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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Joseph goebbels



Joseph Goebbels wurde am 29. Oktober 1897 im niederreinischen Städtchen Rheydt als dritter Sohn eines Buchhalters geboren. Schon von Anfang an entdeckte man das Talent des begabten Jungen. Als Jahrgangsbestem standen ihm die Pforten der Universitäten offen. Dies wart für den Sproß aus kleinbürgerlichem Haus ein Erfolg und ein Genugtuung, denn Zeit seiner Jugend war er eine Randfigur, geprägt von Selbsthaß und Selbstmitleid. Die Gründe für solche Gefühle war ein verkümmerter Fuß, der ihn ab seinem vierten Lebensjahr bis zum Tod begleitete.
Als der junge Goebbels wie viele andere von der Kriegseuphorie 1914 angesteckt wurde meldete er sich zur Musterung, wurde jedoch aufgrund seines verkrüppelten Fußes als untauglich befunden.
In der Abgeschiedenheit seiner Dachkammer lernte er fortan mit Leidenschaft zu hassen. Sein grenzenlose Verachtung richtete sich gegen die "Canaille Mensch", wie es Goebbels in seinem Tagebuch niederschrieb.
Zugleich lehrte Goebbels die erfahrung seine körperlichen Nachteile durch besonders forsches Auftreten zu überspielen. Dabei machte er auf der Bühne eine gute Figur und konnte so leicht Menschen in seinen Bann ziehen, von dem er auch später noch Gebrauch machte.
Im November 1921 promovierte Joseph Goebbels an der philosophischen Fakultät in Heidelberg. Damit stieg der Studiosus zum "Herrn Doktor" auf, was ihm gesellschaftliches Ansehen einbrachte, aber nicht seinen Lebensunterhalt sicherte. Daher musste er seine klangvolle Stimme, anstatt vor erlauchten Auditorien, beim Ausrufen von Akrienkursen im Börsensaal gebrauchen. Der Dienst im "Tempel des Materialismus" war im verhaßt, was auch den Nährboden für erste antisemitische Triebe bildete. Das "internationale Finanzjudentum" stempelte Goebbels als Sündenbock für das wirtschaftliche Elend seiner Zeit ab.
Nach einem Dreivierteljahr musste Goebbels die Tätigkeit an der Börse aufgaben. Er bewarb sich nun als Redakteur beim liberalen Berliner Tagblatt, wo er kein Glück hatte. Die Ablehnung aus der Hauptstadt passte genau in sein Weltbild, da die Eigentümer und Vorzeigejournalisten jüdischen Ursprungs waren.
Die Meldungen von Hitlers fehlgeschlagenen Putsch rissen den Schreibtischhelden aus seiner Lethargie. Mit wachsender Begeisterung verfolgte Goebbels die theaterreifen Auftritte des Hauptdarstellers beim Münchner Hochverratsprozeß. Wie ein Lehrling verneigte er sich vor den Reden des Propheten, in denen er einen neuen politischen Glauben entdeckte.
Vom Wunderglauben angesteckt begleitete Goebbels einen alten Schulfreund immer wieder zu Treffen des "Völkisch-sozialen Blockes" in seiner Heimat. Dort fasst Goebbels auch wieder ein wenig Hoffnung, da er nun in einer Zeitschrift namens "Völkische Freiheit publizieren durfte. Zuerst waren es noch Artikel ohne Entgelt, bald jedoch Übernahm Goebbels die Rolle des Chefredakteur und beinahe die ganze Zeitung stammte aus seiner Feder.
Erfolgserlebnisse bescherte die Parteitätigkeit dem neuen Mitglied auch auf der Rednertribüne. Nach ersten Lachern des Publikums über Goebbels Aussehen, mauserte sich der hagere Redner zu einem Propagandainstrument, welches größten Zuspruch erntete wenn es mit schneidendem Sarkasmus über seine Gegner herzog oder Vorwürfe und Zwischenrufe in stechende Gegenangriffe ummünzte.
