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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

Hutu & tutsi - völkermord in ruanda



Der Völkermord in Ruanda ist nach dem Völkermord an den europäischen Juden und dem Völkermord an den Armeniern wohl der bekannteste Völkermord. Der Völkermord an den Tutsi und den gemäßigten Hutu in Ruanda begann am 6. April 1994 und kostete innerhalb von nur 100 Tagen schätzungsweise mindestens 800.000 Menschen das Leben. Von langer Hand vorbereitet wurde der Völkermord durch eine extremistische Bewegung namens Hutu-Power. Anlass war der Konflikt zwischen der damaligen ruandischen Regierung und der Rebellenbewegung \"Ruandische Patriotische Front\".

     Die praktische Durchführung Die Opfer wurden gezielt über Ausdrucke aus amtlichen Meldelisten und mittels Ausweispapieren, in denen die ethnische Zugehörigkeit verzeichnet war, aufgespürt, festgehalten und systematisch umgebracht. Charakteristisch für den Völkermord in Ruanda ist, dass weite Teile der Bevölkerung zur \"Mitarbeit\" bei den Tötungsaktionen gezwungen wurden, um so, aufgrund der schieren Menge der Mitschuldigen, eine spätere Bestrafung der Verantwortlichen zu erschweren. Auch Hutus, die sich an den Morden nicht beteiligen wollten, wurden getötet. Dabei ist bemerkenswert, dass alle Bevölkerungsschichten und Berufsgruppen sich beteiligt haben. Vom einfachen Bauern oder Tagelöhner über Lehrer bis zu Universitätsdozenten haben alle mitgemacht bzw. wurden dazu gezwungen.

     Dabei wurde in Schichten gearbeitet und bestimmte Quoten erfüllt. Meist wurden die Opfer mit Macheten getötet. Oft wurden die Opfer erst verstümmelt, bevor sie getötet wurden. So war es nicht selten, dass sie erst auf die Größe der meist kleineren Hutus \"zurechtgestutzt\" wurden, bevor man sie tötete. Einige Tutsis boten den Tätern Geld, damit sie erschossen und nicht mit der Machete massakriert würden. Ort des Geschehens Der eigentliche Völkermord begann in Kigali, wo auch viele Tutsi an Straßensperren ermordet wurden.

     Teile des Südens des Landes wurden erst später erfasst. In mehreren Fällen suchten flüchtende Verfolgte Schutz in Kirchen und Schulen und wurden anschließend von katholischen Priestern und Lehrern den Milizen übergeben. In diesem Zusammenhang erlangte das Massaker von Nyarubuye traurige Berühmtheit. Berühmt wurde ebenfalls das Hôtel des Mille Collines in Kigali, das vielen Tutsi Unterschlupf und damit die Rettung vor dem sicheren Tode bot. Siehe dazu auch den Film Hotel Rwanda. In Zahlen und Daten Die Zahl der Opfer wird meist mit 800.

    000 bis 1.000.000 angegeben, davon etwa 50.000 gemäßigte Hutu. Zwei Drittel der Opfer wurden schon in den drei Wochen des April 1994 ermordet. Insgesamt wurden zwischen 10% und 13% der Bevölkerung ermordet.

     Von den Tutsi, die 1994 in Ruanda gelebt hatten, überlebten nur 130.000 den Völkermord. \"Die Zahl der Toten wuchs fast dreimal so schnell wie die der jüdischen Toten während des Holocaust. Es war der effizienteste Massenmord seit den Atombomben von Hiroschima und Nagaski\" - Zitat von Philip Gourevitch Flucht nach dem Völkermord Nach dem Völkermord zwangen die Génocidaires weite Teile der Bevölkerung zur Flucht in die Nachbarländer, vor allem nach Kongo, wo viele NGOs um die Betreuung der Flüchtlinge konkurrierten, jedoch trotzdem mit dem Problem zuerst überfordert waren. Die Zahl der Flüchtlinge, welche sich in die Nachbarländer retteten, belief sich auf etwa zwei Millionen Menschen. Die provisorischen Auffanglager waren schnell überfüllt und wurden bald von Seuchen heimgesucht.

     Die Génocidaires errichteten in den Flüchtlingslagern ein straffes Regiment und begannen auch schon wieder Angiffe auf die nun Ruanda beherrschenden Tutsi und verwandte Völker im Kongo, namentlich die Banyamulenge. Diese Lager dienten auch den Génocidaires als Rekrutierungslager für einen erneuten Umsturzversuch. Viele einfache Mitläufer des Völkermords wollten bald wieder nach Ruanda zurückkehren, was jedoch die Génocidaires ihres Schutzes in der Masse beraubt hätte. Deshalb versuchten die Génocidaires, die mittlerweile von den NGOs wie alle Flüchtlinge versorgt wurden, eine Rückkehr der Masse der Bevölkerung zu verhindern. Da jedoch die Situation im Kongo immer gespannter wurde, nicht zuletzt wegen der Angriffe auf die Banyamulenge, die sich gegen die Génocidaires wehrten, organisierte die UNO die Rückführung der Flüchtlinge. Diese wurden dann in Ruanda zuerst in Lager gebracht, um sie dort zu registrieren bevor sie nach Hause geschickt wurden, bzw.

