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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Ende des terrors: "heute beenden wir dieses projekt"





Nach 28 Jahren mörderischen Kampfes erklärt die RAF in einem Fax am 20. April 1998 ihr Scheitern und sich selbst für aufgelöst. \"Vor fast 28 Jahren am 14. Mai 1970 entstand in einer Befreiungsaktion die RAF. Heute beenden wir dieses Projekt. Die Stadtguerilla in Form der RAF ist nun Geschichte\", beginnt der mit dem typischen RAF-Stern versehene Brief. Den Worten des Generalbundesanwalts Kay Nehms folgend spräche "einiges dafür", daß der achtseitige Brief authentisch sei: Schon in früheren Erklärungen habe die
RAF sich vom Terror distanziert. Jedoch spricht das Datum der Veröffentlichung gegen die Glaubwürdigkeit des Schreibens. Schließlich dürfte sich die RAF, die jahrelang erbittert gegen ein angebliches "faschistisches System" gekämpft hatte, wohl kaum am Geburtsdatum Adolf Hitlers auflösen. Die Verfasser des Briefes äußern nun Selbstkritik: Sie räumen ein, Fehler gemacht und eine Niederlage erlitten zu haben. Ihren \"Guerilla\"-Kampf stellen sie aber nicht in Frage. Es heißt weiter: " Doch am Ende zeigt sich in der für uns schmerzlichen Spaltung eines Teils der Gefangenen von uns, in der wir zu Feinden erklärt waren, dass die Entstehungsbedingungen der RAF - Solidarität und Kampf um Kollektivität - bereits vollständig verbraucht waren. (...) Es war ein strategischer Fehler, neben der illegalen bewaffneten keine politisch-soziale Organisation aufzubauen. (...) Es ist nicht der einzige, aber ein wichtiger Grund, weshalb die RAF kein stärkeres Befreiungspotential aufbauen konnte. "Am Ende heißt es: " Es ist notwendig, zu sehen, dass wir uns in einer Sackgasse befinden, um Wege aus ihr heraus zu finden. Da kann es auch völlig richtig sein, etwas, was man theoretisch auch weiterführen könnte, loszulassen." Damit kapituliert die RAF vor der Aussichtslosigkeit ihres Handelns, ohne jedoch von ihren verfehlten Theorien abzurücken. Die Tatsache, dass die Täter über ihre Opfer kein Wort der Reue verlieren, bezeugt den radikalen Fanatismus der aktiven Mitglieder, den sie bis zum Ende beibehielten. Grund der Auflösung sei die fehlende Unterstützung der Gesellschaft. Der Befreiungskampf mache " nur Sinn, wenn es eine Chance gibt, dass die Kräfte in der Gesellschaft bereit sind, ihn aufzunehmen". Dennoch besteht weiterer Erklärungsbedarf. Mangelnde Unterstützung kann nicht der einzige Grund zur Auflösung der RAF gewesen sein, denn sie war den Terroristen schon seit dem "deutschen Herbst" entzogen. Zumal die RAF ihre Tätigkeit nie vom Willen der Bevölkerung ableitete. Das Ende des Terrors muss vielmehr multikausal betrachtet werden. Psychischer Druck durch Fahndung, Isolation in der Gesellschaft, Verurteilung und Ausschaltung der Haupttäter und die Resignation der Extremisten spielen eine große Rolle. Politische Gewalttäter wandten sich auch zunehmen der Ökologie- und Antikernkraftbewegung zu, wodurch die RAF an Nachwuchs verlor. Schließlich reichte auch die Politik der RAF die Hand zum Frieden. So wurde 1994 Irmgard Möller unter Federführung des damaligen Außenministers Klaus Kinkel auf Bewährung vorzeitig entlassen. Kinkels Versöhnungspolitik nahm der RAF die Legitimation für ihr Handeln, als dass man einem versöhnlichem Hausherrn nicht das Mobiliar zertrümmern konnte, wollte man nicht als vollkommen unglaubwürdig gelten. Denn wie weit und realitätsfern ihr Widerstandsrecht auch immer fasste, gegenüber einem gnädigen Staat ließ es sich nicht anwenden.
Indem die Politik die vorzeitige Entlasssung von Terroristen in Aussicht stellte, durchbrach sie die Spirale der Gewalt und erleichterte es damit der RAF ihren Kampf gegen Staat und Gesellschaft einzustellen. Der Staat hatte jedoch auch weniger zu verlieren und reichte der RAF erst die Hand, als sie die ihrige schon hingereicht hatte, wie die Forderungen einiger RAF-Häftlinge nach Gewaltverzicht unschwer zu erkennen geben. In den folgenden Jahren erwies sich, dass man zu lang auf Gewalt als Identität stiftendes Merkmal gesetzt hatte.
Die RAF verschwand von der Bühne, als ihre Mitglieder der Gewalt den Rücken kehrten. Ohne konkrete Konzepte musste die RAF somit zwangsläufig auf den "Kehrichthaufen der Geschichte" landen.

 
 



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