziger Jahre Boom und Zusammenbruch
 
 Innenpolitisch erreichte Wilson 1920 mit dem 19. Zusatz zur Verfassung die Einführung des
 
 Frauenwahlrechtes. Dies markierte auch in etwa das Ende der progressiven Reformpolitik. Seine
 
 Nachfolger, die Republikaner Warren G. Harding (1921-1923), Calvin Coolidge (1923-1929) und Herbert
 
 Clark Hoover (1929-1933), ließen den Kräften der erneut boomenden Wirtschaft dagegen wieder relativ
 
 freien Lauf. Neue Industriezweige, wie z. B. die Automobilindustrie und die Elektroindustrie, aber auch
 
 die Baubranche hatten enorme Zuwachsraten zu verzeichnen, die infolge von Rationalisierungen steigende
 
 Massenproduktion erlaubte Preissenkungen, während zugleich die Löhne stiegen und sich die USA zu
 
 einer Konsumgesellschaft mit vergleichsweise hohem Wohlstandsniveau entwickelten.
 
 Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen der Nachkriegszeit brachten aber auch eine
 
 Reihe von sozialen Problemen mit sich. So gewann z. B. der Rassismus weiter an Boden, ebenso die
 
 Fremdenfeindlichkeit. 1921 und 1924 begrenzten die USA daher die bisher unbeschränkte Einwanderung
 
 per Gesetz drastisch auf jährlich 150 000 Personen; Asiaten durften praktisch überhaupt nicht mehr
 
 einwandern, Kanadier und Lateinamerikaner dagegen waren von der Quotenregelung ausgenommen.
 
 7.7.1 Prohibition
 
 1919 führten die USA mit der Verabschiedung des 18. Verfassungszusatzes die Prohibition ein, das
 
 Verbot von Herstellung, Transport und Verkauf von Alkohol. Die von verschiedenen
 
 Temperenzbewegungen erhobene Forderung nach Eindämmung oder gar Verbot des Alkoholkonsums war
 
 so alt wie die Vereinigten Staaten selbst, und schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts hatten eine ganze
 
 Reihe von Bundesstaaten verschiedene Gesetze gegen übermäßigen Alkoholkonsum eingeführt.
 
 Bundesweit konnten die interessierten Kreise primär ländliche, protestantische Bevölkerungskreise die
 
 Prohibition jedoch erst 1919 verwirklichen. Allerdings hatten weder der Bund noch die Bundesstaaten
 
 ausreichende Mittel, die Prohibition auch flächendeckend durchzusetzen: Schwarzbrennereien, illegaler
 
 Verkauf und Ausschank und vor allem die nun rapide ansteigende organisierte Kriminalität erlebten eine
 
 Blütezeit. Ab Ende der zwanziger Jahre mehrten sich die Stimmen für eine Aufhebung der Prohibition, die
 
 sich inzwischen als Fehlschlag erwiesen hatte; während der Weltwirtschaftskrise sprach zusätzlich das
 
 Argument fehlender Steuereinnahmen aus Alkoholproduktion und -verkauf für eine Aufhebung, und 1933
 
 wurde die Prohibition durch den 21. Verfassungszusatz wieder beendet.
 
 7.7.2 Börsenkrach und Weltwirtschaftskrise
 
 Die anhaltende Prosperität der zwanziger Jahre verleitete in den USA zunehmend zu Investitionen im
 
 Spekulationsgeschäft. Allein zwischen 1927 und 1929 stiegen die Aktienkurse auf das Doppelte, wobei in
 
 den ersten sechs Monaten der Regierung Hoover 1929 die größten Kurssteigerungen zu verzeichnen
 
 waren. In diesem Zeitraum wurden Milliarden US-Dollar im Aktienmarkt investiert; das Kapital dafür
 
 kam aus Bankkrediten, Hypotheken oder dem Verkauf von Staatsobligationen wie den Liberty Bonds.
 
 Allein im August 1929 handelten Aktienhändler für ihre Kunden rund 300 Millionen Aktien mit Profit
 
 (carry on margin). Bis zum Oktober 1929 hatte sich dieser Kaufrausch jedoch erschöpft und schlug nun in
 
 eine fieberhafte Verkaufswelle um. Die Kurse stürzten steil ab, Tausende Anleger verloren ihr gesamtes
 
 Vermögen. Am 25. Oktober 1929, dem Schwarzen Freitag, erlebte die New Yorker Börse ihre
 
 verheerendsten Panikverkäufe. Zum Jahresende hatten die Kursstürze die Summe von 15 Milliarden
 
 US-Dollar erreicht.
 
