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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Apartheid in südafrika - noch immer ein aktuelles thema?


1. Drama
2. Liebe

1. Einleitung r / Meine letzten Sommerferien verbrachte ich in Südafrika. Aus diesem Grund habe ich mich über das Land und die Kulturen, die dort beheimatet sind, genauer informiert. Hierbei stieß ich auch auf das Thema Apartheid und war nach dem Literaturstudium zunächst der Meinung, dass diese bereits durch Gesetze abgeschafft wurde. Doch durch Beobachtungen während des Aufenthaltes in Südafrika konnte ich feststellen, dass der Unterschied zwischen dem Leben der Schwarzen und Weißen nach wie vor sehr groß ist. So zum Beispiel leben die Weißen in großen hellen Häusern, während viele der Schwarzen in sogenannten "Locations" ohne Strom und Müllbeseitigung ihr Zuhause haben. Auch verdient eine farbige Putzfrau umgerechnet nur 5 Euro am Tag.

Wird die schwarze Bevölkerung wirklich in die Gesellschaft integriert, so wie die Gesetze es verlangen?

Um diese Frage zu beantworten, werde ich mich in meiner Facharbeit mit den Merkmalen und der Chronologie der Apartheid bis zur Demokratie auseinandersetzen und aktuelle Fakten über das Leben der schwarzen Bevölkerung in Südafrika darlegen.





2. Merkmale und Geschichte der Apartheid



2.1. Definition der Apartheid

Das Word Apartheid kommt aus dem Afrikaans, der Sprache, der niederländischen Buren, die sich seit Anfang des 17. Jahrhunderts in Südafrika angesiedelt haben. Apartheid bedeutet Gesondertheit, Trennung oder Absonderung. Der Begriff wurde 1930 durch die Organisation South African Bureau for Racial Affairs, die ein Regierungsprogramm zur Förderung der jeweiligen Rassen forderte, geprägt. Die Apartheidpolitik dauerte in ihrer institutionalisierten Form von 1948 bis 1990 an, während dieser Zeit wurde die Bevölkerung in drei große Gruppen, die als Rassen bezeichnet wurden, klassifiziert: Weiße (13,6%), die privilegierte Rechte hatten, Farbige (11,2%) und Schwarze (75,2%), denen kaum Bürgerrechte zugestanden waren.

Die Apartheid umfasst alle Lebensgebiete, hierbei wird jedoch zwischen der kleinen und der großen Apartheid unterschieden.



2.1.1. Aussagen zur kleinen Apartheid

Die kleine Apartheid beinhaltete die rassische Trennung im Dienstleistungsbereich. Darunter fallen zum Beispiel das Verbot des Betretens von öffentlichen Parks für Schwarze, die separaten Abteile in öffentlichen Verkehrsmitteln oder die getrennten Schulen. Ebenfalls hatten Krankenhäuser, Postgebäude, Rathäuser, Banken und Toiletten zwei, durch Schilder gekennzeichnete, Eingänge. Dadurch wurde der gesamte Alltag der Nichtweißen von der kleinen Apartheid geprägt. Einige Mutige testeten jedoch ständig die Grenzen der Akzeptanz durch die Weißen, die Vorsichtigen aber scheuten sich, ihren sicheren Bereich zu verlassen.



2.1.2 Aussagen zur großen Apartheid

Die große Apartheid meint die räumliche Trennung im großen Maßstab, die eigentliche Segregations- oder Homelandpolitik. Durch diese Politik sollte die räumliche, politische, gesellschaftliche und kulturelle Trennung zwischen der hellhäutigen südafrikanischen Minderheit von der dunkelhäutigen Mehrheit der Bevölkerung erreicht werden, um so die Vorherrschaft der Weißen auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet zu sichern.



2.2 Auslöser der Apartheid

Die Politik der konsequenten Rassentrennung wurde nach der Gründung der Südafrikanischen Union 1910 durch verschiedene Gesetze eingeleitet. Außerdem wurde die Apartheid zum einen durch das South African Bureau for Racial Affairs ausgelöst. Zum anderen auch durch die nationalistische Regierung, die National Party, die erste burische Partei, die die Regierung Südafrikas übernahm. Diese sah in den Schwarzafrikanern eine Bedrohung für den Wohlstand der Weißen und deren Kultur. Daher wurde zur Sicherung des Herrschaftssystems der weißen Minderheit ab 1948 durch die National Party die Apartheidpolitik praktiziert.



