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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Johann wolfgang goethe als wissenschaftler


1. Drama
2. Liebe



Weite Welt und breites Leben, Langer Jahre redlich Streben,

Stets geforscht und stets gegründet,
Nie geschlossen, oft geründet,

Ältestes bewahrt mit Treue,
Freundlich aufgefaßtes Neue,

Heitern Sinn und reine Zwecke;
Nun, man kommt wohl eine Strecke !
Johann Wolfgang Goethe






Inhaltsverzeichnis:



Seite
1. Die Entwicklung der Wissenschaft im damaligen Deutschland 3
2. Goethes Entwicklung zum Naturforscher 3
3. Goethes Haltung, Theorie zur Entstehung der Welt 4
4. Goethes wissenschaftliche Arbeiten 6
4.1. Beiträge zu Mineralogie und Geologie 6

4.2. Goethes Beiträge zur Biologie 8
4.3. Die Farbenlehre 11
4.4. Der Streit Goethes und Newtons um die Farbenlehre 13

4.5. Goethes Beiträge zur Meteorologie 14

5. Anhang 16
5.1. Tabellarischer Lebenslauf 16

5.2. Quellen 17
5.3. Bibliographie 18



















1. Die Entwicklung der Wissenschaft im damaligen Deutschland

Um die Bedeutung von Goethe als Naturwissenschaftler etwas hervorzuheben ist es nötig sein Umfeld, die Wissenschaft der damaligen Zeit, näher zu untersuchen.
Die Wissenschaft in Deutschland war noch in den Anfängen. Das Lehrbuch aus dem Goethe Anatomie Chemie und Medizin gleichzeitig lernte, stammte aus dem Jahre 1727, und wurde von einem Theologen, welcher gleichzeitig Mediziner war und sich mit Botanik sowie Chemie befaßte, geschrieben. In einer heutigen Universität gibt es für diese verschiedenen Fachbereiche ungefähr 40 Professoren. Die Chemie läßt sich am Besten mit der mittelalterlichen Alchimie vergleichen, denn es waren nur die 4 Elemente des Mittelalters bekannt und solche Begriffe wie Atom und Reduktion tauchten auch erst in der späteren Entwicklung auf. In der Physik war der Begriff Elektrizität zwar schon bekannt aber er hatte eine andere Bedeutung als heute. Goethe selbst schreibt über die Elektrizität:"wirkt stark auf die Nerven, gibt verlorene Stimmung wieder" woran noch einmal deutlich wird das er mit der Elektrizität etwas völlig anderes verband. Die Wirkung derselben stand mehr im Vordergrund. Dies ist im weitesten Sinne für seine Farbenlehre interessant, weil elektrische Versuche mit Sinnesorganen, welchen einen Aufschluß über die Bedeutung des Auges bei der Wahrnehmung des Lichtes gegeben hätten, zu seiner Zeit noch nicht bekannt waren. Die Paläontologie bildete sich langsam heraus und es kam zu ersten Altersbestimmungen der Erde durch Blumenbach . Die Witterungskunde war schon ziemlich weit da sie schon sehr alt war. Das Thermo-, sowie das Barometer waren schon bekannt. Trotzdem bestand der größte Teil dieser Wissenschaft im Sammeln von Daten und Fakten und weniger in der Erforschung neuer Gebiete. Die Mineralogie als solche, sowie größer Gesteinssammlungen, gab es zu seiner Jugendzeit noch nicht.

