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musik artikel (Interpretation und charakterisierung)

Nirvana-


1. Konzert
2. Jazz

"Ich möchte euch allen aus tiefster, ekelhaft brennender Magengrube für eure Briefe und Anteilnahme in den vergangenen Jahren danken. Ich bin zu zerrissen, zu verbittert und habe die Lust an allem verloren. Deshalb denkt daran-"It's better to burn out than to fade away!" Friede, Liebe, Mitgefühl. Kurt Cobain." So lautet die letzte Passage des Briefes, mit dem sich Kurt Cobain am 5. April von seinen Fans verabschiedet.

     Wenige Minuten, nachdem er diese Zeilen geschrieben hat, nimmt sich der Frontmann der einzigartigen Grunge-Band Nirvana mit einer Schrotflinte das Leben. Die Nachricht von diesem tragischen Vorfall erschüttert Millionen junger Menschen in aller Welt. Denn mit seinem rätselhaften und bis heute nicht unumstrittenen Selbstmord endet nicht nur das Leben eines begnadeten Künstlers, sondern findet auch ein in dieser Form nahezu einmaliges Phänomen sein unwiderrufliches Ende: die "Nirvanamania". Kurt Cobain war mit seiner Musik und seinen aggressiven Texten längst zum Sprachrohr ein ganzen Generation geworden, die dem Establishment ihren ganzen Haß, ihre Verzweiflung und Frustration entgegenbrüllt. Deshalb wollen wir euch das kurze, extreme und dramatische Leben dieses außergewöhnlichen Menschen schildern. Darüber hinaus werdet ihr die erschütternden und schockierenden psychologischen Hintergründe erfahren, die Cobains Leben wie auch seine Musik prägten und zu dem werden ließen was sie heute noch ist: ein Ereignis! Als Donald Leland Cobain am 31.

     Juli 1965 in Coeur d'Alene in Idaho Wendy Fradenburg heiratete, waren beide noch keine 21. Ein Jahr später zogen er und seine Frau Richtung Westen, auf der Suche nach einem Job. Für etwa 2 Jahre ließ sich das Ehepaar in Hoquiam nieder, einer Kleinstadt in der Nähe Aberdeens mit 17000 Einwohnern, die vom Holzhandel lebten. Dort wurde am 20. Februar 1967, im Grays Harbor Community Hospital, das erste Kind der Familie geboren. Es erhielt den Namen Kurt Donald Cobain.

     Aberdeen war ein Ort, der eher noch im Amerika der fünfziger Jahre lebte, als daß er bereits den Siebzigern entgegen geblickt hätte. Schlagworte wie "Gegenkultur" und "Anti-Vietnam_Bewegung" oder wie "Drogenkonsum" und "Wehrdienstverweigerung" hörte oder erlebte man dort sehr selten. Für die Einwohner dieses Ortes strahlte schon das benachbarte Aberdeen, das immerhin einige Museen und Bowlinghallen aufweisen konnte, einen großstädtischen Glanz aus, und das 110 Meilen entfernte Seattle im Nordosten genoß fast schon den Ruf einer Metropole. Alles, was draußen in der Welt vor sich ging, wurde dort nur langsam und eher widerwillig zur Kenntnis genommen. Zu den Entwicklungen, die man in Hoquiam nicht wahrhaben wollte, gehörte zum Beispiel der rasante Aufstieg der Popmusik. Man hätte glauben können, daß in Aberdeen und Hoquiam, beides sind Hafenstädte, wo traditionellerweise unterschiedlichste Lebensstile aufeinandertreffen, die Menschen offen für die neuen Strömungen gewesen wären.

     Tatsächlich machten sich die neuen Einflüsse dort aber zunächst so gut wie gar nicht bemerkbar, denn niemand wollte von den alten Werten abrücken, obwohl es genug Jugendliche gab, die für Ideen hätten empfänglich sein müssen. Es dauerte eben etwas länger, genauer gesagt ungefähr 2 Jahre: in den Kinos wurden die Filme "Blow-up" und "The Knack" gespielt. Der Song "Break on Through" von den Doors, der heute als Meilenstein der Rockmusik gilt, wurde von den Schülern der Hoquiam Highschool zur besten Single des Jahres gewählt. Und der Besitzer von Rosevear's Music Shop in Aberdeen bestätigt, daß die Kids plötzlich anstatt Geigen und Flöten nur noch elektrische Gitarren haben wollten. Kurts Cousin sagte, daß Kurt das Glück gehabt hatte, zu einer Zeit geboren zu werden, als die Dinge allmählich in Bewegung gerieten. Außerdem hatte er Eltern, die Rockmusik nicht nur duldeten, sondern auch selbst hörten.