 Dieser Börsenkrach leitete eine Wirtschaftskrise ein, die nicht nur die USA erfasste, sondern sich in den
 
 frühen dreißiger Jahren zur Weltwirtschaftskrise auswuchs. Zahlreiche Fabriken mussten schließen, die
 
 Industrieproduktion sank bis 1932 auf gut die Hälfte des Standes von 1929, die Zahl der Arbeitslosen stieg
 
 im selben Zeitraum auf 15 Millionen an, Banken gingen in Konkurs, die Warenpreise fielen stetig. Die
 
 Krise verschärfte sich bis 1932 unaufhaltsam, und die Regierung Hoover tat wenig, um der Krise
 
 entgegenzuwirken, vertraute vielmehr auf die Selbstheilungskräfte des Marktes. Eine Folge war, dass
 
 Hoover bei den Präsidentschaftswahlen klar seinem demokratischen Herausforderer Franklin D. Roosevelt
 
 unterlag, dessen New Deal eine Überwindung der Krise versprach. Der New Deal zeitigte kurz- und
 
 mittelfristig zwar nicht die erhofften und versprochenen Erfolge, brachte aber doch relativ rasch eine
 
 Stabilisierung der wirtschaftlichen und sozialen Lage.
 
 7.7.3 Außenpolitik (1920-1932)
 
 Die Außenpolitik der Regierungen Harding, Coolidge und Hoover war einerseits isolationistisch,
 
 andererseits von einer expansionistischen Außenwirtschaftspolitik geprägt. Daneben waren die USA
 
 infolge des 1. Weltkrieges zum größten Gläubigerland der Welt geworden.
 
 Während des 1. Weltkrieges und in der unmittelbaren Nachkriegszeit hatten die USA den Alliierten
 
 Kredite in Höhe von insgesamt rund zehn Milliarden US-Dollar gewährt. Allerdings sahen sich die unter
 
 den Kriegsfolgen leidenden Schuldnerstaaten kaum in der Lage, die Forderungen mittelfristig zu
 
 begleichen, ohne die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in ihren jeweiligen Ländern noch
 
 weiter zu strapazieren. Politische und wirtschaftliche Stabilität in Mittel- und Westeuropa hielten die USA
 
 jedoch für eine wesentliche Voraussetzung für die Abwendung des gefürchteten Übergreifens des
 
 Bolschewismus von Sowjetrussland auf den Westen. Schwächstes Glied im von den USA anvisierten
 
 Bollwerk gegen den Bolschewismus war der ehemalige Kriegsgegner Deutschland, das extrem hohe
 
 Reparationszahlungen an die Alliierten zu leisten hatte, die Deutschlands wirtschaftliche Möglichkeiten
 
 bei weitem überstiegen und für erhebliche innenpolitische Unruhen in Deutschland sorgten. Daher
 
 handelten die USA den Dawesplan (1924) und den Youngplan (1930) aus, die die Rückzahlung der
 
 Kriegskredite neu regelten und vor allem für Deutschland einen vernünftigen, langfristigen Rahmen für
 
 die Begleichung der Reparationszahlungen festlegten. Im Interesse der politischen Stabilität initiierten die
 
 USA sogar internationale Anleihen für Deutschland.
 
 Trotz ihres isolationistischen Kurses und obwohl sie sich einer Mitgliedschaft im Völkerbund verweigert
 
 hatten, engagierten sich die USA in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren nachdrücklich für die
 
 internationale Abrüstung: Auf der Washingtoner Konferenz (1921/22) setzten sie sich u. a. für eine
 
 Beendigung des Flottenwettrüstens ein; auf der Genfer Konferenz (1927) suchten sie erfolglos mit
 
 Großbritannien und Japan eine Übereinkunft für weitergehende Abrüstung zu erzielen; auf der Londoner
 
 Konferenz (1930) kam erneut ein Abkommen zur Flottenbegrenzung zustande; die internationale
 
 Abrüstungskonferenz von Genf (1932-1934) scheiterte dann jedoch.
 
