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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die goldenen 20-er jahre





Der Ausdruck Goldene Zwanziger (Jahre) bezeichnet für Deutschland den Zeitabschnitt zwischen 1924 und 1929. Situation vor den "Goldenen 20ern" Das Ende des ersten Weltkrieges hatte für die Zivilbevölkerung Deutschlands eine harte Zeit mit sich gebracht. Es gab viele Probleme, wie:  Hungersnot  Arbeitslosigkeit  Bettelei als einzige Existenzsicherung für viele Heimkehrer aus dem Krieg  Säuglingssterblichkeit mit 14% die höchste in Europa  Rachitis-Epidemien wegen Vitaminmangel (Knochenkrankheit)  Attentate auf führende Politiker wie Matthias Erzberger (Finanzminister 1919-1920) und Walther Rathenau (Außenminister 1922)  Eine zunehmende Inflation, die sich zu einer Hyperinflation im Jahr 1923 steigerte  nachfolgende Niederschlagungen von Massenstreiks (1920: Ruhraufstand im Ruhrgebiet  1921: Die Märzkämpfe in Mitteldeutschland die mit Hilfe von Freikorps geführt wurden, die sich nach der Auflösung der deutschen Armee 1918 gebildet hatten, hinterließen hunderte von Toten. Besserung ab 1924 Nach der Änderung der Währungsreform, also die Einführung der Rentenmark, und dem zum Teil gelungenen Versuch, die Reparationszahlungen erträglich zu machen, setzte eine Phase wirtschaftlicher Aufwärtsentwicklung und politischer Beruhigung ein. Durch diese Phase des Aufschwungs nahmen Produktion, Konsum und Volkseinkommen zwischen 1924 und 1929 stetig zu. Dieser Wirtschaftsaufschwung kam nicht nur Unternehmern, Handwerkern und Kaufleuten, sondern auch Arbeitern, Angestellten und Beamten zugute.

     Die Löhne erreichten wieder Vorkriegsniveau und dass bei einer deutlich geringeren Wochenarbeitszeit. Durch diese hohen Löhne und die längere Freizeit wurde der soziale Frieden mitgesichert. Die politischen Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich konnten durch die Verträge von Locarno erheblich gemildert werden. Der überraschende Rapallo-Vertrag mit der Sowjetunion von 1922 hatte Deutschland zurück in die Weltpolitik gebracht. Der Beitritt Deutschlands in den Völkerbund 1926 trug ebenfalls zur politischen Beruhigung bei. 1926 wird der §218 geändert: Zuchthaus wird durch Gefängnis ersetzt.

     In diesem Zeitraum entstand eine allgemeine Entspannungsphase auf der politischer, aber auch auf wirtschaftlicher Ebene. Dieses Phänomen ging von den USA aus. Sie wirkte sich jedoch schon nach kurzer Zeit auch positiv auf Deutschland, Frankreich und England aus. Anfang der 20er bekamen viele deutsche den Nobelpreis. Unter anderem auch: . 1919 Max Planck (Nobelpreis für Physik) für seine Quantentheorie. . 1922 Albert Einstein (Nobelpreis für Physik) für seine Verdienste um die theoretische Physik, besonders für seine Entdeckung des Gesetzes des photoelektrischen Effekts.

     . 1925 Gustav Hertz (Nobelpreis für Physik) für die Entdeckung der Gesetze, die bei dem Zusammenstoß eines Elektrons mit einem Atom herrschen. . 1926 Gustav Stresemann (Friedensnobelpreis) Er war Koautor des "Locarnopakts". Aber auch in den Bereichen Kunst, Literatur, Medien und Lebenseinstellung, kam es zu zahlreichen Veränderungen. Gesellschaftliche Umwälzungen In traditionellen Gesellschaften hatten Männer und Frauen einen großen Teil des geselligen Lebens getrennt verbracht. Nun waren Ehepaare länger miteinander und mit ihren Kindern zusammen, dank kürzerer Arbeitszeit hatten sie mehr Gelegenheit dazu. Hinzu kam vermutlich, dass selbstbewusste Ehefrauen ihren Männern schlicht Familienleben abverlangten.

