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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die möbel im stilwandel der geschichte



6.1. Romanik Aus der Antike sind kaum mehr original Möbelstücke erhalten, trotzdem weiß man viel von der hohen Wohnkultur der Mittelmeervölker, insbesondere der Griechen und Römer.
Im 9. Jahrhundert n. Chr. bestand das Mobiliar aus Truhen, Kisten, Faltstühlen und Tische(Holzbretter die über Blöcke gelegt werden).
Die wichtigsten Werkzeuge zur Herstellung von Möbeln waren Axt, Beil und Säge.
Schon bald beherrscht die Drechslerkunst das romanische Möbel. Den Zimmerleuten ist die Arbeit am Bau vorbehalten, die Drechsler bauen Stühle und Sitzbänke. Im frühen Mittelalter der romanischen Zeit begannen die Handwerker langsam mit der Spezialisierung. Eines der schönsten Beispiele der romanischen Drechslerkunst sind die fast 7 m langen Bänke des Klosters Albirsbach*, die aus dem 13. Jahrhundert stammen.


6.2. Gotik
Erst in den Jahrhunderten, die in der Kunstgeschichte als Gotik bezeichnet werden, gibt es genauere Kenntnisse der Möbel, weil aus dieser Zeit genügend Beispiele erhalten sind.
Die romanische Kammer hat sich zu einem Aufenthaltsraum erweitert, der durch große verglaste Fenster Helligkeit gewinnt.
Eine Veränderung des Mobiliars von der Romanik zur Gotik hat es nie gegeben, es handelt sich dabei um eine Änderung der Konstruktion. Das gotische Möbel bringt eine neue technische Version.
Man verarbeitet das ungefüge Stollenbrett fast blockhaft.
Die Trennung von konstruktiv tragenden Gliedern und füllenden Flächen, wie sie im Aufbau der Architektur zutage tritt, wird auch im Möbel vollzogen.
In frühgotischer Zeit scheint das Mobiliar zunächst nicht sehr viel reicher zu sein als in den vorausgegangenen Jahrhunderten. Truhe, Brett und Stühle, als Lehnsitze oder Faltstühle geformt, einfache Bänke und einfache Schränke dienen als Möbelierung auch des städtischen Hauses. Erst in der Spätzeit des Mittelalters wird die Zimmerausstattung durch neue Möbeltypen bereichert und die einzelnen Stücke gewinnen durch sorgfältigste Arbeit und reiche Ornamentierung an Ansehlichkeit.
Nun finden sich auch richtige Tische in verschiedenen Konstruktionen. Die über Blöcke gelegten Bretter, deren Primitivität man dann durch ein schönes Tafeltuch verdeckt, werden nur noch in Fällen besonders großer Gastmähler gebraucht, bei denen der gewöhnliche Tisch nicht ausreicht. Dieser Tisch entwickelte sich sehr vielfältig. Sein Gestell besteht oft aus zwei seitlich, geschwungenen Stollenbrettern mit angearbeiteten Kufenfüßen, die untereinander mit einem oder auch zwei durchgesteckten und verpflockten Querhölzern verbunden sind. Auf ihnen ruht die Platte, meist ohne Zarge*.
Eine Weiterentwicklung dieses Typs ist der Kastentisch, der unter der Platte einen flachen Kasten hat. Der Tisch als durchgeformtes Möbel, als unerläßlicher Bestandteil der Einrichtung ist als eine \"Erfindung\" der spätmittelalterlichen städtischen Kultur.
Ein zweites , allen späteren Zeiten unentbehrliches Möbel erhält auch erst jetzt seine wichtige Bedeutung und seine entscheidende Ausprägung: der Schrank. Erinnern die frühesten Giebelschränke noch an hochkant gestellte Truhen, so zeigen die ausgebildeten späteren Exemplare eine Beziehung zur Architektur. Der gotische Schrank gewinnt an Volumen. Er wird Höher, breiter und damit zwangsläufig doppeltürig. Viele Modelle sind in ihrer Gliederung deutlich zweigeschossig. Der Schrank steht in dieser Periode am Beginn seiner Laufbahn, jedoch die der Truhe geht dem Ende entgegen. Aus dem primitiven romanischen Kasten wird jetzt ein repräsentatives Schaustück.

