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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die welt des fiktiven erzählers


1. Drama
2. Liebe



Die Verbindung dieser gegensätzlichen Welten oder Ebenen gelingt dem auktorialen Erzähler dadurch, daß er ironisch wird. Durch die Anrede an den Leser durchbricht der fiktive Erzähler die Grenzen des fiktionalen Raumes, um dessen Phantasie immer stärker in die Geschichte einzubeziehen.
Anfangs geht er noch sehr vorsichtig vor:" Ich wollte, daß du, günstiger Leser! am 23.September auf der Reise nach Dresden begriffen wärest." Grammatikalisch ganz korrekt verwendet er den Konjunktiv des Wunsches und setzt dann eine lange Geschichte von dieser gewünschten Reise des Lesers und der erhofften Rettung Veronika Paulmanns im Präteritum, der typischen Erzählzeit fort. Dabei benutzt er sehr geschickt die Formgleichheit des Konjunktiv II mit dem Indikativ Präteritum. Aber immerhin schließt er diese lange Passage über die absurde Rettung Veronikas mit dem Indikativ: "Weder du, günstiger Leser! noch sonst jemand fuhr oder ging aber am 23.September in der stürmischen, den Hexenkünsten günstigen Nacht des Weges."
Ähnlich geschickt geht er später vor, indem er den Leser auffordert, die Empfindungen des sich in einer Flache befinden Anselmus zu teilen. Anfangs äußert er seinen Zweifel " daß du, günstiger Leser! jemals in einer gläsernen Flasche verschlossen gewesen sein solltest." Wenig später setzt er ein solches Erlebnis, wenigstens als Traumhaftes voraus und kann dann direkt auf die gemeinsame Erfahrung anspielen, indem er Anselmus' Zustand wie folgt schildert "du bist von blendendem Glanze dicht umflossen [...]" .
Jetzt bemüht er noch nicht einmal den Konjunktiv des Irrealen, um dem Leser eine solche Zumutung zu ersparen. Verständlich wird diese absurde Vorstellung dadurch, daß die Leiden des armen
Anselmus genau denen gleichen, die man nach exzessivem Alkoholgenuß verspürt, eine Erfahrung, die manchem Leser vertraut sein wird.
Der Leser des Textes, der somit nach und nach immer tiefer in die Geschichte verstrickt wird, wird also fast Teil des Märchens, ähnlich dem Studenten Anselmus, der eintaucht in eine Welt, die er anfangs nur kopiert. Durch das raffinierte Überspringen der Erzähler-Leser Grenze wird das prinzipielle Interesse an der Geschichte geweckt. Wichtiger als Interesse ist aber die Erkenntnis, die dem "günstigen Leser" nach dem Lesen bewußt wird. Der gesamte Text ist darauf angelegt, das Vorhandensein einer phantastischen Welt, oder konkreter, der Poesie, zu zeigen. Sobald der Leser erkennt, daß diese phantastische Welt so stark ist, daß sie auch gegen einen real existierenden Menschen, nämlich den Leser Bestand hat, ist das Ziel des Autors erreicht. Der Leser begreift die Unverzichtbarkeit der Poesie, und was noch viel wichtiger ist, er erkennt die wirkliche Existenz der Poesie. Nach dieser Erfahrung besteht die Möglichkeit für den Leser, daß er sich, nach der Lektüre zurück in seiner wirklichen Umgebung außerhalb des Märchens, mit dem Unterschied zwischen einer bürgerlichen und einer phantastischen Welt auseinandersetzt, und vielleicht so wie der Student Anselmus den Schritt zu einem poetischen Leben vollzieht.

 
 



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