2.3 Historischer Abriss der Apartheid

Bis in die Anfänge des Kolonialismus geht der Konflikt zwischen den Rassen zurück. Dieser Konflikt verschärfte sich nach der britischen Eroberung 1806. Es gab Diskriminierungen beim Anrecht auf Grund und Boden, als dann 1867 Diamanten- und 1886 Goldvorkommen entdeckt wurden, gab es weitere Beeinträchtigungen der Schwarzen vor allem in der Bewegungsfreiheit. Unter britischer Herrschaft kam es nach der Gründung der Südafrikanischen Union 1910, durch den Zusammenschluss der vier Republiken (Natal, Kapkolonie, Orange Free State und Transvaal), zu einer ungleichen Behandlung der Weißen und Schwarzen in der Wirtschaft. Das räumliche Gesetz der Trennung wurde 1913 verabschiedet, danach durften die Schwarzen nur noch in den ihnen zugeschriebenen Reservaten Land erwerben. 1934 wurde Namibia die fünfte Provinz Südafrikas, und auch dort galt ab 1951 die Apartheidpolitik. Ab 1948 kam es dann zur Apartheid unter der Herrschaft der Buren. Diese hatten drei Ziele: Sie wollten die politische Macht konsolidieren, die Rassentrennung durchsetzen und der Status der Buren sollte vor allem in der Erziehung und Ökonomie angehoben werden.





3. Militanter Widerstand im Kampf um Gleichheit und Freiheit



3.1 African National Congress (ANC)

1912 wurde der ANC als gewaltfreie politische Organisation gegründet. Obwohl der ANC von Männern aus der elitären Gesellschaft gegründet wurde, verstand er sich durchaus nicht als eine elitäre Organisation. Als Bürgerrechtsorganisation stand er unabhängig von der Hautfarbe allen offen. Der ANC opponierte lange Zeit friedfertig durch Boykotte und Streiks, jedoch waren diese Versuche gegen die diskriminierende Politik der Regierung vorzugehen nicht erfolgreich. Neue Kraft erlangte der ANC, nach einer zurückhaltenden Phase in den vierziger Jahren, als Antwort auf den wachsenden weißen Nationalsozialismus. Als 1948 die Apartheid eingeführt wurde, wurde der ANC immer mehr zu einer Massenorganisation. Das Aktionsprogramm führte dann zur Widerstandskampagne in den fünfziger Jahren. "Im Juni 1955 verkündete der ANC seine "Freiheits-Charta", ein Grundsatzprogramm mit dem Leitsatz, dass "Südafrika allen gehöre, die hier leben, schwarz und weiß"." (1) Doch die Strategie des gewaltlosen Widerstand gab der ANC auf, nachdem es 1960 zu dem Massaker an schwarzen Demonstranten in Sharpeville kam. Die Regierung rief danach aus und verbot alle politischen Organisationen, die sich gegen die Apartheid wehrten, so auch den ANC und den PAC. Doch der ANC operierte durch den Führer Oliver Tambo fortan im Untergrund. In den siebziger Jahren kämpften Arbeiter und Studenten mit Streiks und Demonstrationen weiter gegen das südafrikanische Apartheidregime, dadurch kam es zu einer Wiederbelebung schwarzer Politik und auch die Mitgliederzahl des ANC wuchs weiter an. So wurde, unter dem Druck der Bevölkerung, dann 1990 das Verbot des ANC aufgehoben und der "ANC entwickelte sich von einer Untergrundorganisation zur politischen Partei, die durch die Stimmzettel der Bevölkerung an die Macht gelangen wollte." (2) Dies gelang ihnen auch, denn bei den ersten demokratischen Wahlen in Südafrika siegte der ANC mit 62,6%.



3.1.1. Pan Africanist Congress (PAC)

Einigen Mitgliedern des ANC gingen die meist friedlichen Aktionen des ANC nicht weit genug, so kam es 1959 zur Gründung des PAC, einer reinen Schwarzen-Organisation. Die Mitglieder des PAC wollten den ANC verdrängen und organisierten deshalb Massendemonstrationen, die auch zu dem Massaker in Sharpeville 1960 führten. Der PAC operierte, genau wie der ANC, nach dem Verbot weiterhin aus dem Untergrund.