Schon bald tingelte Goebbels durch die Versammlungssäle und Parteilokale des Reiches. Dies blieb auch dem Festungshäftling Hitler nicht verborgen, dessen Partei ohnehin nicht gerade mit brillianten Rhetoren aufwarten konnte.
Als 1926 in Bamberg der parteiinterne Nord-Süd-Streit zur Entscheidung anstand, ruhten alle Hoffnungen der "revolutionären" Fraktion auf Joseph Goebbels. Dieser enttäuschte jedoch, da er sich seinem Führer verpflichtet fühlte. Als eine Art von Dank erhielt Goebbels den Posten des Gauleiters von Berlin-Magdeburg. Er sollte das Pflaster der "roten" Reichshauptstadt für die NSDAP erobern.
Folglich ließ Goebbels nichts aus, was Schlagzeilen versprach. Als Schauplatz für Aufmärsche und Versammlungen wählte er bewußt die kommunistischen Reviere in den Arbeitervierteln aus und setzte bewußt auf die Wirkung von Straßenschlachten. Zu diesem Zweck rekrutierte er eine mobile Schlägertruppe, die den größtmöglichsten Krawall machen sollte. Nach einem Vorfall mit einem evangelischen Pastor wurde diese jedoch verboten.
Seine Stimme, die aufgrund dieses Verbots zum Schweigen verurteilt war, ersetzte der Redner durch die Kampfschrift "Der Angriff". Ihre Attacken galten vor allem einem Mann: dem Berliner Vizepolizeichef Bernhard Weiß. Durch dick aufgetragene Karikaturen unter dem Decknamen Isidor wurde Goebbels schlußendlich in Berlin bekannt.
Nach der Wiederzulassung der Partei errang die NSDAP bei den Wahlen in Berlin 1928 gerade 2,6 Prozent. Damit wurde Joseph Goebbels Mitglied des Reichstage, was ihm auch politische Immunität einbrachte. Nun konnte er eine öffentlichkeitswirksame Arena zum Angriff gegen die Demokratie benutzen.
Die gewonnene Immunität nutzte er im Reichstag für Schimpftiraden gegen die Republik. Der eigentliche politische Kampf verlagerte sich aber auf die Straße, wohin die gewaltige Wirtschaftskrise immer mehr Menschen hinverschlug. Oft eskalierten die Auseinanderetzungen der politisch verfeindeten Kampfgrzppen.
Die blutigen Schlägerien forderten Verletzte und Tote. So pflegte Goebbels die erste Reihe vor seinem Rednerpult mit an den Köpfen effektvoll bandagierten SA-Schlägern auszustaffieren. Weiters wurde jedes Begräbnis von ihm als propagandistische Großveranstaltung mißbraucht.
Der hagere Volkstribun wurde auf diese Wiese der Fürsprecher des "kleinen Mannes", der die Not der Massen gezielt für flammende Reden gebrauchte. Wie ein Prediger bestärkte er seine Gemeinde im Glauben an die "nationale Auferstehung" und an Hitler als Erlöser.
Im Umgang mit Parteigenossen gelang es ihm immer rechtzeitig sich auf die Seite der Majorität zu schlagen. Als die ihm ergebene Berliner SA unter ihrem Anführer Walter Stennes offen gegen die Basis in München revoltierte säuberte er die Partei rigoros von den verrätern. Ähnlich behandelte er seine früheren Weggefährten die Brüder Gregor und Otto Strasser.
Als Dank für sein striktes Gehorsam machte der Lehrherr seinen Vasallen zum Reichspropagandaminister der NSDAP. Als Wahlkampfregisseur beglückte Goebbels in der Kapitulationsphase der Weimarer Republik das gesamte Reich mit seiner Kundgebungskampagne.
Obwohl die Zeit des Wahlkampfes vom erhöhten Stress geprägt wurde war es sicherlich eine der glücklichsten Phasen seines Lebens. In einer Partei, in der Propaganda großgeschrieben wurde, galt er als Mann der Stunde. Dabei zog er alle Register der modernen Massenmanipulation.
