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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

Interview mit martin menzel



(*1919), Besatzungsmitglied der Schleswig Holstein zur Zeit des Angriffs auf Polen:

Wie ist der Hass auf Polen entstanden?

Aus Hass wurde Feindschaft. Durch die Propaganda der Nazis wurde der Hass auf die Polen geschürt, bedingt durch den verlorenen ersten Weltkrieg und den Verlust deutscher Gebiete. Die Polen waren den Deutschen durch ihr Verhalten ("polnische Wirtschaft") und ihre Sprache unsympathisch. Es kam kaum zu persönlichen Kontakten.

Wie ist es aus ihrer Sicht zum Angriff auf Polen und somit zum Zweiten Weltkrieg gekommen?

Hitlers Machtstreben zielte auf die Rückgabe der verlorenen Gebiete im Osten und die Erweiterung für Lebensraum der Deutschen. Dieses Ziel stand im Parteiprogramm und auch im Buch Hitlers "Mein Kampf". Nach der Machtergreifung durch Hitler setzte er sich über die Auflagen des Versailler Vertrages hinweg und begann mit der Aufrüstung. Er führte die Wehrpflicht ein und ließ Autobahnen bauen, alles Maßnahmen, die die Nachbarstaaten beunruhigten und zu Streitigkeiten führten. Verhandlungen mit England und Frankreich scheiterten.




Wie haben sie den Angriff Deutschlands auf Polen erlebt?

Am 1.September 1939, zu Kriegsbeginn, war ich bereits zwei Jahre Berufssoldat der Kriegsmarine und gehörte zur Besatzung des Linienschiffs "Schleswig Holstein". Am 24. August 1939 erhielten wir vom Oberkommando der Marine die Aufgabe "Fall Weiß", die darin bestand zu einem offiziellen Besuch Polens nach Danzig zu fahren. Auf See haben wir einen Stoßtrupp Marine-Infanterie übernommen. Dann wurde uns die Aufgabe näher bezeichnet und sie lag darin, dass wir die an der Einfahrt nach Danzig liegende Westerplatte, die unter polnischer Besatzung lag, einzunehmen. So erhielten wir am 1. September 1939 um 5:47 Uhr den Befehl den Krieg zu eröffnen. Der Kampf um die Westerplatte dauerte sieben Tage und endete mit großen Verlusten.

Wie beurteilen sie den Einfluss des Hitler-Stalin-Paktes aus heutiger Sicht?

Der Hitler-Stalin-Pakt konnte nur zustande kommen, weil beide die gleichen Interessen verfolgten: "Machtstreben", das stärker war als jede Vernunft. Demokratie lehnten die Leute ab.

Wie haben sie von der Teilung Polens zwischen der Sowjetunion und Deutschland erfahren?

Durch den Vertrag zwischen den Siegermächten und den Friedensverhandelungen in Potsdam 1945. Aber bereits vorher konnten wir, durch die englischen Reaktionen, von den Auswirkungen des verlorenen Krieges erfahren. Hinzu kamen die Flüchtlingsströme der Deutschen aus den Ostgebieten.

Wie hat sich das Verhältnis Deutschlands zu Polen seit dem Zweiten Weltkrieg gewandelt?

Das Verhältnis Deutschlands zu Polen und andere Staaten hat sich dadurch sehr schnell zum positiven geändert, weil wir erstmalig Demokratie kennerlernten, eine Gesellschaftsform, die uns nach Kaiserreich (Monarchie) und Hitler die Augen öffnete. Zu Polen hat sich das Verhältnis erst später gebessert, weil dort der Kommunismus herrschte, also weiter Diktatur. Erst durch den Umbruch durch Lech Walesa öffnete sich das Land dem Westen.


Wie ist ihr Verhältnis zu Polen heute?

Aus Feindschaft ist Freundschaft geworden. Die Nachkriegsgeneration in Polen hat die Geschichte neu geschrieben, an der ich die Ehre habe, meinen Beitrag der Versöhnung zu leisten.