2. Goethes Entwicklung zum Naturforscher

Goethes gesamten naturwissenschaftlichen Arbeiten und Studien haben einen Umfang von ungefähr 14 Bänden. Hieran läßt sich die Bedeutung von Goethes Gesamtwerk erkennen. Nahezu 60 Jahre hat Goethe experimentiert, geforscht und 40 Jahre beschäftigte er sich mit der Politik. Seine Kindheit verbrachte er in seinem Geburtsort Frankfurt am Main. Er erhielt zuerst Unterricht von seinem Vater und von anderen Privatlehrern. Schon in seiner Schulzeit begeisterte sich Goethe für die Naturwissenschaften und führte selbst experimentelle Untersuchungen durch. Er wollte am Anfang in Göttingen studieren, da diese Universität eine der bedeutendsten war, und sehr viel Wert auf Mathematik legte. Auf Bedrängen seines Vaters ging er aber nach Leipzig, wo er widerstrebend ein Jurastudium aufnahm. Während seiner Studentenzeit, in den Jahren 1765 bis 1770 vollzog sich bei Goethe ein leichte Abkehr vom Christentum. Dies resultierte daraus, das er selbst forschen wollte, selbst verstehen "was die Welt im Innersten zusammenhält" und sich durch die vorgegeben Grenzen der Theologie sehr beengt fühlte. Es reichte ihm nicht nur aus Büchern zu lernen, sondern er hinterfragte die alten Theorien. Er schloß sich daraufhin einer Naturlehre dem Phanteismus an. Diese Lehre setzt den Gott der christlichen Welt mit der Natur gleich, d.h. das sich Gott überall in der Natur befindet. In Goethes späteren Schaffen erkennt man immer wieder die Beeinflussung eben durch diese Lehre. Für ihn ist die Natur zu einer Form der Religion geworden. Er betrachte in seinen Studien die Natur immer als ganzes einheitliches. Deswegen legte er sich auch nicht auf eine Wissenschaftsrichtung fest, sondern versuchte, so allgemein wie möglich, von jeder Richtung etwas mitzunehmen, zu umreißen. Durch diesen unglaublichen Drang die Natur zu verstehen, Ursprünge zu entdecken, welcher sich schon in seiner Kindheit abzeichnete, entstanden seine Studien zur Naturwissenschaft. Hier wird auch das Universalgenie Goethe deutlich, denn er ist einer der einzigen Dichter, die sich so ausführlich mit den Naturwissenschaften beschäftigt haben.

3. Goethes Haltung, Theorie zur Entstehung der Welt

Goethe war in seiner Haltung eher Neptunist , obwohl er sich dieser Strebung nie vollständig anschloß. Damit stand er im Gegensatz zu der weitverbreiteten Theorie der
Vulkanisten . Dieser Streit um die Weltanschauung und um philosophische Aspekte der beiden Theorien, erregte die Gemüter der gesamten geistigen Welt. Hier läßt sich auch sehr gut die Verflechtung der verschiedenen Tätigkeiten Goethes nachvollziehen. BildGoethe in seinem Arbeitszimmer
Sein Faust II ist von vielen weltanschaulichen und auch naturwissenschaftlichen Gedanken durchzogen, Faust selbst tritt als Naturwissenschaftler und Politiker auf. In der Klassischen Walpurgisnacht kommt auch der Wettstreit der Neptunisten und Vulkanisten, in Form der Auseinandersetzung von Thales und Anaxagoras, im Bezug auf die "Menschwerdung" von Humunculus, zum Ausdruck. Auch hier entscheidet sich Goethe für den Weg des Neptunisten Thales, indem er Humunculus, am Ende der Diskussion, sein "Heil" im Wasser suchen läßt. Dieses Zusammenspiel seiner naturwissenschaftlichen Erkenntnisse findet man in vielen seiner Werke wieder. Wie schon erwähnt schloß er sich nie ganz den Neptunitischen Bestrebungen an, vielmehr schwankte er in seiner Haltung zu den Theorien. Erst in seinen letzten Lebensjahren, rückte für ihn die vulkanistische Auffassung in den Vordergrund, was aus den Beschäftigungen mit Arbeiten von Alexander Humboldt, und Gesprächen mit demselben resultierte. Dieser versucht, aufgrund seiner Beobachtungen in Südamerika, mit seinen wissenschaftlichen Ausführungen über die Entstehung der Erdkruste und der Gebirge, die vukanistische Theorie zu belegen. Da Goethe sich selbst in all seinen Lebensjahren mit diesen Dingen befaßte und dadurch selbst anfing an der Wasserenstehung zu zweifeln, kamen ihm diese Auslegungen nur zurecht, da sie ihm seine Forschungen bestätigten.


