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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

Begriffe und verwendungsform des kapitals





Bei den Wirtschaftswissenschaftlern des 19. Jahrhunderts stand der Begriff Kapital nur für das Wirtschaftsvermögen. Vermögen, das nicht produziert wurde, wie Grund und Boden oder Erzvorkommen, war von der Definition ausgenommen. Ebenso Einkommen aus Kapital (Gewinn oder Zins) sowie Miete und Pacht.
Der Begriff "Kapital" hat seit seiner Einführung eine große Zahl an Definitionen und Auslegungen erfahren. Im folgenden werden die üblichen Einteilungsgesichtspunkte als Kriterien für die genauere Bestimmung herangezogen.

Vorerst werden die unterschiedlichen Verwendungsformen des Kapitals ein einer Volkswirtschaft dargestellt. Anschließend werden der betriebswirtschaftliche und der volkswirtschaftliche Kapitalbegriff einer genaueren Analyse unterzogen.


Kapital und seine Verwendungsformen
  
Geldkapital Real- oder Sachkapital Sozialkapital

= finanzielle Mittel, die jederzeit in Sachkapital umgewandelt werden können Materiell (= vorgetane Arbeit lt. Marx). Darunter versteht man die produzierten Produktionsmittel (Gebäude, Maschinen, Anlagen), die der weiteren Gütererstellung dienen.
Immateriell (Humankapital) Als Humankapital bezeichnet man den Inbegriff allen Wissens über die Technik und Organisation der Produktion (Know-how, Brainware, Information) = die Infrastruktur einer Volkswirtschaft (z. B. Energieversorgung, Bildungswesen usw.), die den Entwicklungsstand bestimmt.


Der Kapitalbegriff im betriebswirtschaftlichen Sinn

Im Rechnungswesen wird Kapital definiert als das Gesamtvermögen, das ein einzelner oder eine Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt besitzt, im Gegensatz zum Einkommen, das aus diesem Vermögen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes gewonnen wurde. Eine Firma hat demzufolge ein Kapitalkonto (meistens Bilanz genannt), in dem das Vermögen der Firma zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgelistet wird, sowie ein Einkommenskonto, das den Fluß bei Waren und Forderungen während eines bestimmten Zeitraumes beschreibt.
Kapital im betriebswirtschaftlichen Sinn sind die für die Anschaffung von Vermögen (Anlagevermögen und Umlaufvermögen) aufgebrachten Mittel in der Form von Eigenkapital und Fremdkapital.

Der betriebswirtschaftliche Kapitalbegriff kann gut anhand einer Bilanz erläutert werden:

Bilanz
AKTIVA (Mittelverwendung) PASSIVA (Mittelaufbringung)
Anlagevermögen
 Sachanlagevermögen (Grundstücke, Maschinen, Einrichtungsgegenstände usw.)
 Finanzanlagevermögen (Beteiligungen usw.)
 immaterielles Anlagevermögen (Patente, Lizenzen usw.)
Umlaufvermögen
 Sachumlaufvermögen (Werksoffe, Betreibsstoffe)
 Finanzumlaufvermögen (Zahlungsmittel, Forderungen, Umlaufwertpapiere wie Wechsel und Schecks)

Eigenkapital (=Risikokapital)
Steht der Unternehmung zeitlich unbegrenzt zur Verfügung (langfristiges Kapital). Das Eigenkapital wird durch die Gesellschafter aufgebracht. In welcher Form es der Unternehmung zur Verfügung gestellt wird, hängt in erster Linie von der Rechtsform der Unternehmungen ab.

Fremdkapital
Steht der Unternehmung zeitlich begrenzt zur Verfügung, d. h. es muß zurückgezahlt werden. Das Fremdkapital wird der Unternehmung von Außenstehenden kurzfristig oder langfristig zur Verfügung gestellt.

GESAMTVERMÖGEN GESAMTKAPITAL

Die Kapitalformen lassen sich auf verschiedene Art unterscheiden. Eine gebräuchliche Unterscheidung ist die zwischen Anlagekapital und Umlaufkapital. Das Anlagekapital umfaßt alle mehr oder weniger dauerhaften Produktionsmittel, wie Grund und Boden, Gebäude und Maschinen. Das Umlaufkapital bezieht sich auf nichterneuerbare Güter, wie z. B. Rohmaterial und Brennstoff, sowie auf die Mittel, die benötigt werden, um Löhne zu zahlen und andere Forderungen an das Unternehmen zu erfüllen.

Häufig ordnet ein Unternehmen all jene Vermögenswerte als flüssiges Kapital ein, die sich schnell in Bargeld umwandeln lassen, so z. B. fertige Ware oder Aktien und Wertpapiere. Im Gegensatz dazu werden alle Vermögenswerte, die nicht so leicht in Bargeld umgewandelt werden können, wie z. B. Gebäude und Ausrüstung, als eingefrorenes Kapital angesehen.
Eine weitere wichtige Unterscheidung ist die zwischen Produktivkapital und Finanzkapital. Maschinen, Rohmaterial und andere körperliche Güter stellen das Produktivkapital dar. Forderungen gegen diese Güter wie z. B. Wertpapiere und Forderungskonten heißen Finanzkapital.


