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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die heilige johanna im wandel der literatur


1. Drama
2. Liebe

Um in die Geschichte der heiligen Johanna einzuführen möchte ich zuerst etwas über die historische Johanna erzählen:

Historische Johanna

Unter dem französischen König Philipp II. August, dem es gelang die Macht der großen Feudalherren einzuschränken, begann der Machtkampf zwischen England und Frankreich. Zum offenen Ausbruch kam es, als die englischen Verwandten des Königsgeschlechtes von Frankreich, welche 1334 ausgestorben waren, Ausspruch auf den französischen Thron geltend machen wollten. Dies lehnte Frankreich entscheidend ab, und schon griffen die Engländer zu den Waffen und besetzten weite Teile Frankreichs. Als die Eindringlinge die Stadt Orleans belagerten, trat das Bauernmädchen JEANNE D'ARC auf. An der Spitze einer Truppe brachte sie der belagerten Stadt Entsatz den Sieg und führte den jungen König Karl in einem legendär gewordenen Siegeszug zur Krönung nach Reims. Obwohl sie bald darauf von den Engländern gefangen genommen und 1431 als Hexe verbrannt wurde, hatte das französische Heer durch ihr kühnes Vorgehen, soviel Selbstvertrauen gewonnen, daß das Heer den Krieg endgültig für Frankreich entscheiden konnte. Jeanne d'Arc wurde heilig gesprochen. Diese Person, Jeanne d'Arc bewegte viele Dichter dazu, sie in einem Stück ihrer Auffassung nach darzustellen. Zwei von ihnen sind Friedrich Schiller und Bertold Brecht auf die ich nun noch etwas näher eingehen möchte.



Schiller'sche Johanna

1801 wurde die Jungfrau von Orleans erstmals aufgeführt!

Die romantische Tragödie, "Die Jungfrau von Orleans" spielt in Frankreich im 15. Jahrhundert. Es herrscht Krieg mit England und das Land ist gespalten. Der Machtkampf der Herzöge von Orleans und Burgund erleichtert den Engländern das Vordringen in Frankreich. Der Norden von Frankreich ist bereits besetzt und gemeinsam mit den Engländern belagert der Herzog von Burgund, welcher sich den Engländern angeschlossen hat, Orleans.
Thibaut d'Arc, Vater von drei Töchtern verheiratet noch schnell, bevor der Krieg in die Gegend zieht, seine beiden Töchter Margot und Louison mit ihren Freiern. Er will auch Johanna seine jüngste Tochter mit ihrem Bewerber Raimond verheiraten, doch fühlt sich Johanna zu höherem berufen. Sie hat Stimmen vernommen, die ihr den Auftrag gaben, ihr Land von den Engländern zu befreien und ihren König in Reims zu krönen.
Als Johanna vernimmt, dass die Engländer vor Orleans stehen, hält sie nichts mehr in ihrem kleinen Dorf und sie zieht in die Schlacht. Johanna gewinnt die Schlacht und befreit Orleans von seinen Belagerern. Diese Tat dringt bis an die Ohren von Karl VII und dieser tritt Johanna in Chinon gegenüber...

