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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

Voraussetzungen der kapitalbildung





Die Kapitalbildung erfordert zumindest den vorübergehenden Verzicht auf Konsum. Dadurch entstehen Ersparnisse, die entweder vom Sparer direkt zur Finanzierung von Investitionen (Direktinvestitionen) verwendet werden können oder über die Banken den Investoren zur Verfügung gestellt werden.

Die Sparer erhalten für die Zurverfügungstellung ihres Geldes Zinsen (Einlagezinsen). Das Zinsniveau, d. h. die Höhe der Zinsen, wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt.

Beispiel
Ein erhöhtes Angebot an Spargeld führt zu niedrigeren Zinsen. Ein niedrigeres Zinsniveau sollte die Unternehmer veranlassen Kredite aufzunehmen, die in weiterer Folge für Investitionen verwendet werden.



Voraussetzungen für die Kapitalbildung = Konsumverzicht und
Investition der Ersparnisse


Die Notenbank einer Volkswirtschaft (in Österreich die OeNB) versucht, durch die Beeinflussung des Zinsniveaus die Bereitschaft zum Sparen bzw. Investieren zu steuern.


Sparen - Sparfunktion

Sparen ist vorübergehender Konsumverzicht, der in Zukunft einen Mehrkonsum erlaubt.

Individuelle Motive des Sparens können sein:
 die Finanzierung künftigen Konsums (Zwecksparen)
 die Schaffung einer zusätzlichen Einkommensquelle (Ertragsmotiv)
 die Absicherung gegenüber unvorhersehbaren Ereignissen (Vorsorgesparen)


Wieviel jeder sparen kann, hängt von seinem Einkommen ab.

S = f (Y) S = Sparen
F = Funktion
Y = Einkommen

Mit zunehmendem Einkommen wächst die Möglichkeit zu sparen, d. h., gut verdienende Leute können mehr sparen als schlecht verdienende. Die individuelle Sparneigung wird zusätzlich durch Erziehung, Berufstätigkeit, Alter und ähnliche Komponenten geprägt. Auch die Höhe der Sparzinsen wirkt sich auf die Sparquote aus.

Keynes hat darauf sein "psychologisches Gesetz" gegründet, wonach die Verbrauchsneigung hinter der Einkommenssteigerung zurückbleibt.

Die Höhe der Ersparnisse bei unterschiedlichem Einkommen wird durch die Sparfunktion wiedergegeben.



Investition - Investitionsfunktion

Investieren bedeutet die Umwandlung des gesparten Geldes in Produktionsmittel. Nimmt der Bestand an Produktionsmitteln in einer Periode ab, da z. B. Ersatzinvestitionen unterlassen werden, oder verringern sich die Lagerbestände in Handel, Gewerbe und Industrie, spricht man von Desinvestition.

Man unterscheidet in einer Volkswirtschaft folgende Arten von Investitionen:


Bruttoinvestitionen
(= alle während eines Jahres errichteten Betriebsgebäude, alle produzierten Maschinen, Anlagen usw., aber auch die Veränderungen der Lagerbestände in Handel, Gewerbe und Industrie)

Anlageinvestitionen Lager-Vorrats-Investitionen
= die Gesamtheit der angeschafften Produktionsmittel (Maschinen, Fahrzeuge, Betriebsgebäude usw.) = die Veränderung der Lagerbestände in Handel, Gewerbe und Industrie


  
Ersatz- oder Reinvestitionen Erweiterungs- und Rationalisierungs- investitionen Erweiterungs- investitionen

 
Nettoinvestitionen
(=der Zuwachs der Bestände durch Erweiterungs-, Rationalisierungs- und Lagerinvestitionen)


Bruttoinvestitionen sind der Teil der Produktion einer Periode, der nicht den Haushalten, sondern den Beständen der Unternehmen zugeflossen ist. Zu den Bruttoinvestitionen gehören die Bestandsveränderungen an Anlagen, z. B. Maschinen, Bauten (Anlageinvestition) sowie Vor-, Halbfertig- und Fertigprodukten (Lager- oder Vorratsinvestition). Die Bruttoinvestition setzt sich zusammen aus der Ersatz- oder Reinvestition und der Netto- oder Erweiterungsinvestition.
Ersatz- oder Reinvestitionen sind Bestandsminderungen infolge Abnutzung u. ä. (Abschreibungen). Wenn die Nettoinvestition die Reinvestition überschreitet, spricht man von Zusatzinvestition; ist die Nettoinvestition niedriger als die Ersatzinvestition, handelt es sich um versäumte Reinvestition.
Die Investitionsquote ist der Anteil der Investition am Sozialprodukt. Als Investitionsrate bezeichnet man das Verhältnis der Investitionen einer Periode zum bestehenden Kapitalstock.
Die Investitionslenkung beeinflußt die Entscheidung der Unternehmer zu investieren, z. B. durch fiskalische und geldpolitische Anreize.

