Startseite   |  Site map   |  A-Z artikel   |  Artikel einreichen   |   Kontakt   |  
  


philosophie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Kant

Physische erziehung





Bei dem Teil der physischen Erziehung unterscheidet Kant zwei Arten -die positive, unterweisende, als eine Form der Unterwürfigkeit des noch unwissenden Zöglings und Gewöhnung an Gesetze (Kant in Cassirer, '22, S. 467), also einen moralischen Zwang und die negative, welche "Zucht" bzw. "Disziplinierung" der Wildheit sei und von den Gesetzen abhängig mache, bei der der Zögling folge, um einen Gefallen getan zu bekommen, also den mechanischen Zwang (Kant in Cassirer, '22, S. 458). Der Zögling solle sich von Anfang an daran gewöhnen, Zwang in seiner Freiheit zu dulden, um sich an diese nicht zu gewöhnen, um nicht von ihr abhängig zu werden, deren Umgang zu lernen und zu lernen, diese für gute Zwecke zu gebrauchen. Außerdem würden sie denWiderstand früher oder später sowieso von ihrer Umwelt zu spüren bekommen (Kant in Cassirer, '22, S. 458). Dabei dürfe er sich oder anderen jedoch nie schaden, müsse erkennen, dass er seine Zwecke nur erreichen könne, wenn andere ihre auch erreichten und müsse einsehen, dass ihn dieser Zwang unabhängig und somit frei mache. Das Kind werde somit zum Bürger. (Kant in Cassirer, '22, S. 468)
Kant, der in seiner Freiheitslehre davon ausgeht, dass der Mensch sich bei seiner Geburt schon frei für das Leben entschieden hat (Niethammer über Kant, '80, S. 87), sieht stets ein Problem in der Vereinigung des "gesetzlichen Zwang(es) mit der Fähigkeit, sich seiner Freiheit zu bedienen" (Kant in Cassirer, '22, S. 468).
Um einen aus seiner Freiheit heraus moralisch handelnden Menschen zu erziehen, hat Kant ein spezielles Erziehungsschema erstellt, das ich im Folgenden darstellen werde.
Beginnen solle der Erzieher mit der physischen Erziehung, die zunächst "eigentlich nur Verpflegung", also Vorsorge und Wartung darstelle und somit passiv sei und bei welcher der Zögling noch kein Wissen von Maximen habe (Kant in Cassirer, '22, S. 469). Man solle folglich immer nur die körperlichen Bedürfnisse des Kindes befriedigen, nicht mehr (Kant in Cassirer, '22, S. 472), um Kinder nicht durch Gewöhnung an Genussmittel zu schwächen. Abhärtung sei besser, mache sie stark. (Kant in Cassirer, '22, S. 471)
Man solle sie auch nicht unfrei machen, indem man sie an künstliche Instrumente gewöhne und somit von ihnen abhängig mache, obwohl doch natürliche Instrumente vorhanden seien. Z.B. lerne jeder das Gehen von allein. (Kant in Cassirer, '22, S. 475) So solle man ihre natürliche Geschicklichkeit (Kant in Cassirer, '22, S. 479) durch beispielsweise Spiel mit Endzweck (Kant in Cassirer, '22, S. 481) kultivieren, denn "man wagt zu viel, wnn man Kinder an alles gewöhnen will". Sie sollten also die Freiheit haben, ihren Körper auf natürliche Art und Weise zu erproben. Künstliche Vorrichtungen seien dabei gegen die Natur, die sich nicht an alles gewöhnen liesse. (Kant in Cassirer, '22, s. 476)
Man solle Kindern also möglichst viele Freiheiten lassen und sie diese immer spüren lassen, solange sie die Freiheit anderer nicht einschränken (Kant in Cassirer, '22, S. 477), denn "wir dürfen einander nicht lästig werden; die Welt ist groß genug für uns alle" (Kant in Cassirer, '22, S. 481). Dabei sei es etwas ganz anderes, die Freiheit Gesetzen unterzuordnen, als die Natur zu bilden (Kant in Cassirer, '22, S. 482). In keinem Falle dürfe man alle kindlichen Launen erfüllen, da man sonst das Herz und die Sitten der Kinder verderbe und später stark zu strafen hätte, um diesen Erziehungsfehler rückgängig zu machen (Kant in Cassirer, '22, S. 473). Um sie geradlinig zu erziehen, solle man immer darauf achten, dass ihre Intuitionen mit den Handlungen übereinstimmten (Kant in Cassirer, '22, S. 475).
Erziehung solle zwar hart, Disziplin aber niemals sklavisch sein. Bitteten Kinder freundlich um etwas, so solle man es ihnen auch geben. (Kant in Cassirer, '22, S. 477) Ein Kind müsse folglich immer freimütig und ohne Scham alles sagen dürfen. Hat dabei weder der Erzieher über den Zögling noch der Zögling über den Erzieher Macht, so wird das Kind frei und bescheiden werden, ohne dabei dreist oder schüchtern zu sein. (Kant in Cassirer, '22, S. 478) Und schliesslich hat die Natur es so eingerichtet, dass sich der Mensch durch seine Schamhaftigkeit beispielsweise beim Lügen verrät. Auch der Wille der Kinder solle durch natürliche Hindernisse gelenkt, niemals gebrochen, werden. (Kant in Cassirer, '22, S. 490) Desweiteren solle man stets konsequent in seiner Person als Erzieher sein, dabei das moralische dem physischen Strafen vorziehen und darauf achten, dass der Zögling nicht immer nur ,den Weg des geringsten Widerstandes wählt (Kant in Cassirer, '22, S. 491).
In der Schule solle sich das Kind an das Arbeiten, also an Zwang gewöhnen, während die freie Erziehung Spiel, also Musse sein soll. Beides sei wichtig für die Entwicklung des Kindes. (Kant in Cassirer, '22, S. 482) Wichtig sei auch, alle Gemütskräfte zusammen zu kultivieren (Kant in Cassirer, '22, S. 484). Gedächtnis und Verstand sollten dabei schon früh kultiviert werden, da die Zerstreuung "der Feind aller Erziehung" sei (Kant in Cassirer, '22, S. 488). Gestärkt werden solle auch die "allgemeine Kultur der Gemütskräfte" ebenso wie die "besondere Kultur der Gemütskräfte" mit den unteren Verstandeskräften wie z.B. Sinne, Phantasie und Aufmerksamkeit und die "obern Verstandeskräfte" wie "die Kultur des Verstandes, der Urteilskraft und der Vernunft", welche zur Einsicht diene. Dabei sollten Kinder vorerst nur die Handlungsgründe bzgl. der Pflicht einsehen. (Kant in Cassirer, '22, S. 487f) Die Maximen müssten nämlich "aus dem Menschen selbst entstehen" und zur Bildung des Charakters eines Kindes müsse man ihm für alles einen Plan machen und erstens sowohl freiwilligen, als auch zwanghaften Gehorsam (Kant in Cassirer, '22, S. 492), zweitens Ehrlichkeit, die Kant als "Wahrhaftigkeit" bezeichnet, und drittens Geselligkeit des Zöglings erreichen (Kant in Cassirer, '22, 494f). Bei dem Gehorsam sei es wichtig, dass die vom Zögling zu befolgenden Gesetze immer allgemeingültig seien, damit der Zögling seine "Pflicht als Mensch" einsehen könne. Die bei der Übertretung des Gehorsams anfallenden Strafen sollten nach Möglichkeit natürliche sein; die physischen höchstens als Ergänzung des moralischen Strafens, um den Charakter des Zöglings nicht zu verderben (Kant in Cassirer, '22, S. 495) und keinen Starrkopf aus ihm zu machen (Kant in Cassirer, '22, S. 494). Die Geselligkeit sei wichtig, denn "das fröhliche Herz allein sei fähig, Wohlgefallen am Guten zu empfinden" und schliesslich solle man Kinder auch altersgemäss erziehen (Kant in Cassirer, '22, S. 495).