4. Goethes wissenschaftliche Arbeiten

4.1. Beiträge zu Mineralogie und Geologie

Durch seine Tätigkeit als geheimer Rat und Minister in Weimar ab 1776 kam Goethe erst zur Mineralogie. Er mußte durch sein politisches Amt mehrere Kommissionen beaufsichtigen, so zum Beispiel die Wegebaukommission sowie die Bergwerkskommission. Diese Gremien wurden mit der praktischen Durchführung vom Rat beschlossener Aufgaben betraut. BildGesteinssammlung in Weimar
Das verlangte eine gewisse Sachkenntnis der betreffenden Gebiete. Durch die Übernahme der Leitung der Bergwerkskommission im Jahre 1777 und die Wiedereröffnung des Erzbergwerkes in Ilmenau, wurde Goethes Interesse an der Mineralogie geweckt. Die Bergwerkskommission beschäftigte sich damals damit den Staatshaushalt, mit der Gewinnung von Erzen aus dem Bergwerk Ilmenau, zu verbessern. Ein Problem dabei war, die Beschaffenheit der Lagerstätten des Erzes herauszufinden und damit die Abbaumethoden festzulegen. Für Goethe war dies der Anlaß, sich mit der theoretischen Seite der Geologie zu befassen. Er eignete sich dabei viel Wissen über die Entstehung der Erdrinde an, ein Thema welches ihn sehr gefangennahm. Es gab damals noch keine klaren und sachliche Vorstellungen, ob und wie die Gestalt der Erdoberfläche, mit den Veränderungen der Natur zusammenhängt. Außerdem gab es auch noch kein System, in das die Minerale eingeordnet werden konnten. Dieses veranlaßte ihn später, zur Veranschaulichung seiner theoretischen Studien und zu Untersuchungen sowie Experimenten, eine eigene Gesteinssammlung anzulegen. Diese wurde im Laufe der Zeit zu einer der besten Sammlungen in Europa. Sie entstand langsam, er brachte sich während seiner vielen Reisen nach Thüringen und in den Harz immer wieder Mineralien mit. Es genügte ihm dabei nicht von hier und da einen Stein mitzunehmen der ihm gefiel, sondern er wollte eine systematische Zusammenstellung der Mineralien einzelner Gebiete schaffen. Anhand dieser Sammlung untersuchte er den geologische Aufbau von Thüringen, sowie den des gesamten Deutschlands. Er laß das Buch "Von den äußerlichen Kennzeichen der Fossilien" (Leipzig 1774) von Abraham Gottlob Werner und schloß sich dessen Systematik zur Unterscheidung der Gesteine an, da diese am Besten seinen Vorstellungen über die Gesamtheit einer Wissenschaft entsprach. 1779 bewegte Goethe den Herzog Carl August zum Ankauf des "Wallchschen Naturalienkabinetts, welches später den Grundstein für das mineralogische Museum in Weimar bildete. Goethe nahm die Studien zur Geologie sehr ernst wie ein Zitat von ihm darlegt.
