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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Drameninterpretation zu 4/4


1. Drama
2. Liebe



Friedrich Schiller, am 10.11.1759 in Marbach geboren und am 09.05.1805 gestorben, verfasste in seinem Dasein als Schriftsteller unter anderem viele bedeutende Gedichte und Dramen. Eines davon sind "Die Räuber", welche er in den Jahren von 1777 bis 1781 verfasste und somit zur Epoche des Sturm und Drang zählt.

In diesem aus 5 Akten bestehenden Drama geht es hauptsächlich um das Motiv der feindlichen Brüder und die Rebellion und Kritik an den gesellschaftlichen Strukturen. Durch eine Intrige kommt Franz, der Zweitgeborene des Grafen von Moor, unaufhaltsam an die ihm ersehnte Macht, indem Karl, der Erstgeborene, durch einen erfundenen Brief vom Vater verstoßen und der Vater selbst aus dem Weg geschafft wird. Karl verpflichtet sich auf diesen väterlichen Liebesentzug hin sein Leben lang einer Räuberbande.

Im Folgenden werde ich die 4.Szene des 4.Aktes interpretieren und deuten. Sie wird in die fallende Handlung eingeordnet. Es ist ein Dialog, in dem Karl, verkleidet als Graf von Brandt, auf Amalia trifft, die in im Garten des Moor'schen Schlosses sitzt. Diese ist hin und her gerissen, da sie unbewusst Gefühle für dem Karl so ähnlichem Grafen entwickelt hat, jedoch ihrem Karl treu bleiben will. Sie schwärmt dem Grafen von Karl vor, welcher als er selbst merkt wie rein die Liebe Amalias zu ihm ist. Es geht in diesem Akt um die innerliche Zerrissenheit Amalias und das Eingeständnis der Gefühle Karls. Schiller will hier vermutlich die Ausweglosigkeit der Liebe verdeutlichen.



Die Szene beginnt mit einem kurzen Monolog von Amalia, in dem ihre innerliche Zerrissenheit sehr deutlich wird. "Du weinst, Amalia?" wiederholt sie zwei mal im Monolog, gleich am Anfang und fast am Ende. Diese Wiederholung macht ihr Schlechtes Gewissen und ihre Zerrissenheit deutlich, denn sie hat nicht gewollte Gefühle für den Grafen entwickelt, der sie so sehr an Karl erinnert. Diese Gefühle werden deutlich in der Textstelle von S.88, Zeile 1 bis 6 ("- und das sprach er mit einer Stimme! Mit einer Stimme - mir war's, als ob die Natur sich verjüngte - die genossenen Lenze der Liebe dämmerten auf mit der Stimme! Die Nachtigall schlug wie damals - Die Blumen hauchten wie damals - und ich lag wonneberauscht an seinem Hals.") und S.88, Z.10-12 ("Aber warum meine Seele, so immer, so wider Willen nach diesem Fremdling?"). Dies sind Metapher für das Verliebt sein und die Liebe, welche wieder in ihr erwachte. Sie erinnert sich an damals, wie es war mit Karl zusammen zu sein und merkt das sie ebenso für den Grafen fühlt. Sie schwelgt in ihrer Liebe, doch plötzlich wacht sie auf aus ihren Träumereien, was man durch die Ausrufe merkt. ("Ha, falsches, treuloses Herz!". "Ha, ich will ihn fliehen") Denn sie merkt das sie nicht in den Grafen verliebt sein darf, denn sie hat ihr Herz Karl versprochen und möchte ihm treu bleiben. Er soll der Einzige für sie sein ("- ich hab meinen Eid nicht gebrochen, du Einziger!") Sie hat ein schlechtes Gewissen gegenüber Karl und will vor ihren Gefühlen zum Grafen fliehen und sie verdrängen ("- Ha, ich will ihn fliehen! - fliehen! - Nimmer sehen soll mein Aug diesen Fremdling!"). Sie kritisiert sich selbst und versucht sich selbst zu überlisten ("Wie du deinen Meineid beschönigen willst! Nein, nein, weg aus meiner Seele, du Frevelbild - ich hab meinen Eid nicht gebrochen, du Einziger! Weg aus meiner Seele, ihr verräterischen, gottlosen Wünsche"). Man merkt hier wieder , das sie sich gegen die Gefühle zum Grafen sträubt und Karl ewige Liebe geschworen hat und diesen Eid nicht brechen möchte.