 Ein Versuch zur Sicherung des Weltfriedens war der Briand-Kellogg-Pakt von 1928, initiiert vom
 
 französischen Außenminister Aristide Briand und unterstützt von seinem amerikanischen Amtskollegen
 
 Frank B. Kellogg. Durch den Pakt, der zunächst von 15 Staaten unterzeichnet wurde, verpflichteten sich
 
 die Unterzeichner zur Ächtung des Krieges als Mittel der Politik und zur friedlichen Beilegung
 
 internationaler Konflikte. Der US-Senat ratifizierte das Abkommen 1929.
 
 7.8 Die Amtszeit Roosevelts Zwischenkriegszeit und 2. Weltkrieg
 
 Die Überwindung der Folgen der Weltwirtschaftskrise war Franklin D. Roosevelts (1933-1945) zentrales
 
 innenpolitisches Anliegen. Mit dem New-Deal-Programm, das eine radikale Abkehr vom
 
 Wirtschaftsliberalismus seiner Vorgänger bedeutete, suchte er vor allem die Arbeitslosigkeit in den USA
 
 abzubauen und andere, aus der Weltwirtschaftskrise resultierende soziale Probleme zu lösen. Mittel hierzu
 
 waren eine Reihe umfassender staatlicher Maßnahmen wie Arbeitsbeschaffungsprogramme (siehe Work
 
 Projects Administration), Sozialversicherungsgesetze, Stärkung der Gewerkschaften, Hilfen für die
 
 landwirtschaftlichen Kleinbetriebe und auf der anderen Seite Initiativen gegen die Konzentrations- und
 
 Monopolisierungstendenzen in Industrie und Bankenwesen. Mit diesen und ähnlichen Maßnahmen schuf
 
 Roosevelt die Grundlagen für den modernen Sozialstaat in den USA. Während des New Deal erlebte auch
 
 die Arbeiterbewegung, nun organisiert in Industriegewerkschaften, wieder einen bemerkenswerten
 
 Aufschwung, nachdem etwa die größte Gewerkschaftsorganisation, die AFL, in den zwanziger und frühen
 
 dreißiger Jahren einen spürbaren Mitgliederschwund hatte hinnehmen müssen. Einen Höhepunkt fand die
 
 wieder belebte Gewerkschaftsbewegung 1935 mit der Gründung des Dachverbands Committee for
 
 Industrial Organization, der sich 1938 als Congress of Industrial Organizations (CIO) konstituierte.
 
 Außenpolitisch führte Roosevelt die expansionistische Wirtschaftspolitik weiter und baute vor allem im
 
 Interesse der US-amerikanischen Politik die wirtschaftlichen Beziehungen zu Süd- und Mittelamerika aus.
 
 Ansonsten stand Roosevelt mit seiner Außenpolitik zumeist in Konflikt mit dem Kongress: Der Kongress
 
 befürwortete eine Fortsetzung des isolationistischen Kurses und verabschiedete u. a. in den Jahren 1935
 
 bis 1937 einige Gesetze, die die USA zur Neutralität verpflichten und ihre neuerliche Verwicklung in
 
 einen europäischen oder gar globalen Konflikt verhindern sollten. Roosevelt dagegen plädierte angesichts
 
 des Erstarkens der faschistischen Mächte Deutschland, Italien und Japan für eine aktive Außenpolitik, in
 
 deren Vordergrund die Verteidigung bzw. Durchsetzung der wirtschaftlichen, politischen und moralischen
 
 Werte und Interessen der USA stand. Wesentliche außenpolitische Entscheidungen in den Vorkriegsjahren
 
 waren 1933 die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Sowjetunion und 1934 der Beginn der
 
 schrittweisen Entlassung der Philippinen in die Unabhängigkeit.
 
 7.8.1 Der 2. Weltkrieg
 
 Seit Beginn des 2. Weltkrieges im September 1939 unterstützten die USA die europäischen Alliierten
 
 gegen die Achsenmächte. Ende 1939 nahm der Kongress teilweise die Embargobestimmungen in den
 
 Neutralitätsgesetzen zurück, so dass Frankreich und Großbritannien mit Rüstungsgütern beliefert werden
 
 konnten. Im September 1940 gaben die USA 40 ausgediente Zerstörer an Großbritannien ab und erhielten
 
 im Gegenzug langfristige Pachtverträge für Marine- und Luftwaffenstützpunkte auf britischem
 
 Territorium.
 
