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geographie artikel (Interpretation und charakterisierung)

KÜste yukatans und tal von mexiko



Chinampas Über die chinampas im Gebiet der Mayas ist so gut wie nichts
bekannt, aber im Tal von Mexico haben sich die \"Schwimmenden Gärten\" - die chinampas der Azteken - zum Teil bis heute
erhalten :

* Das Ende :

\" Und dann sahen wir all diese Städte und Ortschaften
die im Wasser gebaut waren und andere große Städte
auf trockenem Land und dieser schnurgerade Damm

der bis Mexico führt;
wir waren verblüfft ... einige unserer Soldaten fragten,

ob das nicht nur ein Traum sei. \"
(Bernal Diaz del Castillo -
Mitglied der Expedition /
Eroberung Mexicos)
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Den v.a. an relativ trockene Landschaften gewöhnten Spaniern
mußte ein Land, in dem ein großes Sumpfgebiet Nahrung und
Wohnraum für 1.5 Millionen Menschen lieferte, wie Garten Eden
erscheinen.

Ein Garten den man besitzen wollte, zu dessen richtiger Pflege
einem aber die nötige Erfahrung und das Interesse fehlte.
Das Teichsystem wurde zum größten Teil trockengelegt und die
\"neugewonnene\" Fläche als Weideland für riesige Viehherden und
für Trockenfeldbau verwendet - so wie man es aus dem

Mutterland Spanien gewohnt war.
Durch diesen extremen Eingriff in das bestehende System von
Kanälen und Inseln wurde die Wasserzufuhr für die Inselbeete
abgeschnitten; Krankheiten, die für die Eroberer relativ
harmlos waren, aber die Ureinwohner bis zum Ende des
17. Jahrhunderts auf 70 000 reduzierten und der Zusammenbruch
des zum Teil schon überbürokratisierten Machtgefüges
bedeuteten das Aus für die Schwimmenden Gärten.

* Eine Idee :

Chinampas sind der Versuch, in einem heiß-feuchten Klima,
wie es in dem von hohen Bergen umschlossenen Tal von Mexico
vorherrscht, einen neuen Lebensraum für Menschen zu schaffen
und ertragreiche Landwirtschaft zu betreiben.

Da das spärliche Regenwasser keinen natürlichen Abfluß findet,
sammelt es sich in mehreren seichten Teichen (bzw Sümpfen),
die einen Großteil des Talbodens ausmachen.
In den weichen schlammigen Boden werden - in Form eines
Rechteckes - Pfähle geschlagen und mit Flechtwerk verbunden
[chinampa ist von dem nahuatl Wort chinamitl abgeleitet,
das \"Einzäunung\" aus Rohr\" bedeutet].
Diese Rohrrahmen werden in Wechsellagen von Wasserkraut,

Schlamm vom Seeboden und Erde gefüllt.
Die fertigen \"Inseln\" sind 30 - 100 m lang, 3 - 8 m breit und
etwa 1 m und 3 handbreit hoch, wo von circa 1 m unter dem
Wasserspiegel gelegen ist.
An den Ufern der Beete werden Ahuejote-Bäume (Weidenart)
gepflanzt, die den Inseln eine größere Festigkeit verleihen
(Wurzel = lebendiger Zaun) und Schatten spenden.
Durch die geringe Höhe der Beete kann das Wasser der
angelegten Kanäle im Wurzelbereich diffundieren -
die ständige Feuchtigkeit bewirkt eine Zersetzung der
organischen Massen im Boden, wodurch die Versorgung der
Pflanzen mit Nährstoffen und Wasser gewährleistet ist.
Die große Anzahl von Früchten im Fruchtwechsel und die
regelmäßige Auflage von Schlamm, Wasserpflanzen und
natürlichem Dünger führen dem System neue Umsatzstoffe zu.

Viermal im Jahr kann bei hohen Erträgen geerntet werden;
die Haupterzeugnisse sind Mais und Bohnen, dicht gefolgt von
verschiedenen Gemüsesorten, Blumen und Früchten kleinerer
Bäume und Sträucher.
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Ein besonderer Aspekt dieser Bewirtschaftungsform ist,
daß nicht nur die Inseln selbst, sondern auch die Kanäle genutzt werden.
Dieses viele Kilometer lange, 1 - 3 m breite Geflechte von
Wasserwegen dient nicht nur zur Bewässerung der Beete, sondern
auch für die Haltung von Fischen, Salamandern, Schildkröten
und Geflügel, als Transportweg und zur Verteidigung des

Landes.