"Ich habe mich diesen Wissenschaften, da mich mein Amt dazu berechtigt, mit einer völligen Leidenschaft ergeben und habe, da Du das Anzügliche davon selbst kennst, eine sehr große Freude daran" ( Goethe in einem Brief an Johann Heinrich Merck). Aus der gemeinsamen Arbeit mit J.C.W. Voigt und seinem Drang zu verstehen worin der Ursprung der Welt besteht, entwickelte sich ein großes Interesse für geologische Zeiträume, was ihn zu eignen Forschungen auf diesem Gebiet anregte. Als ein Ergebnis dieser Studien entstand 1784 der Artikel "Über den Granit". Er selbst bezeichnet den Granit als eine Art Urgebirge, als "den ältesten festesten tiefsten unerschütterlichsten Sohn der Natur" . Dadurch lassen sich Parallelen zu seiner Farbenlehre ziehen, denn auch hier geht er von einem Urphänomen aus. Sein Bestreben richtet sich darauf Gesetzmäßigkeiten in der Struktur dieses Steines zu erkennen. Das ihn auch hier sein innerer Kampf um die Theorie der Weltanschauung beschäftigt, wird auch in dem folgenden Zitat in dem er sich zum Granit äußert deutlich: "Aus bekannten Bestandteilen, auf eine geheimnisreiche Weise zusammengesetzt, erlaubt es ebensowenig seinen Ursprung aus Feuer wie aus Wasser herzuleiten." (Voigt, Sucker, S.27) Es fällt auf das er sich hier nicht auf die Art der Entstehung festlegt. 1796 scheitert das Ilmenauer Bergwerk. Durch einen Wassereinbruch in den Schacht, waren weitere Arbeiten kaum noch möglich, zudem gab es keine finanziellen Mittel mehr. Trotz diesem Rückschlages, ließen Goethe die geologischen Fragen bis an sein Lebensende nicht mehr los. Er selbst gilt, durch seine für diese Zeit neue Vorstellung von einer Eiszeit in der Erdgeschichte, welche er erst im hohen Alter entwickelte, als Vorläufer der Glaziologie. 1803 wird Goethe zum Präsident der "Herzoglichen Sozietät für die gesamte Mineralogie zu Jena" gewählt und 1806 führt Johann Georg Lenz zu seinen Ehren die Bezeichnung Goethit ein. Bei einer Rezension zu einer Geognostisch - Geologischen Karte, an der er selbst einen Anteil hatte, kommt noch einmal sein Interesse an der Erderforschung zum Ausdruck. "Wenn ich gedenke, was ich mich seit fünfzig Jahren gemüht, wie mir kein Berg zu hoch kein Schacht zu tief, kein Stollen zu niedrig und keine Höhle labyrinthisch genug war, und nun um mir das Einzelne zu vergegenwärtigen , zu einem allgemeinen Bilde verknüpfen möchte; so kommt mir vorliegende Arbeit [...] sehr zustatten." (Voigt, Sucker S.30)