Die Stühle zeigen keine neuen Formen.


6.3. Renaissance
In Italien beginnt jene Wandlung, die wir als Renaissance bezeichnen. Ihr äußerliches stilistisches Merkmal ist die Übernahme, die Wiedergeburt (= Renaissance) antiker Formen. Doch liegt die Änderung des Möbelcharakters nicht nur in den Einzelformen. Das Möbel selbst hat eine neue Bedeutung gewonnen. Hinter der verzierten Fassade wirkt die plastische Form des Möbelkörpers bestimmend.
Nicht nur die Kastenmöbel wie Truhen und Schränke, selbst die Stühle mit ihren hohen Lehnen und steifen Armstützen haben diese raumhaltige Form.
In der Technik des Möbelbaus hat sich trotz dem entscheidenden Stilwandel nichts Wichtiges geändert. man verfeinert nur die überkommenden Methoden, besonders bei der Behandlung des Holzes.
Die Truhe erreicht vor ihrem Absterben im Barock, eine höchste Formvollendung mit unendlich variablen Abwandlungen. Als ein besonders attraktives Möbel der Renaissance entpuppt sich die \"Cassaponca\" die Truhenbank, die Sitzmöbel und Aufbewahrungsmöbel aufs eleganteste verbindet. In ihr ist das Vorbild des Kanapees aus Empire und Biedermeier angelegt, ein dekorativer Sitz für mehr als einen Menschen.
Der Schrank wird jedoch trotzdem immer beliebter. Er ist hoch, meist zweitürig und bekommt im Sockel jetzt schon häufig Schubladen.
Eine zierliche Abwandlung ist das Kabinett, ein kleiner Querschrank, meist mit zwei Türen auf hohen Fuß gestellt. Manchmal ist er mit einer Klappe statt Türen versehen, so daß ein Schreibtischchen entsteht. Immer aber hat er im Inneren eine vielfache Fächereinleitung.
Tisch und Stühle nehmen an der Ausbildung neuer Möbelformen teil. Neben dem einfachen Stuhl - vier Füße von denen die hinteren oft als Stützen der Rückenlehne durchgehen und gerades Sitzbrett - gibt es Armlehnstühle in unendlichen Varianten. Hohe Rückenlehnen, geschnitzt oder mit Samt und Leder bespannt, niedrige Lehnen bei Scherensessel, die aus dem noch vorhandenen Faltstuhl zu größerer Bequemlichkeit entwickelt sind. Zum ersten Mal tauchen hier gepolsterte Sitze auf. Eine Sonderform sind Schemel mit Lehne, die Tische sind lang, groß und prächtig.
Die schönsten Möbel französischer Frührenaissance sind wahre Wunderwerke feinster Holzschnitzerei und mit wenigen Ausnahmen wirken sie trotz ihrer ornamentalen Fülle nicht überladen. Zu spüren ist aber auch in jedem Stück die in diesem Volke eingeborene \"Elegance\", denn selten wirkt ein Möbelstück wuchtig und schwer.
In der zweiten Hälfte, unter den Nachfolgern Franz I den Königen Henri II, Henri III, Henri IV, tritt der tektonische Aufbau des Möbels wieder in Erscheinung. Die Schränke bekommen Architektur-Fassaden.
In Deutschland geschieht der Einbruch der Renaissance ebenfalls über das Ornament. Die in der Spätgotik entwickelten Möbeltypen bleiben bestimmend. Es gibt noch immer Stollenschränke und die viertürige Schrankform, die aus zwei truhenartigen Kästen mit einem Zwischenstück aus Schubfächern aufgebaut ist.
Es gibt auch noch die Intarsia- Möbel, die alle handwerkliche Meisterstücke sind. Ihre Wirkung ist anspruchsvoll und etwas unruhig.
Eine gewisse Unruhe ist auch in den Süddeutschen Stühlen der späten Renaissance zu finden. Die Lieblingsform ist immer noch der Faltstuhl mit geschwungenen Armstützen und lebhaft geschnitztem Lehnenbrett. Es ist dies ein sehr einleuchtendes Beispiel dafür, daß im Endstadium eines Stils, oft sogar schon in seinem Höhepunkt - der ja zugleich die Wende zum Abstieg ist - die Wurzeln weiterer Entwicklung liegen.
Der 30 jährige Krieg 1618-1648 schnitt die deutsche Entwicklung rigoros ab, die erst in der 2. Hälfte des 17 Jahrhunderts zu neuer Blüte erwachen sollte.

