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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Erörtern sie die rolle der gewalt in der innen- und außenpolitik!



Gewalt ist in der Zeit von 1919 bis 1945, in der der Nationalsozialismus aktiv in der deutschen Geschichte wirkt, latent vorhanden und bereits in der Ideologie und dem Parteiprogramm (beides auszugsweise s. oben) verankert als adäquates Mittel der zur Machtergreifung und -ausübung. Sie wird geradezu verherrlicht.

Innenpolitik: Die Zeitspanne zwischen 1919 und 1930 ist geprägt von zunehmender propagandistischer Aktivität, um Wählerstimmen zu erlangen, von politischen Morden (zum Teil durch Nationalsozialisten initiiert), von blutigen Straßenschlachten der SA und Putschversuchen, wie dem gescheiterten Hitlerputsch 1923. In den Jahren nach Hitlers Festungshaft, also ab 1925, will dieser auf legalem Wege die Macht erlangen, die Gewalt wird nicht mehr von der Partei in den Vordergrund gestellt. Doch bereits in den Wahlkämpfen zum Reichstag 1930/1932 und zum Reichspräsidenten 1932 treten massiv SA-Männer auf den Straßen mit Terror gegen Kommunisten und Vertreter anderer Parteien. Sie verhindern Wahlkampfauftritte der Gegner, stören deren Versammlungen etc. Ziel war die Einschränkung der Wahlkampfarbeit politischer Gegner. Mit der Auflösung des gewaltsamen Armes, der SA, schränkte das amtierende Präsidialkabinett unter Brüning 1931 den "Druck der Straße" nur geringfügig ein, ist die NSDAP doch längst nicht mehr existenziell auf die Schlägertrupps angewiesen. Dies spielt nach der Verbotsaufhebung unter Schleicher 1932 auch keine Rolle mehr. 1933 schließlich übernimmt Hitler den Posten des Reichskanzlers. Von nun an wird Gewalt auch durch Regierungsbeschlüsse ausgeübt. So werden Juden gezwungen, bestimmte Berufe nicht mehr auszuüben, die Auswanderung von Nicht-Volksgenossen vorangetrieben, fast alle Parteien werden verboten oder zur Selbstauflösung gezwungen, die SA erhält Polizeivollmachten (Februar 1933), die SS wird als "Staat im Staat" zur zweiten Machtzelle aufgebaut, Verhaftungen erfolgen willkürlich und Haft wird durch die Reichstagsbrandverordnung von 1933 ebenfalls grundlos möglich. Gegner des Regimes werden in den Folgejahren in KZs gesperrt, Eigentumswerte etwa von reichen Juden werden beschlagnahmt, alle Arbeiter werden zur Mitgliedschaft in der DAF gezwungen, ohne Parteimitgliedschaft ist praktisch kaum eine Arbeitsstelle zu bekommen und ohne Zugehörigkeit etwa zur Hitlerjugend/dem Bund deutscher Mädels oder einer berufsspezifischen Organisation unter Naziherrschaft gerät man ins gesellschaftliche Abseits und wird verdächtig. Literatur von Juden, Oppositionellen oder nicht mit der Leitkultur konformen Künstlern und Schriftstellern wird nicht gedruckt bzw. ausgestellt.
Auch wird ab 1937 im Zuge der Einschränkung des Einflusses der katholischen Kirche versucht, diese
zu einem Vereinsstatus zu zwingen, was jedoch misslingt.
Missliebige Personen werden während der Amtszeit Hitlers enteignet, verfolgt, misshandelt,
inhaftiert, zur Zwangsarbeit herangezogen oder getötet. Hier tritt der physische Aspekt der Gewalt in den Vordergrund. Aber auch die psychische Gewalt durch Bespitzelung, Verführung, Manipulation, Drohung, Indoktrination und Verbote wirde allerorten ausgeübt. Für beide Gebiete sind unterschiedliche Organisationen verantwortlich. Die SS, welche nach dem Röhm-Putsch 1936 die SA als quasi Parteiarmee beerbt, sowie polizeiähnliche Organisationen sind für die innerstaatliche Verfolgung, Überwachung von Erlässen und Durchführung von Verordnungen zuständig, während der SD, die Gestapo und andere Überwachungen u.ä. durchführen. Die wohl immanenteste Gewaltausübung ist die der Verschleppung in Konzentrationslager, die Verbrechen hinter der Ostfront 1941-1944/45 und die Vernichtung von etwa 11 Mio. Menschen.
Schon vor der Machtergreifung übt die NSDAP psychische und körperliche Gewalt gegen andere aus, aber erst mit der Vereinigung aller Machtkompetenzen in der Person Hitlers und dem reichsweiten Aufbau von Überwachungs-, Folter- und Propagandastrukturen wird die Gewalt in der Innenpolitik so machtvoll, dass sie fast eine ganze Welt ins Verderben gerissen hat.