     Doch Cobain wäre sicher der Letzte gewesen, der von sich gesagt hätte, er habe Glück gehabt. Bereits 1969 gab es ein erstes Anzeichen dafür, daß Kurt in Zukunft mit seinen Mitmenschen nicht immer sehr pfleglich umgehen würde. Der 78jährige Nachbar der Familie Cobain beschwerte sich, Kurt habe versucht ihm ein Ohr abzubeißen. Schon im zarten Alter von 4 Jahren zeigte Kurt eine ausgeprägte Abscheu gegenüber Autoritäten im allgemeinen und der Polizei im besonderen. Wann immer er ein Polizeiauto sah, schrie er: "Steine auf die Bullen!" Und nicht selten unterstrich er seine Worte damit, daß er tatsächlich eine Flasche oder einen Stein nach ihnen warf. Da er keine Freunde hatte bzw.

     Keine fand, weil er sich mit seinen Altersgenossen immer prügelte, entwickelte sich aus dem Kind ein Einzelgänger und ein Tyrann. Am 24. April 1970 wurde seine Schwester Kimberley geboren. Kurt fühlte sich von seiner Mutter verraten und war total unglücklich. In den folgenden Jahren zog er sich immer weiter von seiner Umwelt zurück und versank quasi in sich selbst. Er wurde zu einem richtigen Problemkind.

     Cobains lebenslange Drogenabhängigkeit nahm ihren Anfang bereits 1974, als er, im Alter von knapp 7 Jahren, zum ersten Mal Ritalin verschrieben bekam. Das ist ein Amphetamin, das mit Sedativa versetzt ist und als Schlafmittel dient. Seine Gesundheit fiel jedoch immer mehr. Er war angewiesen auf seine Medizin und mußte jede sportliche Aktivität meiden. Irgendwann kam Cobain vermutlich der Gedanke, daß jede Schwierigkeit im Leben mit einer Tablette zu überwinden sei. Später nahm er dann immer öfter Drogen als Ersatz für Medikamente zu sich.

     Am 9. Juli 1976 ließen sich Don und Wendy scheiden. Für Kurt wurde dies zu einem traumatischen Erlebnis. Seine Mutter glaubt, daß durch die Trennung Kurts Leben zerstört wurde. Auch wenn Wendy das Sorgerecht für die beiden Kinder zugesprochen bekam, blieb Kurt nicht mehr lange bei ihr und zog zu seinem Vater. Durch die Trennung versank er immer mehr in die Musik, die ab diesem Zeitpunkt ein Mittel zur Flucht vor der tristen Realität des Alltags für ihn wurde.

     Sie war seine engste Verbündete gegen den Rest der Welt. 1977 zeichnete sich allmählich der Aufstieg des Punk ab, einer Musikrichtung, die musikalisches Können bestenfalls als Möglichkeit betrachtet, nicht aber als notwendige Voraussetzung, denn nur der Wille Punk zu spielen war die eigentliche Grundvoraussetzung. Mit der langsam hinüberschwappenden Welle neuer Bands aus England entstand auch in Seattle endlich eine Alternative zu den Klängen von Pink Floyd und Yes. Ein Club namens "Bird" öffnete seine Tore für heavy/light Punks, Ausgeflippte, Gangs und Penner. Für Cobain war es ein ausgesprochenes Glück, daß gerade zu diesem Zeitpunkt, als sich seine eigene Protesthaltung entwickelte, ein Phänomen um sich griff, daß ihm zur Möglichkeit verhalf, seinem Zorn Ausdruck zu verleihen. Im Februar 1981 kaufte Kurts Onkel, um 125 Dollar, seinem Neffen eine Gitarre und gab ihm Unterricht.

     Das erste Hauptziel für Kurt war "Stairway to heaven" spielen zu können. Außerdem bestand Kurt darauf als Linkshänder, die Gitarre auch linkshändig zu spielen, obwohl dies technisch schwieriger ist. Mit 15 Jahren hörte Kurt zum ersten Mal die neue Musikrichtung, die sich Grunge nennt. Grunge ist eine Kombination aus Punk und Heavy Metal. Merkmale des Grunge: extrem verzerrte Gitarren, ohrenbetäubende Lautstärke und eine Betonung der Rhytmussektion gegenüber Gitarre und Gesang. Und dazu gab es natürlich auch eine Mode, die Cobain später mit Nirvana kreierte: Flanellhemd, zerrissene Jeans und lange Haare.

     1983 hatte Kurt gerade einmal 2 Freunde. Einer davon war Chris Novoselic, ein Sohn kroatischer Emigranten. Er war 2 Jahre älter und mehr als 10cm größer als Cobain. Chris Novoselic wurde am 16. Mai 1965 in Kalifornien geboren. Seine Eltern, Krist und Maria Novoselic, waren 1963 aus Jugoslawien ausgewandert und hatten 16 Jahre an der Westküste gewohnt, bevor sie mit ihren beiden Söhnen nach Aberdeen zogen, wo eine große kroatische Gemeinde eine neue Heimat gefunden hatte.

