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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Tagebuch der anne frank:


1. Drama
2. Liebe

\"Ich will noch fortleben nach meinem Tode. Und darum bin ich Gott so dankbar, daß er mir bei meiner Geburt schon die Möglichkeit mitgegeben hat, meinen Geist entfalten und schreiben zu können, um alles zum Ausdruck zu bringen, was in mir lebt.\" Diesen Satz notierte Anne Frank am 4. April 1944 in ihr Tagebuch - wenige Wochen vor ihrem fünfzehnten Geburtstag, im einundzwanzigsten Monat des Eingesperrtseins im engen Versteck des Hinterhauses an der Prinsengracht 263 in Amsterdam.
\"Ich will noch fortleben nach meinem Tode.\": Was Anne Frank sich erträumte, ist in tragischer Weise Erfüllung gegangen Ein Jahr nach der Niederschrift dieses Satzes war Anne Frank tot, elend zugrunde gegangen im Inferno des Lagers Bergen-Belsen - und doch lebt sie fort, denn wie durch ein Wunder blieben die Tagebuchauf¬zeichnungen Anne Franks erhalten. So wurde es möglich, daß die Stimme dieses Kindes und jungen Mädchens- eine von Millionen, die verstummt sind - bis heute eindringlich zu uns spricht. Sie überdauerte, um es mit den Worten des Anne-Frank-Biographen Ernst Schnabel zu sagen, \"das Geschrei der Mörder und überflügelte die Stimmen der Zeit\".
Jedem ist die dramatische Geschichte der Rettung von Anne Franks Tagebuchaufzeichnungen geläufig. Die Häscher, die am 4. August 1944 die acht \"Untergetauchten\" aus ihrem Versteck im Hinterhaus zerrten, hielten es nicht der Mühe wert, die Kladden und losen Blätter mit den Aufzeichnungen Anne Franks zu beschlagnahmen und zu vernichten. Treuen Helfern der Verfolgten ist es gelungen, diese Papiere zu bergen und durch die letzten Monate der Naziherrschaft hindurch zu retten. 1945 wurden sie dem Vater Anne Franks ausgehändigt, der als einziger der acht \"Untergetauch¬ten\" den Holocaust überlebte und nach Kriegsende in die Niederlande zurückkehrte. Otto Frank hat zunächst einigen Freunden Einblick in die Tagebuchaufzeichnun¬gen Annes gewährt und sich dann zur Veröffentlichung entschlossen, nachdrücklich zu einer solchen Publikation ermutigt durch den angesehenen holländischen Historiker Jan Romein, der Annes Tagebuch als ein \"De profundis in der unbeholfenen Stimme eines Kindes\" bezeichnete:
\"Es sagt mehr über die Scheußlichkeit der Faschisten als das ganze Nürnberger Gericht.\"
\"Das Tagebuch der Anne Frank\", dieses bewegende Zeugnis der Menschlichkeit in unmenschlicher Zeit, hat in der fünfziger Jahren Weltruhm erlangt; es wurde in über 50 Sprachen übersetzt und bislang in mehr als 18 Mil¬lionen Exemplaren gedruckt. Mißt man nicht ausschlie߬lich mit der Elle einer rein literarischen Wertung, sondern faßt man auch Bedeutung, Ausstrahlung und Wirkung eines literarischen Dokuments ins Auge, dann ist die Feststellung erlaubt, daß das Tagebuch der Anne Frank zu einem Stück Weltliteratur geworden ist. Daß es dazu kommen würde, hat Anne Frank bei allem Ehrgeiz, später vielleicht eine Schriftstellerin zu werden, gewiß nicht geahnt, als Sie in den langen fünfundzwanzig Monaten
der beengten und bedrängten Existenz im Versteck des Hinterhauses ihre Beobachtungen, Empfindungen und Gedanken den Tagebuchblättern anvertraut hat.
