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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Das parfüm von patrick süskind


1. Drama
2. Liebe

Das Parfum Die Geschichte
/> eines Mörders

von Patrick Süskind





1. Der Autor


Patrick Süskind wurde im Jahre 1944 in Ambach am Starnberger See geboren. Sein Vater Wilhelm Emanuel Süskind war Schriftsteller, Übersetzer und langjähriger Redakteur der Süddeutschen Zeitung. Nach dem Abitur studiert Patrick Süskind von 1968 bis 1974 Geschichte in München. Während eines Auslandsstudienjahres in der Provence, macht er sich mit der französischen Sprache und Kultur vertraut. Nach dem Studium beschliesst er als "freier Schriftsteller" zu arbeiten. Süskinds ersten Werke waren unveröffentlichte Drehbücher und kleine Prosatexte, bis ihm 1981 der Durchbruch gelingt mit einem einaktigen Monolog: "Der Kontrabass".

1985 erscheint "Das Parfum", welches über 8 Millionen mal verkauft wird und in 33 Sprachen übersetzt wird. Vier weitere Romane folgen: "Monaco Franze", "Kir Royal. Aus dem Leben eines Klatschreporters", "Die Taube", und "Die Geschichte von Herrn Sommer".

Über Patrick Süskinds Leben ist nur wenig bekannt. Er lebt zurückgezogen in München, Paris und Montolieu (Südfrankreich).






2. Inhalt



Süskinds Roman "Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders" spielt im 18. Jahrhundert.

In dieser Zeit entwickeln sich erstmals die Lehre von den Riechstoffen wie auch die Lehre von den Gerüchen. Für uns ist es unvorstellbar wie es in den Strassen von Städten gerochen haben muss, denn es gab keine Kanalisation, kein fliessend Wasser. Kurz: es existiert keine Hygiene. Hygieniker begannen nicht nur einen Kampf zur Errichtung von Kanalisationen, organisierter Strassenreinigung und Abfallbeseitigung, sondern sie begannen sich auch gegen den Körpergeruch zu wenden. So entstand der Siegeszugs des Parfums.






2.1. Inhaltsangabe



Jean-Baptiste Grenouille wird im Jahre 1738 am Verkaufsstand seiner Mutter, einer Fischhändlerin, in Paris geboren. Wie schon ihre anderen Kinder zuvor, wollte sie Grenouille töten, da sie zum einen kein Geld hat und zum anderen ein uneheliches Kind gebar, was zu dieser Zeit verpönt war. Doch sie scheitert ,weil Grenouille so laut brüllt und somit die Aufmerksamkeit anderer Leute auf sich zieht. Wegen versuchten Kindermordes wird die Mutter zum Tode verurteilt. Das Kind wird von Staats wegen zu einer bezahlten Amme gegeben. Grenouille wird aber von Amme zu Amme weitergegeben, da für jede dieser Amme die Sauggier des Säuglings unerträglich ist. So landet er eines Tages in einem Kloster, das ihn wiederum einer Amme namens Jeanne Bussie übergibt. Einige Wochen später bringt die Amme Bussie Grenouille wieder in die Obhut des Klosters zurück, mit der Begründung, dass er vom Teufel besessen sei und überhaupt nicht rieche. Der zuständige Pater Terrier nimmt sich nun dem Säugling an. Vorerst erweckt das Kind in ihm noch väterliche Gefühle, doch schon bald stört auch ihn der fehlende Geruch des Kindes und er bezeichnet es als "feindseliges Animal". Pater Terrier gibt Grenouille zu einer gefühlskalten Amme ohne Geruchssinn, Madame Gaillard.

Die anderen Kinder, welche ebenfalls bei Madame Gaillard aufwachsen, merken bald dass mit Grenouille etwas nicht stimmt. Mehrmals versuchen sie ihn zu töten, jedoch ohne Erfolg, der geruchlose Balg überlebt jedesmal.


Grenouilles Sprachentwicklung ist gestört, erst mit vier Jahren spricht er sein erstes Wort: "Fisch". Hingegen eignet er sich einen ausserordentlich ausgeprägten Geruchssinn an. Mit sechs Jahren kann Grenouille seine Umgebung olfaktorisch vollständig erschliessen und sich bloss nach seiner Nase orientieren.

Als Jean-Baptiste Grenouille acht Jahre alt ist, verkauft ihn Madame Gaillard an einen Gerber namens Grimal als billige Arbeitskraft. Grimal erweist sich als roher, unmenschlicher Ausbeuter, für den seine Arbeiter die widerlichsten Aufträge ausführen müssen.