Belohnt wurde Goebbels mit explodierenden Wahlergebnissen und dem aufmunterndem "Führer"-Lob. Vom restlichen Teil der braunen Riege wurde er jedoch zeitlebens als Sonderling dargestellt, da man die Parteiideale von Muskelkraft, aufrechter Gestalt und blonden Haaren in Goebbels nicht verwirklicht sah. Zusätzlich verfügte Goebbels noch über geistige Gewandheit, welche ihm auch nicht mehr Freunde machte.
Gegen Ende des Jahres 1931 ehelichte Goebbels Magda Quandt, geborene Ritschel. Hitler salbte durch seine Trauzeugenschaft den Ehebund, der ein beträchtlicher Prestigegewinn für den Emporkömmling war. Die großbürgerliche Quandtsche Residenz am Reichskanzlerplatz wurde zum Treffpunkt der braunen Gesellschaft und zu einem zweiten Zuhause für Adolf Hitler.
Am 30.Januar 1933 erlebte Goebbels den Triumph seines Wahlkampfes. Der eingedeutschte Österreicher Adolf Hitler wurde zum Reichskanzler ernannt. Trotzdem verfiel Goebbels später in tiefe Depressionen, da in der Regierung kein Platz für den rabiaten Agitator war. So mußte er sich damit begnügen, zum letztenmal in die Wahlschlacht zu ziehen und den staatlichen Rundfunk für seine Zwecke einzuspannen. Wie kein anderer Politiker erkannte er die Macht dieses Mediums, was auch dazu führte, dass er Hitler nur mehr in solchen Städten auftreten ließ, die Übertragungsanlagen besaßen.
Nachdem sich die neuen Machthaber ihrer ungeliebten Koalitionspartner entledigt hatten, durfte auch der im Hintergrund trommelnde Goebbels zum Zug kommen. Am 14. März 1933 leistete Goebbels seinen Amtseid als "Minister für Volksaufklärung und Propaganda".
Innerhalb weniger Tage stampfte Goebbels ein Ministerium aus dem Boden, das in der deutschen Geschichte ohne Vorbild war. Noch nie zuvor wurde ein solch massiver Angriff auf das Bewußtsein der Menschen unternommen. Junge Parteigenossen mit hohem Bildungsgrad wurden in verschiedene Abteilungen wie Film, Rundfunk oder Presse zusammengefasst, die folgende Zielvorgabe des Propagandachefs hatten: "Wir wollen die Menschen so lange bearbeiten, bis sie uns verfallen sind."
Lautsprecher auf öffentlichen Plätzen und Radiogeräte, Marke "Volksempfänger", verschafften den neuen Herrn im Land die Aura medialer Allgegenwart. Die Presselandschaft wurde so umgepflügt, dass nur mehr verstaatlichte Journalisten zum Schreiben berechtigt waren. Weiter wurde ihnen ihre Wortwahl vorgeschrieben, was jede Zeitung ähnlich klingen ließ. Durch das Berufsverbot für alle jüdischen Kulturschaffenden wurde die geistige Elite des Landes in den Exodus getrieben.
Der aufkeimende Schatten der Rassenpolitik wurde in der Öffentlichkeit durch ein Feuerwerk von Glanzlichtern überstrahlt. So sah ganz Deutschland wie die Arbeitslosen von einst, endlose Asphaltschneisen durch das Land schlugen. Sie vernahmen mit religiöser Ergriffenheit, dass sie von einer Lichtgestalt, die nicht mehr von dieser Welt war, regiert wurden. Das wirkungsvolle Propagandawerk Goebbels hatte den Mythos des "Führers" geboren.
Der Zeremonienmeister konnte sich über mangelnde Arbeit nicht beklagen. Auch beim Vörlkerbundtreffen in Genf weilte er unter den Delegierten. Zu gern hätte er Hitlers Politik nicht nur verherrlicht sondern auch aktiv mitbestimmt. Da der Meister seinen Kurs jedoch selbst bestimmte, musste sich der Propagandaminister mit Kleinkriegen gegen andere Resorts um Kursausrichtung und Kompetenzen abfinden. Wenn der kleine Doktor dann in die Schranken gewiesen wurde half nur mehr der Bittgang zum Führer, der allerdings mit Vorliebe allen Streithähnen gleichermaßen ihre Plätze zuwies.