Mit dem Bild der Himmelskönigin auf ihrer Fahne, zieht sie mit den Franzosen von Sieg zu Sieg. Im Lager der Engländer verbreitet sich in der Zwischenzeit die Nachricht von der unbesiegbaren Jungfrau wie ein Lauffeuer und lähmt die englischen Unternehmungen. Johannas Fähigkeiten sind aber nicht nur auf dem Schlachtfeld zu finden, denn es gelingt ihr mit höchstem diplomatischen Geschick den abtrünnigen Herzog von Burgund wieder für Frankreich zurückzugewinnen.
Durch ihre Taten werden die tapfersten Ritter, Dunois und La Hire auf sie aufmerksam und halten um ihre Hand an. Doch Johanna muß alle derartigen Anträge zurückweisen, da sie nur ihrem göttlichen Auftrag dienen darf und aller irdischer Liebe versagen muß. Talbot, der Anführer der Engländer fällt im Kampf und der Weg für Johanna scheint nun frei zu sein. Da taucht ein schwarzer Ritter auf, der Johanna davon abrät weiterzukämpfen und er warnt sie auch vor der Krönungsstadt Reims und verschwindet wieder.
Doch Johanna läßt sich nicht einschüchtern und sucht sich den nächsten Gegner, den sie in Lionel findet. Durch ein plötzlich in ihr aufkeimendes Gefühl wird ihr verwehrt, ihn zu töten und läßt ihn flüchten. Johanna fühlt sich daraufhin schuldig, denn ihre Gedanken schweifen immer wieder zu Lionel ab. In diesem Konflikt zwischen Liebe und Pflichtgefühl nimmt sie an der Krönungsfeier in Reims teil.
In der Stunde ihres größten Erfolges, der Krönung von Karl VII, verspürt sie das Gefühl, daß sie ihre göttliche Mission verraten hat. So kann sie sich nicht gegen die Anklage ihres Vaters wehren, der sie als Hexe, welche sich teuflischer Künste bedient, beschuldigt hat. Daraufhin wird Johanna von den Franzosen verbannt.
Die Nachricht von der Verbannung Johannas läßt die schwer angeschlagenen Engländer wieder Mut schöpfen und sie greifen wieder an. Johanna wird von den Engländern gefangen genommen und in Ketten gelegt. Lionel, der Johanna hinrichten soll, bietet Johanna seine Hand an um sie zu verschonen, doch jetzt kann Johanna ihren Gefühlen versagen und sieht in Lionel nur den Feind ihres Landes. Als sie den Bericht der Schlacht hört, in der die Franzosen zu unterliegen drohen, fleht sie zu Gott und wird erhört.


Brecht'sche Johanna

"Die heilige Johanna der Schlachthöfe" wurde 1929/30 in Berlin geschrieben und am 30. April 1959 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg uraufgeführt.

