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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Eine blaßblaue frauenhandschrift - eine novelle von franz werfel


1. Drama
2. Liebe




" Leonidas war betäubt. Nach einer Ewigkeit von achtzehn Jahren hatte den allseits Gesicherten die Wahrheit doch eingeholt. Es gab keinen Ausweg mehr für sich und keinen Rückzug. Er konnte sich der Wahrheit, die er in einer Minute der Schwäche eingelassen hatte, nicht mehr entziehen. Nun war die Welt für ihn von Grund auf verwandelt, und er für die Welt."

Leonidas stammt aus einfachen Verhältnissen und ist jetzt als Sektionschef ein Mann der oberen Wiener Gesellschaft weil er mit Amelie Paradini, der reichsten Erbin von Wien, verheiratet ist. Am Morgen des Jahres 1936 findet er mit der anderen Post einen Brief mit einer auffallenden, blaßblauen Frauenschrift vor. Dieser Brief ist von seiner ehemaligen, in Deutschland lebenden Geliebten Vera, einer Jüdin. Sie war seine große Liebe und er hatte sie damals durch seine Feigheit, die ihn dazu trieb sie anzulügen und einfach stehen zulassen, verloren.

Ungewißheit und Neugierde zugleich nagen an ihm. Was ist, wenn sie zu ihm kommen will, ihn zur Rede stellen will? Furchtbare Gedanken kommen ihm in den Sinn. Er kann sich nicht beherrschen und öffnet den Umschlag. Eine scheinbar förmliche Bitte um seine Hilfe läßt ihn kurz aufatmen. Vera schreibt, daß ein junger Mann aus bekannten Gründen in Deutschland sein Gymnasialstudium nicht fortsetzen kann und es daher in Wien beenden möchte. Da er sei ein sehr einflußreicher Mann sei, solle er ihr doch helfen diesen Studenten unterzubringen. Er vermutet in diesem jungen Mann seinen eigenen Sohn, fühlt sich ihm verpflichtet und beschließt, sich um ihn zu kümmern. Zum ersten Mal fühlt er sich damit konfrontiert, daß er nun die persönliche Verantwortung für ein anderes Leben hat. Gleichzeitig belastet ihn die Tatsache, daß er einen Sohn mit einer Jüdin hat.

Nach einigem Zögern trifft er sich mit Vera in ihrem Hotel und verspricht ihr zu helfen. Bei diesem Treffen fällt ihm eine schwere Last von den Schultern........

Was ist der Sinn des Lebens?

Anpassung oder Widerstand?
Ist es wert für einen gesellschaftlichen Aufstieg seine innersten Gefühle zu verraten und zu übergehen?

Auf diesen Fragen ist Werfels Novelle aufgebaut.

"Das Thema der "Kleinen Verhältnisse" scheint leise wieder angeschlagen zu werden, dem dieser Leonidas aber durch eine reiche Heirat entgangen zu sein glaubt und von dem nur das haften geblieben ist, was Johnson seine "Lebenslüge" genannt hat."

Oberflächlich kann Leonidas zufrieden sein mit seinem Leben, aber innerlich ist er unerfüllt und nicht glücklich. Er ist nicht unglücklich, weil er es sich nicht zugestehen könnte unglücklich zu sein, denn dieser Schritt würde sein bisheriges Leben auf den Kopf stellen.
Somit betrügt sich Leonidas selbst, seine Umwelt und letztendlich verrät er die Liebe.

"Die Novelle ist die Erhellung des Zusammenbruchs eines Staates, einer Gesellschaft, schuldhaft verursacht durch die Charakterlosigkeit einer führenden Kaste von Männern, die sich als Verräter an ihren Frauen bewähren."

Hitlers Regime forderte damals absolute Anpassung und genau das macht Leonidas auch. Er hält sich an bürokratische Regeln und paßt sich ihnen an, um nicht auf Ablehnung zu stoßen.

"Leonidas ist einfach der typische Opportunist seiner Zeit, und die Geschichte eines solchen österreichischen Opportunisten ohne Rückgrad wird uns hier erzählt."

Für ihn steht die Liebe an zweiter Stelle und sein gesellschaftliches Ansehen an erster. Doch während der Handlung drängt sich ihm immer mehr die Frage nach Richtigkeit dieser Lebenseinstellung auf. Die Liebe und deren Problematik gibt es zu jeder Zeit, egal welche politischen Hintergründe existieren. Somit beinhaltet die Erzählung ein allgemeingültiges Thema, das zu jeder Zeit aktuell ist.

Die ganze Erzählung ist im Präteritum geschrieben, da hier eine Geschichte in der Geschichte erzählt wird. Der Autor schreibt sehr bildlich und sehr detailliert, damit man sich in die Situation hineinversetzen kann, sich vielleicht sogar mit Leonidas identifizieren kann.


"Die beiden Erzählebenen sind miteinander verhakt, indem sich die ganze Handlung an einem Tag abspielt, und somit das Vergangene im Prozeß der gesteuerten Erinnerungen als Selbstrechtfertigung in die auf der politischen Ebene sich abspielenden Vorgänge eingebaut ist."

Die Spannung bleibt bis zur letzten Seite besehen.
Wer ist Vera?

Liest er den Brief?
Ist es sein Sohn?

Erzählt er seiner Frau davon?
Wie reagiert sie?

Er richtet sich Leonidas geht den Weg des geringsten Widerstands. Dadurch wird eine Verletzung verhindert. Er baut sich einen Selbstschutz auf und ahnt aber, daß alles Selbstbetrug ist.

 
 



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