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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Es war die lerche (ephraim kishon)


1. Drama
2. Liebe

Ein heiteres Trauerspiel mit Musik in zwei Teilen; erschienen 1977 (Es war die Lerche - 5 Lustspiele), Bastei Lübbe Verlag. Deutsche Bühnenfassung von Friedrich Torberg, deutsche Songtexte von Werner Wollenberger.

Die Personen:
Romeo Montague, Ballettlehrer (49 Jahre)

Pater Lorenzo, ein Franziskaner (98)
vom gleichen Schauspieler dargestellt

Julia Montague-Capulet (43)
Lucretia, ihre und Romeos Tochter (14)

Ehemalige Amme von Julia (85)
von der gleichen Schauspielerin dargestellt
William Shakespeare, verstorbener Dichter (52)
Ort der Handlung: Verona im Jahre 1623.

Der Inhalt:
Romeo und Julia leben. Julia ist - im Gegensatz zum Drama Shakespeares - rechtzeitig aufgewacht und die beiden sind seit fast 30 Jahren verheiratet. Die Ehe ist nicht so glücklich geworden, wie sich die Liebenden von Verona dies vorgestellt haben: Romeos Liebe zu Julia ist der Zuneigung zu Lisa (seiner Wärmflasche) gewichen. Er ist ein dicklicher, fauler, ständig nörgelnder Ehemann geworden, während Julia, an der die Jahre auch nicht spurlos vorübergegangen sind, mit Lockenwicklern und schlampiger Kleidung ihren Sex-Appeal geschickt versteckt.
Lucretia, die Tochter der beiden (wobei fraglich ist, ob Romeo wirklich ihr Vater sein kann, beklagt sich doch Julia bei Pater Lorenzo, dass ihr Angetrauter sich seit der Hochzeitsnacht nicht mehr um sie bemüht hat), ist ein aufgeweckter Teenager, sie spielt leidenschaftlich Gitarre und bereitet ihren Eltern so manche Sorgen.
Pater Lorenzo, vormals der Beichtvater von Romeo, ist Julias engster Vertrauter geworden. Aufgrund seines Alters ist er geistig nicht mehr ganz auf der Höhe und verwechselt ständig die Stücke Shakespeares, aus denen er unpassende Zitate rezitiert. Auch wenn Romeo weder "der mit dem Totenkopf" (Hamlet) ist, noch "Desdemona erwürgt hat" (Othello), versucht er, Julia zu helfen. Leider ist es auch ihm nicht möglich, eine Annullierung der Ehe zu veranlassen, da ehelicher Beischlaf (noch) kein Scheidungsgrund ist (Romeo hat Julia - als Minderjährige - in der Hochzeitsnacht verführt).
Auch die Amme ist in die Jahre gekommen. Sie hört schlecht, die Beine wollen nicht mehr so recht und auch das Gedächtnis lässt immer mehr nach. Seit Jahren betreut sie Julias Mutter, die Gräfin Capulet, auf deren Vermögen Romeo schon viel zu lange wartet.
"Willi" Shakespeare ist dem Grab entstiegen, um die Handlung seines Stückes doch noch ins rechte Lot zu bringen. Er versucht, die beiden Liebenden wieder zu vereinen. Den Streit, ob es die Nachtigall war oder die Lerche, kann aber auch er nicht schlichten. Werfen ihm doch Romeo und Julia vor, dass er seine Stücke gar nicht selbst verfasst hat! Zähneknirschend muss er dies gestehen - der Schreiber war nicht er, sondern in Wirklichkeit sein Doppelgänger, William Shakespeare.
Die Ereignisse spitzen sich zu: Lucretia verliebt sich in Willi, Romeo und Julia streiten ununterbrochen. Julia zieht die Konsequenzen und will die Scheidung. Just in diesem Moment erfährt Romeo jedoch, dass die Schwiegermutter verstorben ist. Wenn auch Julia das Zeitliche segnet, wäre er der Alleinerbe. Er hat sich bei der Amme Gift besorgt, welches er in Julias Wein gießt. Auch Julia hatte denselben Gedanken: Pater Lorenzo hatte noch ein wenig Gift aus dem Originalstück übrig und dieses kommt in den Wein Romeos. Die beiden trinken mit Genuss, gestehen einander dabei manche Untat und sterben selig vereint.
Shakespeare ist glücklich. Endlich kann er in sein kaltes Grab zurückkehren und in Frieden ruhen. Es ist ihm mit List und Tücke gelungen, das Stück doch in seinem Sinne zu Ende zu bringen. Doch kaum hat er die Bühne verlassen, erwachen die Montagues wie durch ein Wunder: sie haben den gegenseitigen Mord nur gespielt, um endlich Ruhe von Shakespeare zu haben. Glücklich vereint können sie einander (oder sich?) weiterhin lieben und miteinander weiterhin streiten - bis dass der Tod sie scheidet!