     Männer und Frauen gingen auch häufiger zusammen aus: Kinos, Bars und Speiselokale luden nun zur gemeinsamen Abendunterhaltung ein. Es war nicht mehr nur eine exklusive Schicht, die sich das anrüchige Vergnügen in exklusiven Lokalen leisten konnte. Die feine Gesellschaft schwang in vornehmen Hotels das Tanzbein, bevor sie in die Nachtklubs oder zu privaten Partys weiter zog. Man schlenderte durch die Nacht und bewunderte die Leuchtreklame. Die unmittelbaren Nachkriegsjahren führten in den deutschen Großstädten zu einer allgemeinen Lockerung der Sitten. Was für die einen Befreiung von lästigen Fesseln war, war für die anderen Kulturverfall.

     Es gab aber hinter der glitzernden Fassade der "goldenen Zwanziger" viel Not und Armut. So sank zwar die Arbeitslosigkeit zunächst, aber ganz ausgerottet werden konnte sie natürlich nicht. Vor allem in den Jahren 1926 und 1929 standen jeweils über 2 Millionen Arbeitslose auf der Straße. Von solchen Dingen ist in den bürgerlichen Zeitungen dieser Jahre allerdings selten oder nie die Rede. Der Oberschicht und dem Mittelstand ging es also wirklich gut, doch die Unterschicht lebte in einer für uns nicht mehr vorstellbaren Armut, keiner hatte ein Bett für sich allein, 7-13 Menschen schliefen in einem Zimmer, die Kinder mussten alle Arbeiten gehen, bis zu 14 Stunden am Tag ohne Wochenende oder Ferien. Die neue Frau: Durch den nach dem Krieg herrschenden Frauenüberschuss eroberten Frauen sich neue Berufsfelder.

     In dieses Bild ordnen viele auch die sinkende Geburtenrate ein. Frauen rauchten erstmals. Die "wilden Tänze" Charleston, Shimmy, Foxtrott, Tango und Black-Bottom, die vor allem die ältere Generation schockierte, waren Musik und neue Tänze aus Amerika. Der Charleston trug dazu bei, dass die Frauen einen Teil ihrer beengten Unterkleidung ablegten. Der Modetanz Charleston bewegte eine ganze Generation von Tänzern. In der dazu passenden Mode und aufgrund des seit 1919 bestehenden Wahlrechts für Frauen, zeigten die Frauen erstmals ein ganz neues Selbstbewusstsein.

     Die Damenmode wurde immer männlicher. Frauen trugen nun strenge männliche Haarschnitte, mit ausrasiertem Hals, die Haare streng nach hinten gebürstet und kurz geschnitten "Der Bubikopf". Diese Abwendung von den traditionell als weiblich empfundenen pflegintensiven Langhaarfrisuren hin zur pflegeleichten Kurzhaarfrisur, entsprach gesellschaftlich der fortschreitenden Emanzipation bürgerlicher Frauen und ökonomisch dem Entstehen neuer moderner Angestelltenberufen für Frauen. Veränderungen in der Kunst: Architektur Das "Bauhaus" der bekannteste architektonische Stil der 20er wurde im Jahre 1919 in Weimar von dem Architekten Walter Gropius gegründet und zog 1925 wegen politischen Zwängen (die aus dem starken Antiliberalismus resultierte) nach Dessau Art Deco Der Name kommt von der ersten internationalen Ausstellung für Objekte des Kunstgewerbes der "Ausstellung von Dekorativer Kunst und industrieller moderne" in Paris 1925. ("Exposition des Arts decoratifs et Industriels Modernes") Art deco hat sich aus dem Jungendstil entwickelt und war ein Stil, der alle Bereiche erfasste: Kunst und Kunsthandwerk, Film und Technik, Alltagsgegenstände wie Möbel und Geschirr, Werbung und Mode. Art Deco ist nahe verwandt mit dem Bauhaus.

     Die Neue Sachlichkeit Verdankt ihren Namen ebenso wie "Art Deco" einer Ausstellung aus dem Jahre 1925, die allerdings in Mannheim stattfand. Deutsche Malerei seit dem Expressionismus" stand für die realistische Darstellung der Wirklichkeit ihrer Zeit. Neue Sachlichkeit war eine für die zweite Hälfte der zwanziger Jahre besonders typische Kunstrichtung, die das damalige Lebensgefühl der Menschen, ihr nüchternes Streben nach Bewältigung des Alltags, einzufangen versuchte. Die Neue Sachlichkeit wurde bald zum allgemeinen Begriff für künstlerisches Bemühen um eine konkrete, distanzierte Auseinandersetzung mit der \"greifbaren Wirklichkeit\", die dem Inhalt den Vorrang vor der Form einräumte und das Schlichte gegenüber dem Ornamentalen bevorzugte. Literatur Die polarisierenden Tendenzen in der Politik der Weimarer Republik zeichneten sich auch im literarischen Bereich ab. Die sich als radikale Linke verstehenden Autoren traten im "Bund proletarisch-revolutionären Schriftsteller", der 1928 gegründet wurde, auch organisiert in Erscheinung.