Was weiß man vom kurzen Leben der Anne Frank? Man ist recht gut informiert über ihr Schicksal bis zum Zeitpunkt der Verhaftung und des anschließenden Abtransports ins holländische Durchgangslager Wester¬bork. Man weiß wenig, fast nichts über die letzte Lebensspanne in den Konzentrationslagern Auschwitz und Bergen- Belsen und man kennt weder dieUmstände noch den genauen Zeitpunkt ihres Todes in Bergen¬Belsen. Die wichtigsten Stationen von Anne Franks Lebensweg:
Als die jüngere von zwei Töchtern einer gutsituierten Frankfurter Kaufmannsfamilie wurde Anne Frank am 12. Juni 1929 geboren. Mit ihrer um drei Jahre älteren Schwe¬ster Margot wuchs Anne in Frankfurt auf, bis die nationalsozialistische Machtergreifung die Familie Frank - wie alle jüdischen Familien in Deutschland - vor schwie¬rige Entscheidungen stellte. Um die Dimension des Problems zu bezeichnen, vor das Zehntausende von Familien gestellt waren, nenne ich einige Zahlen. Von den rund 500.000 jüdischen Deutschen, die Anfang 1933 in Deutschland lebten, sind rund 300.000 bis zum Herbst 1941, als die Auswanderung verboten wurde, emigriert. Knapp 50.000 sind in den Jahren 1933-1939 verstorben. Im Oktober 1941 lebten im Deutschen Reich - in den Grenzen von 1937 \"Altreich\" - noch 164.000 Juden, von denen 134.000 in die Ghettos des Ostens, in Arbeitslager, Konzentrationslager und Vernichtungsla¬ger deportiert wurden. Nur etwa 5.000 von ihnen über¬lebten, weitere rund 5.000 überlebten in Verstecken oder im Untergrund, und rund 12.000 in Mischehen Leben¬de entgingen der Vernichtung. Von jenen, die in die Länder emigriert waren, die ab 1939 von den Deutschen besetzt wurden, sind schätzungsweise 30.000 dann doch den Mordaktionen des Holocaust zum Opfer gefallen. Die Zahl der getöteten deutschen Juden wird daher auf 160.000 geschätzt.
Die Familie Frank entschloß sich schon im Sommer 1933 zur Auswanderung aus Deutschland - ein solcher Entschluß war alles andere als selbstverständlich für einen nationalgesinnten deutschen Juden wie Otto Frank, der als Frontsoldat am Ersten Weltkrieg teilgenommen hat¬te und im Leutnantsrang aus dem Krieg zurückgekehrt war. Aber indem Otto Frank sich so früh dazu durchrang, Deutschland zu verlassen, ersparte er seinen beiden heranwachsenden Töchtern all jene Demütigungen und Schikanen, denen jüdische Kinder im nationalsozialisti¬schen Deutschland seit 1933 ausgesetzt waren. Während Otto Frank in Amsterdam eine neue Firma gründete, hielt sich die vierjährige Anne mit ihrer Mutter einige Monate in Aachen auf, im März 1934 siedelten die beiden dann auch nach Amsterdam über.
In der liberalen, weltoffenen, von jeder Diskriminierung freien Atmosphäre der Stadt Amsterdam, in der Gebor¬genheit einer intakten Familie.
Am 10. Mai 1940 fielen die deutschen Armeen in die Niederlande ein und besetzten das Land. Wenig später begann die SS mit der systematischen Verfolgung des holländischen Judentums. Gerade in den Niederlanden wurde die Erfassung und dann der Abtransport der Juden in die Vernichtungslager des Ostens mit einer mörderi¬schen Energie ohnegleichen organisiert. Von den rund 140.000 Juden, die beim Einmarsch der deutschen Truppen in den Niederlanden lebten, sind 110.000 deportiert worden; nur 6.000 von ihnen kehrten nach Kriegsende zurück. Holländische Bürger hielten rund 20.000 jüdische Mitbürger - unter ihnen waren viele Kinder - bis zum Kriegsende versteckt. Wohl in die Tausende geht auch die Zahl derer die zunächst eine Zuflucht fanden, dann aber- wie die Untergetauchten der Prinsengracht 263 - in ihren Verstecken aufgespürt oder verraten wurden und schließlich doch den Weg ins Durchgangslager Wester¬bork und von dort in die Vernichtungslager antreten mußten.