Goebbels wusste, dass nur Hitlers Gunst sein eigenes Überleben garantierte. So drängte er sich erschrocken an die Seite seines Herrn, als er mitbekam, dass die SA-Spitze um Ernst Röhm ans Messer geliefert wurde.
Während die "Kampfzeit" Goebbels Hochpunkt markierte, so intonnierte schon fast ganz Deutschland die "Heil"-Rufe. Propaganda war von nun an nicht mehr so wichtig, da sowieso schon die ganze Bevölkerung hinter Hitler stand. Die Agressionen Goebbels richteten sich nun gegen den Klerus, der sich der vollständigen Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus entzog. Popularität konnte er mit diesem Propagandafeldzug nicht erringen. Die Stimmung der Bevölkerung blieb ablehnend, was zu einer Einstellung der Kampagne führte.
Den schleichenden Bedeutungsschwund in der Führungsriege kompensierte der Privatmann Goebbels durch eine forcierte Anhäufung von Statussymbolen. So übersiedelte die ganze Familie in ein Backsteinvilla am Wannsee, und auch Sportautos legte sich der begabte Agitator zu.
Um sein Auftreten musste sich Goebbels also keine Sorgen mehr zu machen. So lud der Stadthalter von Berlin anläßlich der Olympischen Spiele 1936 Gäste aus aller Welt ein. Das rauschende Fest der Superlative sollte etwas vom Glanz des Sportspektakels auf dessen maßgeblichen Mitgestalter lenken. Doch dank der eingeladenen Kumpanen aus seiner Kampfzeit entartete die Ballnacht am Ende mit trink. und handfesten Exzessen zum gesellschaftlichen Skandal.
Trotzdem arbeitete Goebbels weiter an seinem Selbstporträt eines "Mannes von Welt". So ließ er sich vom Berliner Oberbürgermeister ein Backsteinhaus nördlich der Hauptstadt spendieren. Weiters stattete er das Dienstpalais, welches laut seiner Aussage ausschließlich repräsentativen Zwecken diente, mit edlen Mobiliar aus.
Seine repräsentativen Latifundien bildeten den passenden Rahmen für die öffentliche Vorführung einer musterhaften Famillienidylle. Frau Magda erfüllte ihr Geburtensoll und schenkte dem Führer sechs Kinder (Helga, Hilde, Helmut, Holde, Hedda, Heide), die alle folgsam, blond und gläubig waren.
Für familiäre Verpflichtungen hatte Goebbels jedoch wenig Zeit. Zum Ersten arbeitete er vom frühen Vormittag bis spät in die Nacht, und Zweitens ließ er seiner nahezu zwanghaften Leidenschaft für andere Frauen freien Lauf.
Wichtig war Goebbels bei den zahlreichen Affären vor allem sein Ruf als Eroberer beizubehalten. Gefühle spielten dabei eher eine untergeordnete Rolle. Mit dem Klischee des Goebbels als Frauenheld konnte er seine Komplexe hervorragend überspielen.
Doch selbst der wehrhafte Papageno war vor Gefühlen nicht gefeit. So entwickelte sich sein Seitensprung mit der tschechischen Schauspielerin Lida Baarova zu einer fatalen Liebesaffäre, die Stadt- und Staatsgespräch wurde. Als seine Frau Magda davon Wind bekam veruchte man sich in harmonischer Dreisamkeit, was jedoch nicht lange gut ging. So erwog die entnervte Ehefrau schließlich die Scheidung. Da jedoch solche Entscheidungen im Dritten Reich Chefsache waren mischte sich Hitler persönlich ein. Er verfügte, dass das Ehepaar sich wieder zusammenzufinden habe, und erließ für Goebbels eine strikte Kontakstsperre zu Lida Baarova.
Im Machtzentrum sah sich Goebbels nun aufs Abstellgleis manövriert. Von der eiskalten Verfügung war der kleine Doktor erschrocken und beeindruckt zugleich. So beschloß er nun, dass Hitlers Gunst ihm wichtiger sei als jede innerliche Gefühlsregung.
