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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die abdankung des zaren und die politische neuordnung





Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Zar auf dem Weg in die Hauptstadt mit der Hoffnung den Unruhen durch seine Autorität ein Ende zu bereiten. Doch die Loyalität zum Zaren war in der Truppe nur noch bei einer geringen Minderheit vorhanden.
Die Hauptstadt war nicht mehr unter seiner Kontrolle, und die Duma beschloss eigenmächtig zu handeln und bildete ein Provisorisches Komitee zur Wiederherstellung der Ordnung.
Man versuchte den Zaren zu Zugeständnissen, die Russland in eine Demokratie geführt hätten, zu bewegen, doch der Zar weigerte sich, obwohl führende Monarchisten und auch sein Vetter sich aus Angst mit dem Provisorischen Komitee einverstanden hätten.
Am 13. März schlossen sich Fabrikarbeiter und illoyale Soldaten zum "Petrograder Sowjet" zusammen, indem der menschewistische Flügel, gemäßigt und sozialdemokratisch orientiert, die absolute Mehrheit inne hatte, im Gegensatz hierzu lag die Anzahl der radikalen Bolschewisten und der Sozialrevolutionäre zusage unter zehn Prozent. Außerdem befanden sich die bolschewistischen Führer im Ausland, z.B. im Schweizer Exil, in Schweden oder den USA.
Am 15. März 1917 erhielt Nikolaus II. zahlreiche Telegramme, u.a. auch von General Brussilow, dem erfolgreichsten General des Zaren , die ihn beschworen, ab-zudanken um das Land vor Anarchie zu retten und das Fortsetzen des Krieges zu ermöglichen. Unter dem eindeutigen Urteil seiner Berater und des
hohen Militärs verzichtete Nikolaus II. auf seinen Thron und auf den seines Sohnes Alexander, und überließ ihn seinem Bruder, dem Großfürsten Michail.
Doch dieser schätzte die Aufstände realistisch ein und machte sich keine Illusionen und lehnte daher am folgenden Tag den Thron ab, was ein Ende der über 300- jährigen Herrschaft der Romanows bedeutete.
Der Zar Nikolaus II. und seine Familie (seine Frau Alexandra, seine 4 Töchter und der junge Alexander, sein Sohn) wurden verhaftet und ins Exil nach Sibirien geschickt.
Somit lag die Macht, nach der Abdankung des Zaren und der Beendigung der alten Ordnung, in den Händen zweier Organe, dem Petrograder Sowjet der Arbeiter- und Soldatendeputierten" und dem "Provisorischen Komitee" der Duma, (ab März repräsentiert durch die von ihnen gewählte "Provisorische Regierung" und unter dem Vorsitz von Fürst Lwow).
Die Februarrevolution bestand eigentlich aus zwei verschiedenen Revolutionen. Zum Einen eine Revolution der Bürgerschicht, die Russland nach westlichem
Vorbild zu einer parlamentarischen Demokratie formen wollte und sich in der Provisorischen Regierung wiederfanden, zum Anderen eine Revolution der Unterschicht, die auf die "Verwirklichung der alten Gerechtigkeit" hoffte, die in erster Linie "egalitaristische Komponenten" (Luks: "Geschichte Russlands...", S.19) enthielten, diese spiegelte sich im Petrograder Sowjet wieder.
Am 13. März erließ der Petrograder Sowjet seinen Befehl Nr. 1, indem gefordert wurde, dass "...[einfache Soldaten] von nun an nicht mehr ihre Offiziere außerhalb der Dienstzeit zu grüßen brauchten" und dass "alle Waffen der Aufsicht von gewählten Komitees" ( Gilbert "Geschichte des 20. Jahrhunderts", S.538 ) unterstanden. Der Befehl sicherte zwar die Loyalität der Truppen, aber diese Demokratisierung der Armee führte teilweise zur Auflösung der Disziplin, daher wurde der Befehl Nr. 1 später wieder eingeschränkt.
Die alleinige Machtergreifung wäre für en Petrograder Sowjet ein Leichtes gewesen, doch verhinderten Uneinigkeiten in den eigenen Reihen und Angst vor der alleinigen Verantwortung diesen Schritt, man entschloss sich vielmehr mit der Provisorischen Regierung zusammen zu arbeiten.
Die Provisorische Regierung wollte trotz der Unruhen den 1. Weltkrieg zu einem siegreichen Ende führen, im Gegensatz zu den Bolschewisten, die ein sofortiges Ende des Krieges forderten. Aber der größte Teil des Sowjets unterstützte die Meinung eines "Verteidigungskrieges gegen Deutschland". Die Alliierten waren durch den Ausbruch der Revolution geschockt und man befürchtete, dass man bei einem Verlust von Russland die deutschen Truppen stärken würde und man doch noch im Krieg unterläge.
Während die Provisorische Regierung ein Weiterführen des Krieges versicherte, wurden in ganz Russland Sowjets und Räte gewählt, die sich für ein rasches Ende des Krieges aussprachen. Die Bolschewisten einerseits überrascht von dem plötzlichen Beginn der Revolution und anderseits ohne starke Spitze, konnten diese allgemeine Stimmung aber noch nicht für sich nutzen. Die Bolschewisten, die trotz alledem schon lange auf die Revolution gehofft hatten, blieb nur die Statistenrolle in der momentanen Situation. Sie waren mit der Regierung sowie mit dem Sowjet unzufrieden. Es gab zwei Hauptgedanken unter den Bolschewisten. Einige forderten "Alle Macht den Räten!", während andere auf ein Zusammenführen von Mensche- und Bolschewiki hofften und daher den Verteidigungskrieg befürworteten, so wie z.B. Stalin, der aber auf rasche Friedensverhandlungen plädierte. Diese Meinung der Bolschewisten fand in der Rückkehr von Wladimir Ilitsch Lenin ein Ende.
Die deutsche Regierung sah in Lenin einen Unruhestifter in Russland, was Deutschland für den Krieg zu Gute kommen würde und genehmigte daher die Ausreise Lenins aus dem Schweizer Exil nach Russland durch deutsches Territorium.
Einen Tag vor seiner Abreise am 8. April telegraphierte Lenin an bolschewistische Führer, die sich in Schweden befanden : "Unsere Taktik: absolutes Mißtrauen; keine Unterstützung der neuen Regierung; Kerenskji besonders verdächtig; Bewaffnung des Proletariats einzige Garantie; keine Annäherung an andere Parteien."("Geschichte des 20. Jahrhunderts", S.542). Lenin wird im Laufe der Revolution diesem Ausspruch gerecht werden.
Lenin wurde jubelnd am 16. April von der Menge begrüßt. In seinen Aprilthesen forderte er
1. sofortige Friedensverhandlungen
2. Landverteilung an besitz- und landlose Bauern
3. Kontrolle der Arbeiter über die Fabriken