Unterdrückung der Polen durch das Deutsche Reich

Hitlers Endsieg sollte der "deutschen Herrenrasse" Lebensraum bis zum Ural sichern. Für Polen waren seine Ziele: Versklavung, Vertreibung und Germanisierung des polnischen Volkes, das laut Propagandaministerium "Untermenschen" waren; die Liquidierung der polnischen "Führerschicht", damit es keinen polnische Widerstand mehr gibt und schließlich die Vernichtung des polnischen Volkes. Er versuchte die Polen nicht nur physisch auszurotten, wie er es mit den Juden tat, sondern auch die polnische Kultur, Kunst, Wissenschaft und Bildung zu vernichten.

Große Teile der ostpolnischen Bevölkerung wurden in die Sowjetunion deportiert und in den durch die Rote Armee besetzten Gebieten wurde eine brutale Sowjetpolitik eingeleitet, die jedoch nicht mit der systematischen politischen und ideologischen Vernichtungskampagne Hitlers zu vergleichen ist, die durch die Wehrmacht, die deutsche Polizei und SS auf polnischem Boden durchgeführt wurde.

Ein Großteil der polnischen Armee geriet in sowjetische und deutsche Kriegsgefangenschaft. 200 000 Soldaten, die sich der Roten Armee ergeben hatten, wurden wegen des fehlenden Kriegszustandes als Strafgefangene behandelt. Etwa15 000, darunter 8 000 Offiziere wurden erschossen. Über eine Millionen Polen wurden nach Sibirien und Zentralasien zwangsdeportiert.

In den Deutschland eingegliederten Gebieten begann eine einzigartige Eindeutschungspolitik: Bis auf eine kleine Gruppe die als "eindeutschungsfähig" galt, erhielt die polnische Bevölkerung (8 von 10 Millionen Menschen) den Status von praktisch rechtlosen "Schutzangehörigen" oder sie wurden ins Generalgouvernement deportiert. Die Richtlinien, die Heinrich Himmler am 25. Mai 1940 in einer "Denkschrift über die nicht deutsche Bevölkerung der Fremdvölkischen in Osten" galt für die gesamte polnische Bevölkerung sowohl in den Deutschen Gebieten als auch im Generalgouvernement: Sie dürfen keine höhere Schule besuchen als die vierklassige Volksschule, deren Ziel es ist, einfaches Rechnen bis höchstens 500, zu lehren, Schreiben des Namen, dass es ein göttliches Gebot ist, den Deutschen gehorsam, ehrlich, fleißig und brav zu sein. Lesen hielt er nicht für erforderlich. Hitler fügte dem noch hinzu, dass es einen "harten Volkstumskampf" geben müsse, der keiner gesetzlichen Regulierung bedarf, sowie das Lebensniveau der Polen niedrig halte. Auf keinen Fall dürfe es polnische Herren geben und falls doch, müssten diese umgebracht werden. Neben der rein deutschen "Elite" im polnischen Gebiet, die über alle Privilegien verfügte, wurden die Polen als lästiges Übel angesehen. Sie hatten die Uniformträger zu grüßen, wurden vom Besuch der Gaststätten ausgeschlossen und durften nur zu bestimmten Tageszeiten in Geschäften einkaufen. Die polnische Sprache wurde verboten, sämtliches landwirtschaftliches und gewerbliches Vermögen beschlagnahmt, vielen wurde der gesamte Besitz weggenommen (der Verlust des Volksvermögens betrug 40%). Jeglicher Rechtsschutz wurde den Polen genommen. Bald zeigte es sich , dass Hass und Terror sich verselbstständigen, sobald Denunziation honoriert wurde. Bereits bei der kleinsten "gehässigen oder hetzerischen Betätigung" oder "deutschfeindlichen Äußerung" die von einem Deutschen bescheinigt wurde, konnten Polen zu Freiheits- oder sogar Todesstrafe verurteilt werden. In fast allen größeren Orten fanden öffentliche Erschießungen statt.