6.4. Englisches Zwischenspiel
England ist in der Gotik und Renaissance nicht mit besonders auffälligen oder gar epochemachenden Möbelschöpfungen hervorgetreten, doch im 18. Jahrhundert wurde es Brennpunkt der Interesse. Man braucht nur den Namen Chippendale* zu nennen, der überall geläufig ist. Er wurde als einziger Name neben dem von Boulle zu einer Stilbezeichnung. Möbel à la Chippendale gehören, außer denen des Rokoko, zu den beliebtesten Sitzmöbeln. Das Material der meisten Chippendale - Möbel war nun nicht mehr Nußholz sondern Mahagoni. Es wurde mit Wachs behandelt, wodurch es einen wunderbaren sanften Glanz erhielt, der die englische Möbel auszeichnet.
Im letzten Drittel des 18. Jahrhundert finden sich hauptsächlich lyraförmige* Ornamente, Palmblätter oder auch drei Federn, das sogenannte \"Prinz of Wales\" - Ornament.
Die Beine der Tische und Kommoden werden vierkantig und kanneliert.


6.5. Barock
Seine besondere und reife Ausprägung erfährt der Barock in den bürgerlichen Niederlanden und im höfischen Frankreich.
Die gedrechselten, gewundenen Säulenbeine vor allem an Tischen und Stühlen, deren erstes Erscheinen noch ins 16. Jahrhundert zurückreicht, werden nun obligatorisch.
Am deutlichsten zeigt sich der neue Stil an den Schränken. Sie behalten zwar im Frühbarock noch ihre viertürige Unterteilung, doch wird die geometrisch betonte, plastisch vorstoßende Flächenfüllung das neue Gefühl für das Raumvolumen betont. Im Gegensatz zu den mit überreichem, kleinteiligen Ornament belasteten Möbeln der späten Renaissance wirken diese Schränke ruhig und vornehm. Die mächtigen zweitürigen Schränke um Mitte des 17 Jahrhunderts, sind Möbeln von ausgesprochener, repräsentativer Wucht. Kastenmöbel im Zimmer wird die Kredenz, jetzt zum Büfett erweitert, dem Schrank vorgezogen wegen ihrer doppelten Verwendbarkeit: Aufbewahren und zur Schaustellen.
Die Möbel sind tischlergerechte Handwerksarbeit, von den gedrechselten, gewundenen Säulen und den Kugelfüßen bis zu den vorragenden oft stark verkröpften Gesimsen.
Der Königshof in Frankreich bestimmt eindeutig die Richtung auf das Luxusmöbel. Die mit reichster Marketerie* mit Schnitzerei, Vergoldung und Bronzezierarten geschmückten Möbel, die hier im Auftrag der Krone entstehen, sind eigentlich das, was wir im allgemeinen mit dem Begriff Barock verbinden. In dieser Epoche gewinnt Paris seine maßgebende Stellung als Vorbild für Wohnkultur, Geschmack und Mode, die es dann durch Jahrhunderte behaupten sollte.
Es entstand auch ein neuer Möbeltyp - die Kommode, die seit dem Barock ein nicht mehr aus dem Zimmerensemble wegzudenkendes Möbelstück geworden ist. Sie ist die Nachfolgerin der Truhe und verdrängt sie völlig. Die Kommode ist ein Kastenmöbel mit zwei bis drei Schubladen, deren Körper auf mehr oder minder hohe Beine gestellt ist, behält ihre hervorragende Stellung praktisch bis in unsere Zeit.
Die Sitzmöbel, vom Armlehnstuhl (dem Fauteuil) bis zum Hocker (Taburett), der jetzt erst als gepolsterter, lehnloser Sitz entsteht mit Leder oder Seide bezogen, bilden eine Sitzhierachie in der Höfischen Zeremonie. Lehnstühle waren den Mitgliedern der königlichen Familie vorbehalten.
Im übrigen werden die typischen Barockformen, schraubenförmige Säulenbeine, Kugelfüße, geschwungene Baluster*, überall verwendet. In den Schnitzereien, die von ausladender, plastischer Qualität sind, entwickelt sich aus dem Bandelwerk der spätestens Renaissance ein im wahrsten Sinne \"barocker\" Knorpel- und Ohrenmuschelstil, der erst um 1700 durch eine üppig geschnitzte Ornamentik von Akanthusranken, Blumen, Früchten und Putten abgelöst wird.
Marketerie*, der wir in den Möbeln von Boulle begegnet sind, löst die Intarsie der vergangenen Jahr-
hunderte ab. Aus dünnen Furnieren verschiedenfarbiger, oft auch exotischer, kostbarer Hölzer geschnitten, wird sie in geometrischen Mustern, aber auch in figürlichen Szenen dem einfachen Holzkern aufgelegt. Ihre Wirkung ist nicht viel anders als in der Intarsie*, an ihre handwerkliche Exaktheit, an ihren künstlerischen Geschmack werden die gleichen hohen Forderungen gestellt.