Mit zehn Jahren, erkrankt er an der Gerberpest, doch er überlebt sie und ist durch die nun erlangte Immunität gegen diese Krankheit, eine unersetzbare Arbeitskraft für Grimal. Aus diesem Grund gibt ihm Grimal nun persönliche Freiheiten: er darf weggehen und tun was er will.

So geht Grenouille Abend für Abend auf Streifzüge durch Paris und erschliesst das ganze Geruchs- und Duftspektrum der Stadt. Er sammelt alle Düfte, er saugt sie auf.

Der 1.September 1753, markiert für den 15-jährigen Grenouille ein Schlüsselerlebnis. Während der Feier des Jahrestags der Thronbesteigung des Königs, steigt ihm ein besonderer, noch nie gerochener Duft in die Nase. Wie von Sinnen folgt er ihm, bis er am Ziel ist. Der Duft stammt von einem jungen Mädchen. Er will diesen besitzen, und bringt das Mädchen um. Dank dem Duft ist er nun in der Lage alle seine bisher gesammelten Gerüche zu ordnen. Grenouille erkennt seine Bestimmung und hat zum Ziel der grösste Parfumeur aller Zeiten zu werden.



Ein Auftrag Grimals führt ihn zum Parfumeur Baldini, dessen Geschäft im wirtschaftlichen Ruin zu enden droht. Grenouille beeindruckt Baldini mit seinem Können in Bezug auf das Erkennen von Gerüchen derart, dass dieser Grimal seine beste Arbeitskraft abkauft.

Während seiner Zeit bei Baldini, kreiert Grenouille wunderbare Düfte für den einst grössten Parfumeur Paris und verhilft ihm zu Ansehen in ganz Frankreich. Was für Grenouille aber viel mehr Bedeutung hat: er lernt Techniken wie man Duftstoffe herstellt, isoliert, konzentriert und konserviert. Als es ihm jedoch nicht gelingt bestimmten Stoffen ihren Duft zu rauben, wird er sterbenskrank. Erst als Baldini ihm von der Kunst des Destillierens, welche man in Grasse erlernen kann, berichtet, sieht er wieder Hoffnung und genest innert weniger Tage. Er beschliesst nun nach Grasse aufzubrechen, um sich diese für ihn neue Technik der Duftgewinnung anzueignen.



Als Grenouille Paris verlässt geniesst er vor allem die elementaren Gerüche der Natur, frei vom Menschengeruch. Seine Nase führt ihn vom Weg nach Grasse weg und zum menschenfernsten Punkt. Sieben Jahre lang lebt er dort in einer Höhle, ernährt sich von Käfern und Pflanzen und ist isoliert von jeglicher Zivilisation. Grenouille träumt von sich als göttlichem Welterzeuger und betrinkt sich in Rauschzustände an seinen gesammelten Geruchserinnerungen wie an Wein. Als er bemerkt dass er keinen Eigengeruch hat, verlässt er die Höhle sofort, und will nun nach Grasse, um eine neue Technik der Duftproduktion dazuzugewinnen.

Verwildert trifft er unterwegs in Montpellier auf Marquis de la Taillade-Espinasse, der ihn als lebenden Beweis für die von ihm entwickelte Theorie vom "fluidum letale" betrachtet. Er unterzieht Grenouille einer Kur mit dem sogenannten "Vitalluftventilationsapparat", lässt ihn frisieren und kleiden und führt ihn einer Gelehrtenversammlung als Demonstrationsobjekt vor. Grenouille durchschaut Marquis Hokuspokus und erkennt, dass der Mensch erst mit einer Maske (in diesem Fall mit der Kleidung und einem gepflegten Aussehen) als Mensch wahrgenommen wird. So kommt er auf die Idee sich ebenfalls eine solche Maske anzufertigen, sich einen Duft zu kreieren. In der Werkstatt eines Parfumeur gelingt es ihm einen Menschenduft aus Katzendreck, Essig, Käse und Sardinen zu mischen, dessen Wirkung er auch erfolgreich erprobt. Durch seinen neu erworbenen Menschengeruch wird er nun von den anderen Menschen akzeptiert und er fasst den Entschluss, die Menschen zu beherrschen und sie durch ein Parfum dazu zu bringen, ihn zu lieben.