     Um eine breite Öffentlichkeit anzusprechen, wählten alle Literaten eine allgemeinverständliche Sprache und wirklichkeitsnahe Darstellungen. Die "Neue Sachlichkeit" trat ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Aber in der Literatur wechselten die Stile in bunter Folge: Expressionismus, Naturalismus oder neue Sachlichkeit. Man sprach nicht mehr von Kunst sonder von Kunstbetrieb. Die Literatur war ein Medium aktueller Wirkung und ein zeitgeschichtliches Zeugnis. Veränderungen in den Medien: Theater: Berlin wurde zu einer Weltmetropole des Theaters, u.

    a. mit den ersten Aufgeführten Dramen Berthold Brechts "Trommel in der Nacht", "Im Dickicht der Städte" und "Mann ist Mann" riefen zwiespältige Reaktionen hervor und erregten Beifall und Zorn zugleich. Seine 1928 im Berliner Theater uraufgeführte "Dreigroschenoper" wurde der größte Theatererfolg in der Weimarer Republik. Die Theaterära konnte neben dem Kino mit Einführung des Tonfilms 1927 nicht mehr als geeignetes Medium bestehen und endete letztendlich mit dem Jahr des großen "Theatersterbens". Das Kino: Es galt als besonders schick ins Kino zu gehen. Und die Hälfte der Bevölkerung ging mindestens einmal in der Woche ins Kino.

     Um diese Nachfrage zu befriedigen, zeigten die Kinos jeweils zwischen 100 und 400 Filme im Jahr. Die Karten waren nicht teuer, so konnten sich die Besucher für den Preis von einem Glas Bier mehrere Stunden Unterhaltung leisten. Darüber hinaus kaufte man Popcorn und auch das Rauchen war erlaubt. Veränderungen im Sport: Der Sport zog in der Weimarer Republik ein Massenpublikum an. Zum Fußball strömten wöchentlich Hunderttausende in die Stadien. Rad- und Autorennen zogen ebenso wie Boxveranstaltungen riesige Zuschauermengen an.

     Das neue Medium Rundfunk trat ab 1923 unaufhaltsam seinen Vormarsch an, innerhalb von zehn Jahren erhöhte sich die Zahl der in Deutschland angemeldeten Rundfunkgeräte von knapp 10.000 auf über 5,4 Millionen. Diesen Zuwachs verdankte man vor allem den technischen Verbesserungen: o Dem Mikrophon- und Lautsprechertechnik 1924, o Die Schallplattentechnik 1926. Das neue Massenmedium wurde gegen Ende der Republik immer stärker zum Austragungsort politischer Auseinandersetzungen. Das Ende der "Goldenen Zeit" Im weiteren Sinne veranschaulicht der Begriff Goldene Zwanziger Jahre den wirtschaftlichen Aufschwung der weltweiten Konjunktur, er bezeichnet vor allem die Blütezeit der deutschen Kunst, Kultur und Wissenschaft. Beteiligt am Aufschwung der Konjunktur sind ebenfalls die hohen Kredite, die Deutschland damals aus dem Ausland, besonders aus den USA, erhielt.

     Deshalb wird unter anderem von einer Scheinblüte gesprochen, da diese Schulden ja auch irgendwann zurückgezahlt werden mussten. Trotz dieser eigentlich guten Voraussetzung scheiterte die Absicherung des republikanischen Staates durch fehlende Unterstützung breiter Bevölkerungsschichten. Hunger und Elend der letzten Kriegsjahre und die Finanzskandale von 1923 und 1929 schürten das Misstrauen zur Weimarer Republik in weiten Teilen der Bevölkerung. Beendet wurden die \"Goldenen Zwanziger\" von der Weltwirtschaftskrise 1929, ausgehend vom Bankenkrach am 24.Okt 1929 dem so genannten schwarzen Donnerstag der Wallstreet in New York. Soziale Spannungen brachen wieder auf und resultierten im Zeichen politischer Radikalisierung und von den Eliten unabgefedert zum Aufstieg des Nationalsozialismus.

    

 
 



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