Die chinampas sind also ein abgeschlossenes und langlebiges
System - alles, was nicht als Nahrungsmittel oder Werkzeug
verwendet werden kann, wird wieder dem Stoffkreislauf
zugeführt und kann für das System genutzt werden.
Bei wenig Materialeintrag und daher hoher Arbeitsintensität
(z.B. Freihalten der Kanäle und Ausbringung des
Aushubmaterials auf die Beete, Anbau und Ernte v.a. händisch)
kann ein Stück bestes chinampa-Land 15 - 20 Menschen ernähren
- und war damit die wirtschaftliche Grundlage des Reiches
Tenochtitlán-Tlatelolco rund um die Hauptstadt Tenochtitlán.

* Die Situation :

Die Hauptstadt war 1325 auf ehemaligen chinampas am Südende
des Texcoco Sees errichtet worden, die miteinander
verschmolzen und große ebene Flächen bildeten, die durch

Kanäle von einander getrennt waren.

Die starke Bevölkerungszunahme und die zwangsläufig damit
verbundene Vergrößerung der Stadt ging zu Lasten der älteren
landwirtschaftlichen Flächen, die aber an der Peripherie der
Stadt durch neue ersetzt wurden.
Nur durch eine straffe, fast schon als totalitär zu
bezeichnende Organisation war es überhaupt möglich in relativ
kurzer Zeit - circa 200 Jahre - ein System aufzubauen, das
einer rasch wachsenden Bevölkerung sowohl Nahrung als auch
Schutz bot, was bedeutete, daß das Leben der Azteken durch
eine Vielzahl bürokratischer Maßnahmen bestimmt war.
In der Landwirtschaft bedeutete dies z.B. eine genaue
Einteilung der Besitzverhältnisse, der Fruchtfolge und
verschiedene Kontrolleinrichtungen zur Regelung des
Wasserhaushaltes im chinampas-System.
(z.B. : Ein 15 Kilometer langer Erde-Stein-Damm regulierte den
Wasserspiegel und verhinderte den Ausgleich der
Salzkonzentration zwischen Nord- und Südteil des
Texcoco Sees.)

Mit der \"Eroberung\" Mittelamerikas durch die Spanier brach
dieser \"Beamtenstaat\", der vor allem bei den von den Azteken
unterworfenen Völkern Anlaß fortwährender Unruhen war,

vollständig in sich zusammen.




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Bis 1900 gab es noch einen Verbindungskanal, der es den
chinamperos - den Bauern der chinampas - ermöglichte ihre
Erzeugnisse auf direktem Weg zum Zentralmarkt in Mexico City
(dem ehemaligen Tenochtitlán) zu bringen; durch weitere
Trockenlegungen und die Umleitung der unzähligen natürlichen
Quellen für die städtischen Wasserversorgung in gemauerten
Aquädukten versiegte der Kanal.
An seine Stelle trat eine Asphaltstraße, wodurch die
chinamperos gezwungen wurden, ihre Waren Marktmittelsmännern
anzuvertrauen, die sich einen LKW leisten konnten.

Noch 1930 berichtete die deutsche Geographin Elisabeth
Schilling, daß von den chinampas :
Kraut, Spinat, Salat, Gurken, Zeller, Jitomates, Bohnen, Mais,
Zwiebel, Lilien, Mohn, Tulpen, Vergißmeinnicht, Nelken,
alcatraces, Chrysanthemen, Gänseblümchen, nardos und pansies
frisch auf den Markt geliefert wurden.
Heute sind 2/3 der damaligen Beete für den Haus-und Straßenbau
trockengelegt, das \"überflüssige\" Wasser wird in den Pazifik geleitet. Das restliche Drittel wird mit wenig-belastetem
Abwasser gedüngt; die Kanäle stagnieren und sind Lagerplatz
für alle Arten von Müll - die Fauna ist verschwunden und die Ahuejote sterben langsam ab.

Trotzdem waren und sind die \"Gärten\" weiterhin die
Hauptlieferanten für Gemüse und Blumen; und das - obwohl sie
im Sinne der Politik der Grünen Revolution, die mit großer
Akribie in Mittel- und Südamerika verfolgt wurde (mehr
Maschinen, weniger Handarbeit !) - wohl kaum als rationell

bezeichnet werden können.


* \"Eine alte Antwort für die Zukunft\" *

Um die Versorgung mit Nahrungsmitteln zu verbessern, beschloß
der INI (Instituto Nacional Indigenista = offizielle Stelle
der Indianerhilfe) im Jahre 1978 sich auf die Suche nach

Alternativen zu machen.