Die einkommensabhängigen Investitionsfunktion unterstellt eine ausschließliche Abhängigkeit der gesamtwirtschaftlichen Einkommen.

I = F (Y) I = Investition
F = Funktion
Y = Einkommen

Weitere Einflußgrößen auf die Investitionstätigkeit einer Volkswirtschaft sind die Höhe der Zinsen sowie die Erwartungshaltung der Unternehmen.


Beispiel:
Stellen Sie sich vor, daß die Haushalte mehr sparen, als die Unternehmen in Zukunft zu investieren bereit sind. Dies wird dazu führen, daß durch den Konsumverzicht der Haushalte die Unternehmer zu wenige Kunden haben. Es wird daher weniger verkauft, dies wiederum führt dazu, daß weniger produziert wird. Durch die Drosselung der Produktion kommt es auch zur Freisetzung von Arbeitskräften. Die Kündigung von Arbeitskräften führt in weiterer Folge zu einem Rückgang der Ersparnisse usw. (negative Multiplikatorwirkung).


Die Multiplikatorwirkung

Investitionen stellen für Baufirmen, Lieferanten und andere Einkommen dar. Diese Einkommensempfänger können das Geld z. B. für Konsumgüter ausgeben. Sie setzen damit neuerlich den Geldkreislauf in Gang. Diese Tatsache ist die Grundlage der Multiplikatortheorie.

Beispiel:

Die Kapitalanleger einer Volkswirtschaft geben in einem Jahr zusätzliche 10 Milliarden Schilling aus. Diese 10 Milliarden bedeuten für die Empfänger des Geldes zusätzliches Einkommen. Damit steigt das Volkseinkommen, die Gesamtauszahlung an die Lohnabhängigen, Aktionäre, Kreditgeber und andere Einkommensempfänger, um 10 Milliarden Schilling. Die Personen, auf die sich die 10 Milliarden verteilen, geben das meiste sofort wieder für Konsumgüter und Dienstleistungen aus. Dadurch entsteht wiederum neues Einkommen für Autohändler, Supermarktbesitzer und andere Verkäufer. Wenn die Konsumenten, deren Einkommen nun gestiegen ist, von den ursprünglich investierten 10 Milliarden Schilling nur 90 % wieder ausgeben, steigt das Volkseinkommen in dieser zweiten Ausgabenrunde zusätzlich um 9 Milliarden Schilling. Darauf folgt eine dritte 8,1-Milliarden-Schilling-Runde, eine vierte 7,2-Milliarden-Schilling-Runde und so weiter in einer unendlichen, abnehmenden Progression. Das Volkseinkommen steigt schließlich um 100 Milliarden Schilling - die ursprünglich 10 Milliarden an Investitionen und 90 Milliarden an Ausgaben von Konsumenten, die durch wiederholtes Ausgeben der ersten 10 Milliarden ausgelöst wurden. Der Investitionsmultiplikator, das Verhältnis zwischen der investierten Summe und der Gesamtauswirkung auf das Volkseinkommen, ist in diesem Beispiel "10".

1. Ausgabenrunde: 10 Mrd. = Steigerung des Volkseinkommens um 10 Mrd.
2. Ausgabenrunde: 90 % von 10 Mrd. = Steigerung des Volkseinkommens um 9 Mrd.
3. Ausgabenrunde: 90 % von 10 Mrd. = Steigerung des Volkseinkommens um 8,1 Mrd.
4. Ausgabenrunde: 90 % von 10 Mrd. = Steigerung des Volkseinkommens um 7,2 Mrd.

usw.
um 100 Mrd.

In diesem Beispiel wird verdeutlicht, daß sich durch eine Erhöhung oder eine Senkung der Investitionsausgaben das Volkseinkommen gleich um ein Mehrfaches dieses Betrages ändert.

Der Multiplikator ist diejenige Zahl, mit der eine Änderung der Investitionen multipliziert werden muß, um die daraus resultierenden Änderungen der Gesamtproduktion zu ermitteln.