6.6. Rokoko
Die Möbelentwicklung im 18. Jahrhundert - der Stil des Rokoko - ist eigentlich nur die letzte Phase der im 17. Jahrhundert begonnen Barockbewegung. Sie ist Höhepunkt und Ende eines sehr bewegten, auf die Statik des Möbels wenigstens in der äußeren Erscheinung verzichtenden Stils, in der sich zwischen den ruhigen, architektonischen Möbeln der Renaissance und den ebenfalls sehr strengen, an klassischer Architektur geschulten Möbeln des Empire über ganz Europa ausbreitet.
Für die Oberflächengestaltung der Möbel wird auf Jahrzehnte hin die Marketerie wichtig, die während der Régence eine hohe künstlerische Qualität erreicht.
Die geschwungenen Formen der Möbel machten die Furnierung in großen Stücken unmöglich, höchstens auf Flächenfüllungen der Schränke oder auf einer Tischplatte blieb Gelegenheit für eine einheitlich geschlossene Holzfläche.
Eine große Rolle spielen jetzt auch die Bronzeverzierungen, die die Kanten der Möbel verkleiden und ihre Umrisse betonen.
Die Möbelmacher im 18. Jahrhundert waren Künstler, denn keine Zeit ist erfinderischer gewesen in der Schaffung neuer Möbeltypen als das goldene Jahrhundert einer bis in letzte Verfeinerungen überspitzten höfischen Kultur.
Neben dem Sessel mit Armstützen und einer geschwungenen Lehne, die niedriger ist als die steife, zu würdevollster Haltung zwingende des Barocks, taucht die Bergère auf, eine Sesselform mit geschlossenen und gepolsterten Seitenlehnen, die mit der Rückenlehne eine schalenartige Einheit bilden. Der Sitz ist meist durch ein mit dem gleichen Bezug wie die Lehnen versehenes Auflagekissen gepolstert.
Tische gibt es in vielfältigsten Variationen, vom einfach oder doppelt aufzuklappenden Spieltisch bis zum kleinen Beisatztischchen auf hohen geschwungenen Beinen mit oder ohne Schublädchen.
Ein Lieblingsmöbel der Régence und des Rokoko ist die Kommode, die große wie die kleine. Die letzteren machen den Beisatzlichen Konkurrenz, denn dadurch, daß diese zierlichen Möbel auf hohen Beinen außer ihrer Abstellplatte zwei oder drei kleine Schubladen haben, sind dem Tischchen überlegen. Die Stützen der Tische erscheinen schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Karyatidenform*. Die Lehnen der Sessel mit ihren nach unten spitz zulaufenden Säulenbeinen werden langoval, die der Kanapees sind häufig ein breitgelagertes Oval, dessen Tapisseriebezüge* ein streng symmetrischen Vasen- und Rankenornament zeigen.
In Deutschland nennt man die Epoche Louis XVI \"Zopf\" bezugnehmend auf die damals aufkommende Perückenform der Herren, die mit einigen gepackten Löckchenrollen an den Schläfen, im Nacken den in einem schwarzen Band zusammengefaßten Haarschopf als Zopf erscheinen läßt. die lang herabhängenden, dünnblättrigen Ornamente an Möbeln und Wandbekleidungen erinnern wirklich an diesen eingeengten Zopf, so daß die merkwürdige Bezeichnung zu Recht besteht. Denn gegenüber dem Rokoko hat die neue Stilversion etwas Beengendes, eben \"Zopfiges\".

