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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Theodor fontane - hauptpersonen


1. Drama
2. Liebe

Mathilde Möhring Über den Namen Mathilde findet sich in Fontanes Roman \"Cécile\" folgender Dialog: \"Mathilde! Wirklich. Man hört das Schlüsselbund.\" - \"Und sieht die Speisekammer. Jedesmal, wenn ich den Namen Mathilde rufen höre, seh ich den Quersack, darin in meiner Mutter Hause die Backpflaumen hingen. Ja, dergleichen ist mehr als Spielerei, die Namen haben eine Bedeutung.\" Mathilde: Gemahlin Heinrichs I., gründete Quedlinburg, Heilige

-> S.5, S.6
Mathilde hat mehr männliche als weibliche Qualitäten. Sie ist tüchtig, zielstrebig, praktisch, fleissig, stark, statusbewusst, hat die männliche Initiative und eine Abneigung gegen das blosse Nichtstun. Ihr fehlen typisch weibliche Eigenschaften wie Schönheit, Sensibilität, Emotionalität. Rein äusserlich ist sie eine unscheinbare, durchschnittliche Person. Zu Beginn scheint sie lediglich brav, kleinbürgerlich und somit bieder und langweilig zu sein. Im Verlauf der Jahre wächst sie jedoch eindeutig an den Aufgaben, die sich ihr Stellen. Zunehmend profitiert sie von ihrer Klugheit, Menschenkenntnis und ihrer umgänglichen Art, mit der sie viele Personen, egal welchen Standes, für sich gewinnen kann. Während Hugos Studium wie auch später in der Ehe hält sie die Fäden in der Hand und trifft die wichtigen Entscheidungen. Den Wandel vom Mädchen zur gewandten Frau vollzieht Mathilde in Woldenstein, ausserhalb des hemmenden Einflussbereichs ihrer Mutter. Sie profitiert vom Kontakt mit anderen Gesellschaftsschichten, erweitert ihren ehemals enorm eingeengten Horizont einer kleinen Zimmervermieterin und wandelt sich zur gebildeten Dame der politischen Oberschicht einer Kleinstadt. Hier bequemt sie sich zu einer gewissen Koketterie und will erstmals auch "einen gewissen Frauenreiz auf Hugo ausüben", weshalb sie sich nun modisch kleidet. Zunehmend gewinnt sie an Autonomie, obwohl sie sich bis zum Schluss nicht gänzlich von ihrer Mutter lösen kann und lediglich einen Teilerfolg erzielt, insofern als sie in ein eigenes Zimmer umlogiert.
Mathilde ist eine sehr geduldige Person, die nie die Fassung verliert, selbst wenn ihre Mutter stets nur ans Geld denkt und sie unter Druck setzt.
Mathilde hat auch hellseherische Fähigkeiten, insbesondere was Hugo betrifft. Als sie ihn zum ersten Mal sieht, erfasst sie sofort, dass er ein \"Schlappier ist, und keinen Muck hat.\" Wenig später kennt sie auch Hugos Schwäche und weiss, dass dieser sich für sein Studium \"nicht sehr anstrengen wird\".
Für Hugo ist sie mehr Mutter denn Ehefrau. Sie kümmert sich um ihren Zögling, will stets das Beste für ihn, was Hugo aber anscheinend nicht bekommt. Sie fragt ihn gar nicht nach seinen Plänen, sondern schreibt ihm vor, was er zu tun hat. Somit nutzt sie seine kindliche Schwäche für ihre Karriereziele aus. "Denn wenn ich es auch gemacht habe, wenn er nicht da war, so ging'es nicht." Ihre Liebe zu Hugo entspricht aber nicht nur einer Mutterliebe, denn sie hat mit ihm auch eine sexuelle Beziehung. -> S. 114
Mathilde sagt einmal zu ihrer Mutter: "Das Untre, das Niedre. Daneben gibt es aber auch was, das ist das Höhere. Und sieh, wer das hat, der kann auch das Schwache stark machen. Lange vor hält es wohl nich, aber es kommt doch , es ist doch da." (60) Hier bezeichnet sie sich selber als das Höhere (evt. eine Anspielung auf ihren Heiligenstatus), erkennt aber gleichzeitig, dass ihre Fähigkeiten, Hugo zu stärken, nicht lange vorhalten werden. Sie will ihm eigentlich helfen, nutzt ihn aber gleichzeitig für ihre Ziel aus. Letztendlich geht sie zu weit, obwohl sie erkennt, das Hugo gewisse Grenzen nicht überschreiten kann.

Mutter Möhring
Sie ist die typische Spiessbürgerin. -> S. 13/14 Möhrings sind relativ arm; ein Setzei und Bratkartoffeln spendieren sie sich nur zu besonderen Anlässen. Für die alte Möhring gelten Adjektive wie dick und fett als Schönheitsideale, da sie zeigen, dass "man es hat".
Mutter Möhring ist ausgesprochen ängstlich, sie traut ihrer Tochter nie, was sie durch Phrasen wie \"Das läuft so ins Geld\" oder \"Wo soll es denn alles herkommen\" zum Ausdruck bringt. Stets ist sie auf den finanziellen Vorteil bedacht und versucht diesen immer im Voraus zu berechnen. Sie spricht kaum und kann in ernsthaften Gesprächen den Argumenten Mathildes je älter diese wird, je weniger entgegensetzen, da sie ungebildet ist. Man könnte sie fast als Analphabetin bezeichnen. -> S. 13 Vom hochnäsigen Lebemann und Glücksritter Schultze lässt sie sich im Gegensatz zu ihrer Tochter, die dessen Angeberei durchschaut, täuschen. Sie scheint den Wechsel, der sich in der Gesellschaft und im Leben vollzogen hat, nicht zu verkraften, denn sie kapselt sich von den realen Abläufen der Aussenwelt ab und sucht Zuflucht in der gestrigen Zeit. -> S. 58 Dafür besitzt die alte Möhring andere, namentlich hellseherische Qualitäten. Stets ahnt sie das Unglück.