4.2. Goethes Beiträge zur Biologie

Goethes Studien zur Biologie sind vielfältiger als bisweilen angenommen, er betrachtete nicht nur die Pflanzenmorphologie und die Anatomie, welche als seine Hauptinteressengebiete gelten, sondern berührte auch allgemein biologische Fragen der damaligen Zeit. BildSeite aus Goethes Herbarium
Er hat damit, neben anderen herausragenden Biologen, einen entscheiden Beitrag für die Herausbildung der Biologie als ernstzunehmende Wissenschaft geleistet. Seine erste und auch bedeutendste Entdeckung in diesem Fach, war die des os intermaxilare beim Menschen. Am Tag dieser Entdeckung schreibt er voller Begeisterung an Frau von Stein : "[...] es ist mir ein köstliches Vergnügen geworden, ich habe eine anatomische Entdeckung gemacht, sage aber niemanden ein Wort." (Mayer S.655) Zu der damaligen Zeit wurde dieser Knochen nur bei Tieren nachgewiesen, weil er beim Menschen, in der embryonalen Entwicklung, mit dem Schädel verwächst. Er galt als spezieller Schnauzenknochen und damit als anatomisch Trennung zwischen Tier und Mensch. Goethe aber wollte nachweisen das der os intermaxilare auch beim Menschen vorkommt. Zu diesem Zwecke sammelte er Anschauungsmaterial in Form von Hunde-, Affen-, Pferde-, und Menschenschädeln. Er lies sie alle von 4 Seiten zeichnen, und schreckte auch nicht vor einer Reise nach Braunschweig zurück, um dort einen ungeborenen Elefanten zu untersuchen. Er läßt sich auch einen Elefantenschädel nach
Eisenach senden und schreibt dazu an Frau von Stein: "Zu meiner großen Freude ist der Elefantenschädel aus Kassel hier angekommen und, was ich suche, ist über mein Erwarten daran sichtbar. Ich halte ihn im innersten Zimmerchen versteckt, damit man mich nicht für toll halte. BildZwischenkieferknochen
Meine Hauswirtin glaubt, es sei Porzellan in der ungeheuren Kiste." (Mayer, S.656) Durch Vergleiche in dieser Sammlung, fand er am menschlichen Schädel auch Spuren einer Naht zwischen den Eckzähnen und den Schneidezähnen, und wies damit als erster die Existenz des Zwischenkieferknochen beim Menschen nach. Am Anfang wurde ihm von der Fachwelt häufig widersprochen, aber im beginnenden 19 Jahrhundert wurde diese Entdeckung in die Lehrbücher der Anatomie, unter der Bezeichnung "Sutura incisivia Goethei" , aufgenommen. Wohl bedeutender als sein Fund, ist die Art der Herangehensweise bei der Suche nach ihm. Seine Methode, des anatomischen und embryonalen Vergleiches, die heute als Vergleichende Morphologie bekannt ist, wurde eine spezifische Forschungsart des 19 Jahrhunderts. Für Goethe war die Betrachtung der verschiedenen organischen Formen, und ihrer Beziehungen untereinander nicht nur einen Hilfe für die Physiologie, sondern eine Methode um die Entwicklung der Menschheit zu begreifen. Er ist der Meinung das alle organischen Gestalten ständig in Bewegung sind, und deren Entwicklung niemals abgeschlossen ist. Damit greift er schon Darwin voraus. Wie schon erwähnt, beschränkte er sich aber nicht nur auf diese Studien. Unmittelbar daran knüpft seine Theorie der Entstehung des Schädels aus umgebildeten Wirbeln an. Diese veröffentlichte er aber erst im Jahre 1820. Die Erstveröffentlichung zu dieser Theorie fand, unabhängig von Goethe, 1807 durch Lorenz Oken statt. In der heutigen Biologie gelten aber beide als Urheber dieses Gedankens. In der zweiten Hälfte des 19 Jahrhunderts, wurden diese Auffassungen jedoch modernisiert, vorallendingen durch die Theorie von H. Huxley, der völligen Neubildung des Schädels. Voraus ging dieser Studie 1790 noch ein Vorschlag eines anatomischen Typus, als Modell der Struktur der Wirbeltiere. Ein zentralen Platz in seinem Schaffen, nimmt sein Werk von der Metamorphose der Pflanzen ein. Er versuchte in ihm die Strukturgleichheit verschiedener organischer Teile der Pflanzen nachzuweisen. 1792 schreibt er eine allgemeine Vergleichungslehre, in der er seine Lehre von der Wandelbarkeit der Organe und dem Gesamthaushalt des Organismus, die Morphologie vorstellte, welche auch ein wichtiges Problem in der Metamorphose der Pflanzen war. Er schrieb dazu eine kleine Einleitung für Christiane Vulpius.
"Alle Gestalten sind ähnlich, und keine gleicht der anderen; und so deutet es auf ein geheimes Gesetz auf ein heiliges Rätsel." (Mayer, S.655) Bei seiner Suche nach dem Zwischenkieferknochen entstand auch das Kompensationsgesetz , das "Gesetz des organischen Typus" auf welches Darwin später zurückgriff. BildChristine Vulpius und ihr Sohn
Im Zusammenhang mit der Entwicklung der Farbenlehre, untersucht Goethe 1796 die Wirkung von farbigen Licht auf das Wachstum und die Entwicklung der Pflanzen. Solche Untersuchungen sind heute von großem Interresse für die Botanik. Zusammenfassend ist zu sagen, daß Goethe mit seinen Studien der Vergleichenden Anatomie, einen großen Vorlauf in Richtung der Darwinschen Theorien brachte, auch wenn nicht alle seiner vielen Entdeckungen aus heutiger Sicht interessant sind.