Lida Baarova wurde mit Goebbels Einverständnis nach Prag abgeschoben. Die entzweiten Eheleute schlossen unter Hitlers Aufsicht auf dem Berghof einen neuen Ehevertrag. Die Affäre war dadurch aus der Welt geschafft, Goebbels Renommee blieb auf dem Tiefpunkt.
Als im November 1938 die Meldung aus Paris eintraf, dass der deutsche Botschaftssekretär von einem jungen jüdischen Attentäter erschossen wurde, bot das Goebbels die Möglichkeit seinen Haß gegen das "jüdische Verbrechergesindel" auszutoben. Wie in seiner Kampfzeit begann sich der radikalste Aufrührer nun wieder hervorzutun. SA-Männer in Zivil steckten im ganzen Reich die Synagogen in Brand, demolierten und plünderten jüdische Geschäfte. Über 20000 Menschen wurden wie Vieh auf Lastwagen verladen und in Konzentrationslager verfrachtet. Der Drahtzieher freute sich diebisch über den verheerenden Wiederhall seiner Initialzündung, die offiziell nichts mit der NSDAP zu tun haben sollte.
Pateiintern wurde Goebbels für diese Tat jedoch scharf kritisiert, da die Entfernung der Juden aus dem öffentlichen Leben "geräuschlos", in Form von Bürokratie und Verordnung, geschehen sollte.
Da die weltweiten Proteste schnell verebbten, gewann Goebbels wieder Oberwasser. Er sollte nun auf Befehl Hitlers die Bevölkerung mental auf einen kommenden Krieg vorbereiten. An seinem fünfzigsten Geburtstag präsentierte Goebbels den Staatschef als kampfentschlossenen Kriegsherrn. Ihm selber war nicht wohl bei dem Gedanken, dass ein Krieg mit dem Westen das Gefüge des Geschaffenen erschüttern könnte. Als bösen Kriegsgeist Hitlers ortete er Joachim von Ribbentropp, der darüberhinaus auch noch den Pakt zwischen den Erzfeinden Hitler und Stalin inszenierte.
Trotz aller persönlichen Abneigung gegen den Krieg bereitete der Propagandaminister die Unterwerfung Polens mit Greulmeldungen vor. Insgeheim hoffte er aber, dass die Westmächte zurückhaltend agieren würden und es nicht zum Kriegsfall komme. Auch glaubte er hinter der Militäruniform endgültig aus Hitlers Sichtfeld zu verschwinden.
Für einen Moment befielen Goebbels auch Zweifel an der "Unfehlbarkeit" seines Führers. Nicht nur "Blitzsiege" und die Untätigkeit der Briten wie Franzosen zersprengten bald die Bedenken, sondern auch eine bereits neun Monate zuvor gezündete Bombe, die Hitler nur knapp verfehlte. Goebbels glaubte, dass Hitler erst sterben würde, wenn seine Mission erfüllt ist.
Den nächsten Schritt dieser Mission bildete die Liquidierung der Elite Polens. Weiters wurden alle Juden in Ghettos abgschoben, in denen auch Goebbels auf Inspektionsreise tätig war. Als er von seiner Erkundungstour zurückkehrte empfahl er sich dem Führer einmal mehr als übereifriger Antisemit. Er konzentrierte sich vor allem auf den Film "Der Ewige Jude", in dem er Anregungen für die zukünftige Behandlung der Juden lieferte. Der Streifen war eines der übelsten Machwerke aus der Giftküche des Propagandabetriebs. Menschen wurden beispielsweise mit Ratten gleichgestellt. Der phyischen Vernichtung ging die Vernichtung durch Worte und Bilder voraus.
Propagandistische Begleitmusik lieferte Goebbels auch zu den Feldzügen Hitlers. Geschickt machte er Stimmung gegen die britischen "Plutokraten" und französischen "Kriegstreiber", oder er lenkt nebenbei die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von Einmarschplänen des Führers ab.