Der Kapitalbegriff im volkswirtschaftlichen Sinn

Kapital im volkswirtschaftlichen Sinn sind alle an der Erzeugung von Gütern beteiligten materiellen und immateriellen Produktionsmittel (Kapitalstock) wie Fabriken, Anlagen, Maschinen, Werkzeuge, Lagerbestände, der Wissensstand der Beschäftigten, Patente usw.

Kapitalgüter sind Güter, die nicht direkt verbraucht werden wie Konsumgüter, sondern im Produktionsprozeß eingesetzt werden (siehe Realkapital).

Die Summe der Kapitalgüter, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben, die nutzbaren Bodenschätze und die dauerhaften Konsumgüter ergeben das Volksvermögen:


Materieller Kapitalstock
VOLKSVERMÖGEN = Nutzbare Bodenschätze

Dauerhafte Konsumgüter


Eine Vermehrung des Bestandes an Kapitalgütern erfordert einen vorübergehenden Verzicht auf sofortigen Konsum. Dieser Verzicht muß sich lohnen, d. h., für den gesparten Teil des Einkommens müssen Zinsen (Einlagezinsen) gezahlt werden. Diese Einlagezinsen zahlen die Banken, da sie das gesparte Geld wiederum gegen Zinsen (Kreditzinsen) an die Unternehmungen verleihen, die diese Ersparnisse den lohnenden Investitionsvorhaben (Herstellung von Produktionsmitteln) zuführen.

Die Herstellung von Produktionsmitteln, d. h. die Schaffung von Hilfsmitteln zum Zwecke einer ergiebigeren Produktion, wird Umwegproduktion genannt.

Beispiel:
Wenn das gesparte Geld über die Banken in Form von Krediten den Unternehmern zum Bau von Fabriken, Straßen usw., zur Produktion von Maschinen, Kränen usw. sowie zum Zwecke einer intensiven Forschungs- und Entwicklungstätigkeit zur Verfügung gestellt wird, erhöht es die zukünftige Produktivität der Volkswirtschaft. Anders ausgedrückt, ein großer Teil unseres gegenwärtigen Lebensstandards ist eine Folge der Investitionen der Vergangenheit.
Entstehung und gesellschaftliche Bedeutung des Kapitals

 Die Entstehung des Kapitals

Kapital ist im Gegensatz zu Boden und Arbeit, die als ursprüngliche Produktionsfaktoren bezeichnet werden, ein abgeleiteter Faktor.

Diese Bezeichnung geht auf die Tatsache zurück, daß Kapital erst durch den Einsatz der anderen Produktionsfaktoren entstanden ist.

Beispiel:
Die ersten Werkzeuge wurden aus der Idee geschaffen, daß durch ihren Einsatz die Arbeitsleistung gesteigert werden könnte. Die ersten Arbeitsgeräte wurden aus Holz, Knochen, Sehnen, Steinen usw. hergestellt. Das erste Netz, das ein Fischer knüpfte, um mehr Fische zu fangen, die ersten Jagdwaffen, die eingesetzt wurden, um die baute zu erhöhen, stellten bereits Kapital im volkswirtschaftlichen Sinn dar.

Je mehr Kapital im volkswirtschaftlichen Sinn geschaffen wurden, um so höher wurde der Bedarf an Geldkapital. Mit den großen Erfindungen des 19. Jahrhunderts (Dampfmaschine, Verbrennungsmotor, Elektrizität) stieg der Kapitalbedarf enorm. Diese Entwicklung setzte sich im 20. Jahrhundert mit weiteren Erfindungen, wie z. B. Kernenergie, Elektronik, computerunterstützte Produktion, fort und hält weiterhin an.


 Die gesellschaftliche Bedeutung des Faktors Kapital

Da die Bevölkerung von der Versorgung mit Gütern abhängig ist, bedeutet der Besitz von Kapital (und somit von Produktionsmitteln) auch die Ausübung wirtschaftlicher Macht. Die Entscheidung, in wessen Hand diese Macht zu legen sei, prägt das kapitalistische und sozialistische Gedankengut, Verdeutlichen kann man diese Problematik am Beispiel der Einstellung einer Regierung zu Staatsbetrieben und Privatbetrieben.

Verstaatlichen bedeutet, daß die Produktionsmittel in die Hand des Staates gelegt werden. In einer parlamentarische Demokratie wird die wirtschaftliche Macht dem Volk übertragen (z. B. Post, Bahn, Gesundheitswesen sollen der Versorgung der Bevölkerung dienen).

Reprivatisierung heißt, daß die Produktionsmittel der öffentlichen Hand den Unternehmen gegen Entgelt übertragen werden. Die Unternehmer können diesen Besitz zur Vermehrung ihres persönlichen Vermögens einsetzen (z. B. Verkauf staatlicher Unternehmen an private Interessenten).

 
 



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