Der Autor:
Ephraim Kishon, *23.8.1924. Israelischer Schriftsteller; karikiert in Satiren das israelische Alltagsleben. In Budapest geboren (Geburtsname: Ference Hoffmann), nach dem Abitur Goldschmiedlehre, studiert Metallbildhauer. Während des Krieges gefangen in ungarischen, deutschen und russischen Arbeitslagern.
1949 Einreise nach Israel, hier erhielt er seinen heutigen Namen. In Israel Arbeitet er zunächst als Schlosser, Kfz-Mechaniker und Pferdeknecht. Seit 1952 ist Kishon satirischer Kolumnist an verschiedenen Tageszeitungen, kritisiert und karikiert in Erzählungen, Romanen, Theaterstücken und Hörspielen besonders das israelische Alltagsleben. Seit 1996 auch Regisseur seiner Theaterstücke.
Ehefrau Sara (\"die beste Ehefrau von Allen\"), zwei Söhne (Rafi, Amir), eine Tochter (Renana). Wohnsitze in Tel Avivi (Israel) und Appenzell (Schweiz). Erfolgreicher Billardspieler (Vize-Weltmeister). Ehrungen: drei Golden Globes, Orden wider den tierischen Ernst.
Werke: »Drehn Sie sich um, Frau Lot« (1962), »Arche Noah, Touristenklasse« (1963), »Kein Öl, Moses?« (1974), »Mein Freund Jossele« (1977), »Total verkabelt« (1989), »Ein Apfel ist an allem schuld« (1994), »Picassos süße Rache« (1996) und andere.
Meine Meinung:
Eine Tragödie in einem Lustspiel fortzusetzen, ist ein gefährliches Unterfangen - zu leicht kann man sich dabei lächerlich machen. Kishon hat es in diesem Stück verstanden, mit seinem Humor und seiner Liebe zum Detail darzustellen, was passiert, wenn ein Liebespaar in die Jahre kommt. Als Meister pointierter Dialoge zeichnet er präzise Charaktere. Kishon versteht es aber auch, dem Leser oder Zuseher mit diesem Stück einen Spiegel vorzuhalten, in dem dieser das Zerrbild seiner eigenen Partnerschaft sehen kann.
Mit seinen exakten Angaben, betreffend die Umgebung, die handelnden Personen und die Atmosphäre, erleichtert er die Arbeit eines Regisseurs, der dieses Stück inszenieren will. Die Übersetzung Torbergs entspricht in jeder Beziehung dem Wesen und Anliegen des Autors.
Erst kürzlich wurde "Es war die Lerche" im ORF ausgestrahlt. Fritz Muliar und Elfriede Ott entsprachen vortrefflich den Vorgaben des Autors, gaben dem Stück durch hinreißende Stegreifpointen und Situationskomik aber auch ihre persönliche Note.
Der Satiriker Kishon zeigt hier, dass er nicht nur Erzählungen und Romane schreiben kann, sondern auch ein vortrefflicher, spritziger Bühnenautor ist, der den Ernst des Lebens hinter einem Lächeln verbirgt.

 
 

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