 
 



Datenschutz
Top Themen / Analyse
indicator Die Geschichte des Rechts dargelegt in wesentlichen Eckpunkten
indicator Frankfurter Nationalversammlung Gewalt ohne Macht
indicator Das Konzil von Trient bis zur Neuzeit
indicator Die Neuzeit:
indicator Selbstmord und Freitod
indicator Luthers Philosophiestudium in Erfurt
indicator Die Philosophen der Stoa
indicator Das Leben des Buddha
indicator Die fünf Säulen des Islam:
indicator Platons Idealstaat




Datenschutz
Zum selben thema
icon Kreativität
icon Philosophie
icon Rationalismus
icon Sokrates
icon Aristoteles
icon Faust
icon Epikur
icon Rousseau
icon Existenzialismus
icon Tolstois
icon Seneca
icon Wahrnehmung
icon Denken
icon Logik
icon Pragmatismus
icon Empirismus
icon Platon
icon Marxismus
icon Kant
icon Aufklärung
icon Freud
icon Konstruktivismus
icon Theorie
icon Leben
icon Mensch
A-Z philosophie artikel:
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z #

Copyright © 2008 - : ARTIKEL32 | Alle rechte vorbehalten.
Vervielfältigung im Ganzen oder teilweise das Material auf dieser Website gegen das Urheberrecht und wird bestraft, nach dem Gesetz.
dsolution