6.7. Directoire und Empire
In Frankreich unterbrach die Französische Revolution die Entwicklung der Möbel ins Klassizistische.
Was die Möbel des Directoire von denen des Louis XVI unterscheidet, ist ihre kompakte Form, die noch durch die Verwendung naturfarbener Mahagonihölzer betont wird. Das Empire übernimmt wieder die reinen Architekturformen von Säulen, Giebel und Pfeiler für die Schauseiten seiner recht kompakten Möbel.
Die Schränke und Kommoden werden rechteckige Kuben, begrenzt durch Säulen und gegliedert höchstens durch Boden und Nischenmotive. Nie vorher ist ein Stil so gleichförmig gewesen.
Neben den verglasten Schränken für Bücher und Porzellane, die in neuen Formen auftauchen, ist der Schreibschrank mit der aufklappbaren Vorderseite ein sehr beliebtes Möbel dieser Zeit.
Die Merkmale der Empire-Möbel sind Schlichtheit, Klarheit von Einfachheit ebenso wie die der \"Biedermeiermöbel\". Die Bezeichnung \"Biedermeier\", die ebenso wie die Bezeichnung \"Impressionismus\" oder \"Barock\" zunächst als spottsüchtige Abwertung entstanden ist, kommt wahrscheinlich von einer Witzfigur der \"Fliegenden Blätter\", einer humoristischen Zeitschrift des 19. Jahrhunderts.
6.7.1. Wien und das übrige Österreich
Das Biedermeiermöbel hat in Wien seine eleganteste Ausbildung erfahren. Im Jahre 1816 gab es schon 875 unabhängige Kunsttischler 1823 sogar 952.
Fast alle Biedermeiermöbel sind unbekannter Herkunft.

6.7.2. Ende der Biedermeiermöbel
Ab 1830 fließen starke historisierende Motive ein. Jetzt werden die Möbel oft mit schwergewichtigen Schnitzereien überzogen und es kommt zu unschönen Auswüchsen. Zu den interessantesten Gestalten des Möbelhandwerks im 19. Jahrhundert gehört zweifellos Michael Thonet, dessen Werk in seinen Anfängen noch dem Biedermeier angehört. Um 1830 begann Thonet Experimente mit Buchholz. Sein Ziel war die Massenproduktion, dicke Furniere in Holzform verleimt und im Leimbad in gewünschte Form gepreßt.
Das Biedermeier ist weniger steif als das rein klassizistische Empire. Es läßt geschweifte Beine und gerundete Lehnen zu. Es hat überhaupt eine Neigung zur Rundung. Das Biedermeier, sicherer noch als das Empire ist ein aus der Zeit geborener Stil, der die Bildungen aus dem Ende des 18. Jahrhundert weiterführt.

