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philosophie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Nichtkontingenz - oder: die entstehung von wirklichkeitsauffassungen:



Es gibt genug Lebenssituationen, die neuartig sind und zu deren Lösung keine oder nur untzureichende frühere Erfahrungen zur Verfügung stehen.
Der Zustand von DESINFORMATION wird durch einen Mangel an direkt anwendbarer Erfahrung und die sich daraus ergebende Unfähigkeit, das Wesen der Situation auf Anhieb zu erfassen, gebildet.
Wenn nun eine solche Situation keinerlei innere Ordnung hat, dieser Umstand dem Betreffenden aber unbekannt ist, so wird er nach Sinnbezügen zu Wirklichkeitsauffassungen und Verhaltensformen suchen. Bei den folgenden Experimenten besteht keine ursächliche Bezhiehung zwischen dem Verhalten des Versuchstiers (oder der Versuchsperson) und der Belohnung (oder Bestrafung) für dieses Verhalten.

Das betreffende Wesen glaubt, es besteht eine UNMITTELBARE ERFASSBARE BEZIEHUNG (eine sogenannte KONTINGENZ) zwischen seinem VERHALTEN und den sich daraus ergebenden FOLGEN, während diese nicht besteht.

DAS NEUROTISCHE PFERD:

(Ein nichtkontingentes Experiment)
Glocke läutet - kurze Zeit später leichter elektrischer Schodk auf der Metallplatte im Boden - Pferd wird rasch eine Kausalbeziehung zwischen dem Glockensignal und dem Schock vermuten. Es wird daher beim Glockenzeichen den betreffenden Huf vom Boden abheben.
Schockapparat abmontieren - Pferd wird trotzdem beim Läuten der Glocke Huf heben, um auf dies BEWÄHRTE und verläßliche Weise den Schock zu vermeiden.
Dies führt zu dem interessanten Resultat, daß das Tier jedesmal, wenn es den Huf hebt und "daher" keinen Schock erhält, in der Annahme bestätigt wird, das Heben des Hufs sei das RICHTIGE VERHALTEN, das vor einem unangenehmen Erlebnis schützt.
Dieses Verhalten macht es aber dem Pferd unmöglich, die wichtigste Entdeckung zu machen, daß die Bedrohung durch den Schock nicht mehr besteht.
Seine Lösung ist also zu einem PROBLEM geworden.
Beim Menschen würde man von einem NEUROTISCHEN oder PSYCHOTISCHEN Symptom sprechen.


DIE ABERGLÄUBISCHE RATTE:
(Aberglauben gilt allgemein als eine typisch menschliche Schwäche oder als magischer Versuch, Einfluß über die Unberechenbarkeit des Lebens und der Welt zu gewinnen.)
Ratte wird in Raum gelassen, am anderen Ende steht Futternapf. 10 sec nach Öffnen des Käfigs fällt Futter in den Napf, vorausgesetzt, daß die Ratte erst 10 sec nach Öffnen des Käfigs zum Napf kommt. Kommt sie früher dorthin, bleibt Napf leer.
Nach einigem blinden Ausprobieren (dem sogenannten VERSUCHS - oder IRRTUMSVERFAHREN) erfaßt die Ratte die offensichtliche Beziehung zwischen dem Erscheinen (bzw. Nichterscheinen) von Futter und dem Vergehen der Zeit.
Ratte braucht nur 2 Sekunden um zum Napf zu gelangen, die restlichen 8 Sekunden muß sie in einer Weise vergehen lassen, die ihrem NATÜRLICHEN IMPULS, direkt zum Futter zu laufen, widerspricht. Jedes, auch das zufälligste Verhalten der Ratte ist in diesen Sekunden SELBSTBESTÄTIGEND und SELBSTBESTÄRKEND. Es kann zu jener Handlung kommen, von der sie annimmt, sie sei notwenig, um dafür durch das Auftauchen von Futter belohnt zu werden - und das ist das Wesen dessen, was wir im menschl. Bereich einen ABERGLAUBEN nennen.
Die Ratte führt nun Bewegungen aus, die sie zuerst rein zufällig ausführte, nun aber sorgfältig wiederholt, da für sie der ERFOLG mit dem Futter ausschließlich davon abhängt.
Denn jedesmal, wenn sie beim Ankommen am Napf Fressen vorfindet, bestärkt dies die "Annahme", es sei durch ihr "richtiges Verhalten" erzeugt worden.
== Es besteht eine Ähnlichkeit mit menschlichen Zwangshandlungen, die auf dem Aberglauben beruhen, sie seien zur BESCHWICHTIGUNG oder Günstigstimmung einer höheren Macht notwendig.