Otto Frank hat sich keinen Illusionen darüber hinge¬geben, was den Juden unter deutscher Besatzungsherr¬schaft bevorstand. Als im Januar 1941 in den Nieder¬landen die Registrierung aller Personen jüdischen Glaubens und aller Personen ganz oder teilweise jüdischen Blutes verfügt wurde, übertrug Otto Frank die Leitung seines kleinen Betriebes auf einen \"arischen\" Holländer und traf Vorbereitungen für das Untertauchen der Familie im Dachgeschoß des Hinterhauses der Prinsengracht 263, in deren Vordertrakt sich die Büro- und Lagerräume der Firma befanden. Am 5. Juli 1942 war es soweit: Annes Schwester Margot erhielt die Aufforde¬rung, sich bei der Auffangstelle für das Lager Westerbork zu melden - längeres Zuwarten war nun nicht mehr möglich. Am folgenden Tag bezog die Familie Frank das illegale Quartier im Hinterhaus. Gegenüber Freunden und Bekannten wurde das plötzliche Verschwinden der Franks damit motiviert, ein hoher deutscher Offizier ein Jugendfreund Otto Franks, habe die Übersiedlung der Familie in die Schweiz bewerkstelligt. Eine Woche später gesellte sich zu den Franks eine weitere Familie, Herr und Frau van Daan mit ihrem Sohn Peter; und im November 1942 wurde noch ein weiterer Verfolgter; Herr Dussel, in die Gemeinschaft der Untergetauchten aufgenommen. Für acht Menschen war das Hinterhaus 25 Monate lang- vom 6. Juli 1942 bis zum 4. August 1944 - Zufluchts¬stätte und Gefängnis zugleich.
In Anne Franks Tagebuch besitzen wir einen authen¬tischen und exemplarischen Bericht über das Leben in dieser \"Zwangsgemeinschaft\" auf engstem Raum. Anne hatte bereits am 14. Juni 1942, zwei Tage nach ihrem dreizehnten Geburtstag und wenige Wochen vor der Flucht ins Hinterhaus, damit begonnen, ein Tagebuch zu führen, und zwar in Gestalt von Briefen an die fiktive Freundin Kitty. Nun, in den langen Monaten des Eingesperrtseins und der erzwungenen Untätigkeit wurde das Schreiben für Anne zum Lebenselixier; im Schreiben von Tagebuchbriefen und kleinen Geschichten fand sie zu sich selbst, entwickelte ihre eigene Individualität.
Wenn man heute die Aufzeichnungen der dreizehn-, dann vierzehnjährigen Anne Frank liest, in ihrer Mischung aus Wissen und kindlicher Naivität, aus tiefem Ernst und vitaler Heiterkeit, sollte man sich immer zweierlei vor Augen halten. Zum einen die konkrete Lebenssituation der Verfolgten, die im Hinterhaus der Prinsengracht ihre illegale und verborgene Existenz führten, von den verschwiegenen und opfermutigen Mitarbeitern der Firma mit Lebensmitteln versorgt: acht Menschen ganz unterschiedlichen Alters, abgeschnitten vom \"gewöhn¬lichen Leben\" (Anne Frank), zusammengepfercht in vier kleinen Kammern, die Nerven bis zum Zerreißen gespannt zuerst vor der Furcht vor Entdeckung, dann von den Strapazen des beengten Zusammenlebens. Diese kleine Gemeinschaft glich einem Floß von Schiffbrüchigen in der Wasserwüste. Haie ringsum, Menschenhaie, bestehend aus \"grüner Polizei\" und möglichen, am Ende faktischen Denunzianten. Und was sah die Dreizehn-, die Vier¬zehnjährige von der Welt in langen 25 Monaten? Durch die Dachluke ein Stück Himmel, einen Kastanienbaum im Wandel der Jahreszeit. Und manchmal, wenn keine Angestellten im Hause waren und man in die vorderen Räume huschen konnte, durch einen Gardinenspalt einige Möwen, wie sie im Gleitflug über den Grachten zanken; ein am Wasser vertäutes Hausboot, auf dem ein kleines Kind in der Sonne spielt. Das ist alles. So viel, so wenig sah Anne Frank von der Welt, und das über zwei Jahre lang.