Mauler, Chicagos Fleischerkönig, verkauft sein Geschäft an seinen Geschäftspartner, da seine New Yorker Börsenfreunde ihm zu diesem Schritt geraten haben. Doch knüpft er mit dem Verkauf die Bedingung, daß damit sein größter Konkurrent Lenox bankrott geht. Als Lenox bankrott geht bricht der ganze Fleischmarkt zusammen, da auch Mauler und die anderen Fleischfabrikanten ihre Fabriken aufgrund der Überproduktion schließen. Daraufhin bricht großes Elend unter den Arbeitern und Viehzüchtern aus. Die "Schwarzen Strohhüte" der Heilsarmee unter dem Kommando von Leutnant Johanna Dark können das immer größer werdende Elend der Arbeitslosen nicht mehr mit Suppe, Musik und netten Worten aufhalten.
Daher bittet Johanna Mauler um Hilfe für die Armen. Mauler möchte Johanna beweisen, daß die Arbeiter "schlecht" sind und daher ihre hoffnungslose Lage selbst verschuldet haben. Doch Johanna erkennt auf Maulers Schlachthof auch den Grund für die sogenannte "Schlechtigkeit": die Armut. Sie zieht mit ihren "Schwarzen Strohhüten" in die Viehbörse, um dort für Ordnung zu sorgen. Scheinbar gelingt ihr das, aber Mauler, der sich aus dem Fleischmarkt zurückziehen wollte, hat das Fleisch nun wieder gekauft, weil ihm seine Börsenfreunde wieder zum Fleischkauf geraten haben. Anschließend kauft Mauler noch das Vieh von den Viehzüchtern und hat somit wieder eine Monopolstellung am Fleischmarkt.
Die Fleischfabrikanten, welche Johanna versprochen hatten ihre Fabriken wieder zu öffnen, wenn Mauler das Fleisch kauft, können ihre Fabriken nicht aufsperren, da kein Vieh am Markt zur Verfügung steht. Johanna wird von den schwarzen Strohhüten entlassen, weil den schwarzen Strohhüten die finanziellen Mittel ausgehen und Johanna ein Geschäft zwischen ihnen und den Fleischfabrikanten vereitelt hat. Johanna lebt von dieser Zeit an der Seite der Arbeiter, vor den Fabriken, darauf wartend, daß die Fabriken geöffnet werden.
In der Zwischenzeit verlangt Mauler das Büchsenfleisch, das er von den Fleischfabrikanten gekauft hat, doch diese können nicht liefern, da kein Vieh vorhanden ist und so muß Mauler sein Vieh an die Fleischfabrikanten verkaufen. Johanna, wegen ihrer Vermittlungen überall bekannt und beliebt, begreift erst zu spät, dass Maulers erneute Monopolstellung die Not sehr schnell vergrößert hat. Nun bietet sie den Arbeitern ihre volle Unterstützung an. Doch als zum Generalstreik aufgerufen wird, verrät sie ihre Verbündeten, da sie falsche Informationen zugespielt bekommen hat. Der Streik wird niedergeschlagen und Mauler siegt.
Unter der Last ihrer Schuld bricht Johanna zusammen. Mauler erklärt sich dazu bereit, den "schwarzen Strohhüten" finanziell unter die Arme zu greifen, wenn sie verkünden, daß Fleischfabriken eine gute Sache sind. Als Johanna die Wahrheit über den Kampf am Fleischmarkt erfährt, will sie ihre Erkenntnisse den "schwarzen Strohhüten" kundtun. Doch um die Verbreitung zu verhindern, beschließen die Fleischhändler sie heilig zu sprechen als Märtyrerin der Mildtätigkeit. Ihre Ausrufe gehen sogleich in einem Wirrwarr an Lobreden, Gesang und Musik unter.

Interpretation zu \"Die heilige Johanna der Schlachthöfe\"
Dieses erste der drei Johanna-Stücke Brechts zeigt den notwendigen Widerstand gegen Ausbeutung und Unterdrückung, aber noch deutlicher ist es eine umfassende Darstellung der Praxis des Klassenkampfes, weil die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, den Hintergrund dieses Stückes abgeben. In diesem politisch kompromißlosen Stück steht nicht die Religion und auch nicht die Existenz Gottes zur Diskussion, sondern das Verhalten des religiösen Menschen. Es zeigt Brechts Konzeption vom Theater als Vermittler politischer Einsichten und als antreibende Kraft zur Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse. \"Die heilige Johanna der Schlachthöfe\" hat das Ziel, \"eine tiefgreifende und zum Handeln ausreichende Erkenntnis der großen gesellschaftlichen Prozesse unserer Zeit zu vermitteln\". Damit wollte Brecht den Zuschauer dazu bringen die neuen revolutionären Erkenntnisse anzuwenden, jedoch nicht durch Identifikation mit dem Stück. Der Zuschauer sollte die Erkenntnis aus der paradigmatischen Handlung selbst herausfinden. Diese Absicht konnte Brecht jedoch nicht verwirklichen, da bereits 1931 kein Theater der Weimarer Republik bereit war, dieses an Zündstoff reiche Stück, das Herbert Jhering noch Ende 1932 mutig als das bedeutsamste Drama des Jahrzehnts bezeichnete, aufzuführen.


