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recht artikel (Interpretation und charakterisierung)

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Fähigkeiten eines juristen für den journalistenberuf


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Das rechtswissenschaftliche Studium gilt als eines der am breitesten angelegten universitären Fachrichtungen. Jörn Kabisch würde sich zwar nicht erneut für diese Wahl entscheiden, jedoch lobt er des "Universalcharakter" dieses "Gesellschaftsfach". Man lerne "in Jura Grundlagen der Soziologie, Politologie, Philosophie etc.", was sehr wichtig sei.
Auch in der Herangehensweise scheint etwas hilfreich: erinnert die Frage nach dem zivilrechtlichen Anspruch ("Wer will was von wem woraus?") doch stark an die vielfach gepriesenen "W-Fragen" im Journalismus ("Wer?, Wie?, Was?, Wo?, Wann? Weshalb?"). Doch wie hilft einem die Ausbildung in der journalistischen Praxis?

Kabisch selbst glaubt vor allem in zwei Bereichen: "Analytisches Denken, Fähigkeit und Bedürfnis, Probleme auf den Punkt zu bringen" sowie die "Pedanterie, was Begrifflichkeiten und Zusammenhänge angeht." Fachlich sei man "selbstverständlich" gut geeignet für die politische Berichterstattung, allerdings all dies dann nicht, "wenn der Student Jura nur als Pauken verstanden hat."
Jo Pohl schreibt Juristen "Universalität" zu. Sie beherrschten "Konzentration auf das Wesentliche selbst aus größten Infomengen" sowie "Gründlichkeit, Objektivität, automatische Vorsicht und Hinterfragungen". Ferner könne ein Jurist, "in Formulierungen denken", "sich ausdrücken" und "die verschiedensten Themenbereiche meistern".
Jost-Müller Neuhof hebt "Genauigkeit, Interpretationsfähigkeit, Sinn für Erörterung und die Güte von Argumenten (.) sowie das Bewusstsein darum, dass Recht zwar einen Streit entscheiden, aber keinen Konflikt lösen kann" hervor. Das Studium selbst sei wie "eine gewisse `Erziehung` dazu unparteiisch zu sein".
Auch Peter Schiwy ("Er ist gründlich und er prüft auch immer die andere Meinung."), Ulrich Wickert ("Neugier"), Wolfgang Metzner ("Einschätzen von Sachverhalten auf ihre Relevanz"), Bernhard Töpper ("die Fähigkeit, einen Sachverhalt kurz und prägnant zu beschreiben.") und Christian Rath ("Er kann logisch denken und Probleme abschichten. Er scheut sich nicht, Gesetze, Urteile usw. selbst zu lesen, statt sie sich nur von anderen erklären zu lassen.") sehen bei einem Juristen gegenüber anderen die in den Journalismus gehen große Vorteile.
Gerichtsreporter Ralf Nehmzow glaubt man sei besonders dazu geeignet, eine journalistische Story gut zu erfassen und zu gliedern und "eine Nachrichtengeschichte vielleicht besser (zu) schreiben als andere Journalisten." Ferner habe er "durch die juristische Schulung einen klaren Blick für das Wesentliche" bekommen. Und nicht zuletzt berührten die Themen, über die man schreibt, "in vielen Bereichen oft juristische Fragen: Etwa Baurecht, Nachbarschaftsstreit, Politik etc.".
Rechtskenntnisse sind "auf allen Feldern hilfreich", glaubt nicht nur Reinhard Müller, sondern ebenso Ulrike Winkelmann und Fatina Keilani. Laut Keilani habe man vor allem intensiv gelernt, "wie der Staat funktioniert und was er darf und was nicht." Winkelmann nennt "klares, systemisches Fragen nach Ursache und Wirkung, nach Anspruchsgrundlagen, nach Schutzrechten und Schutzpflichten" sowie ein "nüchternes Verhältnis insgesamt zu Systemfragen, nüchterne Einschätzung dessen, was ein Staatsapparat leisten kann (schließlich besteht der Polit- und Verwaltungsapparat aus Juristen, und von denen weiß man dann, wie sie ticken und was sie können)" als weitere Vorteile. Am wichtigsten in der Praxis sei die "Fähigkeit, Gesetzesvorlagen einzuschätzen." Schließlich bestehe die Bundespolitik "aus dem Rhythmus der Gesetzesformulierung und - gebung". Maßgebliche Politiker seien Juristen und nähmen, "wie alle Juristen, nur ihresgleichen ernst" und fast nur Juristen könnten schnell und zielsicher ausmachen, was der Unterschied zwischen Gesetzesentwurf A und Gesetzesentwurf B ist. "Alle anderen jedenfalls haben es schwerer", so Winkelmann weiter.
Ähnlich sieht das Dietmar Hipp, der vor allem die Anhörung anderer Auffassungen als eine der größten Fähigkeiten des Juristen nennt: "´audiatur et altera pars` sollte ja gerade auch für Journalisten gelten". Am Wichtigsten sei aber wohl die gestärkte "eigene Urteilskraft."
Im Gegensatz zu Elke Bohl, die "keine besonderen" Fähigkeiten eines Juristen für den Beruf in den Medien sieht, schreibt Christian Semler den Mitgliedern dieses Berufsstandes "Verständnis für die formalen Aspekte des politischen Prozesses, die Fähigkeit, sich in die Gegenseite zu versetzen und das Bestehen auf Argumenten" zu. "Ein Gefühl für Gerechtigkeit gehört allerdings nicht gerade zum Kernbestand dessen, was die Rechtswissenschaften lehre", so Semler einschränkend.. Dieses erwerbe "man nur kraft Sozialisation oder in der gesellschaftlichen Wirklichkeit."
Matthias-Josef Zimmermann, Leiter der ARD-Redaktion "Recht" beim WDR, hat zwar selbst kein Jura studiert (sondern Medizin), allerdings hat er sich 40 Berufsjahre mit der Justiz auseinandergesetzt und umgeben von zahlreichen "Juristenjournalisten" gearbeitet. Er glaubt, Rechtswissenschaftler besäßen "häufig die Fähigkeit zur Abstraktion, manchmal zur trennscharfen Analyse, selten zur notwendigen Verkürzung." Außerdem die Fähigkeit zur guten Recherche und "im Luther`schen Sinne zu formulieren (`dem Volk aufs Maul geschaut.`). Zimmermann glaubt weiter, dass die Begabung zu einem guten Journalisten vor allem durch Erfahrung entsteht, und derlei würde man in der Rechtswissenschaft reichlich geboten bekommen ("Und ist die Juristerei nicht letztlich ein in Normen und Regeln gefaßtes pralles Leben!").

 
 



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