Ab 1940 ließ das Deutsche Reich eine Reihe von Konzentrationslagern auf polnischem Gebiet errichten, die später zu Vernichtungslagern (Auschwitz, Majdanek, Sobior, Treblinka) umgebaut wurden. Arbeitsfähige verpflichtete man zur Zwangsarbeit im Deutschen Reich. Künstler, Wissenschaftler und Priester wurden in sog. Schutzhaft genommen, was häufig die Verschleppung in Konzentrationslager bzw. Vernichtungslager bedeutete.

In Paris bildete sich bereits a 30.9 1939 eine Exilregierung. Zum Ministerpräsidenten wurde General Wladyslaw Sikorski ernannt, ein alter Widersacher des ehemaligen Staatschefs Pilsudski. Seine Wahl sollte den Abstand zum autoritären Regime der Zwischenkriegszeit demonstrieren. Nach der Niederlage rettete sich die Exilregierung nach London. England und Frankreich erkannten diese Exilregierung als die einzig legitime Vertretung des polnischen Volkes an. Premierminister Winston Churchill drängte Sikorski 1941 zu einer Vereinbarung mit der Sowjetunion, die die Exilregierung anerkannte und die territorialen Vereinbarungen mit Deutschland für ungültig erkläre, doch erst als Hitler die Sowjetunion überfiel zeigten sich Verhandlungserfolge. Sikorski erreichte im Gespräch mit Stalin, dass einige der in die sowjetischen Lager verschleppten Polen entlassen wurden, um mit ihnen eine Armee aufzustellen. Doch 1943 fanden diese Verhandelungen ein jähes Ende, als die Überreste eines Massakers der Roten Armee bei Katyn gefunden wurde, bei dem mehr als 4 000 Offiziere erschossen worden waren.



Widerstand der Polen

Mit der zunehmenden Brutalität der Besatzungsmächte wuchs zugleich die Widerstandsbewegung. Die erste polnische Widerstandsbewegung wurde zwar bereits am Tage der polnischen Kapitulation gegründet. Doch ein auf breiter Basis und systematisch organisierter Widerstand konnte sich weder im sowjetisch besetzten Ostteil Polens (Allgegenwart der NKWD - Volkskommissariat für innere Angelegenheiten) noch in dem Westteil der dem Deutschen Reich angegliedert war (enges Netz deutscher Verwaltungs-, Polizei-, und SS-Dienststellen) entfalten. Im Generalgouvernement entwickelte sich jedoch neben dem offiziellen Staat der Besatzungsmacht ein regelrechter polnischer Untergrundstaat, mit eigenen illegalen Universitäten, Schulen, kirchlichen Zentren, Zeitungen und einer regulären Untergrundarmee, deren Mitglieder vereidigt wurden und einer eigenen Rechtssprechung unterlagen. Die Untergrundarmee, seit 1942 "Arminia Krajowa"(AK) steht unter dem Befehl der Exilregierung in London. Der Kampf der bürgerlich-national eingestellten Armee galt sowohl der deutschen als auch der sowjetischen Besatzungsmacht. Aufgrund der politischen Wiedergutmachung für praktisch nicht geleistete Kriegsmaßnahmen gegen Hitler halfen England und Frankreich bei dem Aufbau der Armee.
Nach Hitlers Überfall formierte sich eine weitere kommunistische Widerstandsbewegung, die Volksarmee (AL), die allerdings zahlenmäßig weit kleiner und militärisch weniger ins Gewicht fiel.