6.8. 19. Jahrhundert:
Schwerfällige Stühle mit vier runden Pfosten, dazwischen sind Sitzbretter eingehängt, die oft mit einer Zarge versteift sind; Rücken- und Seitenlehnen mit gedrechselten Mustern.
In Island und Norwegen hat sich auch noch eine Sonatenform der germanischen Kastensitze lange erhalten; mit breiten Sitzbrettern und betonten Rückenlehnen. Die Balkenenden waren oft mit Tierköpfen geziert, die an Thronsitze für den Herrscher des Hofes erinnern.
Als dritter Stuhltyp ist in den romanischen wie in allen vorausgehenden und fast in allen nachfolgenden Jahrhunderten der Faltstuhl oder Klappstuhl vorhanden. Er findet sich in der Prähistorie ebenso wie in Ägypten, Griechenland und Rom.
Neben Sitz- und Bettstatt ist die Truhe das unentbehrlichste Möbel des Mittelalters. Sie dient zur Aufbewahrung jedes Gutes, von kaiserlichen und königlichen Silberschätzen bis zu Kleidern. Sie wurde mit Leder und Eisenbeschläge verschönert oder mit kostbaren Stoff überzogen.

6.9. Jugendstil
Es ist erwiesen, das seine ersten Verfechter (Henry van de Velde, Richard Riemerschmied, Bernhard Pankok, Peter Behrens, Bruno Paul), nicht nur für ihre Zeit erstaunlich, schockierend Neues schufen, sondern mit ihren Theorien auch den Grundstein für die weitere Entwicklung schufen. Die Möbeln sind gerade und schlicht, aber wirken trotzdem leicht und elegant und sind sparsam ornamentiert mit in die Flächen gesetzten floralen Ornamenten. Die Betonung der Linie als ein Spannungsträger, sowohl in der Architektur wie im Möbel, im Umriß wie im Ornament, ist das typische Merkmal des Jugendstils. Diese Kraft der Linie ist in allen guten Jugendstilmöbeln zu spüren. Einlagen aus exotischen Hölzern, Perlmutter und Elfenbein sind ein Charakteristikum des Wiener Jugendstils.
Der Jugendstil hat uns bis an die Grenze unserer eigenen Zeit gebracht. er gehört nicht mehr zu den alten, gewachsenen Stilen, sondern war eine bewußt gestaltete und geförderte Stilbewegung.
Die Gründung der Wiener Werkstätten 1903 festigte die handwerkliche Herstellung, dort war man auch bemüht um die Erstellung preiswerter Möbel für weniger geldkräftige Verbraucher. Otto Wagner's Schüler (Olbrich Josef Hoffmann und Koloman Moser) schufen die Wiener Abart des Jugendstil in der Architektur.
Der Jugendstil ist in bewußtem künstlerischen Willen entsprungen.

6.10. 20. Jahrhundert
In der Frühzeit der Modernen Architektur werden neu erdachte Formen - \"vegetabile\" oder \"florale\" aus der Natur, aber auch Formen, die sich aus der Verwendung neuer Materialien ergaben - als Ergebnis der industriellen Revolution dem historischen Denken entgegengesetzt. In diesem Dekorationsstil, als \"Jugendstil\" oder \"Art Nouveau\" ist heute zu hohen Ehren gekommen. Die Entwerfer kreierten geschwungene Möbelteile, in konservativer Technik aus Holz geschnitten. Das Jugendstilmöbel blieb aufgrund seiner teuren Konstruktion einer kleinen Sicht elitärer Kunstliebhaber vorbehalten. Die Bugholzmöbel waren durch industrielle Großserien in alle Teile der Welt gelangt, bekannt geworden und geschätzt als billiges Konsummöbel. Der Jugendstil hat das Bugholzmöbel inspiriert. In bekannten Kaffeehäusern waren die Stühle Thonetstühle.
Ein Speisezimmerstuhl mit gepolstertem Sitz - der in den Rücken übergeht und sich der Körperform anpaßt - nahm schon um 1902 die Schalenform der Sitzmöbelentwürfe eines Charles Eames und Eero Saurinen (1941) vorweg. Schaukelstühle und Armlehnsessel, alle mit streng geometrischen und verstellbaren Rückenlehnen, wurden um 1905 von Josef Hoffmann entworfen und durch die Firma Kohn gefertigt. der Armlehnsessel erscheint unter dem Namen Moderner Salon-Lehn-Stuhl.
In Wien entstand in wenigen Jahren ein neuer Bugholzstil. Die entwürfe aus der Zwischenkriegszeit von Josef Hoffmann, Adolf Schneek und Josef Frank beweisen letztlich die große Pionierleistung, die in den Jahren zwischen 1900 und 1910 erbracht wurde.
Durch die Beschäftigung der Architekten mit dem Problem der Bugholztechnik aus dem 19. Jahrhundert zu einem Bestandteil ihrer Architektur und im weiteren Verlauf dadurch für die Experimente mit Einrichtungen im Bereich des sozialen Wohnbaus als nun bewährtes Möbel verwendet.