Außenpolitik: Die Außenpolitik bekommt den Stempel der gewaltbereiten NS-Ideologie erst nach 1933 aufgedrückt. Obwohl Hitler anfangs noch den "Friede" häufig offiziell als Ziel ausgibt, liegt dieses in der Verwirklichung seiner aggressiv-expansiven Lebensraumtheorie, der Revision des Versailler Vertrages, der Zerstörung von Bolschewismus und Judentum. Mit dem Austritt aus dem Völkerbund 1933 wird der Weg für eine gewaltsame Außenpolitik abseits von Verpflichtungen zu Frieden, Selbstbestimmungsrecht der Völker und Gewaltverzicht frei. Mit der Ausnutzung der Eigenschaft als Auszähler von Wählerstimmen ermöglicht die Regierung den Eintritt des Saarlandes 1935 durch Manipulation. Weiterhin ermöglicht das Flottenabkommen mit England 1935 die Bildung einer schlagkräftigen Marine. Im März 1936, kurz nachdem die letzten Militärposten der Alliierten das Rheinland geräumt hatten, marschiert Hitler dort mit Militär ein, das erste symbolträchtige Muskelspiel Hitlers.
1934 wird Bundeskanzler Dollfuß von der NSDAP-Abteilung Österreich bei einem Putschversuch ermordet. 1938 fordert Hitler bei einem Treffen mit Bundeskanzler Schuschnigg ultimative Amnestie für Nazi-Verbrecher und einen Nationalsozialistischen Innenminister und droht in der Folge mit militärischem Einmarsch, der noch im März des gleichen Jahres geschieht. Österreich wird angegliedert mit geringen ausländischen Protesten.
Bereits seit 1937 bestehen detaillierte Eroberungspläne für Osteuropa. In der Sudetenkrise1938 droht Hitler mehrmals mit Intervention, um seine Forderung nach dem Sudetenland durchzusetzen und hat Erfolg auf der Münchner Konferenz. Trotz Beteuerung marschiert er im März 1939 in der Rest-Tschechei ein, proklamiert das Protektorat Böhmen und Mähren und zwingt der Slowakei ein nazi-freundlich gesinntes autoritäres Regime, sowie einen Schutzvertrag mit dem Reich auf. Im 1939 geschlossenen Nichtangriffspakt mit der SU wird im geheimen Zusatzprotokoll bereits die zukünftige Aufgliederung Polens und die Abklärung von Interessenssphären auf dem Kontinent forciert.
Mit dem Überfall auf Polen gewinnt die außenpolitische Anwendung der Gewalt eine neue Größe, die in eine ungeahnte Dimension aufsteigen und beinahe reine Verwüstung des Lebens hinterlassen soll. Hier richtet sich die Gewalt gegen die Kriegsgegner England, Frankreich, Norwegen, Polen, Sowjetunion, Jugoslawien, Griechenland, USA, Niederlande, Belgien. Dänemark wird 1940 besetzt und unter die Kontrolle eines "Reichsbevollmächtigten" gestellt, Norwegen von einem "Reichskommissar" verwaltet, die Beneluxstaaten werden nach erfolgreichem Überfall 1940 eingegliedert, Frankreich wird bis 22. Juni 1940 zum Teil eingegliedert, der andere Teil von Deutschland politisch abhängig gemacht. Im Sommer 1943 kapituliert Italien. Hitler reagiert mit der Befreiung des inhaftierten Mussolini und der Errichtung eines faschistischen Teilstaates im Norden Italiens. Mit der vollständigen Niederlage des 3. Reiches und seiner Verbündeten im Mai 1945 endet die gewaltsamste Phase der Hitlerschen Außenpolitik, der 2. Weltkrieg. Der "Führer" selbst entzieht sich in einem letzten Akt der Gewalt (gegen sich selbst) durch Selbstmord im Bunker der Reichskanzlei.


