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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Fortgang der operationen bis zur belagerung von sestos



Nach der samischen Flottenkonferenz segelten die Hellenen über Lekton nach Abydos am Hellespont, um dort die vermuteten Brücken der Perser abzureißen. Entgegen ihren Erwartungen waren diese jedoch schon abgebrochen, woraufhin die Peloponnesier unter Leutychides beschlossen, nach Hellas zurückzufahren. Die dem Kommando des Xanthippos unterstehenden Athener und die dem Bund gerade beigetretenen Nesioten faßten im Gegensatz dazu den Beschluß, einen Angriff auf die Chersonesos zu wagen und begannen mit der Belagerung von Sestos.
Die Einnahme der von den Aiolern, Persern und anderen Bundesgenossen gehaltenen Stadt erwies sich trotz mangelnder Vorbereitungen der Belagerten als schwierig, und die athenischen Truppen wurden mit fortschreitender Jahreszeit (nach Herodots Information Spätherbst) unruhig. Es drängte sie zurück in ihre Heimat, und sie sprachen mit ihrem Anliegen bezüglich eines Abzuges bei den Feldherren vor. Die Antwort der Befehlshaber war daraufhin, \"nicht früher als bis entweder sie die Stadt genommen hätten oder die Gemeinde der Athener sie heimriefe\" zurückzukehren.
In der Stadt war der Hunger und die Not zu dieser Zeit anscheinend jedoch schon so groß, daß sich die persischen Einheiten während der Nacht über die Rückseite der Stadtmauer von den Hellenen zunächst unbemerkt davonmachten. Mit Anbruch des Tages ergaben sich die verbleibenden Truppen und öffneten den Athenern die Tore, die anschließend die Stadt besetzten und die Verfolgung der Perser aufnahmen, von denen sie vieler habhaft wurden. Nach der Hinrichtung des persischen Statthalters und Befehlshabers Artayktes plünderten die Hellenen die Stadt und fuhren zum griechischen Mutterland zurück.
Über mögliche weitere Aktionen des peloponnesischen Flottenkontingents können nur Spekulationen angeführt werden. Nach Vermutungen von Bayer und Heideking ist mit der bei Plut. Them. 20 erwähnten Flotte vor Pagasai die heimkehrende Hellenenbundflotte ohne die bei Sestos verbliebene Streitmacht gemeint. Somit ist nicht auszuschließen, daß das spartanische Kontingent auf dem Weg zur Peloponnes den Angriff auf Thessalien bereits 479 führte.
Der Aufbruch zum Hellespont und die Sestosfahrt dienten offensichtlich der Realisierung des samischen Beschlusses. Propersische Regime mußten beseitigt, einzelne Inseln und Inselpoleis in den Schutzbund aufgenommen und Beitrittskonditionen ausgehandelt werden. Darüberhinaus konnten die die Hauptlast dieses Vorgehens tragenden Athener ihre Glaubwürdigkeit beweisen, den Schutz der ionischen Griechen übernehmen zu können. Xanthippos kann dabei noch die Überlegung unterstellt werden, seine durch den Ostrakismos geschwächte politische Situation wieder zu festigen, indem er dem Sieg bei Mykale noch die Sicherung der für Attika wichtigen Getreidestraße vom Schwarzen Meer in die Ägäis anschloß. Das läßt erkennen, daß der von Herodot angegebene Grund, lediglich die Brücken abzubrechen, den Zusammenhängen der Konferenz samt darauf folgenden Aktionen nicht gerecht wird und der Kritik würdig ist. Nach Aufnahme der Inseln sahen sich die Verbündeten unter Athens Führung unvermeidlich dem Problem des Schutzes der Festlandsioner gegenüber. Der athenischen Überlegung, eine kleinionische Lösung anzustreben und den Persern das ionische Festland im Gegenzug zu den Inseln zu überlassen, konnten die Nesioten keinesfalls zustimmen. Zu wichtig waren die den Inseln vorgelagerten, ionischen Gebiete auf dem Festland für deren Versorgung und Sicherheit, als daß man sie preisgeben konnte.
Damit war eine Situation für die Aufnahme auch kleinasiatischer Kontinentalpoleis geschaffen, die die Lage nach der Mykaleschlacht und die Vereidigung der Inselioner und somit eine Erweiterung des europäischen Engagements in den kleinasiatischen Raum hinein als Möglichkeit zum Abfall von den Persern nutzen konnten. Ob dieser Schritt bei den festländischen Ionerpoleis die gleichermaßen in den Quellen und der Forschung beschriebene prohellenische Euphorie auslöste, mag bezweifelt werden. Als Handelsstädte waren sie stark auf einen freien Zugang zu den ihnen vorgelagerten Häfen der Hellenen angewiesen, und so bleibt erwägenswert, ob ihnen nach der Aufnahme der Küsteninseln und der daraus resultierenden Übernahme der Kontrolle über die Ägäis und die Meerengen seitens des Hellenenbundes eine andere Wahl als der Beitritt zum Bund blieb. Weiterhin standen wahrscheinlich zahlreiche festlandsionische Städte in enger Verbindung mit dem persischen Hinterland und bevorzugten eine derartige Koexistenz unter persischer Herrschaft vor dem risikoreichen Abfall zum Hellenenbund.
Die Vereidigung der Inselioner in den Hellenenbund und die direkt anschließende Belagerung von Sestos als erste Aktion im Sinne des samischen Beschlusses bedeutete demzufolge nur einen ersten Schritt, der unmittelbar weitere Konsequenzen für die Hellenen des griechischen Mutterlandes nach sich ziehen mußte. Dieser Verantwortung konnten und wollten sich die Europäer auf Dauer nicht entziehen. Durch das Verhalten der Athener gegenüber den an Bedeutung gewinnenden Ionern war der Wechsel im Oberbefehl nur noch eine Zeitfrage.

 
 

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