Besonders erbittert tobte die Wortschlacht um England. Der britische Premier Winston Churchill wurde als Whiskysäufer, der fest im Griff der "jüdischen Plutokratenclique" war, dargestellt. Goebbels war in seinem Element, da er endlich wieder einen Widerpart gefunden hatte. Nun konnte er wieder auf Attacken antworten wie in der selig beschworenen "Kampfzeit".
Als Hitler den Waffenstillstand mit Frankreich schließt scheint die demütigende Kapitulation im Ersten Weltkrieg vergessen zu sein. Die Schmach ist nun ausgelöscht. Auf diese Weise jubelte auch der sonst so skeptische Goebbels, der nun nicht mehr von Sorgen und Ängsten über den Kriegsausgang, geplagt wurde.
In Kriegsbelangen wurde er jedoch weiterhin nicht eingeweiht. Goebbels grämte noch immer der Pakt mit der Sowjetunion. Als Ende 1940 der russische Außenminister Molotow Berlin besuchte mokierte sich Goebbels über die "Physiognomien der Gäste aus Moskau". Kein einziger Kopf von Format in der ganzen Delegation. Auch in der Verdammung des Osten folgte er der Linie seines Führers.
Im März 1941 wurde Goebbels in Kenntnis gesetzt, dass ein Feldzug gegen Rußland auf dem Plan stehe. Dazu war jedoch auch ein ausgeklüglter propagandistischer Feldzug vonnöten, der als Schützenhilfe und taktisches Ablenkungsmanöver herhalten sollte.
Dem Propagandaminister fiel in diesem Täuschungsspiel eine besondere Rolle zu. Er verfasste im "Völkischen Beobachter" einen andeutungsreichen Aufsatz über die Besetzung Kretas und die angeblich bevorstehende Invasion Englands. Sogleich ließ er mit Getöse die Auflage der Zeitung beschlagnahmen, damit ausländische Beobachter denken, dass der Autor wichtige deutsche Kriegspläne verraten habe. Flankiert von der Selbstinszenierung einer bevorstehenden Invasion und einer Flut widersprüchlicher Falschmeldungen, schien der Propagandacoup erfolgreich. Selbst in Moskau war die Überraschung perfekt, als im Morgengrauen des 22. Juni 1941 der Überfall auf die Sowjetunion begann.
Die deutsche Bevölkerung sollte die zweite Front als eine Art "Kreuzzug Europas gegen den Bolschewismus" ansehen. Die Legende von Hitlers Präventivschlag täuschte wirksam über den wahren Charakter des Vernichtungsfeldzuges hinweg.
Schon im Vorhinein war ganz Deutschland vom siegreichen Ausgang dieser Mission überzeugt. Auch Goebbels prieß den Feldzug als sichere an.
Nach anfänglichen Erfolgen kam die deutsche Kriegsmaschinerie jedoch ins stottern. Die Ausrüstung der Sowjetarmee war gründlich unterschätzt worden. Während der Führer eine schwere Krise durchmachte, überhäuften Goebbels Wochenschauen das ganze Land mit falschen Siegesmeldungen. Vor Moskau versackte das Unternehmen Barbarossa im Schlamm, da die Führung den Soldaten eine ausreichende Winterausrüstung versagte.
Diese erste schwere Krise nahm Goebbels zum Anlaß sich als Feldprediger aufzuspielen und die deutsche Gesellschaft zu einer Schicksalsgesellschaft umzuformen. So ließ er tonnenweise Wolle und Wintersachen sammeln, die dann zu den Soldaten an die Front transportiert wurden. Statt Siegerlaune verlangte er Opferbereitschaft. Jeder der nicht mit der Waffe im Krieg kämpfte musste sich in den Dienst der deutschen Rüstungswirtschaft stellen.
Dies galt auch für die jüdischen Bürger, denen Goebbels nach und nach sinnlose Verbote auferlegte. Ihm hatten die Juden auch den Judenstern zu verdanken, den sie als Kennzeichen tragen mussten. Daran kann man erkennen, dass es Goebbels nicht so sehr an der Ausrottung der Juden gelegen ist, sondern mehr an ihrer Demütigung. Durch solche Aktionen versuchte er auch seinen Ruf als radikaler Rassenfanatiker zu retten.
