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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Futurismus

Der polenfeldzug (fall weiß)



Die Vorgeschichte


Die Revision des Versailler Vertrages war 1933 in Deutschland ein erreichtes Nahziel. Nach Hitlers Machtübernahme wurde daraus ein Schlagwort, mit dem er die Kriegsvorbereitung tarnte. Die offiziellen Parolen von Gleichberechtigung dienten dazu, das Deutsche Volk hinter der nationalsozialistischen Führung zusammenzuschließen und dem Ausland die Ziele zu verschleiern. Hitler ging es darum, die Voraussetzung für einen Krieg um Lebensraum gegen die Sowjetunion zu schaffen, wodurch sich auch die anderen Weltmächte anschließen mussten. Der erste Schritt Hitlers, war die Zerschlagung der Tschechoslowakei im März 1939. Danach kündigte Deutschland den deutsch- polnischen Nichtangriffspakt und gleichzeitig auch das deutsch- britische Flottenabkommen. Mit Italien schloss es ein Militärbündnis, den Stahpakt, das mehrere Bedeutungen hatte, da Italien nicht kriegsbereit war. Die deutsch- polnischen Spannungen wurden durch Propaganda immer erhöht. Ein deutsch- sowjetischer Nichtangriffspakt mit geheimen Absprachen sicherte die Neutralität und Unterstützung der Sowjetunion. Dadurch kam es auch noch zu einem britisch- polnischen Beistandspakt. Nachdem alle Versuche zum Fernhalten der Westmächte gescheitert waren, begann der deutsche Angriff auf Polen am 1.9.1939, der Polenfeldzug (Fall Weiß). Ein britisch- französisches Ultimatum mit der Aufforderung, die Feindseligkeiten zu unterlassen, blieb unbeantwortet. Daraufhin erklärten Großbritannien und Frankreich am 3.9. Deutschland den Krieg. Australien, Indien und Neuseeland schlossen sich der britischen Kriegserklärung am 6. September, die kanadische und südafrikanische Regierung am 19. September an. Die USA hielten sich zunächst vom Kriegsschauplatz fern. Der amerikanische Präsident Roosevelt erklärte, dass er Großbritannien und Frankreich durch Wirtschafts- und Militärhilfe helfen werde.
































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Der Polenfeldzug




Die ersten Schritte zum zweiten Weltkrieg:




Am 20. August 1939 begann die Polen Krise.

Am 23. August warnten die Engländer die Deutschen, sie werden Polen im Falle eines Krieges beistehen. Außerdem wird in Moskau ein deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt unterschrieben. Dabei wird auch die Teilung Polens besprochen.

Am 24. August beschließt das britische Parlament die Notstandsgestze.

Der gegenseitiger Beistandspakt von Polen und England wird am 25.8. beschlossen.

Am 31. August befiehlt Hitler den Angriff auf Polen. Mit der Operation "Fall Weiß" begann am 1. September der zweite Weltkrieg.




Die polnische Staats- und Armeeführung wusste von den deutschen Kriegsvorbereitungen und vom Aufmarsch der Wehrmacht an der Grenze, dennoch kam der tatsächliche Angriff in den frühen Morgenstunden des 1. Septembers für sie überraschend. Um 04:45 Uhr eröffnete das Linienschiff "Schleswig Holstein" das Feuer auf polnische Befestigungen und der freien Stadt Danzig. Noch am selben Tag erklärten die Deutschen, dass Danzig zum deutschen Reich gehört. Schon um 05:34 Uhr war die Weichselbrücke bei Dirschau Ziel von Sturzkampfbombern, den Junkers Ju 87, gewesen. Sie hatten die Zündleitungen der Sprengladungen an der Brücke, über die der Nachschub der deutschen 3. Armee laufen sollte, bombardiert. Den Polen gelang es, die Leitungen zu reparieren und die Brücke um 06:30 Uhr zu sprengen. Währenddessen nahm die deutsche Bevölkerung den Beginn der Kampfhandlungen mit negativer Stimmung auf. Der Begriff Krieg wurde vom NS- Regime verboten. Die NS- Propaganda verkündete, dass der Angriff eine verdiente "Strafaktion" gegen polnische Provokationen und Grenzverletzung sei. Vorher gab es bereits schon mehrere Zwischenfälle, wie der Überfall auf den deutschen Sender Gleiwitz mit zwei Toten am 31. August. Diese und andere Aktionen waren von der Schutzstaffel, der SS, gründlich vorbereitet.