Grenouille macht sich nun wieder auf den Weg nach Grasse. Dort weht ihm ein wunderbarer Duft entgegen, der ihn an sein erstes Mordopfer erinnert, ebenfalls von einem jungen Mädchen. In zwei Jahren wird der Duft zur Vollkommenheit gereift sein, so weiss er. Bis dahin muss er eine Technik erlernen, die es ihm ermöglicht sein Parfum herzustellen.

Der Wanderer kommt bei der Parfumeurswitwe Arnulfi unter. Von Druot, ihrem Gesellen und Geliebten, lernt er, wie man sich des Duftes zartester Blüten bemächtigt, und nutzt die neu erworbenen Kenntnisse für weitergehende Experimente sowie ein Steinparfum oder er raubt den Duft eines jungen Hundes.

Den Duft, welchen Grenouille am Tag seiner Ankunft in Grasse entdeckt hat, will er nicht roh verwenden, er will ihn wie einen Diamanten fassen. Er will sich ein Duftdiadem schmieden, dazu braucht er noch andere Mädchendüfte. So wird er zum Mörder der 24 schönsten Jungfrauen. Doch den Duft, den er am meisten begehrt besitzt er noch nicht.



Im Volk geht eine Hysterie um, bis nach dem vierundzwanzigsten Mord die Serie der Verbrechen endet. Die Menschen führen das auf einen bischöflichen Bannspruch zurück. Einzig Antoine Richi, ein reicher Witwer, traute dem Frieden nicht. Er fürchtet um das Leben seiner Tochter Laure, denn er ahnt, dass der Mädchenmörder von Grasse ein sorgfältiger Sammler sein muss, dem seine edelste Komponente noch fehlt: seine Tochter Laure. Richi kommt dem Mordmotiv sehr nahe, obwohl er denkt, dass der Mörder auf die Schönheit fixiert ist. Er trifft Schutzvorkehrungen für seine Tochter, schickt sie in ein Kloster. Doch Grenouille spürt sie mit Hilfe seiner Nase auf, tötet sie und bemächtigt sich ihres Duftes. Kurz darauf wird Grenouille verhaftet und zum Tode verurteilt. Die Menschen in Grasse sind wahnsinnig erleichtert den Mörder bald auf dem Schafott zu wissen und bereiten sich auf dessen Hinrichtung wie auf ein Fest vor.

Am Tag seiner Hinrichtung sprüht sich Grenouille das nun vollendete Parfum an und schon als er aus der Kutsche steigt um das Schafott zu besteigen glauben alle Menschen dass dieser Mann nicht der Mörder sein kann, sie fühlen sich angezogen von ihm. Liebestrunken fallen die Bewohner von Grasse übereinander her und die geplante Hinrichtung wird zu einer riesigen Orgie. Selbst Antoine Richi erliegt dem Parfum, dessen Herznote ja aus dem Duft Laures besteht, und will den Mann, der seine Tochter umgebracht hat, sogar als Sohn annehmen.


Grenouille verlässt Grasse, er will nach Paris gehen und dort sterben. In Paris angelangt, geht er zum cimentière des innocents, wo er geboren wurde und verkriecht sich, bis in der Nacht Gesindel, Diebe, Huren usw. auftauchen. Grenouille schüttet das ganze Fläschchen seines Parfums über sich. Die nächtlichen Friedhofbesucher geraten ausser sich, stürzen sich auf den Mann und fressen ihn mit Haut und Haaren auf.


2.1. Personenbeschreibung




Grenouille

Schon auf den ersten Seiten des Romans kündigt der Erzähler den schroffen Kontrast zwischen genialster Begabung und verwerflichstem Charakter des Protagonisten an. Dieser Kontrast bildet das zentrale Strukturmerkmal von Grenouilles Persönlichkeit.

Seine Sensibilität für Gerüche ist natürlich ein weiteres zentrales Strukturmerkmal. Im Laufe seiner Kindheit entwickelt Grenouille die Fähigkeit alle möglichen Gerüche zu differenzieren, im Gedächtnis zu speichern und in der Fantasie neu zusammenzusetzen.

Bei Grenouilles Geburt schon zeigte sich sein enormer Selbsterhaltungswille: jeder andere Säugling wäre unter den gleichen Umständen gestorben. Die mehrmals fehlgeschlagenen Mordversuche der Kinder bei Madame Gaillard und die überstandene Gerberkrankheit, die ihn bei Grimal befällt, zeigen ebenfalls, dass Grenouille über einen sehr grossen Überlebenswillen verfügt.


