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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Duftige mordrätsel aus dem paris watteaus


1. Drama
2. Liebe

Als Daniel Keel, der Zürcher Diogenes-Verleger in den 50er Jahren in Paris Bücher kaufte, wickelte man sie in ein Papier ein, das sich bei näherem Hinsehen als Reproduktion einer Karte von Paris um 1750 entpuppte. Keel glättete sie zu Hause, weil er glaubte, sie würde ihm irgendwann. nützen. Nun hat sich das Bügeln gelohnt, die Karte der Straßen von Paris findet sich in Patrick Süskinds erstem Roman \"Das Parfum\" wieder: zum Aufklappen, als sollte man die Skizze als Orientierung behalten. Als Cover dient ein Watteau-Bild aus fast gleicher Zeit.
\"Im 18. Jahrhundert lebte in Frankreich ein Mann, der zu den genialsten und! abscheulichsten Gestalten dieser an genialen und abscheulichen Gestalten nicht armen Epoche gehörte. Er hieß Grenouille.\" So beginnt der Roman des Münchners Süskind, der bei uns als Autor des äußerst erfolgreichen Ein-Personen-Stücks \"Kontrabaß\" bekanntgeworden ist. \"Grenouille\" heißt übersetzt Frosch - es ist ein sehr milder Ausdruck für einen Mörder, nicht ganz so zutreffend, sagt Süskind selber, \"Kröte\" wäre wohl angemessener gewesen, denn das Freundliche aus dem Namen müsse hinweg.
Süskind ist neugierig, im Gespräch lenkt er schnell in eine ihm genehme Richtung. Man hat den Eindruck, er nimmt sich und seine Umwelt nicht ganz so ernst. Und genau das spiegelt sich auch in seinem Buch wider.
Die leisen und doch so starken Anflüge von Humor und Poesie machen den Reiz des Buches aus Es geht um die Geschichte von Jean-Baptiste Grenouille, der 1738 auf den am übelsten riechenden Platz Frankreichs, dem Fischmarkt zwischen der Rue aux Fers und der Rue de la Ferronerie, einem Markt über einem zugeschütteten Friedhof, geboren wurde. Seine Mutter warf ihn weg wie ihre anderen Säuglinge zuvor, doch Jean-Baptiste überlebte. Er überlebte alle Krankheiten und Unmenschlichkeiten der anderen: \"Er konnte lagelang wäßrige Suppen essen, er kam mit der dünnsten Milch aus, vertrug faulste Gemüse und verdorbenes Fleisch. Im Verlauf seiner Kindheit überlebte er die Masern, die Ruhr, die die Windpocken, die Cholera, einen Sechsmetersturz in einen Brunnen und die Verbrühung der Brust mit kochendem Wasser.\"
Grenouille ist begabt, genial. Seine Starke liegt darin, Gerüche herstellen zu können, weil er sie nicht nur analysieren, sondern neu zusammensetzen kann - zum Leidwesen für die, die ihm dabei behilflich sind, denn sie ereilt das gleiche tödliche Schicksal, sobald er sich von ihnen entfernt hat.
Grenouilles Kenntnisse und Fähigkeiten sind unerschöpflich. Er kann Düfte aus Hunderten von Metern Entfernung wahrnehmen, er kann kreieren, was und wie seine Meister es wünschen Er ist der Parfumeur per excellence, der seinen Lehrherren zu Reichtum verhilft. Assoziationen tauchen auf, so Bilder aus Vittorio Gassmanns Film \"Der Duft der Frauen\", in dem ein Blinder die Frauen an ihren Duften erkennt, oder Eindrücke von Yves Montands Rolle in \"Die schönen Wilden\", wenn er vor den Reagenzgläsern sitzt und Düfte analysiert.
Reichtum interessiert Grenouille nicht. Im Buch gibt es eine kleine, ausdrucksstarke Passage darüber, was sein Ziel ist: \"Er wollte seines Innern sich entäußern, nichts anderes, seines Innern, das er für wunderbarer hielt als alles, was die äußere Welt zu bieten hat.\" Grenouilles Pech, und unser Glück, ist, daß er selbst keinen Geruch hat wie die vielen Menschen um ihn herum. Sie alle stinken geradezu, die Hygiene hat noch nicht Einzug gehalten im Paris des 18. Jahrhunderts. Er wird gemieden, man hat Angst vor ihm, die Ammen zu seiner Säuglingszeit ebenso wie die Erwachsenen in späteren Jahren. Sie riechen ihn einfach nicht, weil er ohne Ausdünstung ist. Dies ist sein Problem und das Thema des Buches. Nach umfangreichen Analysen der verschiedensten Düfte drängt es ihn, sich einen eigenen zu verschaffen, den vollkommensten: \"Er würde einen Duft kreieren können, der nicht nur menschlich, sondern übermenschlich war, einen Engelsduft, so unbeschreiblich gut und lebenskräftig, daß, wer ihn roch, bezaubert war und ihm, Grenouille, den Träger dieses Dufts, von ganzem Herzen lieben mußte.\" (Sebastian Mercier mit seinem Buch \"Le Tableau de Paris\" mag da wohl Pate gestanden haben).
Natürlich findet Grenouille diesen Duft - wer wollte es dem Autor Süskind verdenken -, aber um diesen bewußten Duft kreieren zu können, erschlägt er 25 Jungfrauen, deren Ausdünstungen, kurz nach ihrem Tod zusammengemixt, den ihm eigenen ergeben, mit erotisierender Wirkung auf das Volk. Grenouille wird entdeckt, ihm wird der Prozeß gemacht, er soll hingerichtet werden. Doch dazu kommt es nicht, eben weil er die Massen mit seinem Duft betört. Eine Orgie ist die Folge. Sein wirkliches Ende wird nicht verraten, das wäre bei einem solch schwebend-leichten Buch zu schade. Oder doch? Ganz am Ende heißt es: \"Sie hatten zum erstenmal etwas aus Liebe getan.\"

 
 

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