Am Polenfeldzug war die 1. . 2. und 3. Gebirgsdivision in der Slowakei beteiligt. Besonders die 1. Gebirgsdivision war in heftige Kämpfe verwickelt. Die 1. Division wurde auf dem südlichen Heeresflügel

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westlich des Duka- Rases in den Beskiden eingesetzt. Dort wurde sie am 5. September in Feuergefechte verwickelt. Von dort stießen Feile der Division nach Norden und Osten vor. Sie sollten einer Verfolgungsbewegung entlang der polnischen Südgrenze Raum nach Osten gewinnen, um dann bei Gorlice die südliche Flankensicherung der polnischen Armee zu durchbrechen um nach Lemberg

vorzustoßen. Tagesmärsche von über 35 km mit kurzen Rasten auf freiem Feld waren keine Seltenheit. Am 6. September erreichte man die Gegend von Zborov und zwei Tage später können sich die Bataillone bei Gorlice wieder vereinigen.

Am "Fall Weiß", der deutschen Offensive gegen Polen, sind zwei deutsche Heeresgruppen beteiligt, die HG Süd (Generaloberst Rundstedt) von Schlesien und der Slowakei aus und der HG Nord (Generaloberst von Bock) von Ostpreußen aus. Auf deutscher Seite kämpften sechs Panzerdivisionen, vier motorisierte Divisionen, drei Gebirgs- und 37 Infanteriedivisionen mit 3195 Panzern. Hinzu kommen die deutschen Luftflotten 1 (General der Flieger Albert Kesselring) in Hemingsholm/ Stettin und 4 ( General der Flieger Alexander Löhr) in Reichenbach/ Schlesien mit 1929 Flugzeugen. Dem gegenüber stehen 38 polnische Infanteriedivisionen, eine motorisierte und elf Kavalleriedivisionen mit 1134 Panzern und 397 Flugzeugen (348 in Reserve). Unter Ausnutzung der Oberkommandos der Wehrmacht überlegenen Motorisierung verstand es die Wehrmacht, einen Bewegungskrieg zu führen. Durch einen Überraschungsmoment, zerstörte die deutsche Luftwaffe einen großen Teil der polnischen Kriegsflugzeuge bereits am Boden. Die Rüstungs- und Versorgungszentren sowie das Nachrichten- und Verbindungsnetz der Polen wurde erheblich zerstört. Die polnische Armee lag zerstreut an sieben Stellen der Grenze entlang, hatte fast keine Reserven und erlaubten durch ihre schlechte Aufstellung schon jetzt die Umzingelung durch die Heeresgruppe Süd, die an der polnischen Westfront angriff, während die Heeresgruppe Nord von Pommern und Ostpreußen nach Süden vorstieß. Der Vorstoß des deutschen Heeres verlief nach Plan. Die aus Pommern und Ostpreußen 630.000 Mann starke Heeresgruppe Nord unter Generaloberst Fedor von Bock stellte am 3. September die erste Landverbindung zwischen beiden Gebieten her. In einem zweiten Angriff griff die Heeresgruppe Süd unter Generaloberst Gerd von Rundstedt mit 886.000 Soldaten aus Schlesien und der Slowakei an. Unterstützt von zwei Luftflotten mit

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insgesamt 1.107 Maschinen stießen die 57 deutschen Divisionen in einer Zangenbewegung nach Warschau vor. Der Plan der Deutschen beruhte auf einer doppelten Zangenbewegung. Die mittlere Zange (4., 8. und 10. Armee) schloss den Korridor nahe Warschau, die