Grenouille empfindet keine Schuld gegenüber seinen Opfern, denn er interessiert sich gar nicht für die Mädchen, bloss für deren Duft. Trotzdem mordet er nicht gern, ihm ist der Schlag auf den Hinterkopf bei einem Mord verhasst, wegen dem "ekelhaftes Geräusch"...

Die Tatsache, dass er mit einem menschlichen Parfum akzeptiert wird, verursacht in Grenouille einen unbeschreiblichen Hass auf die Menschen. Er verachtet sie weil sie so leicht zu betrügen sind.




Mutter

Die Mutter Grenouilles wird als junge, relativ hübsche Frau beschrieben. Sie kommt aus der untersten Schicht der Bevölkerung und hat auch dementsprechend viele gesundheitliche Probleme. Sie arbeitet als Fischverkäuferin, beim "cimentière des innocents", dem "Friedhof der Unschuldigen". Den tagtäglichen Leichen- und Fischgestank nimmt sie gar nicht mehr wahr, sie hat mittlerweile einen abgestumpften Geruchssinn. Da sie vor der Geburt von Grenouille schon vier Kinder auf die Welt gebracht und getötet hat, wird sie der Kindestötung angeklagt und hingerichtet.




Pater Terrier


Pater Terrier ist in seinem Kloster Saint-Merri zuständig für die Verteilung von Geld an Arme und Bedürftige.

Nachdem er Grenouille zu Madame Gaillard gebracht hat, entschläft er sanft.




Madame Gaillard

Die 30-jährige Amme wurde als Kind von ihrem Vater misshandelt, weshalb sie keinen Geruchssinn mehr hat. Sie ist total emotionslos, sie kennt keine Zärtlichkeit oder Abscheu, keine Freude oder Verzweiflung. Diese Emotionslosigkeit kompensiert sie dafür mit einem ausgeprägten Sinn für Ordnung und Gerechtigkeit.

Ihr Lebensziel ist es, einen privaten Tod zu haben, ein eigenes Grab, kein Massengrab. Deshalb legt sie ihr ganzes Leben lang viel Pensionsgeld auf die Seite. Während der französischen Revolution endet sie jedoch in einem Saal mit hunderten schon toten Menschen.




Grimal


Grimal ist ein mit Brutalität und kalter Berechnung handelnder Gerber. Er beutet seine Arbeitskräfte aus und reduziert Grenouilles Wert am Nutzen seiner Arbeitskraft.

Nachdem der Gerber Grenouille für einen sehr guten Preis an Baldini verkauft hat, betrinkt er sich aus Freude. Auf dem Heimweg vom Gasthof stürzt er in die Seine und stirbt.




Baldini

Der Parfumeur Baldini war einst sehr erfolgreich, einer der grössten Parfumeure von Paris. Baldini ist kein kreativer Parfumeur, er ist nicht gut im kreieren von Düften. Hingegen beherrscht er die Technik der Herstellung perfekt. Als Grenouille zu Baldini kommt, steht dieser kurz vor dem Ruin. Grenouille verhilft ihm dank seinen originellen Parfumkreationen zu erneutem Ansehen in ganz Europa.

Als Grenouille seinen Meister verlässt um nach Grasse zu reissen, stürzt Baldinis Haus (inklusive ihm selber) in die Seine hinunter.




Marquis de la Taillade-Espinasse

Trotz seinem hohen Stand in der Gesellschaft und seiner adeligen Herkunft ist Marquis ein Befürworter der Aufklärung.

Er hat eine Theorie entwickelt von einem Verwesungsgas, das sich auf alle Organismen in Erdnähe lähmend auswirkt und ist fest überzeugt von dieser.

Nach Grenouilles Abreise, kommt Marquis von einer Wanderung in den Pyrenäen nie mehr zurück, er ist in den Bergen verschollen.




Madame Arnulfi und ihr Geselle Druot

Madame Arnulfi ist die Witwe eines Parfumeurs und eine kluge Geschäftsfrau. Sie nimmt ihren Gesellen Druot zum zweiten Mann. Der aber wird an Stelle von Grenouille (nach dessen Abreise nach Paris) für die Morde der 25 Mädchen verantwortlich gemacht und hingerichtet.




Antoine Richi

Der 40-jährige Witwer geniesst bei den Bürgern ein hohes Ansehen und besitzt viel Reichtum. Er will einen gesellschaftlichen Aufstieg erreichen indem er seine Tochter Laure mit dem Sohn eines Barons verheiraten will. Dennoch liebt er Laure innigst, sie ist für ihn Liebes- und Tauschobjekt gleichzeitig.