Vergleich

Diese beiden Bücher unterscheiden sich in vielen Punkten voneinander, zumal die Schiller'sche Johanna ihren Auftrag nicht erfüllt und schuldig wird. Die Schuld ist notwendig und das Unglück unvermeidbar.
Bei Brecht ist die Schuld zwar notwendig und das Unglück vermeidbar, denn das Unglück der Welt ist vom Menschen verursacht. Die Welt kann davon befreit werden. Johanna hätte sich nur anders verhalten brauchen; es fehlt ihr jedoch an revolutionärer Reife und Einsicht. Sie wird auch schuldig, weil sie auf Tradition vertraut. Außerdem bezieht sie sich auf das Sittengesetz.
Schiller läßt seine Johanna an dem Engländer Lionel schuldig werden, denn sie darf den Bedingungen ihres Auftrages nach keinen Mann lieben und muß alle Engländer töten. Sie folgt jedoch ihrer persönlichen Beugung und verletzt das Gebot der Pflicht.
Ihr Auftrag richtet sich gegen die Natur, die sie als menschliches Wesen nicht zu erfüllen vermag - ihr Unglück ist in ihrem Charakter begründet. Das Menschenbild der bürgerlichen Tragödie ist antirevolutionär und dient der Erhaltung und Sanktionierung der bestehenden Weltordnung: der Mensch bringt sich ihr zum Opfer und weiht sich durch ein Martyrium. Johannas Auftraggeber ist Gott.
Bei der Johanna von Brecht sind die Auftraggeber die Arbeiterführer, die die marxistisch-revolutionären Prinzipien verkörpern. Unter der Last ihrer Schuld bricht Johanna zusammen. Dies ist jedoch nicht tragisch, weil ihr Versagen unausweichlich war. Die Schuld ist unvermeidbar und selbst verursacht worden. Am Ende begreift sie, was sie getan hat. Sie hat das Gute nicht vollbracht - sie war asozial.


Schiller und Brecht haben verschiedene Theorien des Dramas:
Das "dramatische" Theater ist "Illusionstheater". Die Figur ist identisch mit dem Spieler. Die Gesellschaft ist von Tabus eingeschlossen, man denkt über das Bühnengeschehen nicht nach.
Brechts neues Theater ist das epische Theater. Es regt den Zuschauer zum Gegenspieler des Darstellers an. Das Publikum soll zur inneren Teilnahme bewegt werden. Das künstlerische Mittel ist der Verfremdungseffekt. Das epische Theater ist materialistisch eingestellt - es kennt kein Ziel, sondern nur ein Ende.

Dramatische Form Epische Form

handelnd erzählend
verwickelt Zuschauer in ein macht Zuschauer zum Betrachter

Bühnengeschehen
ermöglicht Gefühle erzwingt von ihm Entscheidungen

Erlebnis Weltbild
der Zuschauer wird in etwas hinein- er wird ihm gegenübergestellt

versetzt


Episches Theater:

Brecht ist Lyriker, Erzähler, und in erster Linie Dramatiker. Er ist der Schöpfer eines anti-aristotelischen Dramas, des "epischen Theaters". Seine Ansichten hierzu hat er in 15 Heften "Versuche" (1929 - 1957) niedergelegt. Das epische Theater reiht die Szenen ohne dramatischen Aufbau erzählend nebeneinander. Durch die erzählende Form, durch eingestreute Provokationen, Zwischengesänge (Songs) und Selbsterklärungen der Personen versucht Brecht den Zuschauer aus der passiven Haltung zu lösen und ihn zu einer kritischen Stellungnahme zu dem Dargestellten zu bringen. Das Geschehen läuft auch nicht mehr dramatisch auf Höhepunkt, Katastrophe und Lösungen zu.
Brecht will mit dem epischen Theater den Zuschauer in einer kritischen Distanz zu dem auf der Bühne Dargestellten halten. Er will dem Zuschauer keine allgemeingültigen Lösungen vorexerzieren, sondern zum Nachdenken anregen.

Schillers und Brechts Johanna hat die Herrschaft der Herrschenden gerettet. Diese feiern ihre Retterin und verleihen ihr Glorie. Bei Schiller verfolgt die Idealisierung sittlich-moralische Zwecke, im Gegensatz zu Brecht.

 
 

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