Im vorliegenden Beispiel sind zwei wesentliche Gesichtspunkte, die die Größe des Multiplikators bestimmen, enthalten:

Grenzneigung zum Sparen oder marginale Sparneigung + Grenzneigung zum Konsum oder marginale Konsumneigung = 1
= der Teil, der von einem zusätzlichen Einkommen gespart wird. = der Teil, der von einem zusätzlichen Einkommen verbraucht wird.


Beide Größen, die Grenzneigung zum Sparen und die Gentneigung zum Konsum, ergänzen sich immer zum Wert 1.

Der einfache Multiplikator entspricht immer dem reziproken Wert (Kehrwert) der Grenzneigung zum Sparen.

Beim o.A. Beispiel konnten wir eine Grenzneigung zum Sparen von einem Zehntel feststellen. Wir haben auch herausgefunden, daß der Multiplikator in diesem Beispiel 10 ist. 10 ist wiederum der reziproke Wert der Grenzneigung zum Sparen, die ein Zehntel beträgt.


Begriff Erklärung
Kapital und seine Verwendungsformen Geldkapital
Real- oder Sachkapital

Sozialkapital
Kapital im betriebs- wirtschaftlichen Sinn Kapital im betriebswirtschaftlichen Sinn sind die für die Anschaffung von Vermögen (AV, UV) aufgebrachten Mittel in Form von EK und FK.
Kapital im volks- wirtschaftlichen Sinn Kapital im volkswirtschaftlichen Sinn sind alle an der Erzeugung von Gütern beteiligten materiellen und immateriellen Produktionsmittel (Kapitalstock) wie Fabriken, Anlagen, Maschinen, Werkzeuge, Lagerbestände, der Wissensstand der Beschäftigten, Patente usw.
Volksvermögen Volksvermögen =

materieller Kapitalstock
+ nutzbare Bodenschätze

+ dauerhafte Konsumgüter
Zinsen Einlagezinsen sind das Entgelt für gespartes Geld.
Kreditzinsen sind die Kosten für geliehenes Geld.
Umwegproduktion Umwegproduktion ist die Schaffung eines Hilfsmittels zum Zwecke einer ergiebigeren Produktion.
Gesellschaftliche Bedeutung des Kapitals Die Entscheidung, in wessen Hand die Produktionsmittel zu legen seien, prägt das kapitalistische und das sozialistische Gedankengut.
Voraussetzung der Kapitalbildung Konsumverzicht und Investition der Ersparnisse.
Sparen Konsumverzicht, der in Zukunft einen Mehrkonsum erlaubt. Wieviel jeder sparen kann, hängt von seinem Einkommen ab.
Investition Investition ist die Umwandlung von Geldkapital in Produktionsmittel und Lagerbestände.
Desinvestition Desinvestition ist die Abnahme der Produktionsmittel bzw. die Verringerung der Lagerbestände in einer Periode.
Bruttoinvestition Unter Bruttoinvestition versteht man die Summe aller während eines Jahres errichteten Fabriken, Häuser usw., aller produzierten Maschinen, Anlagen usw., aber auch die Veränderung der Lagerbestände in Handel, Gewerbe und Industrie.
Nettoinvestition Unter Nettoinvestition versteht man den Zuwachs der Bestände durch Erweiterungs-, Rationalisierungs- und Lagerinvestitionen.
Volkswirtschaftliches Gleichgewicht Volkswirtschaftliches Gleichgewicht ist gegeben, wenn die angestrebten Ersparnisse gleich den angestrebten Investitionen sind.
Grenzneigung zum Sparen oder marginale Sparneigung (GNS) Die Grenzneigung zum Sparen gibt an, wieviel von einem zusätzlichen Einkommensschilling gespart wird.
Grenzneigung zum Konsum oder marginale Konsumneigung (GNK) Die Grenzneigung zum Konsum gibt an, wieviel von einem zusätzlichen Einkommensschilling verbraucht wird.
GNS + GNK = 1 Die Grenzneigung zum Sparen und die Grenzneigung zum Konsum ergänzen sich immer zum Wert 1.
Multiplikator = der Kehrwert der Grenzneigung zum Sparen Der Multiplikator ist diejenige Zahl, mit der eine Änderung der Investitionen multipliziert werden muß, um die daraus resultierende Änderung der Gesamtproduktion zu ermitteln.

 
 



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