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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Leben und werk des phaedrus





Die Angaben zu den Lebensdaten des Phaedrus sind unsicher: Er soll ca. 15 v. Chr. in Pierien, einer Provinz in Makedonien, auf dem Berg "Pierus" geboren worden sein. Gestorben ist er um ca. 50 n. Chr..

Als Freigelassener schien er es zur Zeit des Tiberius schwer gehabt zu haben, literarisch beachtet zu werden. Er hatte für sich die Fabel als Literaturform gewählt, die in Rom bisher nur wenig zu literarischen Ehren gekommen war. Jedoch wird er von den Literaten seiner Zeit anscheinend nicht beachtet, sehr wahrscheinlich eine Antwort auf sein großtuerisches Auftreten als Freigelassener und seinen kleinmütigen Beschwerdegeist. Dass er sich als großer Literat zu wenig beachtet sah, ist aus seinem Werk gut zu erkennen (Prologe und Epiloge; Entwicklung seines Selbstwergefühls vom ersten bis zum fünften Buch, s.u.).

Phaedrus trat in die Fußstapfen des Griechen Äsop. Er sah seine eigene Leistung zunächst nur in der Verfeinerung der Prosavorlage Äsops durch den Vers und versprach die Vermittlung von unterhaltsamer Lebensklugheit. Es wird vermutet, dass zuerst nur eine Ausgabe in zwei Büchern geplant war, da zu seinem ersten Buch ein Schlusswort fehlt. Im Prolog des zweiten Buches stellte Phaedrus sich noch ganz hinter Äsop, kündigte allerdings schon eigene Produkte an. Im Epilog dieses kann man zum ersten Mal den Neid erkennen, der ihm entgegenschlug, weil er sich schon von seiner Vorlage löste. Ein weiterer Grund für die Missgunst war wahrscheinlich, dass er zu stolz auf seine literarische Leistung war. Im Epilog des dritten Buches präsentiert Phaedrus seinen literarischen Gönner, den reichen Freigelassenen (?) Eutychus. Er erhoffte sich von Eutychus Rechtsschutz, Geld und Geltung, Dinge, die ihm bisher verwehrt waren. Er schien nämlich durch Seianus, einem sehr mächtigen Prätorianerpräfekten des Tiberius, in einem Prozess in große Schwierigkeiten gekommen zu sein, wahrscheinlich deshalb, weil von jenem eine Fabel als versteckter Angriff empfunden wurde. Die Schutzfunktion des Eutychus schien nicht lange gedauert zu haben, denn im Epilog des vierten Buches wird ein Particulo erwähnt. Phaedrus nimmt sich nun in seinem Selbstbewusstsein mehr zurück und unterlässt den belehrenden Stil wie vorher gegenüber Eutychus. Im Prolog des vierten Buches wird nun wieder auch der Name Äsops erwähnt; bezeichnenderweise nennt Phaedrus seine Fabeln jetzt ,,Äsopische Fabeln". In dem Epilog dieses Buches schreibt er, dass seine Fabeln mit beiden Namen verbunden, durch ihn selbst aber mit ,, abwechslungsreicher Vielfalt" und ,,Knappheit" versehen seien.

Im Prolog des fünften Buches wird deutlich, dass Phaedrus doch nur mit dem Markenzeichen \"Äsop\" Erfolg haben kann. Er müsse wie in der bildenden Kunst handeln, wo sich ein Produkt unter dem gefälschten Namen eines großen Vorgängers besser verkaufen lasse als unter dem des Nachgestalters. So steht Phaedrus am Ende seines Werkes wieder da, wo er angefangen hat, ohne erreicht zu haben, was er eigentlich erstrebt hat. Martial nennt ihn später den \"dreisten Phaedrus\"; damit meint er dessen mangelnde Urteilskraft und Übersicht, "die nie das Passende beachtet, sondern nur entrüstet das vermeintlich Richtige eingeklagt hat" (Severin Koster).

Ein abschließendes Urteil über Phaedrus von Severin Koster (Quelle s.u.): "Wenn auch versucht wurde, Phaedrus aus sozialkritischer Sicht zu würdigen, so ist doch festzustellen, daß er nicht mehr als ein Poet ist, der vergeblich versucht hat, zum großen Dichtertum aufzusteigen. Weder war aber seine Literaturform groß, noch die Fähigkeit, das Kleine in Größe zu zeigen. Manches in seinem Gehabe hat er wie die Großen, von Lukrez bis Ovid, zu machen versucht und geglaubt, dies allein reiche aus, den Parnaß zu erklimmen. Einsichtslose Hartnäckigkeit ließ ihn aber anecken und durchfallen. Immerhin aber bietet er das seltene, wenn nicht gar einzige Beispiel eines antiken Autors, das uns die Gesinnung eines Vertreters der nicht privilegierten Schicht in wünschenswerter Klarheit zeigt, allerdings keinen Schriftsteller dieser Klasse, vor allem aber auch keinen von Klasse."

 
 



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