5. "Was geschah, ist eine Warnung. Sie zu vergessen ist Schuld. Man soll ständig an sie erinnern. Es war
möglich, dass dies geschah und es bleibt jederzeit möglich. Nur im Wissen kann es verhindert
werden." Ausgehend von dieser Meinungsäußerung diskutieren Sie den Stellenwert des
Nationalsozialismus in der deutschen Geschichte und daraus resultierend die historische Verantwortung,
die sich aus der Vergangenheit für nachfolgende Generationen ergibt!

"Eine Warnung": Die Nationalsozialistische Herrschaft ist kein direktes Produkt der deutschen Geschichte, es führt keine direkte Linie von Bismarck über Wilhelm II. zu Hitler. Die NSDAP konnte ihre Wahlerfolge aufgrund des sozialen Unfriedens, der eigenen Agitation, der Enttäuschung vieler Deutscher vom zerrissenen Parlamentarismus und der Ränkespielchen in Politik und Wirtschaftskreisen erreichen. Sie kam auf halblegalem Wege an die Macht, ohne das sich die kränkelnde Republik noch wahrhaft wehrte. Schon hier ist beachtlich, wie stark die Medien die öffentliche Meinung bereits vor 70 Jahren beeinflussen konnte. Auch ist es kein spezifisch-deutsches Problem gewesen, gab es doch in ganz Europa faschistische Parteien. Dennoch waren diese nur in Frankreich kurzzeitig und in Italien längerfristig erfolgreich.
"Schuld": Aber nicht der Nationalsozialismus an sich ist die große Schuld, die auf jedem Deutschen lastet, sondern die Völkervernichtung, die im Namen unserer Groß- und Urgroßeltern geschah. Nun darf nicht pauschalisiert werden, die Schuld ist wohl differenzierbar. Nicht jeder Deutsche stand aktiv hinter Hitler. Aber bereits die Passivität führt zur berechtigten Mitverantwortung. Ein Wort, das damals wie heute gilt. Wer nur zusieht oder sich abwendet, ist auch nach heutigem Rechtsverständnis bei einer Straftat ein Mittäter und wird ebenso zur Rechenschaft gezogen. Das Problem ist jedoch, im Einzelnen nachzuvollziehen, wer wie viel von den Gräueltaten hinter der Front wusste. Fakt ist, dass es sie gab. Fakt ist auch, dass dies nicht unbemerkt bleiben konnte. Nur wurde der Informationsfluss von Wissenden zu deren Familien unter Strafe verboten. Aber konnten alle schweigen? Nein, auch das ist bewiesen. Selbst den Alliierten lagen Berichte über die Konzentrationslager vor. Nur sie handelten ebenfalls nicht. Nicht einmal der sowjetische General, dessen Armee Auschwitz befreite, hatte eine Vorstellung von den Verbrechen, die dort begangen wurden. Es ist nicht zu leugnen, was geschah. Und es gab Mitwisser, tausende. Dieser Schuld mussten sich einige in den Kriegsverbrecherprozessen bis in die Neunziger Jahre hinein stellen.
"Erinnern": Bereits bei der Entnazifizierung wurden jedoch Fehler begangen. Persilscheine waren allzu leicht zu kaufen. Eine weitreichende Umerziehung scheint nach heutigen Gesichtspunkten nicht vollständig möglich und geschah eben auch nicht. Nationalsozialistisches Gedankengut treibt seit Kriegsende in der deutschen Gesellschaft sein Unwesen, durch Splitterparteien (Sozialistische bzw. Deutsche Reichspartei, NPD) bis in die Landtage hineingetragen. Trotz der zahllosen weitreichenden und schockierenden Informationen zu den Verbrechen (z.B. durch Berichterstattung zu den Auschwitzprozessen in 1963-1965), der erwiesenen Unhaltbarkeit der Relativierungstheorie und anderem gibt es in der BRD alte und neue Probleme, die faschistisches und nationalsozialistisches Denken