Weiters war dem Redner bewusst, was die "Endlösung der Judenfrage" für Deutschland bedeutete - den millionenfachen Erstickungstod. Die Juden wurden ab dem März 1942 systematisch nach Osten abgeschoben und in Ghettos kollektiviert. Das Strafgericht, welches an ihnen vollzogen wurde bezeichnete Goebbels als barbarisch, aber verdient.
Goebbels wußte auch, dass die Brücken zur Völkergemeinschaft durch solche Greultaten auf Dauer abgebrochen waren. Entweder werde der Krieg gewonnen oder Deutschland drohe Schlimmes. Alles oder Nichts, Sieg oder Untergang - die Antwort des Propagandaministers auf das Debakel an der Fronthieß "totaler Krieg".
So konnte Goebbels mit seiner berühmt-berüchtigten Sportpalastrede vom 18. Februar 1943 das Volk für die Idee des totalen Krieges gewinnen. Im Anschluß an die Rede urteilte er anschließend im kleinen Kreis über seine Zuhörer: "Wenn ich ihnen befohlen hätte, vom Dach eines Hochhauses zu springen, sie hätten es getan."
Mit der Rede seiner Reden sicherte sich der Volkstribun den ersten Rang im Reich- Während die übrigen Mitglieder der NSDAP schon auf Tauchstation waren versuchte Goebbels seine immer irrwitzigeren Propagandavorstellungen in die Tat umzusetzen. Doch von Goebbels totalitärer Wahnvorstellung war die Wirklichkeit noch weit entfernt.
Erst als Hitler nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 nur noch Verrat in seiner Umgebung witterte, rückte der getreue Gefolgsmann in das Zentrum der Macht. Goebbels war im Ziel angelangt. Als "Reichsbevollmächtigter für den totalen Kriegseinsatz" übte der >Redner von nun an die Funktion eines Kriegsdiktator aus. Er versuchte die letzten Reste von ziviler Gesellschaft zur Opferbereitschaft für den Krieg zu zwingen.
Persönlich glaubte Goebbels kaum mehr an einen Endsieg. Die Lage im Osten bereitete ihm immer größere Sorgen und auch sein Führer konnte nichts dagegen unternehmen.
Der Bevölkerung machte er durch geschickte Propaganda aber immer noch Hoffnung auf den "Endsieg". Einmal versprach er geheimnisvolle Wunderwaffen mit atemberaubender Wirkung, ein anderes mal weissagte er den bevorstehenden Bruch des alliierten Bündnisses - beides Voraussagen, die sich nicht annähernd erfüllten.
Währenddessen zählte für die meisten nur mehr der Kampf ums eigene überleben. Die gläubigsten Opfer fand der Rattenfänger zuletzt unter denen, die in ihrem Leben nie andere Botschaften gehört hatten. Die Jüngsten vertrauten seinen Worten, sie ließen sich von seinen Trugbildern blenden und von seinen kämpferischen Parolen entflammen. So mussten gegen Ende des Krieges im Kampf um Berlin noch einmal zehntausende Menschen ihr Leben lassen.
Die meisten Paladine Hitlers waren inzwischen aus der Reichshauptstadt verschwunden. Nur mehr Goebbels klammerte sich an seinen Führer mit dem er und seine Familie auch den Bunker unter der Reichskanzlei bewohnten. Er hatte seinen Meister nun ganz für sich und wollte mit ihm als Märtyrer in die Geschichte eingehen.
Hitler machte Goebbels aber einen Strich durch die Rechnung indem er ihn zu seinem Nachfolger machte, der nun auch für das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte zur Rechenschaft gezogen werden konnte.
Als sich Hitler am 30. April 1945 das Leben nahm, konnte dieser die Ausführung seiner Anweisung seiner Anweisung nicht mehr kontrollieren. Goebbels wählte den Selbstmord, den auch der Rest seiner Familie mittragen mußte.

 
 

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