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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Der eigenverschuldete niedergang der roten armee fraktion



Mit Sicherheit ist das Ende der RAF nicht allein aus eigener Schuld und eigenen Fehlern herbeigeführt worden, vielmehr waren die Repressionen von außen und nicht von der RAF kontrollierbare Umstände Ursache (siehe Kapitel 5, Probleme bei der Durchsetzung der Ziele der RAF) hierfür verantwortlich - allerdings lohnt es sich dennoch, hinsichtlich der Prüfung auf Nachhaltigkeit einen Blick auf die von den Mitgliedern verschuldeten Fehler zu werfen.

Andreas Baader, der auch als "Motor" der RAF bezeichnet wurde, hatte durch seine klaren Vorstellungen und konsequenten Vorgehensweise die unumstrittene Führungsposition in der RAF inne. Und eben hier lag auch ein großes Problem. Anfangs noch offen für Diskussionen über politische Themen, über Strategien der RAF und bei der weitestgehend objektiven Aufarbeitung von eigenen Fehlern nach Aktionen, etablierte Andreas Baader allmählich ein allumfassendes Denk- und Diskussionsverbot, unter dem vor allem Ulrike Meinhof litt. Vermutlich war die Tatsache, dass sie sich unter zunehmender Intoleranz Baaders immer weniger kritisch in die Planungen der RAF-Zukunft einbringen konnte, auch ein maßgeblicher Grund für ihren Selbstmord 1976. Sie selbst prägte den Satz "Selbstmord ist der letzte Akt der Rebellion"
So urteilte Andreas Baader RAF-Aktive rücksichtslos auf eine Art und Weise ab, die z.T. auch zu emotionalen Spaltungen innerhalb der Organisation führte. Sogar der Vergleich zu faschistoiden Strukturen wurde gezogen; wendete man sich nämlich gegen Baaders Meinung, galt man sogleich als inkonsequent und als die Zukunft der RAF gefährdendes Subjekt.
Dieser lange Zeit währende Führungsanspruch Andreas Baaders war für die RAF letztendlich sehr verhängnisvoll, da vor allem in und an ihm nur die positiven Seiten seiner Rücksichtslosigkeit, der Konsequenz und des Führungsanspruches gesehen wurden. Die RAF Mitglieder schienen zu unentschlossen, zu unbestimmt und wenig beharrend gegen Andreas Baader mit ihren eigenen kritischen Gedanken aufzuwarten, dachten die meisten doch, dass er nicht ihre "falschen" und "unangebrachten" Zweifel hatte und daher der alleinige Anführer sein konnte und sahen so vor allem immer wieder ein erstrebenswertes Vorbild in ihm. Ein weiterer Grund, der für Unmut in der Gruppe sorgte, waren die Privilegien für Andreas Baader und auch Gudrun Ensslin. In Wohnungen hatten sie ausschließlich die komfortabelsten Betten und Konditionen. Auch dieser Fakt wurde von anderen RAF-Mitgliedern bemängelt. Erst in der zweiten und dritten Generation verflüchtigten sich diese Unterschiede zwischen Führung und "Basis".
Wie bereits erwähnt, rückten Planungen strategisch politischer Aktionen während der Gefangenschaft von Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof und Jan-Carl Raspe größtenteils in den Hintergrund. In diesen vier bzw. fünf Jahren fand keine Aktion der RAF mit direktem politischen Ziel statt, sondern ausschließlich nur aus dem Grunde, um die Freipressung der Gefangenen zu erreichen. Auch dies war ein Fehler in der Organisation, der zu spät erkannt wurde.
Hinzu kamen Ungenauigkeiten und mangelnde Sorgfalt bei der Organisation innerhalb des Bereiches der Logistik. So fielen bei dem Transport einer Postsendung von Waffen, Munition, gefälschten Papieren sowie gefälschten Autokennzeichen von Hamburg nach Berlin Teile des Inhalts aus dem mangelhaft verpackten und gesicherten Karton heraus. Auch die Festnahmen Jan-Carl Raspes und Andreas Baaders sind auf mangelnde Sorgfalt zurückzuführen.
Auch dass die Teile der Bevölkerung, welche die RAF für sich gewinnen wollte, durch Aktionen wie der Flugzeugentführung im deutschen Herbst 1977 getroffen wurde, war ein kapitaler Fehler, der letztendlich zu ihrem Untergang beitrug. Weiter ist die "ausbleibende politisch-soziale Organisierung [.] ein entscheidender Fehler der RAF gewesen" . Durch eine öffentlich-soziale Organisierung hätte sich die Rote Armee Fraktion legal einer größeren Bevölkerungsschicht erschlossen, die Möglichkeit wäre entstanden, eventuell zurückhaltendes revolutionäres Potential durch Kampagnen und Infoveranstaltungen mit der Ideologie vertraut zu machen und so für den Sozialismus zu gewinnen.

 
 

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