äußerste Zange (3. und 14. Armee) schloss sich am Fluss Bug bei Brest- Litowsk, 160 km östlich der polnischen Hauptstadt. Diese Operation war am 14. September abgeschlossen. Drei Tage danach marschiere die Rote Armee von Osten in Polen ein, damit war das Schicksal Polens endgültig besiegelt. Die polnische Heeresleitung hatte unter Marschall Eduard Rydz- Smigly (1886- 1943)das Groß ihrer Streitkräfte strategisch entlang der 1.900 km langen Grenze ohne Hindernisse oder Barrieren aufmarschieren lassen. Jedoch nach 1 Woche waren alle polnischen Verteidigungslinien im Grenzgebiet durchbrochen und so wurde die Armee zum Rückzug gezwungen. Dadurch musste die polnische Armee

unter dem Flankendruck eine Rückzugsbewegung nach Osten vornehmen und das Höhengelände bei Gorlice aufgeben. Eine Waffengattung formierte sich zur Sturmtruppe mit dem Ziel Lemberg. Die Sturmfahrt auf Lemberg endete am 12.09. wegen starkem Wiederstand am Rande von Lemberg. Die stark befestigte Stadt sollte eingeschlossen werden und von Truppenteilen verteidigt werden. Die Kämpfe zogen sich vom 12.09. bis 21.09. hin. Besonders heftig waren die Kämpfe bei Zboiska und bei der Seeenge bei Grodek. Erst am 21.09. ergaben sich gegen Mittag die verbliebenen polnische Kräfte. Doch Lemberg musste wieder verlassen werden, da es im Nichtangriffspakt lag, der der Sowjetunion überlassen werden sollte. Am 19.09. ergaben sich die polnischen Armeen Posznan und Pomorze mit 170.000 Mann. Zusammen mit der am 12.09. gestellten Armee Przuzy hat Polen einen Großteil seiner Verbände verloren. Die restlichen Truppen sind hoffnungslos überlastet, da Polen seit dem 17.09. einen Zweifrontenkrieg mit der Sowjetunion gegenübersteht. Starke polnische Verbände wurden in der Kesselschlacht bei Radom, westlich der Weichsel vernichtet. Nach der Kesselschlacht an der Bzura griff die deutsche 8. Armee Warschau an. Bereits am 13.09. schloss sich der Ring um Warschau. Am 25.09. erfolgte der schwerste deutsche Luftangriff, der 10.000 Todesopfer forderte. Zwei Tage später am 27.09. kapitulierte die Stadt bedingungslos. Am 28.09. fiel die Festungsstadt Modlin. Letzten Ends ergaben sich am 6. Oktober die restlichen Truppen bei Kock und Lublin. Nach 4 Wochen war der

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letzte Wiederstand der polnischen Armee gebrochen. Die Verluste betrugen 66.000 Tote, 200.000 Verwundete und 917.000 Gefangene. Die Verluste Deutschlands waren 10.600 Tote, 30.322 Verletzte und 3400 vermisste. Aus deutsche Sicht war der Blitzkrieg gegen Polen recht positiv.

Polens Niederlage war schon am 17.09. besiegelt worden. Es gab einen Überfall der Heeresgruppen der Roten Armee auf Ostpolen. Durch den Hitler- Stalin- Pakt rückten die Sowjets nach Westen bis zur Linie Narew- Weichsel- San vor, um sich die verlorenen Gebiete wieder zu holen. Nach einer im deutsch- sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28.09. neuen Grenzziehung zog sich die Rote Armee hinter Bug zurück. Mit der Teilung verlor Polen seine staatliche Existenz. Bereits am 17.09. floh die Staatsführung nach Rumänien. In Paris bildete General Wladyslaw Sikorski die polnische Exilregierung. Deutschland bekam Danzig- Westpreußen und Watheland.

Während des Polenfeldzuges unternahm England keine Versuch Polen zu helfen.









































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Tagebuch der 4/ I. R. 132




" Meine Kameraden der 4/ I. R. 132 (4. Kompanie Infanterieregiment 132) harren gespannt der Dinge, die da kommen sollen. Gerüchteweise soll gegen 05.00 Uhr der Angriff beginnen.- Fast Zwei Stunden noch!