6.11. Die Entwicklung des Thonets seit 1918
Noch in den letzten Jahren vor dem 1. Weltkrieg wurde der Export sowohl nach Südamerika als auch nach Rußland weiter ausgebaut. Die Lieferungen nach Rußland gewannen immer mehr an Bedeutung, denn es konnten große Mengen von Bugholzmöbeln abgesetzt werden. Nach dem Krieg wurden viele Firmen zerstört und es mußte alles neu aufgebaut werden. Die Entwürfe dieser Zeit wurden abgewandelt und verändert und dem Markt angepaßt. Einige Firmen Produzieren neuen Modelle, die schwerer, kompakter wirken und die Bugholztechnik bediente sich oftmals des rechteckigen oder quadratischen Querschnitts.
Die Anzahl konservativer Modelle mit Anlehnung an die Biedermeierzeit oder an englisch Vorbilder (Chippendale) ist beträchtlich. Hier wird das langjährig entwickelte Bugholzverfahren - die klassischen Konsumstühle ebenso wie manche der neu entwickelten Modelle - erfüllte die gestellten Bedingungen ein einfaches, preiswertes Möbel, das formal den Überlegungen der Modernen Architektur entsprach.
Die konservative Linie der in Wien entworfenen Möbel blieb mitbestimmend für eine Richtung der Innenarchitektur, die neu aus der Tradition der Wagnerschule, der Wiener Werkstätte und bedeutende Lehrer wie Tessenow, Josef Hoffmann, Oskar Strnad und Josef Frank gewachsen und eher traditionsgebunden war. Die Luxusmöbel mußten sich den neuen, veränderten Umständen anpassen, eine Besinnung auf die Biedermeiertradition konnte nicht ausbleiben. Die Architekten gestalteten in Zusammenarbeit mit gut geschulten Tischlern einfache, gut proportionierte Möbel.
Als dann die Konstruktion von Stahl Rohrmöbeln einsetzt, scheinen manche der Entwerfer zu einer strengen Konzeption des Stuhlaufbaus inspiriert zu haben. Eine Weiterentwicklung des reichen Vokabulars der klassischen Bugholzstühle war ein Ende gesetzt worden, in der Polarisierung von Tradition und avantgardistischem Denken hatte der Thonetstil sein Ende gefunden.



7. Bilder


7.1. Essen und Trinken allgemein
Das Essen und Trinken zeigt historische und gesellschaftliche Bedingungen einer Zeit auf.
Soziale Unterschiede: was kommt auf den Tisch?
Religion: Fastengebote
Nahrungsgebot: war früher abhängig von klimatischen Regionen,
Die Geräte auf dem Tisch geben uns Auskunft, wie gegessen wurde. Auch die Technologie der Nahrungszubereitung unterliegt einem Wandel.
Bei der bildlichen Darstellung von Essen und Trinken war meist keine Dokumentation beabsichtigt. Sie stand vorerst in Zusammenhang mit der christlichen Iknologie*, die später waren oft mit Repräsentationsabsichten verbunden.