 1940 intensivierten die USA die Verteidigungsanstrengungen auf dem gesamten amerikanischen
 
 Kontinent: 1940 bewilligte der Kongress Kredite an Lateinamerika für Verteidigungszwecke; und die
 
 USA und Kanada fanden sich im Ständigen Gemeinsamen Ausschuss zur Organisierung der Verteidigung
 
 Nordamerikas zusammen. Für das eigene Land bewilligte der Kongress 18 Milliarden US-Dollar für den
 
 Aufbau einer schlagkräftigen Kriegsmarine und den Aufbau eines 1,2 Millionen Mann starken Heeres.
 
 Darüber hinaus wurden im September 1940 das erste Wehrpflichtgesetz zu Friedenszeiten sowie Gesetze
 
 zur Mobilisierung der Wirtschaftsressourcen für einen möglichen Krieg verabschiedet.
 
 Im März 1941 passierte das Lend-Lease-Gesetz den Kongress. Damit war der Präsident ermächtigt, den
 
 Alliierten ohne sofortige Bezahlung Kriegsgüter zu verkaufen, verleihen oder zu verpachten. Mit der
 
 Atlantikcharta kündigte sich bereits im August 1941 das enge angloamerikanische Bündnis an, das im
 
 weiteren Verlauf zentrale Bedeutung erlangen sollte. Die Charta hatten Roosevelt und der britische
 
 Premierminister Sir Winston Churchill gemeinsam erstellt. 1941 war auch das Jahr heftigster
 
 Kontroversen in den gesamten USA zwischen den Isolationisten, die strikt gegen den Kriegseintritt der
 
 USA und die Unterstützung Großbritanniens waren, und den Interventionisten, die einen Sieg über die
 
 Achsenmächte als grundlegend für die Sicherheitsinteressen der USA erachteten.
 
 Die Debatte zwischen Isolationisten und Interventionisten endete abrupt mit dem japanischen Überfall auf
 
 den US-Marinestützpunkt Pearl Harbor (Hawaii) am 7. Dezember 1941: Am 8. Dezember 1941 erklärten
 
 die USA Japan den Krieg, und am 11. Dezember folgten die Kriegserklärungen Deutschlands und Italiens
 
 an die USA. Mit ihrem Eintritt in den 2. Weltkrieg übernahmen die USA sogleich auch eine führende
 
 Rolle im Kreis der Alliierten, sowohl was Menschen- und Materialeinsatz anbelangte als auch in Bezug
 
 auf die militärische und politische Koordination der Alliierten gegen die Achsenmächte. Durch ihre
 
 Einsätze in Europa, insbesondere in Italien sowie durch die Landung in der Normandie 1944 und den
 
 darauf folgenden, mit der Sowjetunion koordinierten Vorstoß auf Deutschland, trugen die USA
 
 entscheidend zum Sieg über das nationalsozialistische Deutschland bei.
 
 7.8.1.1 Konferenzen der Alliierten
 
 Roosevelts Kriegsziel war die Niederwerfung und die bedingungslose Kapitulation der Achsenmächte,
 
 allen voran Deutschlands. Auf einer ganzen Reihe von Konferenzen mit den Alliierten, insbesondere mit
 
 dem britischen Premierminister Churchill und dem sowjetischen Staats- und Parteichef Jossif W. Stalin,
 
 verständigte er sich mit seinen Verbündeten auf dieses Ziel und traf Absprachen über die gemeinsame
 
 politische und militärische Vorgehensweise gegenüber den Achsenmächten. Wichtige Konferenzen waren
 
 die von Casablanca im Januar 1943 mit Churchill, auf der das gemeinsame Kriegsziel formuliert und die
 
 Invasion in Italien vorbereitet wurde; die Konferenz von Kairo im November 1943, auf der sich
 
 Roosevelt, Churchill und der chinesische Staatschef Chiang Kai-shek auf Kriegsziele und -führung gegen
 
 Japan verständigten; die Konferenz von Teheran im November/Dezember 1943, an der neben Roosevelt
 
 und Churchill erstmals auch Stalin teilnahm und auf der man sich auf das weitere militärische Vorgehen
 
 gegen Deutschland einigte sowie auch schon auf eine Aufteilung Deutschlands; die Jalta-Konferenz im
 
 Februar 1945, auf der Roosevelt, Churchill und Stalin die Aufteilung Deutschlands sowie die
 
 Westverschiebung Polens festschrieben und zugleich die Pläne zur Gründung der Vereinten Nationen
 
 (UN) konkretisierten. Auf weiteren Konferenzen wurden dann die Grundlagen für den Aufbau der UN
 
 und anderer Formen weltweiter Zusammenarbeit nach dem Krieg gelegt. Für die geplante
 
 Nachkriegsordnung hervorzuheben sind zudem die Konferenzen von Bretton Woods (New Hampshire) im
 
 Juli 1944 und Dumbarton Oaks (Washington D.C.) von April bis Oktober 1944.
 