Eine der Grundideen war es dabei \"eine alte Antwort für die
Zukunft\" zu finden und so die Tradition, daß heißt,
das Selbstbewußtsein, v.a. der Indianer, wiederherzustellen.


PROJEKT 1 / CHONTAL - Tabasco (SO-Küste)

Nach einigen fehlgeschlagenen Trockenlegungsprojekten in den
Sümpfen rund um die Ortschaften Tucta, La Cruz und Olcuatitán
fanden Archäologen in Tabasco prä-hispanische Beete.

Man kam überein - im Sinne der Idee der INI - in diesem
Sumpfgebiet mit modernen Methoden solche Beete (=chinampas)
zu errichten.

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Unter der Leitung der INIREB (Instituto Nacional de
Investigacionenes sobre los Recursos Bióticos) und mit
der hohen finanziellen Unterstützung der Regierung und
der Weltbank begann man mit der Planung.


* Zielsetzung :

1) permanent Arbeit für landlose Chontales
2) Nahrungsmittelversorgung für das Gebiet
3) Sicherstellung einer konstanten Produktion
für den Markt in Villahermosa

4) Stärkung der kulturellen Indentität
5) Schaffung einer wirklichen Alternative für die Umwandlung
von Sumpfgebiet in produktive Nutzflächen


* Ausführung :

Zur Arbeitsbeschleunigung wurden große aquatische Bagger
eingesetzt, um Sumpfboden auszuheben und 65 circa 30 m breite
und 100 - 300 m lange Haufen aufzuschütten.

Diese hatten zwar das Aussehen von chinampas,
waren aber nicht so fruchtbar und wasserdurchlässig :
Der Schlamm war nicht nach seiner natürlichen Schichtenfolge
gelagert worden; der nährstoffreichere Anteil war in der
untersten Schichte, die oberste Lage war unfruchtbar und durch
den Einfluß der Luft hart wie Zement, und man hatte keine

organische Masse eingebracht.
Im Bett der Kanäle waren 1 - 5 m tiefe Rillen, die durch das
wiederholte Rangieren der Bagger entstanden waren und es den
Chontales unmöglich machten, die ihnen vertraute Form des
Fischfanges mit Schleppnetzen zu betreiben.


* weitere Probleme :

Den Chontales war das Arbeiten in kollektiven Gruppen
vollkommen fremd, wodurch es zu wiederholten Verzögerungen

und Unstimmigkeiten kam.

Die ursprüngliche Erwerbsquelle der Dorfbewohner war die
Jagd und der Handel - vor dem Projektbeginn waren nur 10 %
der Dorfbewohner aktive Landwirte gewesen, mit Feldgrößen
zwischen 51 und 1/2 Hektar - es fehlte an Erfahrung und oft
auch an Begeisterungsfähigkeit einen nicht traditionellen
\"Beruf\" zu ergreifen.

Die Berater - chinamperos aus dem Tal von Mexico -
waren weder mit der Menge und dem Artenreichtum der Insekten
des Gebietes noch mit seinen Wachstumsperioden vertraut.
Außerdem hatte man Pflanzgut aus Gebieten mit anderen
räumlichen und zum Teil auch klimatischen Bedingungen
geholt; die Folge waren Mißernten und immer stärker werdende
Zweifel an der Funktionstüchtigkeit der chinampas in der

Gegenwart.
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Die Beete waren vom Dorf aus nur schwer zu erreichen;
vom Dorf in Richtung Villahermosa und in den Rest des
Gebietes fehlte es an Transportmöglichkeiten, so daß ein
Teil der Ware schon vor Erreichen des Bestimmungsortes
verdarb.

Als das Transportproblem teilweise gelöst war, zeigte sich,
daß man vergessen hatte, vor dem Projektbeginn ausreichende
Marktforschung zu betreiben und man Mengen und Waren
produziert hatte, für die nur eingeschränkt Bedarf bestand.


* Lösungsversuche :

Es kam zur Aufteilung der Beete auf einzelne Familien -
wie es sowohl im Tal von Mexico als auch hier im Gebiet
der Chontales Tradition war - und ging dazu über traditionelle
Sorten und Arten (Mais, Bohnen, Bananen) anzubauen, die eine
größere Resistenz gegen Krankheiten und Insekten haben.

Da die chinampas in dieser Form weder besonders arbeits-
noch kapitalintensiv sind, werden sie im Nebenerwerb bewirtschaftet.

 
 

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