Zwei Stunden vor einem Angriff sind eine Ewigkeit. Alle fünf Minuten blicke ich auf die Uhr und die Zeit vergeht doch nicht schneller. Wenn man doch nur etwas zu tun hätte, so aber liegen wir auf die Erde gepresst und müssen warten,- nichts als warten.

Endlich kommt der Befehl zum Angriff. Es ist soweit!

Vor uns geht es los! Die Schützenkompanien rappeln sich hoch und tasten sich langsam nach vorne. Wir gehen mit unseren sMG in Stellung und richten unser Visier auf eine Hügelkette, von der wir einiges erwarten. Aber nichts passiert. Hermann stößt mich an:

´ Hörst, Karli, seit ein paar Minuten ist Krieg! Kannst Du Dir das vorstellen?´-


´ Nein´- ´ Ich auch nicht.´"

Ja, seit 4.45 Uhr ist Krieg. Zu diesem Zeitpunkt hat der Angriff der beiden deutschen Heeresgruppen Nord und Süd auf das Nachbarland Polen begonnen. Die polnische Armee wird durch die modernen deutschen Angriffsmethoden vollkommen überrascht. Entgegen der bisherigen Praxis den Panzern als Ünterstützungswaffe der Infanterie einzusetzen, haben die Deutschen ihre gesamte Panzerstreitmacht in eigener Panzerdivision konzentriert. Diese Panzerdivisionen durchstoßen die feindlichen Stellung und dringen, ohne auf die Flanken zu achten, in das feindliche Hinterland vor. Dutzende Kilometer hinter der Front treffen sich die Angriffsspitzen wieder und im so entstandenen Kessel befinden sich Tausende feindliche Soldaten in der Falle. Es ist Aufgabe der nachfolgenden Infanteriedivisionen diesen Kessel auszuräumen und die feindlichen Soldaten gefangen zu nehmen. Schnelligkeit ist das Gebot der Stunde. Die Infanteriedivisionen müssen in Gewaltmärschen den vorgepreschten Panzerdivisionen folgen, nur so kann der Angriffsschwung beibehalten werden. Dem Gegner darf keine Chance gegeben werden die Kesselfront zu durchbrechen.

Die 44.ID ist Teil der 14. Armee, die im Rahmen der Heeresgruppe Süd am Feldzug teilnimmt. Die Regimenter der Division überschreiten gegen 05.00 Uhr die Grenzen zu Polen. Sehr bald kommt es zur ersten Kampfhandlungen, bei denen beide Seiten Verletzte zu beklagen haben. Gegen Mittag fällt bei einem Artillerieangriff der erste Soldat der Division. Zufälligerweise ist dieser erste Gefallene ein Unteroffizier aus Adolfs 2. Kompanie/ IR 131. Das erste Ziel der Division heißt Krakau, das entsprechend der deutschen Blitzkriegsstrategie so

schnell wie möglich erreicht werden muss. Die Division gelangt so über Teschen, Skotschau, Bielitz, Zator und Skawina bis zum 07.09. in den Raum


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von. Krakau. Das auch bei der Deutschen Wehrmacht nicht immer alles nach Wunsch läuft, zeigt ein Zwischenfall in der Stadt Bielitz als das Infanterieregiment 131 versehentlich von zwei eigenen Bomberstaffeln angegriffen wird. Dieses Missgeschick kostete sechs Soldaten und mehreren Zivilisten das Leben. Der Aufenthalt in Krakau ist nur kurz. Bereits am nächsten Tag geht es in Gewaltmärschen weiter nach Osten. Am 13.9. erreichen die vordersten Teile der Division den San, den sie am 15.9. über eine Kriegsbrücke überqueren. Die Einheiten ziehen dabei an Hitler vorbei, der sich einige Zeit auf der Brücke aufhält. Während die Deutsche Wehrmacht weiter nach Osten vordringt, zerfällt die polnische Armee immer mehr. Es kommt aber immer wieder zu schweren Kämpfen, vor allem dann, wenn eingeschlossene polnische Einheiten mit dem Mut der Verzweiflung gegen die deutsche Kesselstellung anrennen. Diese letzten Kämpfe kosten noch vielen Soldaten das Leben. Unter so einer Kampfhandlung, bei der auch Adolfs 2. Kompanie im Rahmen des I./ 131 (I. Bataillon des Infanterieregimentes 131) beteiligt ist, wird in der Divisionsgeschichte der 44. ID berichtet:




" Auf Weisung der 7. ID sollte das IR 131 am 18.9 Jasniska, ein Dorf rund 14 km nordwestlich von Lemberg, erreichen, um von dort aus den Entlastungsangriff der 7. ID in deren linke Flanke zu sichern und zu unterstützen. Nachdem am Morgen des 18. ostwärts einer kleinen Teichenge bei Maydan schwache feindliche Sicherungen zurückgeworfen waren, konnte das Vorhutbataillon I./ 131 5 km weiter ostwärts auch bei Waldorf stärkeren Widerstand in zügigem Angriff brechen. Als im weiteren Vorgehen gegen die Straße Grodek- Janow- Rawa Ruska bei Dabrowica starke Feindkräfte in Feldstellungen auftraten, musste sich das Bataillon den Zugang zur Ortsschaft und damit auch zur Straße in einem planmäßig aufgebauten Angriff unter Einsatz von Infanteriegeschützen und einer Batterie der I./ AR96 erkämpfen. Erst als ein feindlicher Gegenangriff im überlegenen Feuer aller schweren Waffen zusammengebrochen war, wandte der Feind sich zum Rückzug, der bald in Flucht überging. Gab es schon beim Kampf um Dabrowica zahlreiche Gefangene und eine ansehnliche Beute an Waffen und Gerät, so gelang es der 2. Kompanie, bei der Verfolgung auf der Straße nach Süden eine polnische Artellerieabteilung mit 14 Geschützen zu stellen. Damit war auch das Rätsel gelöst, warum der Gegner bei Dabrowica keine Artillerie zum Einsatz gebracht hatte: Auf den Protzen saßen keine Kanoniere, sondern Mineure, die mit Geschützen nicht umgehen konnten.

Es dämmerte bereits, als die Spitze des Regiments die Höhe ostwärts Doson erreichte, von der noch vereinzelt feindliche Schüsse fielen. In Anbetracht des heißen Tages und der zunehmenden Dunkelheit war der erschöpften Truppe ein Weitermarsch nicht zuzumuten. Der Regimentskommandeur entschloss sich

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daher, mit der Vorhut in Lozina und mit dem Gros in und um Dabrowica zur Ruhe überzugehen. Zur Erkundung und Besetzung des noch 5km entfernt liegenden Tageszieles, Jasniska, setzte er die motorisierte 14. Kompanie so rechtzeitig an, dass sie noch in der Dämmerung- unangefochten- in die Ortschaft einziehen konnte. Außer Sicherung erhielt der Kompaniechef, Oberleutnant Gostischa, den zusätzlichen Auftrag, sich im Falle eines Angriffes auf die Gefechtsvorposten des Regimentes zurückzuziehen. Zur Aufrechterhaltung der Verbindung geleitete ein Funktrupp des Regimentnachrichtenzuges die 14. Kompanie.

Jasniska, ausgedehnter als auf der Karte erkennbar, erwies sich durch seine zahlreichen Hohlwege als sehr unübersichtlich. Kaum waren an den Ortsausgängen Sicherungen aufgestellt, tauchten aus dem Waldgebiet nördlich des Dorfes feindliche Fahrzeugkolonnen auf, die sich auf Jasniska zubewegten- wie sich später herausstellte, Versorgungseinheiten einer auf dem Rückzug von Norden nach Süden befindlichen polnischen Division. Da Angriffsabsichten zunächst nicht zu erkennen waren, eher willkommene Beute zu winken schien, ließ man die Kolonnen in den Ort einfahren, um sie dann widerstandslos zu entwaffnen und gefangen zu nehmen. Als der Zustrom der Fahrzeuge aber nicht abriss und es schon eine Ansammlung von über 400 Gefangenen gab, wurde die Lage bedrohlich. Zwar verpflichteten sich mehrere mit ihren Einheiten in Gefangenschaft geratene Offiziere ehrenwörtlich, sich an einem Kampf nicht zu beteiligen, als aber im Morgengrauen polnische Infanterie im Rahmen der feindlichen Rückzugsgliederung überfallsartig zum Angriff auf Jasniska ansetzte, da brach im Dorf die Hölle los. Fiel es den am Ortseingang postierten Sicherungen mangels MG schon schwer genug, sich der Angreifer zu erwehren, so sah sich auch der Kern der Kompanie innerhalb der Ortschaft bald einem weit überlegenen Feind gegenüber.