3.1.2. Umkhonto we Sizwe - Speer der Nation

Doch auch der ANC blieb nicht untätig, er bildete 1961 im Untergrund einen bewaffneten Flügel, der von Nelson Mandela geleitet wurde. Diese paramilitärische Organisation, die Umkhonto we Sizwe genannt wurde, tat sich in den folgenden Jahren insbesondere durch Sabotage hervor.



3.2 Nelson Mandela als wichtigster Gegner der Apartheid

Nelson Rolihlahla Dalibhunga Mandela wurde als Sohn eines Thembu Häuptlings am 18.Juli 1918 in Mvezo/ Umtata (Transkei) geboren. Er besuchte ab 1937 das Ford Hare College in Ford Beauford, wo er seinen Freund, Kollegen und politischen Mitstreiter Oliver Tambo kennen lernte. Er machte sein Jura Studium und wurde Rechtsanwalt. Später wurde von ihm, Tambo und Sisulu die erste schwarze Anwaltskanzlei eröffnet. Doch schon als junger Student engagierte sich Mandela in der politischen Opposition gegen das weiße Minderheitsregime. Seit seinem Beitritt in den ANC 1942 hat Mandela "das Ideal einer demokratischen und freien Gesellschaft vertreten, in der alle Menschen in Harmonie und mit gleichen Möglichkeiten zusammenleben." (3) Zwei Jahre später gründete er die Jugendliga des ANC und 1961 wurde er zum Führer des bewaffneten Flügels "Umkhonto we Sizwe" ernannt. 1956 wurde Mandela wegen Hochverrat angeklagt, der Prozess zog sich einige Jahre hin und endete mit dem Freispruch Mandelas. 1964 kam es dann zu einer erneuten Anklage, die zur lebenslangen Verurteilung Mandelas wegen Planung bewaffneten Kampfes führte. Denn Mandela akzeptierte seit dem Massaker von Sharpeville (1960) die Notwendigkeit des gewaltsamen Kampfes gegen die Apartheid. Seine Freiheitsstrafe leistete er auf der Gefängnisinsel Robben Island/ Atlantik ab, später wurde er in das Hochsicherheitsgefängnis von Pollsmor/ Kapstadt verlegt. Freilassungsangebote des Präsidenten Botha lehnte er aufgrund inakzeptabler Bedingungen, wie Abschwörung jeder Gewalt, ab.



Am 11. Februar 1990 wurde er im Zuge der Liberalisierung der Rassenpolitik durch den neuen Präsidenten Frederik Willem de Klerk aus dem Gefängnis freigelassen. "Durch seinen 28jährigen Gefängnisaufenthalt [wurde] [er] [zur] Symbolfigur des Kampfes gegen die Apartheid" (4), deswegen erhielt Nelson Mandela, ebenso wie Frederik Willem de Klerk, 1993 den Friedensnobelpreis. 1994 fanden die ersten demokratischen Wahlen in Südafrika, aus denen der ANC als Sieger hervorging, statt. Mandela trat daraufhin am 9. Mai 1994, vom neuen Parlament zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt, sein Amt an.





4. Das Ende der Apartheid



4.1. Chronologie von der Apartheid zur Demokratie

Im August 1989 übernimmt Frederik Willem de Klerk das Amt des Präsidenten und verspricht die Lockerung der Apartheid-Gesetze. Anfang des nächsten Jahres wird Mandela aus der Haft entlassen und das Verbot von den politischen Organisationen der Schwarzen wird aufgehoben. Bis zum Juni 1991 erklärt der ANC die Aussetzung des bewaffneten Kampfes, es kommt zur Widerrufung des Gesetzes über die Trennung in öffentlichen Einrichtungen und auch die übrigen Apartheidgesetze, so verspricht de Klerk, sollen aufgehoben werden. Ab November 1993 gibt es für Schwarze und Weiße eine politische Gleichberechtigung. Nur einen Monat später erhalten de Klerk und Mandela den Friedensnobelpreis. Am 10. Mai 1994 wird Mandela Präsident von Südafrika. Circa zwei Jahre später wird die neue Verfassung verabschiedet. Die zweiten und dritten demokratischen Parlamentswahlen (1999 und 2004) enden mit eindeutiger Mehrheit für den ANC.