4.3. Die Farbenlehre

Die Farbenlehre ist das Naturwissenschaftliche Hauptwerk Goethes. Auf seiner italienischen Reise erhielt er, durch die natürliche Schönheit und Farbenpracht der Natur, erste Anstöße sich mit der Entstehung der Farben zu beschäftigen. Am Anfang stand für ihn das Problem der Farbgebung, welches dann unmittelbar die Suche nach
Gesetzmäßigkeiten für die Harmonie der Farben mit einschloß. Erst später beschäftigte er sich auch mit dem naturwissenschaftlichen Problemen seiner Theorie. In Italien unterhielt er sich mit Malern und Künstlern über die Farben und die Malerei, und las außerdem noch Fachliteratur zu dem Thema. BildTitelblatt der Farbenlehre
Doch all dies reichte ihm nicht und so beschloß er, nach seiner Rückkehr nach Weimar, selbst Versuche zur Farbenentstehung zu machen. Er suchte sich in seinem Haus Zimmer mit viel Lichtdurchfluß, und bekam von Hofrat Büttner aus Jena die notwendigen Prismen für seine Versuche. Während seiner Experimente beging er aber einen entscheidenden Fehler. Er hielt das Prisma direkt vor das Auge und versuchte auf eine weiße Fläche blickend, ein Spektrum zu erkennen. Der normale Aufbau eines solchen Experiments erfordert, daß das Licht durch ein Prisma auf eine weiße Fläche gebrochen wird, damit ein Spektrum sichtbar wird. Goethe erkannte durch diesen Fehler nur am Rand der Fläche ein wenig Farbe. Bei seinen meteorologischen Himmelsbeobachtungen stellte er immer wieder fest, daß Farberscheinungen durch die trüben Wolken beeinflußt werden. Dies führte ihn zu der, physikalisch falschen, Annahme, daß Licht nur dort entsteht wo "Licht und Schatten sich berühren." Diese Form sah er in der Welt der Farben durch das "Trübe" realisiert, also einer Einheit aus Licht und Nichtlicht, welche für ihn der Ursprung aller Farben war. Diese "Trübe" bezeichnete er als Urphänomen des Lichts. Im Buch "Johann Wolfgang von Goethe" von Wolfram Voigt und Ulrich Sucker finden sich ein paar Zeilen zum Urphänomen von Goethe im allgemeinen. " Als Urphänomen bezeichnete Goethe allgemeinste gesetzmäßige Zusammenhänge, die bestimmten Erscheinungen der Natur eigen sind und sich dem Anschauen offenbaren und weil nichts in der Erscheinung über ihnen liegt". (S.35) . Auf die Farbenlehre bezogen findet man wieder das Trübe als Ursprung der Farben, da für Goethe nichts mehr "über" diese Farbe kommt, d.h. diese Farbe aus nichts zusammengesetzt ist. Bis zum Erscheinen seiner wohl größten Wissenschaftlichen Arbeit "Zur Farbenlehre" (1810) beschäftigte er sich hauptsächlich mit dem Problem der Farben. Seine Farbtheorie entstand durch mühseliges Sammeln von Fakten und zahlreiche Experimente. Die Farbenlehre selbst umfaßt drei Teile und zwar den "Didaktischen", den "Polemischen" und den "Historischen Teil". In dem "Didaktischen Teil" stellt Goethe seine Ansichten über die Entstehung und die Bedeutung der Farben dar. Er unterscheidet in Physiologische, Physische und Chemische Farben, er untersucht die Farben auf ihre Wirkung und geht auf Beziehungen der Farbtheorie zur Mathematik u.a. ein. Immer wieder betont er den engen Zusammenhang zwischen dem Auge als biologischem Organ und dem Licht. Besonders deutlich wird dies in dem Satz:
"Das Auge hat sein Dasein dem Licht zu danken. Aus gleichgültigen tierischen Hülfsorganen ruft sich das Licht ein Organ hervor, das seines Gleichen werde; und so bildet sich das Auge am Lichte fürs Licht, damit das innere Licht dem äußeren entgegentrete." (Voitg, Sucker, S.38) Diese Erkenntnis brachte ihn zu der Annahme das die Wahrnehmung der Farbe keine physikalische Eigenschaft, sondern, durch das Auge, physiologisch bedingt, und dadurch individuell verschieden ist. Unter den physischen Farben fast Goethe Farben zusammen die für ihn zur Physik gehören. Er schildert dabei eingehend seine Versuche mit Prismen. In dem Abschnitt "Sinnlich - sittliche Wirkung" lassen sich Ansätze eine Farbenästhetik und Farbpsychologie erkennen. Außerdem formuliert er hier die Probleme die ihn eigentlich erst auf die Farblehre brachten, die Gesetzmäßigkeiten der Malerei. Die Farbenlehre endet mit dem großen historischen Teil, in dem Goethe die geschichtlichen Bemühungen Farbe zu beschreiben und zu verstehen zusammenfaßt. Er beschäftigte sich in diesem Teil auch ausgiebig mit den Theorien von Epikur und Lukrez. Diese Farbenlehre ist aus heutiger Sicht physikalisch nicht tragbar und wurde schon damals durch die Newtonsche Theorie widerlegt, aber sie ist von einer
sprachlichen Schönheit, sowie auch als Anleitung für die Malerei als Harmonielehre zu verstehen.
4.4. Der Streit Goethes und Newtons um die Farbenlehre