Hugo Grossmann
-> S. 7 Hugo ist vielmehr Frau als Mann. Er ist schön, schwach, amüsiert sich gerne und ist von schwacher, kränklicher Natur. Hugo erkrankt an einer Kinderkrankheit, den Masern, er ist kindlich naiv, will es stets bequem haben und geht den Weg des geringsten Widerstandes. Kurz gesagt: er ist eine sehr kindliche Person. Kombiniert man nun die beiden plakativen Eigenschaften seines Charakters, so kommt ein dritter Begriff ins Spiel, derjenige der Unschuld. Doch in welchem Sinne ist Hugo unschuldig ?
Hugo ist nicht fürs Repetieren, das langweilige Auswendiglernen. Genau wie sein Vater hat er den Referendarius gemacht und sich damit begnügt. Denn schon sein Vater hat auf eine höhere Beamtenlaufbahn, die seine Familie von ihm erwartete, verzichtet. Durch den Grossteil der Erzählung erscheint er als schwächlicher, labiler, krankheitsanfälliger Faulenzer, der sich für die schöne Literatur und die weltlichen Vergnügungen interessiert. Rybinski sagt einmal zu ihm: \"Du hast entschieden mehr vom Siebenschläfer als vom Landbriefträger.\" (18) Hugo wirkt in der Erzählung sympathisch, der Leser erkennt gleichsam wie Mathilde, letztere allerdings erst nach Hugos Tod, dass man "von den andren, zu denen Hugo gehörte, doch mehr hat". Hugo ist nicht konfliktfähig, denn in Diskussionen um wichtige Fragen kann er ähnlich wie zuvor die alte Möhring Mathildes Argumenten nichts entgegensetzen. Auch mangelt es ihm an Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, sicherlich da seine literarischen Werte in der Gesellschaft, die ihn umgibt, nichts gelten. Aber er hat versteckte Kraft und ist nicht zu unterschätzen. Denn bei genauerem Lesen fällt auf, das Hugo als \"grosser, breitschultriger und schöner Mann\" in die Erzählung eingeführt wird, später gilt er gar als Muster von Solidität, er überzeugt die Examinatoren an seiner Prüfung durch seinen Charakter. Er besteht sein Examen, obwohl er "nur das Notdürftigste gewusst hatte", aber "seine Persönlichkeit hatte gesiegt". Seine Intelligenz kommt weniger in alltäglichen praktischen Dingen zum Ausdruck, dafür um so mehr in seinem Interesse für die Literatur. Hugo wirkt in gewissen Dingen überlegen, was u.a. sein Titel zeigt. Aus dem Burgemeister Grossmann wird leicht der grosse männliche Meisterbürger. Doch in welchem Sinne ist Hugo überlegen ?
Das Beamtenleben scheint gegen seine innerste Natur zu sein, er geht an der bürgerlichen Karriere zugrunde. "Ihm ist bewusst, dass er zur Gruppe der Dekadenten gehört, die das Leben aus eigener Kraft nicht meistern können. Sie sind - wie später Hanno Buddenbrook in Thomas Manns grossem Roman - zur Kunst befähigt und taugen nicht zum Überleben in einer Welt, in der es auf Examina ankommt und in der man sich gesellschaftlich und politisch durchkämpfen muss." Dem bürgerlichen Alltag, den er fürchtet, entrinnt er mittels der Lektüre von Calderons "Das Leben ein Traum" : in seiner Woldensteiner Zeit ist er stets "wie im Traum". Zuletzt hat er erkannt, dass Thilde ihm in der Flitterwoche nur etwas vorgespielt hat und gar nicht fürs Vergnügen ist. Die Erkenntnis, dass Mathilde ihn getäuscht und für ihre Zwecke missbraucht hat, raubt ihm die letzte Kraft.


Hans Rybinski
Hans ist Hugos "alter ego", denn er macht all das, was Hugo auch gerne tun möchte, sich aber nicht dazu durchringen kann. Er verkörpert die Kultur, die Kunst, die Ästhetik. Einen eindeutigen Hinweis auf diese Sphäre macht auch der Name seiner ersten Freundin \"Bella\". Er hat ein erfülltes Leben als Künstler, als Kosinsky ist er er selbst.

(Die alte Runtschen) Einäugig, hässlich und alt gleicht sie einer Hexe vor der sich Hugo fürchtet. Ihr Erkennungszeichen ist der Kiepenhut . Einmal sagt sie über sich selber: "Runtsch war schwarz, und ich erst recht; sie sagten immer die "Schwarze"; es muss aber doch so Bestimmung gewesen sein." )

 
 

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