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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Euripides



Autor: 480 - 406 v.Chr. Athen. / Euripides ist zeitlich der letzte der großen Tragödiendichter Griechenlands und lebt in einer Zeit, als sich der alte Göt¬terglaube aufzulösen und zu zersetzen beginnt. Er ist ein erster Aufklärer, ein Rationalist, der zu aller Überlieferung eine kritische Stellung einnimmt, insbesondere gegenüber der hergebrachten Religion. Er kritisiert bereits die Götter, indem er erklärt: \"Wenn Götter Böses tun, sind\'s keine Götter.\" Er ist auch ein erster Realist, der die tragischen Helden ihres heroischen Charakters entkleidet und der alltäglichen Wirklichkeit annähert, ohne aber den Schritt von der heroisch-¬mythologischen zur rein geschichtlichen oder gar bürgerlichen Tragödie zu tun. Euripides schildert nicht bloß alltägliche Menschen, wie sie in der Wirklichkeit sind, sondern auch bereits solche mit pathologische und abnormalen Zügen.
Er gibt sorgfältige Seelenanalysen, kümmert sich wenig um den Aufbau und die äußere Form seiner Tragödien, sodaß er die großen Verwicklungen gewöhnlich nur durch das unvorhergesehen Eingreifen einer Gottheit (deus ex machina) lösen kann. Von seinen 88 Dramen sind uns 17 Tragödien und ein Satyrspiel erhalten.
In den Tragödien wird uns eine sorgfältige, detailreiche Schilderung der menschlichen Leidenschaften dargeboten. Eine er¬schöpfende Charakterisierung finden besonders die Frauen, die von irrationalen Mächten, von Gefühl und Leidenschaft ange¬trieben sind. Euripides kann daher als der Dichter der Liebe und der Frauen in der Tragödie bezeichnet werden. So werden dargestellt: die Rache der vom Mann treulos Verlassen (Medea in \"Medea\"), der von kranker Leidenschaft Gequälten und vom geliebten Mann verschmähten (Phädra in \"Phädra\"), die Rache der ins Herz getroffenen Mutter (Hekabe in \"Hekabe\"), die Ei¬fersucht der Kinderlosen (Kreusa in \"Jon\", Hermione in \"Andromache\") und die Liebe als treue Gattenliebe bis in den Tod (Alkestis in \"Alkestis\"), als Mutterliebe und Mutterschmerz (die Mütter der sieben vor Theben gefallenen Fürsten in den \"Hiketiden\"), als Geschwisterliebe (wie Iphigenie in \"Iphigenie auf Aulis\" und \"Iphigenie auf Tauris\"). Außer den ange¬führten Tragödien sind auch noch erhalten:\"Die Troerinnen\", \"Elektra\" und \"Helena\".

Medea. Reclam, Stuttgart 1991.
Mythos:
Kretheus, der Sohn des Windgottes Äolus und Erbauer von Jolkos am Fuße des Gebirges Pelion in Thessalien, hatte das von ihm gegründete Reich seinem älteren Sohne Äson hinterlassen. Aber der jüngere Sohn, Pelias, verdrängte seinen Bruder und bemächtigte sich des Thrones. Äsons Sohn, Jason, wurde zu dem Kentauren Chiron, dem Erzieher so manches griechischen Hel¬den, in Sicherheit gebracht und wuchs bei ihm auf. Als Pelias alt war, warnte ihn ein Orakelspruch vor dem \"Einschuhigen\". Bald darauf erschien Jason in Jolkos, gerade als sein Oheim Pelias auf dem Marktplatze der Stadt inmitten seines Volkes dem Meeresgotte Poseidon ein feierliches Opfer darbrachte. Alle staunten über die Schönheit und den stattlichen Wuchs des Fremdlings und meinten, Apollon oder Ares sei plötzlich unter sie getreten. Jetzt fielen des Königs Blicke auf den Jüng¬ling, und mit entsetzen merkte er, daß er nur einen Schuh trug; den anderen hatte er auf der Wanderung beim Durchwaten eines Flusses verloren. Als sich Jason zu erkennen gegen und die Rückgabe seines väterlichen Thrones verlangt hatte, er¬klärte sich Pelias dazu bereit, faßte aber den heimtückischen Entschluß, seinen Neffen aus dem Wege zu räumen. Deshalb forderte er ihn auf, nach Kolchis, einer Landschaft am Schwarzen Meere, zu fahren und das dort befindliche und von einem Drachen bewachte goldene Vlies des Widders zu holen, auf dessen Rücken einst Phrixos und Helle vor den Nachstellungen ih¬rer Stiefmutter nach Kolchis geflohen waren; der Schatten des Phrixos, so sagte Pelias, erscheine ihm seit langem im Trau¬me und verlange die Heimholung des Vlieses und seiner Gebeine. Ohne die List seines Oheims zu durchschauen, erklärte sich Jason sofort zur Übernahme des Auftrags bereit. Auf dem der sage nach von der Göttin Athene selbst erbauten Schiffe Argo trat er, zusammen mit den gefeiertsten Helden Griechenlands, die gefährliche fahrt nach Kolchis an. Seine Begleiter waren die sogenannten Argonauten, d.h. Argofahrer, und das ganze Unternehmen ist in der sage als Argonautenzug bekannt.
In Kolchis herrschte der König Äetes, Der Vater der zauberkundigen Medea. Dieser wollte Jason das Vlies nur unter der Be¬dingung überlassen, daß er seinen Hüter, den Drachen, töte, mit feuerschnaubenden Stieren ein großes Feld pflüge, die Zäh¬ne des Drachen in die Furchen säe und die daraus emporwachsenden Männer bekämpfe. Alle diese Gefahren bestand Jason mit Hilfe Medeas, die in leidenschaftlicher Liebe zu ihm entbrannt war. Als seine Gattin entfloh sie mit ihm nach Jolkos.
Hier verjüngte sie zunächst Jasons alten Vater, indem sie ihn zerstückte und mit Zauberkräutern in einem Kessel kochte. Darauf veranlaßte sie die Töchter des Pelias, mit ihrem Vater das gleiche zu tun, gab ihnen aber falsche Kräuter, so daß Pelias nicht wieder zum Leben erwachte. Auf diese Weise rächte sie das Unrecht, das er an Jasons Hause begangen hatte. Aus Furcht vor der Rache der Verwandten des Ermordeten flohen Jason und Medea nach Korinth zum König Kreon. Um sich und seinen Kindern aus Ehe mit Medea hier eine bleibende Zufluchtstätte zu sichern, verstieß Jason Medea und vermählte sich mit Kre¬ons Tochter Glauke, auch Kreusa genannt. Medea stellt sich versöhnt und schickte aber der Frau Jasons ein vergiftetes Ge¬wand und Diadem. Als Glauke beides anlegte, wurde sie von Feuer verzehrt. Darauf floh Medea nach Athen zum König Ägeus. Da sie dessen Sohne Theseus nach dem Leben trachtete, mußte sie nach Asien flüchten, wo sie die Stammutter der Meder wurde.
Wirkung:

Ennius:
Ovid:

Seneca:
Corneille:

Klinger, F.M.:
Grillparzer: Jahnn: Anouilh:

 
 

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