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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Jens ole jepsen


1. Drama
2. Liebe

Jens Ole Jepsen ist Polizeiposten in der Außenstelle Rugbüll, "der nördlichste Polizeiposten Schleswig-Holsteins" . Informationen zu seiner Herkunft und seiner Kindheit erhält der Leser erst im späteren Verlauf der Handlung, ab Seite 90. Anhand der Fotografien in Jepsens Büro wird der Leser in dessen Vergangenheit eingeweiht. Sein Vater war ein Fischhändler und hatte fünf Kinder, die Familie stammt aus einfachen Verhältnissen. Jepsen wird auf diesen Fotografien als Fußballspieler, als Konfirmand, als Chorknabe, Soldat und Polizeischüler dargestellt. Auffällig an den Fotografien ist, dass Jepsen immer inmitten einer Schar von Menschen - sei es die komplette Fußballmannschaft oder der gesamte Chor - abgelichtet ist. So bekommt man von einen gewöhnlichen, normalen Eindruck, auch wenn er sich von der Masse durch seine Blässe und seine verkrampfte Haltung abhebt. Diese Fotografien allerdings geben kaum einen Aufschluss über Jepsens Charakter und seine Eigenschaften. Will man mehr über ihn wissen, so muss man besonders die Stellen im Verlauf der Binnenerzählung untersuchen, in denen er sich im Kreise seiner Familie, in der Konfrontation mit seinen allmählich erwachen werdenden Kindern und vor allen in der Auseinandersetzung mit Nansen befindet.
Im Laufe des Romans bekommt der Leser immer stärker den Eindruck, dass Jepsen ein Feind seiner eigenen Kinder und seines langjährigen Freundes und Lebensretters Nansen sei aufgrund seiner strengen Pflichterfüllung. Doch zu Beginn zeigt sich ein anderes Bild von ihm, er zögerte, das Malverbot zu überreichen ("hin und her ging und offenbar nach Gründen suchte, um seinen Aufbruch zu verzögern" ). Zu diesem Zeitpunkt ist er offensichtlich noch nicht der strenge und fanatische Pflichterfüller, zu dem er später werden soll. Jepsen ist bei Überreichung des Verbots "freudlos" und er betont, "wie sehr er seine Mission bedauere und wie wenig er selbst mit der ganzen Sache zu schaffen habe" . Er zeigt eine gewisse Distanz zu seiner Aufgabe und demnach auch keine "Freude an der Pflicht" .
Auch Jepsens Verhältnis zu seinem Sohn Klaas ist ein anderes, als es dem Leser zum Schluss des Romans im Gedächtnis bleibt. Seine erste Reaktion, als er von der Gestapo erfährt, dass Klaas aus dem Lazarett geflohen ist, beinhaltet keine Wut oder lässt erkennen, dass er Klaas ausliefern will. Er versucht eher, die Ereignisse zu verarbeiten "Steif saß er da [...], sein Gesicht ließ erkennen, dass er nicht nur den Grund, sondern auch die Folgen des frühen Besuches verstanden hatte. Er rechnete." . Zudem weiß er nicht, wie er reagieren wird, wenn Klaas tatsächlich zu ihm kommen würde, er hat noch keinen Plan gefasst. Dies erkennt man daran, dass Jepsen seiner Frau antwortet, als sie nach seinen Absichten fragt : "Ich weiß nicht [...], ich weiß nicht, was ich tun soll."
Jepsen befindet sich hier in einen Zwiespalt, einerseits liebt er seinen Sohn und erwägt in Gedanken, ihm zu helfen, zumal er verletzt ist ( so deute ich die Unentschlossenheit), andererseits ist da aber sein Polizeiberuf, der ihn dazu verpflichtet, alle Deserteure auszuliefern. Hinsichtlich dieser Thematik ist sicherlich auch die Situation zu untersuchen, als Klaas, von dem Tiefflieger getroffen, zu seinen Eltern gebracht wird . Die Reaktion Jepsens zeigt, dass er doch eine Art väterliche Fürsorge in sich trägt und versucht, die Distanz zu seinen Kindern zu überwinden. Sein Herz ist anscheinend nicht so aus Stein, wie man an manchen Stellen des Romans den Eindruck bekommt : "Er fühlte sich allein mit ihm und wollte ihm etwas sagen. Anscheinend hatte er ihm etwas Wichtiges mitzuteilen. Klaas öffnete nicht die Augen. Mein Vater angelte sich behutsam einen Stuhl, zog ihn zum Kopfende der Couch, setzte sich und beugte sich über meinen Bruder, und nach einer Weile nahm er seine Hand, die verstümmelte, verbundene Hand, und er drehte und betrachtete sie mit Aufmerksamkeit . Er ließ die Hand nicht los. Seine Lippen bewegten sich. [...] Leise, wie gesagt, und eilig sprach er so auf Klaas hinab, unbekümmert, ob seine Worte verstanden wurden, er sprach, als ob er sich damit einer alten Pflicht entledigte, einer längst fälligen Pflicht...."