Zum anderen: Anne Frank war kein Wunderkind; das haben diejenigen bezeugt, die sie damals kannten und sich später äußerten. Sie war ein junger Mensch in der Entwicklung, \"zwischen Selbstvertrauen und Zweifel, zwischen hochfliegenden Zukunftsplänen und der Erfahrung einer elenden Gegenwart, zwischen kindlicher Freude am Unsinn und der Melancholie der Adoleszenz\" (Gertrud Baruch), aber doch - über allem - von einer großen und tapferen Selbstbeherrschung. \"Je länger die Abgeschlossenheit im Hinterhaus dauert, desto intensi¬ver scheint die Erlebnisfähigkeit des Mädchens zu werden, desto schärfer ihr Blick für die Verhaltensweise der Schicksalsgenossen und desto souveräner ihre Fähig¬keit, Gedanken und Beobachtungen zu formulieren\" (Gertrud Baruch). Wie Annes Handschrift verändert sich in diesen zwei Jahren alles in außerordentlicher Weise:
die Sprachkraft, das Niveau der Reflexion, die Energie der Autorin; ihre schöpferische Individualität.
Am 15. Juli 1944 notierte Anne Frank in einer ihrer letz¬ten Eintragungen: \"Wir Jüngeren haben doppelte Mühe, unsere Ansichten zu behaupten in einer Zeit, in der alle Ideale vernichtet und zerstört werden, wo die Menschen sich von ihrer häßlichen Seite zeigen, wo gezweifelt wird an der Wahrheit, am Recht, an Gott... Es ist ein Wunder; daß ich all meine Hoffnungen noch nicht aufgegeben habe, denn sie erscheinen absurd und unerfüllbar. Doch ich halte daran fest, trotz allem, weil ich noch stets an das Gute im Menschen glaube. Es ist mir nun einmal nicht möglich, alles auf der Basis von Tod, Elend und Verwir¬rung aufzubauen. Ich sehe die Welt mehr und mehr in eine Wüste verwandelt, ich höre immer stärker den anrollenden Donner; der auch uns töten wird, ich fühle das Leid von Millionen Menschen mit, und doch, wenn ich nach dem Himmel sehe, denke ich, daß alles sich wie¬der zum Guten wenden wird, daß auch diese Härte ein Ende haben muß und wieder Friede und Ruhe die Welt¬ordnung beherrschen werden.\" Konkreter kann sich der Idealismus eines jungen Menschen nicht ausdrücken. Wieviel davon hinübergerettet ist in eine materialistische Zeit, das beweist die unmittelbare Beeindruckung, die Anne Frank - durchaus im Sinn ihres Traums über den Tod hinaus - auf die Gleichaltrigen und die wenig Jüngeren der nächsten Generation in unserer Gegenwart ausgeübt hat und noch immer ausübt.
Am 4. August 1944 brach das Verhängnis über die acht Menschen im Hinterhaus herein. Ein Auto stoppte vor der Prinsengracht 263, ein deutscher Polizist und drei holländische Zivilisten, alle bewaffnet, betraten das Haus, eilten auf das Bücherregal zu, das als Geheimtür zur Stiege ins Hinterhaus fungierte, öffneten diese Tür und stürmten ins Obergeschoß. Wenig später wurden alle acht Untergetauchten und zwei ihrer treuen Helfer ins Amsterdamer Gestapo-Hauptquartier abtransportiert. Wie der Verrat erfolgte, wer der Verräter war; konnte nie aufgeklärt werden.
Vom Amsterdamer Gestapogefängnis ging es nach einigen Tagen ins Lager Westerbork. Am 3. September mußten die Familien Frank und van Daan sowie Herr Dus¬sel die Waggons eines Eisenbahnzuges besteigen, der Westerbork in Richtung Auschwitz verließ - es war der letzte Transport von Westerbork nach Auschwitz. Wir be¬sitzen Unterlagen über diesen Transport; auf der \"Judentransportliste\" ist unter der Nummer 309 einge¬tragen: \"Frank, Anneliese, 12.6.1929, ohne Beruf\". Der Güterzug mit seiner Menschenfracht hielt am 5. Sep¬tember an der Rampe von Auschwitz-Birkenau. Die \"Selektion\" begann: Von den 1.019 Menschen, die in den Waggons zusammengepfercht waren, mußte etwa die Hälfte sofort den Weg zu den Gaskammern antreten, 258 Männer und 212 Frauen wurden ins Lager eingelie¬fert; unter ihnen befanden sich alle Mitglieder der Fami¬lie Frank. Aber sie waren damit noch nicht dem Tod ent¬ronnen.