4.2 Wahrheitskommission

Am 5. Dezember 1995 wurde die Wahrheitskommission, ein Ausschuss zur Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen, unter der Leitung des Erzbischofs Desmond Tutu geschaffen.

Ihr Motto war "Vergeben, aber nicht vergessen.", so befasste sie sich, mit der Strategie von Wahrheitsfindung, Reue und Versöhnung, in den kommenden zwei Jahren mit den Opfern und Tätern grober Menschenrechtsverletzungen. Dadurch sollte ein umfassendes Bild von den Jahren 1960 bis 1994 erstellt werden. Im Mai 1998 beendete die Kommission ihre Tätigkeit, denn "Versöhnung kann kein Desmond Tutu einleiten, sondern muss von jedem einzelnen mit sich selbst und mit seinem Gegenüber vollzogen werden." (5)





5. Apartheid in Südafrika heute - ein aktuelles Thema?



1990 wurde durch die historische Rede vor dem Parlament von Frederik Willem de Klerk, das Ende der Apartheid eingeläutet. Annäherungsprozesse verliefen zunächst schleppend, da es immer wieder zu Differenzen und Machtkämpfen kam. Doch auch 15 Jahre später gibt es immer noch tiefe Spuren in der südafrikanischen Gesellschaft. Die Weißen (rund 8% der 45 Millionen Einwohner Südafrikas), genießen einen Lebensstandart, "der sich mit dem der höchst industrialisierten Staaten der Welt vergleichen lässt." (6) Doch bei dem schwarzen Bevölkerungsteil herrscht Mangel an Häusern, fließend Wasser, Elektrizität und die Arbeitslosenquote beträgt über 50%. Die Zahl der wohlhabenden Schwarzafrikaner nimmt zwar zu, aber der Großteil der schwarzen Bevölkerung verarmt immer mehr seit Ende der Apartheid. Denn durch das neue Südafrika wurden keine Arbeitsstellen geschaffen, eine Folge der Globalisierung. Doch Südafrika ist noch weit vom Ideal einer multikulturellen Gesellschaft entfernt, es hat sich zwar vieles verändert, "Schwarze und Weiße sind sich aber fremd geblieben, sie leben meist in unterschiedlichen Welten" (7), denn Berührungspunkte gibt es wenig, doch die Integration soll in den Schulen des Landes beginnen. Die schwarze Lehrerin Phomolo Maibi, von der Vryburg High School, jedoch meint: "Die Weißen sollten uns als Menschen sehen und nicht wie Tiere behandeln, Ich erwarte mehr Respekt." (8) Somit kann die Apartheid in Südafrika trotz Regierungswechsel und veränderten Gesetzen noch immer als aktuelles Thema bezeichnet werden. Südafrika steht, was die Überwindung der Segregation betrifft, wie kein anderes Land im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit. Abhängen wird die Zukunft des Staates von der Verbesserung der Chancengleichheit und die Beteiligung der bislang benachteiligten Bevölkerungsgruppen angemessen am gesellschaftlichen Wohlstand zu fördern. Dazu gehört auch, dass sich unsere europäische, sowie die amerikanische Kultur mit der schwarzen Kultur auseinandersetzt, damit Vorurteile abgebaut werden

6. Fazit



Durch ein ausgiebiges Literaturstudium hat sich mein Standpunkt, den ich mir bereits im Südafrikaurlaub in den vergangenen Sommerferien gebildet habe, bestätigt. Auch 15 Jahre nach Abschaffung der Apartheid ist sie immer noch ein aktuelles Thema. Die Apartheid wurde zwar durch Gesetze aus der Verfassung verbannt, aber noch lange nicht aus dem Bewusstsein der Menschen. Die Regierung hat es noch nicht geschafft, alle Schwarzen in die Gesellschaft zu integrieren. Einige wenige haben den Sprung in ein normales Leben ohne Diskriminierung geschafft. Doch viele leben noch in großer Armut, sie haben kein fließend Wasser und keinen Strom, werden schlechter als Weiße bezahlt und vor allem nicht gleichberecht behandelt.

 
 

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