begünstigen: soziale Ungerechtigkeit, Integrationsprobleme, geringe politische Willensbildung, Desinteresse an Politik, unzureichende historische Bildung etc.. Laut Verfassungsschutzbericht 1998 gab es im betreffenden Jahr in Deutschland 53600 Mitglieder rechtsextremen Organisationen, davon in neonationalsozialistischen Strukturen bundesweit ca. 2400. Diese greifen zunehmend zu moderner Technik, um Verbote zu umgehen und kennzeichnen sich durch "Propagandaaktionen und demonstrative öffentliche Aktivitäten" mit Einflussnahme "auf die politische Meinungsbildung" aus. Dennoch haben diese fast keine Möglichkeit zu politischen Maßnahmen, etwa durch Parlamentsbeschlüsse und erreichen bei Bundes-, Landtags- und Europawahlen kaum nennenswerte Ergebnisse. Wobei noch zu sagen wäre, dass viele "rechte" Wähler ihr Kreuz eher als Protest denn als persönliches Bekenntnis verstanden wissen wollen. Problematisch sind jedoch die Unterwanderung der eher unpolitischen Skinheadbewegung der 80er Jahre durch rechtsextremen Ideen, öffentlichkeitswirksame Akte der Gewalt von Rechts (z.B. in Rostock-Lichtenhagen 1992) und die Stilisierung rechter Gewalt, besonders in den Tagesmedien, sowie deren Stereotypvermittlung.
"nur im Wissen": Im Grunde liegt das Problem einerseits beim Bild des Deutschen in der Welt. Hitler ist bekanntlich einer der populärsten Deutschen im Ausland, was wohl eine große Schmach für uns ist. Und eben an uns liegt es, dieses Bild zurechtzurücken, nicht die Verbrechen in Vergessenheit geraten zu lassen oder herunterzuspielen. Hierbei empfinde ich es als richtig, die Bundeswehr an Einsätzen zur Friedenssicherung im Ausland teilnehmen zu lassen, da dies auch ein Bekenntnis zu Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmungsrecht der Völker ist. Letzteres kann ich jedoch nicht mit jedem Krisenherd in Verbindung bringen, in dem die Bundeswehr stationiert ist oder werden. Ebenso ist die Rolle in der osterweiterten EU und die Beziehungen zu den neuen Beitrittsländern von Bedeutung. Notwendig ist allerdings auch die Bereitschaft der entsprechenden Rezipienten zur eventuellen Relativierung ihres Bildnisses von Deutschland und seinen Menschen.
"Verhindern": Auf der anderen Seite ist es ein Problem der deutschen Identität. Franzosen, Briten oder US-Amerikanern etwa, die alle selbst Verbrechen gegen die Menschlichkeit in neuester Vergangenheit begingen, scheinen weniger bekümmert zu sein, eine gesunde Zuneigung zu ihrem Staat zu empfinden. Nur liegt der Fall bei uns Deutschen eben doch etwas anders. Wir können und sollen die Schuld nicht vergessen, dies mahnen uns die Millionen von Opfern. Wir müssen keinen Stolz oder gar Chauvinismus entwickeln, aber es muss jedem gestattet sein, sich selbst ein Bild von Deutschland, unabhängig von Vorurteilen, aber im Bewusstsein der Vergangenheit, machen zu können. Und eben dies muss gefördert werden, keine historisch-dogmative Leitkultur. Wir müssen von uns fordern, was wir auch anderen auferlegen. Und nicht zuletzt meine ich, dass wir eben darum für das Morgen eine große Verantwortung tragen und diese in einer aktiven, kreativen, humanen und friedlichen Weise umsetzen sollten. Wir können nicht tilgen, aber verhindern. Letzteres ist eben uns Deutschen eine höchste Gewissenspflicht, deren Ballast uns eher anspornen als resignieren lassen sollte.

 
 

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