Die Gefangenen, wieder bewaffnet, gingen unter der Führung der Offiziere, die sich unter diesen Umständen ihres Ehrenwortes entbunden fühlten, zum Angriff über. In dieser fast verzweifelten Lage konnte der Kompaniechef doch noch einen Funkspruch mit der Bitte um sofortige Unterstützung an das Regiment absetzen. Sein Befehl, sich vom Feind zu lösen und in Richtung Unterkunftsraum des IR 131 zu sammeln, kam bei dem Gefechtslärm nicht durch, zumal auch keine Verbindung zu den Zügen mehr bestand. Inzwischen tobte an vielen Stellen ein Kampf Mann gegen Mann. Die 14. Kompanie wehrte sich mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln und bis zur letzten Patrone. Die 3,5 cm Panzergranaten erwiesen sich- da damals noch ohne Sprengzünder- in dieser Lage fast wirkungslos. Die Verluste nahmen zu. Anerkennung ist dem erwähnten polnischen Stabsarzt und seinen Helfern zu zollen, die nicht nur die eigenen, sondern auch die Verwundeten der 14. Kompanie so gut wie möglich versorgten. Der Hilferuf auf dem Funkweg hatte inzwischen das Regiment

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alarmiert. Um 06.25 Uhr verlud das I. Bataillon in Eile einen sMG- Halbzug auf ein von der 14. Kompanie nach Lozina geschicktes Kraftfahrzeug. Kurze Zeit darauf wurde der Chef der 7. Kompanie, Hauptmann Neubauer, mit 2 l MG- Trupps mittels Pkw nach Jasniska vorausgesandt, um die Lage zu klären und Verbindung mit dem Chef der 14. Kompanie zu suchen. Neubauer, ein vorbildlicher Offizier, fiel kurz darauf mit zwei seiner MG- Schützen bei dem Versuch, trotz schwerem feindlichen Abwehrfeuer in das Dorf einzudringen. Inzwischen war das III. Bataillon zum Einmarsch nach Jasniska angetreten, das II. Bataillon und das I. Bataillon folgten. Die 1./ Pi80 erhielt den Befehl, das Regiment nach Süden, Osten und Westen zu sichern und ihm den Rücken frei zu halten. Während das I. Bataillon im Wald südwestlich Jasniska zur Verfügung des Regiments blieb und die Nahsicherung übernahm, holte das III. Bataillon nach Osten aus, um von Buda aus den Angriff der 9. Kompanie und der 11. Kompanie, unterstützt durch das zusammengefasste Feuer der 12. MG- Kompanie zu führen. Major Greifender, Chef der 12. Kompanie, fiel bei diesem Einsatz, nachdem er schon vorher leicht verwundet worden war. Nach guter Feuervorbereitung gelang es der 11. Kompanie, in den schmalen Südteil des Dorfes einzudringen und gegen die Kirche vorzustoßen. Die 9. Kompanie wehrte kurz darauf einen Gegenstoß der Polen aus dem Südteil erfolgreich ab. Das II. Bataillon, von Westen her auf Jasniska angesetzt, hatte sich in den Besitz eines Höhengeländes nordwestlich des Ortes gesetzt, war aber dann in dem aus dem Waldrand nördlich des Dorfes kommenden feindlichen MG- Feuer liegen geblieben. Bei dem Versuch, ein polnisches MG aus nächster Nähe anzuspringen und zum Schweigen zu bringen, erlitt der Bataillonsadjutant Oberstleutnant Kregler eine tödliche Verwundung. Er starb in der Nacht im Feldlazarett 44 in Zolkiew. Inzwischen hatte der Regimentskommandeur dem Kommandeur der I./AR96 befohlen, seine Abteilung südlich von Jasniska so in Stellung zu bringen, dass sie den konzentrischen Angriff des II. und III./131 durch wirksames Feuer auf den Feind am Waldrand nördlich des Dorfes unterstützten konnte. Ein Beschuss des Dorfes selbst war aus Rücksicht auf die darin eingeschlossene 14. Kompanie unmöglich. Das gut gezielte Feuer der Abteilung zeitigte bald spürbare Erfolge: Der Beschuss aus dem Waldrand ließ mehr und mehr nach, wodurch der Angriff des II. Bataillons wieder in Fluss kam und ein Einbruch von Nordwesten her gelang. In Handgranatenkämpfen wurden dann die verzweigten Ortsteile vom Feind gesäubert und die noch lebenden und verwundeten Kameraden der 14. Kompanie befreit. Bei Einbruch der Dämmerung reichten sich die Angreifer von Norden und Süden her die Hand. Um einzelne Gehöfte aber kämpfte man noch bis Mitternacht.