     Kurt und Chris entdeckten, daß sie beide die gleichen Interessen hatten. Chris teilte Cobains Einstellung zur Schule, "Alles Arschlöcher". Angeblich hingen die beiden, zunächst ohne einander zu kennen, regelmäßig im Proberaum der Melvins herum, wo sie dann irgendwann ihre gemeinsame Vorliebe für Punk und Anarchie entdeckten. Der Verkäufer von Rosevear's Plattenladen behauptet, daß sich die beiden in seinem Laden kennengelernt hatten, mit den Worten: "Wie wär's mit was zu rauchen?" Wie auch immer, fest steht jedenfalls, daß sich Cobain und Novoselic 1983 kennenlernten, daß sie sich beide gegen Autorität auflehnten und in der Musik ein Mittel zur Flucht vor dem eintönigen Leben in Aberdeen fanden. Vermutlich umfaßte Cobains Drogenkonsum 1984 bereits Marihuana, Amylnitrat, LSD und halluzinogene Pilze. 1986 war er von Percodan abhängig, einem Schmerzmittel auf der Basis von Opiaten.

     1985 verbrachte Cobain einige Nächte unter der North Aberdeen Bridge, weil ihn seine Mutter aus dem Haus hinausgeworfen hatte und weil er bei seinem Vater nicht wohnen wollte. In diesen paar Tagen spritzte Kurt zum ersten Mal Heroin. Er beschreibt diese Episode auf Nevermind in dem Song "Something in the way." Im nächsten Jahr begannen Kurt und Chris mit regelmäßigen Musikproben und Kurt nahm einen Gelegenheitsjob in einer Arztpraxis an, aus der er so viele Pillen wie nur möglich mitgehen ließ. 1987 fuhren die beiden immer wieder nach Olympia, der Hauptstadt Washingtons, weil es dort eine rege alternative Rockszene gab. Dort lernte Kurt dann auch Tracy Marander kennen und zog zu ihr.

     Im September des gleichen Jahres hatte Kurt schon ein sehr umfangreiches Songrepertoire und er und Chris stellten Aaron Burckhard als Drummer ein, doch dieser bemerkte mit Entsetzen, daß die beiden Gitarristen jeden Tag proben wollten, vor allem Cobain, Was für Aaron und Chris wenig mehr als ein Hobby war, betrachtete Kurt beinahe als eine Mission. Er nahm die ganze Sache fürchterlich ernst. Kleinere Meinungsverschiedenheiten wurden zu grundlegenden Differenzen. Kurt wollte mit dem Kopf durch die Wand und Erfolg um jeden Preis. Er lud verschiedene Künstler zu sich ein um ihnen seine Songs zu präsentieren. Ende des Jahres gab das Trio ein Konzert in Olympia.

     Die wenigen Zuschauer, darunter Slim Moon und dessen Freund Dylan Carlsen, erwarteten sich wenig, doch sie wurden eines Besseren belehrt. Durch Moon und Carlsen, die Kurt irre fanden, verbreitete sich die Kunde von dem exzentrischen Neuankömmling aus Aberdeen schnell. Kurt, Chris und Aaron gründeten eine Band der sie diverse kurzlebige Bezeichnungen gaben und sich schließlich auf Nirvana einigten. Ebenfalls in diesem Jahr begann Kurt Geld zu sparen, um ein professionelles Demoband aufnehmen zu können. Einer, der noch recht wenigen Konzertbesucher von Nirvana, war ein Diskjockey und Journalist, namens Bruce Pavitt, der spätere Boss von Sub Pop, Nirvanas erstem Label. Anfang '88 verließ Burckhard die Band und wurde durch Dale Crover ersetzt.

     Mit Kurts Ersparnissen und einem Darlehen von Marander buchte Nirvana 6 Stunden in den Reciprocal Aufnahmestudios in Seattle. Drei der zehn Nummern, die sie dort am 23. Jänner '88 aufnahmen, erschienen auf Nirvana erster LP, die anderen auf dem retrospektiven Sample Incesticide. Bereits diese frühen Songs zeugten deutlich von Cobain unbeirrbarem Glauben, daß er er Welt etwas zu sagen habe, und lieferten den Beweis dafür, daß man auch sehr intensive Texte mit lautem elektrischen Rock'n'Roll verbinden kann. Die Session in den Aufnahmestudios brachte Nirvana mit Jack Endino zusammen, der sich der in Seattle neu entstehenden Musikszene widmete. Er war total von Kurt beeindruckt, und als er gemeinsam mit Bruce Pavitt sein eigenes Label eröffnete, mit dem Namen Sub Pop, nahmen sie sofort Nirvana unter Vertrag.

     Ebenfalls in diesem Jahr spielte der Radiosender KCMU zum ersten Mal einen Song von Nirvana, und zwar "Floyd the Barber". Gegen Ende des Jahres brachte Sub Pop Nirvana erste Single heraus:"Love Buzz"/"Big Cheese". In den folgenden Monaten wurde Cobain als Songwriter und Sänger von Nirvana immer populärer. Seine Bandkumpels standen völlig im Schatten. Dies blieb auch in den folgenden Jahren der Fall. Journalisten strömten nach Seattle um mit ihm ein Interview führen zu können.

    

 
 

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