Der Ursprung dieses Streites ist wie schon erwähnt die falsche Benutzung des Prismas, welcher Goethe glauben machte, daß Newton mit seiner Farbenlehre vollkommen falsch liegen müßte. Um die Zusammenhänge deutlicher werden zu lassen, muß man auch die Theorie von Newton kurz beleuchten. In dieser Lehre wird das weiße Licht aus Lichtern vieler verschiedener Farben zusammengesetzt. Aus diesem weißen Licht können, durch Brechung und andere Umwelteinflüße, die anderen Farben herausgelöst werden. Er unterscheide sich in diesem Punkt nicht unbedingt von Goethe, denn zu diesem Herauslösen ist unbedingt Materie nötig, die man bei Goethe als das Trübe definiert findet. Newton schuf mit ihr die Voraussetzungen für eine mathematische Betrachtung der Farben und ein wissenschaftliche Bearbeitung dieses Themas. Goethe versuchte aber eher eine lebendige Farbenlehre zu schaffen, und lies sich wenig durch genaue Physik stören. Für ihn war das weiße Licht die reinste Form des Lichtes und gerade diese sollte, nach Newton, nun aus anderen Farben bestehen. In dem Zitat "Wäre denn aber auch ein solches Urphänomen gefunden, so bleibt immer noch das Übel, daß man es nicht als solches anerkennen will, daß wir hinter ihm und über ihm noch etwas Weiteres aufsuchen, da wir doch hier die Grenzen des Schauen eingestehen sollten. Der Naturforscher lasse die Urphänomene in ihrer ewigen Ruhe und Herrlichkeit bestehen." (Mayer, S.685) läßt Goethe seinen Unmut aus. Er verstärkt seine wörtlichen Angriffe gegen Newton, weil er von der wissenschaftlichen Richtigkeit seiner Farbenlehre überzeugt war. Da ihm schon bei der Entdeckung des Zwischenkieferknochens niemand der wissenschaftlichen Welt geglaubt hatte, dachte er daß es mit der Farbenlehre genauso wäre, daß er nur genug kämpfen müßte um alle davon zu überzeugen. Auf die heutige Zeit bezogen haben beide Farbenlehren ihre Wirkung hinterlassen. Die physikalische Richtigkeit blieb aber, und das dies war schon zu Goethes Zeiten deutlich, der Newtonschen Lehre vorbehalten. Goethes Farbenlehre hingegen ist vielen Malern und Künstlern eine hilfreiche Unterstützung. Die Zusammenfassungen über die Harmonie der Farben sind bis heute noch vertretene Auffassungen. Dieser Unterschied wird auch schon im Ansatz der beiden Naturwissenschaftler deutlich. Goethe versuchte am Anfang eine verbindliche Lehre für die Harmonie der Farben zu schaffen, was ihm sehr gut gelungen ist, während Newton von Anfang an die wissenschaftlichen Aspekte dieser Sache im Auge hatte. Kurz vor Ende seines Lebens scheint sich Goethe zu besinnen, den er läßt aus einer neuen Auflage der Farbelehre, einige sehr anschuldigende Sätze gegen Newton aus dem Polemischen Teil streichen.


4.5. Goethes Beiträge zur Meteorologie

Durch Tagebuchnotizen von Goethe ist heute erwiesen, daß er sich, während seiner Untersuchungen zur Farbenlehre, auch intensiv meteorologischen Studien widmete. Dadurch das die Bürgerschaft sich immer mehr dem Problem der Meteorologie widmete, konnte sich auch Goethe diesem auch nicht mehr verschließen. Dies ist auch gar nicht mal so abwegig, da er bei eben diesen Untersuchungen auch Himmelsbeoabachtungen machte. Dabei dachte er auch oft über "Witterungskundliche Probleme" wie zum Beispiel die Entstehung der Wolken und es Klimas, sowie die Nebelbildung nach. Er war einer der Ersten, die sich auch Gedanken zu der Wirkung des Wetters auf den Menschen machten. Ihn faszinierte es besonders, das er endlich einmal, bei der Wolkenbildung, sehen konnte wie die Natur selbst etwas trübes hervorbringt, was ja nach Ansicht seiner Farbenlehre der Ursprung aller Farben ist. Nachdem er die Farbenlehre 1810 abschloß, widmete er sich ausführlich dem Entstehen des Wetters. 1803 erschien in England das Buch "An essay of the modification of claudes" von Howard, einem Autodidakten auf dem Gebiet der Meteorologie. Er führte die heutige üblichen Begriffe der Wolkenbezeichnung ein.