Nach dem Tod seiner geliebten Tochter, zieht er sich aus der Öffentlichkeit zurück und ekelt sich vor sich selbst und der Welt.






3. Erzählweise



Süskind verzichtet in seinem Roman auf die Elemente moderner Romane wie Rück- und Vorblenden, und Perspektivenwechsel, es wird chronologisch, in natürlich zeitlicher Reihenfolge erzählt. Der Roman beginnt mit Grenouilles Geburt und endet mit dessen Tod, die erzählte Zeit beträgt einen Zeitraum von rund 29 Jahren. Somit ergeben sich Raffungen, denn die Erzählzeit ist wesentlich kürzer als die erzählte Zeit.



Der auktoriale Erzähler schildert dem Leser die Geschichte von einem allwissenden Standpunkt aus. Er wendet sich gelegentlich in Kommentaren, die manchmal einen ironischen Unterton haben, an die Leser.



Dieser Roman beinhaltet sehr viele Motive: "Das Parfum" ist ein Reiseroman und führt uns von Frankreichs Hauptstadt ins Zentralmassiv, nach Montpellier, Grasse und schliesslich nach Paris zurück.

Süskinds Werk ist auch ein historischer Roman, der uns einen Einblick in die Handwerkstechnik der Gerber und Parfumeure, das Zeitalter der Aufklärung und die hygienischen Verhältnisse des 18. Jahrhunderts gewährt.

Der Roman weist aber auch Elemente des Entwicklungsromans auf, denn wir verfolgen den inneren sowie den äusseren Werdegang Grenouilles von der Geburt bis zum Tod.

Der Untertitel des Romans ("Die Geschichte eines Mörders") deutet schon auf das Genre des Kriminalromans hin; immerhin begeht Grenouille 25 Morde.

Schlussendlich sind auch noch Ansätze eines Märchens in diesem Roman enthalten. Zum Beispiel die Tatsache dass ein Mensch einen solch ausgeprägten Geruchssinn hat oder Grenouilles Zeit als er in der Höhle lebt sind unrealistisch und wirken fantastisch.



Patrick Süskind kombinierte in diesem Roman geschickt verschiedene Stilarten miteinander. Der ganze Roman ist mit einem etwas altertümlichen, aber sehr verständlichen Ton durchzogen, kombiniert mit umgangssprachlichen Ausdrücken wie "glotzte", "schnurstracks" oder "vermasselt", was dem Roman eine gewisse Ironie verleiht.

Süskind braucht viele Wiederholungen, um dem gesagten auch Nachdruck zu verleihen. Als Beispiel auf Seite 6: "Aus den Kaminen Stank der Schwefel, aus den Gerbereien stanken die ätzenden Laugen, aus den Schlachthöfen stank das geronnene Blut. Die Menschen stanken nach Schweiss und nach ungewaschenen Kleidern; aus dem Mund stanken sie nach verrottenen Zähnen,...".

Auch die Unmengen von Aufzählungen fallen beim Lesen auf, zum Beispiel auf Seite 52: "Der Geruch hatte Frische; aber nicht die Frische der Limetten oder Pomeranzen, nicht die Frische von Myrrhe oder Zimtblatt oder Krauseminze oder Birken oder Kampfer oder Kiefernnadeln, nicht von Mairegen oder Frostwind oder von Quellwasser...".

Die Gelassenheit beim Schildern von den extremsten und grässlichsten Dingen zeichnen Süskinds Stil ebenfalls aus. Er schreibt ziemlich sarkastisch und lakonisch.

Schliesslich sorgen auch die intensiv eingesetzten, oft ausgefallenen Vergleiche, Metaphern und Wortbildung dafür, dass der Stil witzig, leicht und ironisch wirkt. Zum Beispiel die ausgefallene Metapher "Kuddelmuddel seiner schwarzen Seele" erfährt wenig später mit der Formulierung "ein gerades Geleis ins Spiralenchaos ihrer Seele" noch eine Steigerung.