Auch im weiteren Textgeschehen werden ihre ungewollten Gefühle zum Grafen weiterhin deutlich (S.88/Z. 18 "da hat mich's angewurzelt, dass ich nicht fliehen kann"., S.89/Z.2-4 "es war so viel, so viel in seinem Angesicht - in seinen Augen - im Ton seiner Stimme, das ihnen so gleich kommt - das ich so liebe"; S.89/Z.28-29 "Was? Sie lieben eine andere? - Weh mir, was hab ich gesagt?"; S.89/Z.35 "Wie beneid ich ihre Amalia" und S.90/Z.1 "Unglücklich, und sie lieben?"). Doch sie sträubt sich auch wieder dagegen und bittet um Gottesbeistand. (S.88/Z.19-25 "Verlass mich nicht, Gott im Himmel - Nein, du sollst mir meinen Karl nicht entreißen! Meine Seele hat nicht Raum für zwei Gottheiten, und ich bin ein sterbliches Mädchen!... Du, mein Karl, sei mein Genius wider diesen Fremdling, den Liebestörer! Dich, dich ansehen, unverwandt und weg alle gottlosen Blicke nach diesem"). Diese Stelle macht auch ihre Gottgläubigkeit deutlich. "Genius" ist eine Metapher für den Schutzgeist, welcher Karl sein soll. Man merkt in der Stelle sehr wie sie sich an Karl hängt. Als der verkleidete Karl sie liebevoll fragt um wen es sich handelt und wer so viel Verehrung verdient ( "Und wer ist der Glückliche, um den sich das Aug eines Engels versilbert?") und schließlich auch das Gemälde betrachten möchte, ist Amalia wieder sehr hin und her gerissen (" Nein, ja, nein!") Doch Karl fragt dies nicht einfach nur aus Höflichkeit, sondern aus Neugier. Er möchte herausfinden, ob Amalia ihn noch liebt und stellt daher eine Frage nach der anderen(" Ha! - und verdient er diese Vergötterung? Verdient er?"; "Er ist nicht mehr?") , um festzustellen ob diese Liebe noch wahr und rein ist und ob wirklich er gemeint ist. Amalia antwortet auf diese durchdringenden Fragen immer mit Schwärmereien zu Karl ("Wenn sie ihn gekannt hätten!"; "Angebetet, wollen sie sagen"; "Oh sie hätten ihn so lieb gehabt- es war so viel, so viel in seinem Angesicht- in seinen Augen - im Ton seiner Stimme,.."; ".hier durchirrte sein Aug die um ihn prangende Gegend - sie schien den großen belohnenden Blick zu empfinden und sich unter dem Wohlgefallen ihres Meisterbilds zu verschönern -. hier, hier lag er meinem Halse, brannte seinen Mund auf den meinen, und die Blumen starben gern unter der Liebenden Fußtritt"). Karl stellt also fest das sie ihn noch sehr liebt und ist deshalb sichtlich betroffen ("sieht zur Erde"). Denn Karl weiß, dass er sie auch noch liebt ("Ich würd ihn beneidet haben."; "Die Worte der Liebe machen auch meine Liebe lebendig"), doch er kann sich nicht zu erkennen geben und diese Liebe nicht verwirklichen, da er sich der Räuberbande verschworen hat. Deshalb ist er auch so betroffen. Bei Amalias Schwärmereien wird auch deutlich, dass sie nicht genau weiß was ihr Karl macht und wo er sich gerade befindet("Er segelt auf ungestümen Meeren. er wandelt durch ungebahnte, sandigte Wüsten. der Mittag senkt sein entblößtes Haupt, nordischer Hagel regnet um seine Schläfe..") doch das ihre Liebe immer bei ihm ist, die räumliche Trennung zwar vorhanden ist, aber die beiden innerlich vereint sind und ihre Liebe ihn begeleitet("Amalias Liebe segelt mit ihm.Amalias Liebe macht den brennenden Sand unter ihm grünen und die wilden Gesträuche blühen.und Amalias Liebe wiegt ihn in Stürmen ein."). Sie glaubt trotz der großen Entfernung an eine Verwirklichung und Erfüllung der Liebe("Meere und Berge zwischen den