 Nach dem Tod Roosevelts am 12. April 1945 übernahm Vizepräsident Harry S. Truman (1945-1953) die
 
 Nachfolge. Seine Hauptaufgaben als Präsident waren die Beendigung des Krieges und die Sorge um eine
 
 Weltfriedensordnung. Am 8./9. Mai 1945 kapitulierte Deutschland vor den Alliierten, während die
 
 US-Streitkräfte auf dem pazifischen Kriegsschauplatz noch gegen Japan vorrückten. In einer Atmosphäre
 
 der Friedenshoffnungen tagte im Juni 1945 in San Francisco eine internationale Konferenz, die die Charta
 
 der Vereinten Nationen erarbeitete; am 26. Juni 1945 unterzeichneten 50 Staaten, darunter auch die USA,
 
 die Charta und vollendeten damit die Gründung der UN.
 
 Im August 1945 gab Truman den Befehl zum Atombombenabwurf auf die japanischen Städte Hiroshima
 
 und Nagasaki. Die beiden Bomben fielen am 6. und 9. August 1945, die Kapitulation Japans erfolgte am
 
 14. August.
 
 7.9 Der Kalte Krieg
 
 Bereits auf der Potsdamer Konferenz im Juli/August 1945, auf der sich die USA, Großbritannien und die
 
 Sowjetunion auf die endgültige Behandlung Deutschlands einigten, traten zunehmende Unstimmigkeiten
 
 und Spannungen zwischen den USA und der Sowjetunion zutage, die sich bald zum Ost-West-Konflikt
 
 und zum Kalten Krieg ausweiteten.
 
 Innenpolitisch war die Nachkriegszeit in den USA von der Umstellung der Wirtschaft von der
 
 Kriegswirtschaft auf die Friedenswirtschaft geprägt. Die Kriegswirtschaft hatte in den USA zur
 
 Vollbeschäftigung geführt und den USA ein beispielloses Wirtschaftswachstum beschert; nach
 
 Kriegsende sahen sich Staat und Wirtschaft mit einem wirtschaftlichen Einbruch, gravierenden
 
 Umstellungsschwierigkeiten und, damit einhergehend, sozialen Problemen konfrontiert; zudem mussten
 
 Millionen Kriegsteilnehmer wieder eingegliedert werden. Die begleitenden Maßnahmen zur Umstellung
 
 der Wirtschaft stellte die Regierung Truman in einem 21-Punkte-Programm mit folgenden Schwerpunkten
 
 zusammen: Vollbeschäftigung, Zusammenarbeit von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, massive
 
 Bundesunterstützung des Wohnungsbaues, größere Arbeitslosenunterstützung, fortgesetzte
 
 Preiskontrollen, Bundeshilfen für das Bildungswesen, Garantie der Bürgerrechte, höhere Mindestlöhne
 
 und Fortsetzung der Entwicklungs- und Wiederaufbauprogramme.
 
 Ungeachtet der innenpolitischen Probleme behielten die USA ihre dominante Rolle in der Weltpolitik bei.
 
 Eine der diplomatischen Hauptfragen war der Umgang mit Atomenergie und Atomwaffen. Die USA
 
 legten 1946 den so genannten Baruchplan vor (benannt nach dessen Initiator, dem US-Wirtschaftspolitiker
 
 Bernard M. Baruch), demzufolge Atomenergie und Atomwaffen internationaler Kontrolle (UN-Kontrolle)
 
 unterstellt werden sollten. Die Sowjetunion bestand demgegenüber auf der Vernichtung der bestehenden
 
 Atomwaffen vor oder spätestens bei In-Kraft-Treten der internationalen Kontrolle. Am Ende scheiterten
 
 beide Vorschläge. 1946 ging in den USA die Zuständigkeit für Atomangelegenheiten vom Militär auf die
 
 zivile Atomenergiebehörde über. Das Nationale Sicherheitsgesetz von 1947 führte die US-Streitkräfte
 
 unter einem Verteidigungsminister und dem Vereinigten Generalstab zusammen. Mit dem Gesetz wurde
 
 auch der Nationale Sicherheitsrat zur Ausarbeitung und Steuerung d
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