7.2. Das Stilleben
Es gibt Blumen-, Früchte,- Jagd- u. Frühstücksstilleben, in denen der Vatinsgedankezu finden ist (= denk daran, Ruhm und Reichtum sind vergänglich).
Das Stilleben entwickelte sich aus den Küchen- und Marktstücken der Niederländer. Meist wurde im Bildhintergrund ein religiöses Thema dargestellt. Den Größen Teil des Bildes nimmt der Vordergrund ein, auf dem der wirtschaftliche Erfolg in riesigen Anhäufungen der landwirtschaftlichen Produkte gezeigt wird.
Eines der bekanntesten Stilleben ist das Öl auf Kupfer gemaltes Bild "Großes Schauessen" von Georg Flegel.
Flegel steht für die beginnende Vereinfachung der Eßgewohnheiten in der Wende vom 16. Zum 17. Jahrhundert.
Der Betrachter gewinnt durch einen hohen Standpunkt eine Nähe zu den appetitlich angepriesenen Genüssen. Zitronen, Orangen, und der aufgeschnittene Granantapfel galten wie der Zwergpapagei für das wohlhabende Patrizitat als repräsentative Verweise auf das Exotische.
Das ausgesuchte Tafelgeschirr, besonders die teuren Gläser , unterstreichen den repräsentativen Gedanken. Im Zentrum ragt das Zuckerwerk auf, das ein wesentliches aufkommenden "Delikatessenkultus" war. Mit süßen und daher auch teuren Speisen versuchte das gehobene Bürgertum, seinen sozialen Status darzustellen. Trotzdem fehlen dem Bild nicht die früheren religiösen Aspekte (Wein, Brot und Nüsse).


7.3. Vincent Van Gogh
"Die Kartoffelesser", ein 82cm x114cm großes, Öl auf Leinwand Gemälde, das nicht nur die psychische Verfassung des Künstlers , sondern auch die bedrückende soziale Situation der Kleinbauern und Tageslöhner widerspiegelt.Aus der eigenen Erfolgslosigkeit heraus und verbunden mit einem missionarischen Sendungsbewußtsein identifiziert sich van Gogh mit den untersten Sozialen Schichten und ihrer schweren Arbeit.
Die realistische Gesinnung, die sich hinter den "Kartoffelessern" verbirgt und die in dem düsteren Bild zum Ausdruck kommt, steht den idealisierenden Abbildungen von üppig gedeckten Tafeln und Tischen des wohlhabenden Bürgertums völlig entgegen. Hier geht es nicht um Rituale und geschliffene Manieren bei Tisch, sondern um dürftigste Ernährung als existenzielle Notwendigkeit, um den Alltag des prozentual größten Teils der Bevölkerung.
Der Sozialhistoriker Jürgen Kucybski zitiert den Meresburger Arzt Dr. Kröber, der in einem Zeitungsartikel schreibt: "Während unsere Voreltern, denen die Kartoffeln unbekannt waren, mit einem kräftigen Roggenbrot mit Kleie gebacken, reichlich Hülsenfrüchte und wenn sie es haben konnten, was aber bei jenen Nahrungsmitteln nicht erforderlich ist, mit einem Stück Fleisch sich nährten, wobei sie gesund, kräftig und stark blieben; ist bei unser ärmeren Volksklassse die Kartoffel das Haupt-, ja man kann fast sagen, das einzige Nahrungsmittel geworden . . ."

7.4. Eduard Manet
"Das Frühstück im Grünen", ist das bekannteste Öl auf Leinwand Bild des Künstlers. Wir sind hier die Betrachter eines Picknicks. Das Essen und trinken im Freien ist keine neues Motiv, schon Lucas van Valckenborch zeigt im 16. Jahrhundert den Gegensatz einer Stadtansicht zu einer Landpartie, im 17. Jahrhundert und in der Rokokozeit finden wir zahlreiche Bilder, deren Tischvergnügung im Freien stattfinden. Unsere Hauptfiguren frönen einem der sonntäglichen Freizeitvergnüglichkeiten des größstädtischen Bürgertums: dem Picknick im Freien, neben dem Baden oder Pferderennen einer der beliebtesten Vergnügungen. Das einfache Picknick auf unserem Bild - Brot, Obst und ein Getränk - sollen die gespielt unbeschwerte Lebensweise in einer Zeit zeigen, in der das Bürgertum seine Repräsentationen bevorzugt in den reichlich ausgestatteten Wohnungen bei Empfängen und Essen demonstrierte.

 
 

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