DER VIELARMIGE BANDIT:
Der vielarmige Bandit ist eine Maschine, die von Wright an der Stanford - Universität gebaut wurde. Sie hat 16 identische und unbezeichnete Klingelknöpfe, die kreisförmig auf einem Schaltbrett angeordnet sind. Im Mittelpunkt des Kreises ist ein 17. Druckknopf und über den Knöpfen ein 3 - stelliges Zählwerk angebracht. Die Versuchsperson muß die Knöpfe drücken und eine Höchstzahl von Punkten erzielen. Die Versuchsperson weiß aber nicht, wie sie das Erreichen kann und muß sich auf blindes Ausprobieren verlasssen.
Langsam wird sich aber die Leistung der Person verbessern. Wenn der richtige Knopf gedrückt wird, ertönt ein Summerton und das Zählwerk wird einen Punkt mehr anzeigen. Die Versuchsperson muß aber nach dem Drücken eines Knopfes den Kontrollknopf in der Mitte drücken, um herauszufinden, ob sie damit einen Punkt gewonnen hat.
== Was die Versuchsperson nicht weiß, ist, daß die "Belohnung" der Summerton, der ihr mitteilt, daß sie den "richtigen" Knopf gedrückt hat, NICHTKONTINGENT ist; das heißt, es besteht kein Zusammenhang zwischen den von ihr gedrückten Tasten und dem Ertönen des Summertons.
Im Verlauf der ersten 250 Versuche erhält die Versuchsperson eine gewisse Anzahl von Bestätigungen (Summertönen), die aber WAHLLOS gegeben werden. (Der Versuchsperson werden nur ungefähre Annahmen über die Regeln gestattet).
Während der nächsten 50 versuche erhält die Versuchsperson keinen einzigen Summerton, bei den letzten 25 Versuchen ertönt der Ton nach jedem Tastendruck.
LAGE: Die Versuche schlagen anfangs fehl, bis der Ton auf einmal ertönt. Die Situation scheint vorläufig weder Hand noch Fuß zu haben. Langsam bilden sich einige SCHEINBAR VERLÄSSLICHE Annahmen heraus. Gerade dann geht irgendetwas schief, das alles bisher Erarbeitete in Frage stellt. Kein einziger Versuch erweist sich als richtig.
Doch dann kommt die entscheidende Entdeckung, man hat die Lösung gefunden, der Erfolg ist 100%ig.
An diesem Punkt wird der Versuchsperson die Wahrheit über die Versuchsanordnung mitgeteilt.
Ihr Vertrauen in die Richtigkeit der eben erst mühsamst erarbeiteten Lösung ist aber so unerschüttlich, daß sie die Wahrheit zunächst nicht glauben kann.
Einige nehmen sogar an, daß der Versuchsleiter derjenige ist, der einer Täuschung zum Opfer fiel oder daß sie eine unentdeckte Regelmäßigkeit gefunden haben.
== Wenn wir nach langem Suchen und peinlicher Ungewißheit uns endlich einen bestimmten Sachverhalt erklären zu können glauben, kann unser darin investierter emotionaler Einsatz so groß sein, daß wir es vorziehen, unleugbare Tatsachen die unserer Erklärung widersprechen, für unwahr oder unwirklich zu erklären, statt unsere Erklärung diesen Tatsachen anzupassen. Dies kann bedenkliche Folgen für unsere Wirklichkeitsanpassung haben.
Wright konnte nachweisen, daß die Versuchspersonen, deren Versuche öfter als 50 % mit dem Summerton belohnt wurden, verhältnismäßig einfache Erklärungen entwickelten.
Andere, deren Versuche mit weit unter 50% liegender Häufigkeit für richtig erklärt wurden, fanden das Problem häufig unlösbar und gaben auf.

 
 

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