Auffällig an dieser Textpassage ist auch, dass von einer Pflicht die Rede ist (vgl. Siggis Aufsatzthema). Allerdings ist es diesmal nicht die Pflicht, die die Nationalsozialisten von ihm verlangen und der er sich verpflichtet fühlt, sondern es ist die Pflicht gegenüber seinem Sohn und damit auch der ganzen Familie. Es ist die Pflicht, die gebietet, als Familie zusammenzugehören und füreinander dazu sein, egal in welchen Situationen.
An Jepsen scheint typisch zu sein, dass er nur durch äußere Einflüsse zu Handlungen bewegt wird. Selbstständigkeit scheint nicht seine Stärke zu sein, so nennt ihn Siggi "hilflos, da er ohne Auftrag war und ohne Auftrag nur ein halber Mensch". Auch betrachtet er stundenlang den brennenden Ofen, wenn er nichts zu tun hat. Zu Handlungen bewegt wird er einerseits durch seine Vorgesetzten, bzw. deren Aufträge; durch seine Ehefrau Gudrun, die oftmals mit hohen Erwartungen an ihn herantritt; und durch die zunehmende Feindschaft mit Nansen. Letzteres zeigt sich in seinem Verhalten bei Übergabe des Malverbots. Zuerst sucht er "freudlos" den Maler auf und überreicht ihm das Verbot, aber als Nansen anders reagiert, als er sich das vorstellt, nämlich seine Verachtung für die Verursacher des Verbots in der Beschimpfung "diese Idioten" ausdrückt und damit Jepsens Vorgesetzte kritisiert anstatt zu gehorchen, ändert sich dessen Verhalten und der Anfang zur sich entwickelnden Feindschaft ist gemacht.
Gudruns Einfluss zeigt sich in der Szene, in der Jepsen seinen Sohn Siggi verprügelt . Er tut dies, um den Ansprüchen seiner Frau gerecht zu werden; er haut um so stärker, um so weniger sie ihm Anerkennung zukommen lässt.
Jepsen steigert sich mit der Zeit so in die Rivalität mit Nansen und auch in die Auseinandersetzung mit seinen Kindern hinein, dass er letzten Endes nur noch Hass und Wut verspürt und bis zur endgültigen Zerstörung nicht eher ruht.
Im Verlauf des Romans übernimmt Jepsen mehr und mehr die nationalsozialistische Ideologie, er ist der Meinung, durch Gewalt könne er seine Ziele, sogar Vertrauen und Zuneigung erreichen. Doch das genaue Gegenteil tritt ein, Siggi flüchtet sich immer mehr zu den Nansens und auch Klaas geht lieber zum Maler, als sich seinem Vater auszuliefern. Diese Situation, nämlich dass seine eigenen Kinder lieber dem Feind, also Nansen, vertrauen und ihn unterstützen, fördert die Wut in Jepsen, hinzu kommt ein Gefühl der Unterlegenheit. Doch anstatt zu überlegen, woran es liegen könnte, dass er das Vertrauen und die Liebe seiner Kinder nicht gewinnen kann, bedauern er und seine Frau sich lieber selber :" ....denn sie kamen nicht davon weg, sich selbst zu bemitleiden und zu bedauern, und was sie für Hilke an Erbitterung aufbrachten, fanden sie für sich selbst an Mitleid. Daß sie uns das antun konnte!" Auch in Zusammenhang mit Klaas fühlen sie mehr ihre Schmerzen als die von ihrem Sohn: "...nach allem, was er uns angetan hat, wird er es wohl nicht wagen, hier aufzutauchen." . Für diese "Schmerzen" rächt sich Jepsen dann auch später an seinen Kindern, er liefert Klaas an die Gestapo aus, verbannt ihn aus der Familie, selbst eine Rückkehr nach Kriegsende ist ausgeschlossen. Die Erinnerung an ihn wird gelöscht. Dasselbe passiert mit Siggi, auch er wird aus dem Haus getrieben und verbannt.
Die Feindschaft zu Nansen nimmt bei Jepsen im Verlauf der Handlung immer drastischere Formen an, letzten Endes will er ihn sogar erschießen, als dieser sich weigert, dem von Jepsen gegründeten Volkssturm zur Abwehr der Alliierten über Nacht beizustehen. Nur ein Eingreifen der anderen verhindert schlimmeres.
Jepsen ist zwar vernünftig genug, seine eigenen Unzulänglichkeiten zu bemerken, doch versucht er nicht, diese zu ändern, sondern sucht den Grund für seine Fehler bei anderen. Er selbst befindet sich seiner Meinung nach im Recht, weil er sich immer noch auf seinen Auftrag und seine Vorgesetzten berufen kann, mit der nationalsozialistischen Ideologie ist er im Gleichgewicht.

Der entstehenden Eindruck der Einfältigkeit und Normalheit nimmt Lenz ihm wieder, indem er ihm die Gabe des Zweiten Gesichts verleiht. Diese Fähigkeit lässt aber nicht nur ihn leiden - er bekommt des öfteren Horrorvisionen- sondern auch seine Mitmenschen, vor allem Siggi, der das Gefühl hat, zu jeder Zeit und an jedem Ort von seinem Vater gesehen zu werden.
Ich denke, dass Jepsen im Grunde kein schlechter Mensch ist, doch da er so unselbstständig ist, braucht er einen Halt, der ihm durch die Befehle und damit durch die Pflichterfüllung gegeben ist. Diese Befehle befolgt er, ohne Fragen zu stellen oder auf seine Mitmenschen Rücksicht zu nehmen.

 
 

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