     die Genocidaires zur Verantwortung zu ziehen. Das bekannteste dieser Lager wurde das Lager von Kibeho, um das es im April 1995 zu blutigen Auseinandesetzung zwischen Génocidaires, Hutu-Mitläufern und der zu dieser Zeit von Tutsi beherrschten Armee Ruandas kam. Folgen und Aufarbeitung Die Zahl der Flüchtlinge in die Nachbarländer belief sich auf etwa zwei Millionen, die zumeist in den Kongo flohen. Die provisorischen Auffanglager wurden von Seuchen heimgesucht, sie dienten auch der ehemaligen Regierung als Rekrutierungslager für einen erneuten Umsturz. Die Machtverschiebung in Ruanda war zugleich mitverantwortlich für die Bürgerkriege in Burundi und dem Kongo. Der Völkermord auf oberster politischer Ebene wird seit 1995 von einem Kriegsverbrechertribunal in Arusha, Tansania untersucht, das bereits mehrere Beschuldigte verurteilt hat.

     Doch dieses Tribunal hat nur die Aufgabe, die Planer des Genozids zu verurteilen. Für die Prozesse gegen die Hundertausenden von Normalbürgern besann sich Ruanda 1999 einer traditionellen Dorfgerichtsbarkeit, den sogenannten Gacaca-Gerichten. Auf internationaler Ebene wird insbesondere das Nichteingreifen der damals in Ruanda stationierten UNO-Schutztruppe UNAMIR und das Schweigen des UN-Generalsekretärs Boutros Boutros-Ghali hinterfragt. Umstritten ist auch die Rolle seines damals für Afrika und Ruanda zuständigen, späteren Nachfolgers Kofi Annan. Kritiker werfen ihm vor, daß er aus eigenem Antrieb oder auf Wunsch der nach dem Somalia-Debakel interventionsunwilligen US-Administration unter Präsident Bill Clinton Nachrichten aus Ruanda, wie etwa die Berichte und Hilfsgesuche des kanadischen Kommandanten des UN-Militärkontingents in Ruanda, General Roméo Dallaire, zurückgehalten und abgemildert haben soll. Durch dieses Verhalten sollte offenbar die Nennung des Wortes Genozid/Völkermord vermieden werden, was den Sicherheitsrat oder die US-Regierung zum Eingreifen gezwungen hätte.

     Boutros Boutros-Ghali meinte später dazu: ?Das wirkliche Problem ist die Gleichgültigkeit der westlichen Länder gegenüber der Probleme in der Dritten Welt. Sie sind bereit Milliarden auszugeben, wenn es um Probleme in Europa geht, oder dort, wo es sie gerade interessiert. Aber sie wollen keinen Cent ausgeben, wenn es um Afrika geht oder auch bestimmte Regionen in Lateinamerika.?. Mit dieser allgemeinen Schuldzuweisung wollte Boutros Boutros-Ghali von seinem eigenen Versagen und dem Versagen der von ihm geleiteten UNO ablenken. Eine militärische Intervention gegen die den Völkermord unterstützende damalige ruandische Regierung unterblieb keineswegs aufgrund von Geldmangel.

     Sie unterblieb vielmehr infolge ganz konkreter politischer Überlegungen der hierzu potentiell fähigen Organisationen und Staaten, d.h. UNO, Organisation für afrikanische Einheit (OAU) sowie der ehemaligen regionalen Kolonialmächte Frankreich und Belgien und der Supermacht USA. Der zur Zeit des Völkermordes amtierende US-Präsident Bill Clinton äußerte sich 2005 rückblickend zu seiner Amtszeit: ?Was habe ich falsch gemacht? Dass wir nicht in Ruanda einmarschiert sind. Das ist damals innerhalb von 90 Tagen geschehen, dieser Völkermord. Ich weiß, dass ich nur ganz schwer die Zustimmung des Kongresses erhalten hätte.

     Aber ich hätte es versuchen sollen. Ich hätte Leben retten können. Das war ganz sicher das schwerste Versäumnis meines Lebens. Ich werde das nie verwinden.? Fast eine Million Menschen in Ruanda mussten diese Gleichgültigkeit mit dem Leben bezahlen. Bewaffnete UNO-Truppen, schon sehr schwach in Ruanda vertreten, hätten innerhalb von Tagen verstärkt werden können - und zwar ohne militärische Schwierigkeiten.

     Der Kommandant dieser im Land befindlichen Blauhelmsoldaten, Roméo Dallaire, schrieb in einem späteren Bericht, dass er mit 5.000 zusätzlichen Mann den Völkermord der Hutu an den Tutsi gestoppt hätte. Trotz aller Versprechen, solch ein Völkermord dürfe sich nie wieder ereignen, wiederholte sich ein ähnliches Szenario bereits 2002 in der sudanesischen Region Darfur

 
 

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