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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Sklaverei in der neuzeit



Die Erkundung der afrikanischen Küsten und die Eroberung Nord- und Südamerikas durch Europäer im 15. Jahrhundert sowie die Kolonisierung Nordamerikas in den drei darauf folgenden Jahrhunderten bereiteten dem Sklavenhandel der Neuzeit den Boden. Portugal, dem es an Arbeitern für die Landwirtschaft fehlte, war die erste neuzeitliche europäische Nation, die ihren Bedarf an Arbeitskräften durch den Import von Sklaven deckte. Ab 1444 engagierten sich die Portugiesen auf den Sklavenmärkten an der westafrikanischen Küste. Bald nahm auch Spanien den Sklavenhandel auf, aber mehr als ein Jahrhundert lang beherrschte Portugal praktisch den gesamten afrikanischen Markt. Das ganze 15. Jahrhundert hindurch verkauften arabische Händler Sklaven aus Zentralafrika auf Märkten in Arabien, im Iran und in Indien.
In Lateinamerika versklavten im 16. Jahrhundert die spanischen Kolonisten zunächst die einheimische Bevölkerung. Nachdem diese, mit aus Europa eingeschleppten Krankheiten infiziert, nahezu vollständig ausgelöscht war, importierten sie Afrikaner in die spanischen Kolonien. Von denen glaubten sie, dass sie für die harte Zwangsarbeit in dem ohnehin strapaziösen Klima besser geeignet seien.
England beteiligte sich seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts am Sklavenhandel und kämpfte um das bislang Portugal vorbehaltene Recht, die spanischen Kolonien zu beliefern. Frankreich, Holland, Dänemark und die amerikanischen Kolonien selbst folgten als Mitbewerber. 1713 wurde der British South Sea Company das exklusive Recht eingeräumt, die spanischen Kolonien zu beliefern.
In Nordamerika gingen die ersten afrikanischen Sklaven 1619 in Jamestown (Virginia) an Land. Sie wurden von englischen Privatleuten nach Amerika gebracht und unterlagen der limited servitude (begrenzte Knechtschaft), dem gesetzlichen Status indianischer, weißer und schwarzer Diener in fast allen englischen Kolonien der Neuen Welt vor Einführung der Sklaverei. Zunächst wurden nur wenige Sklaven nach Amerika gebracht, so schien es nicht erforderlich, ihre Rechtsstellung näher zu regeln. 1641 wurden dann aber in Massachusetts, 1650 in Connecticut und 1661 in Virginia Gesetze erlassen, die ausdrücklich die Sklaverei betrafen; es ging dabei meist um entlaufene Sklaven.


© 2000, Axel Busch
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entwickelte sich in den südlichen Kolonien Nordamerikas das Plantagensystem. Die Anzahl der als Feldsklaven nach Amerika gebrachten Afrikaner stieg sprunghaft an, einige Küstenstädte weiter im Norden wurden zu Zentren des Sklavenhandels. Allgemein kann man sagen, dass Sklaven in den nördlichen Kolonien Nordamerikas im Haus oder in Handel und Gewerbe eingesetzt wurden, in den Kolonien der Region New York, New Jersey und Pennsylvania waren sie in der Landwirtschaft tätig, und in den späteren Südstaaten, wo die Plantagenwirtschaft blühte, mussten fast alle Sklaven auf den Feldern arbeiten.
Mit der Zeit wurden die Sklaven aus Afrika für die englischen Kolonien in Amerika immer wichtiger; besonders im Süden basierten Wirtschaft und Gesellschaft wesentlich auf der Sklavenwirtschaft. Nun wurden auch die sie betreffenden Gesetze geändert. Zur Zeit des Nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieges (1776-1783) waren sie nicht mehr vertraglich gebundene Diener, sondern Sklaven im umfassendsten Sinne des Wortes. Es gab besondere Gesetze, die ihren rechtlichen, politischen und sozialen Status gegenüber ihren Besitzern regelten.
Gesetzlich hatten die amerikanischen Sklaven sogar einige Rechte, beispielsweise auf Unterstützung im Alter oder bei Krankheit, in einem gewissen Rahmen auch auf religiöse Unterweisung. Außerdem hatten sie das Recht auf einen Rechtsvertreter und wurden in speziellen Fällen sogar als Zeugen zugelassen. Gewohnheitsrechtlich wurden ihnen häufig auch Privateigentum, die Eheschließung, Freizeit, Vertragsfähigkeit zugestanden. Ob sie diese Rechte ausüben konnten, lag jedoch einzig im Belieben des Besitzers. Tatsächlich wurden selbst die grundlegenden Menschenrechte oft missachtet. Sklavinnen wurden beispielsweise beständig von ihren Besitzern vergewaltigt, Familien wurden häufig zerrissen, wenn ihre Mitglieder an verschiedene andere Plantagen verkauft wurden. Im Prinzip war die brutale Behandlung von Sklaven, etwa ihre Verstümmelung, das Einbrennen von Brandzeichen, In-Ketten-Legen und Mord gesetzlich eingeschränkt oder verboten. Solche Grausamkeiten wurden jedoch bis in das 19. Jahrhundert nicht nur häufig verübt, sondern normalerweise auch nicht geahndet.

 
 

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