Am 20.09. setzte das I./131 mit Unterstützung der 13. Kompanie und der I./AR96 den Angriff auf den noch am Waldrand nördlich von Jasniska festsitzenden Gegner fort. Das Feuer der Artillerie und der schweren

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Infanteriewaffen machten den zunächst noch zäh kämpfenden Feind, unter dem Fähnriche der Warschauer Kriegsschule besonders hartnäckigen Widerstand leisteten, weich; er gab auf und kam wenig später in Scharen aus dem Wald. Zur gleichen Zeit stand auch die 7.ID rechts im erfolgreichen Angriff in Richtung nordwestlich Lemberg. Am frühen Nachmittag traf der Befehl zur Einstellung des Angriffs und der Kampfhandlungen ein. Von Aufklärungsflugzeugen abgeworfene Flugblätter meldeten die Kapitulation der polnischen Südarmee. Das verstärkte Infanterieregiment 131 hatte in und um Jasniska schwere Verluste zu beklagen: 3 Offiziere, 8 Unteroffiziere und 47 Mannschaften.

Mit diesem scheren Gefecht geht für die 44.ID der Polenfeldzug zu Ende. Die Division hat in dem Feldzug an die 120 Gefallene und über 300 Verwundete zu beklagen. Die Verluste des gesamten Heeres betragen 10.000 Gefallene und über 30.000 Verwundete. Die polnischen Verluste sind ungleich höher, viel mehr schmerzt die Polen, dass nun ihr Heimatland nicht mehr existiert, aufgespalten in zwei Hälften, besetzt von deutschen und sowjetischen Truppen, die ab 17.09. die polnisch-sowjetische Grenze überschritten haben. Von nun an beginnt die deutsche Besatzungszeit, die in den nächsten Jahren noch Millionen Menschen den Tod bringen wird. Vor allem die jüdische Bevölkerungsgruppe wird fast vollständig ausgelöscht und der polnische Boden wird für die Errichtung von Vernichtungslagern missbraucht, in denen Juden, Zigeuner und Vertreter von anderen Minderheiten aus halb Europa durch eine fabriksmäßige Mordmaschinerie umgebracht werden. Doch noch ist es nicht soweit, Ende September 1939 werden an jenen Stellen, an denen Deutsche und Russen aufeinander treffen, Siegesparaden abgehalten und Freundlichkeiten ausgetauscht. Die deutschen Truppen müssen sich hinter die Demarkationslinie zurückziehen, die Hitler und Stalin in ihrem Vertrag ausgehandelt haben. Für die 44.ID heißt das, dass sie auf dem Weg, den sie auf ihrem Vormarsch in das östliche Polen genommen hat, wieder zurückmarschieren muss. Die Division sammelt bei Jaroslaw und richtet sich dort zur Grenzsicherung ein. Der öde Grenzdienst und das immer schlechter werdende Wetter sind mit ein Grund, dass in den Einheiten Jubel aufbraust, als Ende Oktober der Befehl für die Verlegung ins Reich entlang.








 
 

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