Daß Anne zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester im Block 29 des Frauenlagers untergebracht war; ist so ziemlich alles, was wir über Anne Franks Existenz im Lager Auschwitz-Birkenau wissen
Am 30. Oktober fand wieder einmal eine Selektion statt. Alle Frauen, die nicht schwer krank oder zu alt waren, wurden zum Transport ausgesondert; Margot und Anne Frank befanden sich unter ihnen. Nach mehrtägiger Fahrt in überfüllten Viehwaggons traf dieser Transport in Bergen-Belsen ein, und weil in den Baracken kein Platz mehr war, wurden die \"Auschwitz-Frauen\" ins \"Zeltla¬ger\" eingeliefert: In Herbstkälte und Nässe schliefen sie- auf einer dünnen Strohschütte - in riesigen, aber völlig überbelegten Zelten, in denen es weder Beleuchtung noch Waschmöglichkeiten oder Toiletten gab. Als dann ein schwerer Novembersturm über die Heide fegte und die Zelte wegriß, standen die Frauen stundenlang im strö¬menden Regen, bis sie in einige Baracken eingewiesen wurden, die in aller Eile geräumt worden waren.
Innerhalb weniger Monate forderten die im Lager herrschenden Zustände Zehntausende von Opfern. Zwischen Anfang Januar und Mitte April 1945 sind in Bergen-Belsen rund 35.000 Menschen umgekommen, allein im Monat März fanden hier 10.000 Menschen den Tod, unter diesen Toten waren auch Margot und Anne Frank. Wir kennen nicht die Umstände und den genauen Zeitpunkt ihres Todes; es gibt kein Grab und keinen Grabstein. Durch die Aussagen einiger Schicksalsgefährtinnen wissen wir lediglich, daß Anne Frank kurz nach ihrer Schwester Margot irgendwann im März an Typhus gestorben ist - eines von ungezählten Opfern des barbarischen Rassenfana¬tismus der Nationalsozialisten und des hemmungslosen Vernichtungswillens der SS-Funktionäre.
Als Buch, als Thea¬terstück, als Film hat \"Das Tagebuch der Anne Frank\" gerade hierzulande mehr als alle gutgemeinten pädago¬gischen und publizistischen Bemühungen dazu beige¬tragen, besonders der jüngeren Generation eine Vorstellung von der Scheußlichkeit und Unmenschlichkeit des NS-Systems zu vermitteln und bei den Älteren das Eis des Nichtwissenwollens und des Verdrängens der NS-Zeit zu brechen und eine kritische Auseinandersetzung mit diesem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte einzuleiten. Der damalige Bundespräsident Theodor Heuß schrieb 1958: \"Doch hat sich in den letzten zwei Jahren etwas Merkwürdiges und Ergreifendes begeben: Ein klei¬nes jüdisches Mädchen hat nach seiner \"Liquidierung\", wie der Vorgang des genormten Mordes genannt wurde, durch einen Stoß Papier, den sie hinterließ, Geschichte gemacht. Das ist wohl zu pathetisch formuliert. Aber ich lasse den Satz stehe, weil ein Stück Optimismus in ihn hineingeraten ist. \"Das Tagebuch der Anne Frank\", absichtsloses, doch begabtes Kinderspiel der Not, ist zu einem fast missionarischen Auftrag gekommen. In der Begegnung mit ihm handelt es sich fast um etwas wie eine Bewährungsprobe der deutschen Gewissensprü¬fung. Und wie sie bestanden wurde, das hat etwas Tröstliches.\"



RESÜMEE:

Nach der Analyse dieser vier Werke, die, jedes in ihrer Weise, die Schreckensherrschaft der Nazis widerspiegeln, kann man nur sagen, sie haben ihren eigentlichen Auftrag erfüllt, nämlich jenen, nicht zu vergessen, was damals passiert, und so möchte ich mit einem Zitat von George Steiner schließen: \"Es gibt Realitäten, die zu groß sind für Haß und Vergebung. Nur eins darf man nicht zulassen: das Vergessen. Mit jedem Vergessen sterben die Gefolterten und Verbrannten ein zweites Mal.\"

 
 

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