Der erste Aufstand allerdings wurde weder von der Heimatarmee noch von der Volksarmee initiiert: Er brach vielmehr im April 1943 im Warschauer Ghetto aus, in dem zu Beginn des Krieges mehr als 400 000 Juden unter unmenschlichen Bedingungen zusammengepfercht wurden. 1942 hatten die Nazi mit der Deportation der Juden in die Vernichtungslager aus dem Ghetto begonnen und als Himmler 1943 den Abtransport der letzten 100 000 Juden und die entgültige Zerstörung des Warschauer Ghettos anordnete, begannen die Juden unter der Führung von Mordechaj Anielewicz den bewaffneten Kampf. Obwohl die SS und Wehrmacht von Himmler den Befehl bekam, mit "größter Härte und unnachsichtiger Hartnäckigkeit vorzugehen", dauerte es 33 Tage, bis das Ziel, die "totale Vernichtung des jüdischen Wohnbezirks unter Abbrennen sämtlicher Wohnblocks" erreicht war. SS-Brigadeführer Stroop, der Leiter der Vernichtungsaktion, meldete am 16. Mai 1943 nach Berlin nicht nur, dass das ehemalige jüdische Wohnviertel Warschaus nicht mehr bestehe, sondern auch dass es fast keine Überlebenden Juden gibt und dass die Juden außer durch Einzelaktionen von keiner der beiden Armeen unterstützt wurden.

Auch die Heimatarmee blieb letztlich bei ihrer größten, offenen militärischen Aktion, dem sog. Warschauer Aufstand im August 1944 allein und auf sich selbst gestellt.
Nachdem im April 1943 die Gräber der polnischen Offiziere in Katyn gefunden wurden, bereitete die Führung der Heimatarmee vor, Aufstände zu entfachen, sobald der erwartete Endkampf zwischen Deutschen und Russen auf polnischem Gebiet stattfinden würde. Dabei ging es zum einen um die Befreiung von den Deutschen, andererseits wollte man den Sowjets als Herr im eigenen Haus gegenüberstehen. Als im Sommer 1944 die deutsche Heeresgruppe Mitte zusammengebrochen war und sowjetische Panzerspitzen auf Warschau vorrückten, hielten sowohl der Befehlshaber der Heimatarmee, General Bor-Komorowski, und der Nachfolger des im Juli 1943 bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben gekommene Exilministerpräsidenten Sikorski, Mikolajczyk, die Stunde des Aufstandes für gekommen. Die polnische Exilregierung gab den Befehl zum Aufstand am 1. August um 17 Uhr über den Londoner Rundfunk. Doch auch dieser Aufstand war, nicht nur wegen der Übermacht der Polizei, SS und Wehrmacht, die mit unvorstellbarer Grausamkeit gegen die Warschauer Zivilbevölkerung vorging (allein an einem Tag wurden über 10 000 polnische Zivilisten exekutiert), sondern auch wegen der politischen Fehleinschätzung der Führer des Aufstandes, zum Scheitern verurteilt. Denn im Gegensatz zu dem, was die Führer der Heimatarmee erwarteten, griffen die sowjetischen Truppen nicht in den Kampf gegen Deutschland ein. Am 2. Oktober kapitulierte General Bor-Komorowski und Hitler befahl, die Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Mehr als 160 000 Polen, davon 150 000 Zivilisten, bezahlten den heldenhaften, doch wie fast immer in der polnischen Geschichte tragischen Aufstand mit dem Leben. Die überlebende Bevölkerung Warschaus wurde in Konzentrationslager und zur Zwangsarbeit deportiert. Sowjetische Truppen zogen am 16. Januar in ein völlig zerstörtes und so gut wie menschenleeres Warschau ein.

Das Ergebnis dieser nationalsozialistischen Politik war die Deportation von mehr als einer Millionen Menschen zur Zwangsarbeit nach Deutschland und die Dezimierung der polnischen Intelligenz um mehr als die Hälfte. Der Deportation und der Ermordung der jüdischen und später auch der übrigen polnischen Bevölkerung in den Konzentrations- und Vernichtungslagern fielen 6 Millionen Menschen (jeder 5. Pole), darunter die Hälfte Juden, zum Opfer. In Polen überlebten nur 100 000 Juden. Die Verluste der von Generationen von Polen geschaffenen Kulturgüter waren unermesslich.

Mit der Befreiung des gesamten Landes und der Besetzung der bis dahin deutschen Gebiete jenseits von Oder und Neiße legten die Sowjets den Grundstein für ein kommunistisches Polen.

 
 

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