Lenins vorrangiges Ziel war es allerdings, die Mehrheit im Petrograder Sowjet zu erlangen und eine neue Revolution, die sozialistisch Revolution, beginnen zu können. Die gemäßigten Menschewisten definierten die Februarrevolution analog zur Marx'schen Lehre als eine bürgerliche "in deren Folgen sich die kapitalistische Gesellschaft und ihre demokratische Verfassung erst voll entwickeln müßten, bevor [...] die wesentliche Voraussetzung für eine sozialistische Revolution gegeben war" (Internet). Doch Lenin unterzog die Marx'sche Lehre einer bolschewistischen Interpretation und meinte, da sich ganz Europa im Krieg befände, könne Russland die Führung übernehmen und eine europäische sozialistische Revolution beginnen.
Die neue Idee wurde mit Beifall aufgenommen und Lenin, Stalin und die Führung der kommunistischen Partei begannen bei den Bauern, Fabrikarbeitern und Soldaten gegen jeglichen Krieg Agitation zu betreiben.
Trotz der Demoralisierend gelang es Lenin und den Kommunisten nicht, die Mehrheit im Petrograder Sowjet zu erlangen und dieser stimmte auch weiterhin für ein Weiterführen des Krieges, doch an der Front desertierten die Soldaten schon längere Zeit, auch eine drohende Bestrafung änderte nichts an der Situation . Die Soldaten waren sich ihrer Ziele nicht mehr bewusst und sahen ihre aussichtslose Lage, schlechtes bis zu keinem Material und miserable Nahrungsversorgung, jeden Tag gegenüber. Doch die Regierung hielt trotz des immer stärker Auseinanderbrechens der Truppen am Krieg fest. Bis Ende Oktober hatten sich so ca. Million Soldaten von der Front unerlaubt entfernt.
Auch die, erst siegreich verlaufene, Brussilowoffensive, die die russische Hoffnung noch einmal steigen ließ, endete schließlich als Fehlschlag und alle eroberten Gebiete dieser Offensive wurden wenige Zeit später gegen wiedererstarkte deutsche Truppen verloren. Dieser Rückschlag bedeutete eine Krise für die Provisorische Regierung, die sich die Bolschewisten zu nutze machen wollten.

 
 


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