4. Interpretation



Es gibt verschiedene Zusammenhänge zwischen dem Inhalt und der Form des Romans. Süskinds Schreibstil ist zum einen etwas märchenhaft und verträumt und zum anderen sehr ironisch mit bissigen Bemerkungen. Zahlreiche an Wunder grenzende Erscheinungen, wie zum Beispiel die Geruchslosigkeit und das Geruchsgenie Grenouille erinnern ebenfalls an ein Märchen. Mit Ironie ist die ganze Handlung durchzogen. Es beginnt schon bei der Geburt des Geruchgenies, dessen Mutter jedoch durch den täglichen Gestank um sie herum einen abgestumpften Geruchsinn hat, und endet beim Tod Grenouilles. Er wird durch die Liebe getötet, welche er sein Leben lang nie erfahren hat, was ja auch sehr ironisch ist.

Ebenfalls der lakonische, sarkastische Ton mit dem Süskind schreibt widerspiegelt die gefühlskalte, rücksichtslose Welt des Romans, in der es nichts umsonst gibt.





Das Buch lässt sich auf mehreren Ebenen und mit unterschiedlichen Schlüssen interpretieren. Der Einfachheit halber beschränke ich mich auf zwei Betrachtungsweisen: Zum einen eine psychologische Interpretation des Protagonisten, zum andern als eine sozialkritische Metapher über den Umgang der Menschen untereinander.

Die psychologische Interpretation: Der Protagonist, Grenouille, wird in eine Welt hineingeboren ohne Fürsorge, ohne menschliche Wärme und ohne Liebe. Sogar die eigene Mutter will ihn töten und nur sein nackter Überlebenswille rettet ihn.

Unter diesen unmenschlichen Bedingungen wird er selber zum Unmensch, zum Monster, zu einem animalischen Geschöpf, welches sich wie ein Tier über den Geruch an seine Umwelt herantastet. Ohne je menschliches Mitgefühl und Zärtlichkeit erfahren zu haben, kann er selbst auch keine Gefühle geben. Auch nicht, als er den wunderbaren Duft des Mädchens entdeckt: Der Duft derselben betört ihn zwar, das Mädchen selbst ist ihm gleichgültig, er bringt sie um. Als gefühlloser und beziehungsloser Mensch wächst er allmählich in die Erwachsenenwelt hinein. Als er sich während sieben Jahren in einer Höhle allein zurückzieht, denkt er über sein bisheriges Leben nach, realisiert, wie die Menschen bis anhin ihn erniedrigt, ausgebeutet und verachtet haben. Da tauchen Gefühle auf, Gefühle des Hasses und der Rache. Jetzt merkt er, dass er selbst auch ein Mensch ist. Er fühlt nun plötzlich die Sehnsucht nach Anerkennung der Menschen und beschliesst, wieder zurück unter die Menschen zu gehen und sich diese Anerkennung einzuholen. Er selbst ohne menschliches Mitgefühl, ohne Liebe zum Menschen, will sich diese Anerkennung über einen Trick beschaffen. Zuerst mixt er für sich, sozusagen im Labor, einen menschlichen Geruch. Dann beginnt er an einem Geruch, einem Parfum zu basteln, dass alle Menschen betören und ihm gefügig machen sollen. Das gelingt ihm zum Schluss. Nur eben, er erntet nicht Liebe und Mitgefühl mit diesem Trick, sondern nur fehlgeleitete Hysterie und Gier, dessen Opfer er am Schluss selber wird.



Die sozialkritische Metapher: Grenouille, der Protagonist, kommt im Armenviertel von Paris zur Welt. Hier leben die Opfer einer rücksichtslosen Gesellschaft, hier, in dieser Welt von Kranken und Miserablen, wo man nur als Gauner, Betrüger, als Mörder und als Hure noch überleben kann, regiert der nackte Überlebenskampf, Kälte und Egoismus. Es ist keine menschliche Welt sondern eine gleichsam tierische, eine Welt des Fressens und Gefressenwerdens.

Von dieser Welt handelt das Buch "Das Parfum". Denn, was ist riechen anderes, als ein Sicheinverleiben des andern, ein Einatmen von Partikel des anderen. Grenouille, ein Duftgenie, hat sich in seinem Werdegang die Welt des Fressens und Gefressenwerdens zur Vollendung einverleibt und ist daran schliesslich als ein Gefressener auch zu Grunde gegangen.

Es handelt sich also eigentlich um ein moralkritisches Buch, um einen Appell an mehr Menschlichkeit und Wärme



Solltet Ihr also jemals jemandem begegnen, den ihr zum Fressen gerne habt, so wäre es ratsam, es dabei beim Riechen bewenden zu lassen und dabei den Menschen dahinter nicht ganz aus den Augen zu verlieren.

 
 

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