Liebenden - aber die Seelen versetzen sich aus dem staubigten Kerker und treffen sich im Paradiese der Liebe."). Nach dieser Textstelle( siehe oben, S.89/Z.16-26) stellt Karl Parallelen zu dem her, was Amalia sagte("Sie weiß mich in Wüsten irren und im Elend herumschwärmen, und ihre Liebe fliegt durch Wüsten und Elend mir nach. Auch heißt sie Amalia wie Sie, gnädiges Fräulein.") Doch er sieht der Wahrheit ins Auge, indem er meint, das die Liebe seiner Amalia für einen Verlorenen ist und sie ein unglückliches Mädchen ist("O sie ist ein unglückliches Mädchen! Ihre Liebe ist für einen, der verloren ist, und wird niemals belohnt.)Er ist realistisch und hält die Liebe für nicht verwirklichbar. Daraufhin wird Amalias Naivität deutlich denn sie hält weiter an der Erfüllbarkeit der Liebe fest("Nein, sie wird im Himmel belohnt. Sagt man nicht, es gebe eine bessere Welt, wo die Traurigkeiten sich freuen, und die Liebenden sich wieder erkennen?"). Es macht ihre Gottgläubigkeit noch einmal deutlich und ihr Jenseitsvertrauen, denn sie denkt das die Liebe spätestens im Himmel belohnt wird. Auch Karl macht daraufhin Anspielungen auf den Tod, weil die Liebe der beiden sonst keine Perspektive hat("Ja, eine Welt, wo die Schleier hinwegfallen und die Liebe sich schröcklich wieder findet - Ewigkeit heißt ihr Name"). Denn nur er weiß, dass die Liebe sonst wirklich nie erfüllbar ist, weil er ein Mörder ist und sich der Räuberbande verschworen hat. Doch er deutet dies schon indirekt an("Wie, wenn ich ein Totschläger wäre? Wie mein Fräulein? Wenn Ihr Geliebter Ihnen für jeden Kuss einen Mord aufzählen könnte?"). Daraufhin ist Amalia wieder glücklich und froh, weil sie glaubt ihr Karl ist ganz unschuldig und könnte so etwas nie tun("Ha, wie bin ich ein glückliches Mädchen! Mein Einziger ist Nachtstrahl der Gottheit, und die Gottheit ist Huld und Erbarmen! Nicht eine Fliege konnt' er leiden sehen - Seine Seele ist so fern von einem blutigem Gedanken, als fern der Mittag von der Mitternacht ist"). Das macht deutlich, dass sie ihren Karl liebt, wie sie ihn kannte. Doch der jetzige Karl zerbricht an diesem reinen Bild, welches Amalia von ihm hat("kehrt sich schnell ab in ein Gebüsch, blickt starr in die Gegend"), denn er hat sich verändert. Deshalb gibt er sich in der Szene nicht zu erkennen, denn er ist einsichtig geworden. Nur indirekt gibt er sich zu erkennen, indem er das ihnen beiden bekannte Hektorlied mitsingt, und dann flieht. Er möchte nicht das Amalia noch unglücklicher wird und wenigstens an dem reinen Bild weiter festhalten kann. Er weiß das die Liebe unerfüllbar ist (wegen Räuberbande, Amalia hat reines Bild von ihm, doch er ist anders geworden) und flieht deshalb.





Meine Vermutung, dass die Szene die Ausweglosigkeit der Liebe verdeutlicht, hat sich also vollkommen bestätigt. Doch sie verdeutlicht auch die Naivität Amalias und das realistische Denken Karls.

Die Szene hat auch Bedeutung auf das weitere Dramengeschehen. Denn als Karl und Amalia in der letzten Szene wieder aufeinander treffen und Amalia erfährt, dass ihr Karl wirklich Hauptmann einer Räuberbande ist, ist sie sehr geschockt und möchte sich töten lassen. Sie will zwar Karl in keiner Weise verlieren, doch sie erkennt das Karl unerreichbar ist. Somit ist ihr Leben sinnlos und sie möchte tot sein und lieber im Jenseits auf Karl warten.

 
 



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