Durch den Herzog Carl August wurde Goethe auf dieses Werk aufmerksam und war sehr begeistert. Auch hier wird wieder die enge Verflechtung von Naturwissenschaft und Kunst im Leben von Goethe deutlich, denn er schrieb 1821 das Gedicht "Howards Ehrengedächtnis" in dem es unter anderem heißt : BildCarl August
" ... Er aber, Howard, gibt mit reinem Sinn uns neuer Lehre herrlichsten Gewinn. Was sich nicht halten, nicht erreichen läßt. Er fäßt es an, er hält es fest." (Voigt, Sucker, S.59) Durch Vergleichen von Wolken, also einer Anwendung seiner Morphologie, versuchte er Gesetzmäßigkeiten der Wolkenbildung zu finden und war dabei sehr von Howard beeinflußt. In den Übergangsformen zwischen den einzelnen Wolkenformen sah Goethe einen Beweis für die Umwandlung, die Methamorphose der Wolken. Bei seinen Beobachtungen stieß er auch auf eine Übergangsform, die noch nicht bekannt war, und gab ihr den Namen Paries. Diese Bezeichnung konnte sich aber nicht durchsetzen, da diese Zwischenform von der Fachwelt nicht als neu anerkannt wurde. Ab ungefähr 1816 begann Goethe systematisch wetterkundliche Daten zu sammeln. Selbst auf seinen Reisen ließ er sich nicht davon abringen, seine Messungen durchzuführen. Dadurch entstand eine sehr große Übersicht über die damaligen Wettervorgänge, die heute eine Aufschluß geben. Eine wahre Pionierleistung vollbrachte Goethe mit seiner Idee zum koordinierten Sammeln von Wetterdaten in wetterkundlichen Beobachtungstation. Auf sein Bestreben hin errichtete Carl August auf dem Ettersberg die erste dieser Art in Deutschland . Durch eine Ausbreitung von solchen Stationen, wurde das Herzogtum Sachsen Weimar das erste deutsche Land, mit einem Netz von Wetterstationen. 1817 schrieb Goethe das Werk "Instruktion für eine systematische Wetterbeobachtung", in dem er Hinweise für die Benutzung von solchen Stationen gab. Nach seinem Tod wurden fast alle Wetterstationen wieder geschlossen, da es an Geld, sowie an fähigen Forschungskräften mangelte. Er versuchte 1825 noch ein theoretische Zusammenfassung aller Wetterdaten in dem Artikel "Versuch einer Witterungslehre" aufzustellen, welcher aber nie veröffentlicht wurde. In diesem Artikel versucht Goethe den Wetterablauf anhand der Erdanziehungskraft zu erklären. Je höher diese Anziehungskraft ist desto stärker sollte das Barometer ausschlagen. In seiner Theorie ist die Temperatur ein wichtiger Bestandteil für die Ausbildung des Wetter, da erhöhte Temperatur eine Ausdehnung der Atmosphäre zur Folgen haben müßte. Diese Idee wurde überholt und ist heute von sehr geringer Bedeutung. Im Gegensatz zur Farbenlehre, hatte Goethe hier auch nicht den unbedingten Anspruch auf wissenschaftliche Korrektheit, sondern wollte nur einen Beitrag zum Verstehen der Wettervorgänge liefern, weil er nicht an göttliche Mächte glaubte, die den Himmel verändern sollten. Durch seine vielen Beobachtungen der Wettervorgänge entstanden auch durchaus praktische Dinge wie zum Beispiel das Goethe Thermometer.

 
 



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