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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Der anfang vom ende



Aber Philipp IV hatte vorerst keinen Grund zur Klage, im Gegenteil, beim Kampf der Krone Frankreichs gegen Papst Bonifaz VIII stellten sich die Templer offen auf die Seite des Königs. Der einzige Grund, gegen den Orden vorzugehen, war der Raub seines Vermögens. Philipp war allerdings doch nicht gewissenlos genug, einen ganzen Orden zu vernichten, ohne wenigstens der Öffentlichkeit schwer wiegende Gründe vorzulegen. Er hätte es nach außenhin nie gewagt, gegen die Templer vorzugehen, nur um seine Kassen zu füllen. Sein Ratgeber Nogaret, der bereits Papst Bonifaz VIII beim Attentat von Anagni gefangengesetzt und damit auf seine Weise zu dessen baldigem Tod beigetragen hatte, besaß weniger Hemmungen. Auch Marigny, der Finanzminister Philipps, kannte kaum religiöse Bedenken. Man musste die Templer der Ketzerei und Unmoral anklagen. Der König ließ sich, ohne zu zögern, auf diese Fährte locken.
Erstmals wurde der Orden durch Esquiu de Floryan am Hof Königs Jaime II von Aragón. Er sagte, man verleugne Christus bei der Aufnahme in den Orden, bespeie das Kreuz, gebe sich schamlose Küsse und erlaube die Sodomie. In den Kapiteln werde ein Götzenbild angebetet, und der Großmeister maße sich priesterliche Funktionen an, indem er Rittern die Absolution erteile. Jaime II hatte oft Ärger mit den Templern, weil sie die schönsten Güter und stärksten Burgen besaßen und die besten Geschäfte machten. Selbst im Wappen von Aragón fand sich das Templerkreuz. Jaime konnte es noch nicht wagen, den starken Orden anzugreifen, aber er gab ihm den Rat, sich an Philipp von Frankreich zu wenden, der schon beste Erfahrungen im Kampf gegen die Kirche hatte. Floryan ging also weiter zu dessen Beratern und wurde von Guillaume de Nogaret, der einen weiten Ruf als Kirchenhasser hatte, freudig empfangen. Nogaret spielte den Glaubenseiferer und überzeugte den König, dass er gleichzeitig seinen Glauben verteidigen und dem Staat nutzen könnte, wenn er den Orden beim Papst in Ungnade fallen ließe. Philipp steckte zu dieser Zeit nämlich in einer großen Finanzkrise, er hatte seit Monaten kein Geld mehr für die Bauarbeiten am Notre Dame und seinem Königsschloss, und es gab große Inflation. Nogaret wurde in seinen Bestrebungen von Philipps Beichtvater, dem Großinquisitor Wilhelm Imbert, und dessen Finanz- und Bauminister Marigny unterstützt. Nogaret fragte auch den Papst um Rat, ob er schon von den Gerüchten gehört habe und was zu unternehmen sei. Auch dem Orden waren diese Verleumdungen schon zu Ohren gekommen, und Großmeister Jaques de Molays hatte den Papst seinerseits schon mit einer Untersuchung beauftragt, die die Unschuld der Ritter beweisen sollte. Trotz dieser päpstlichen Untersuchung, die eigentlich jegliche Nachforschungen im Auftrag eines weltlichen Herrschers verbietet, ging Philipp über seinen Strohmann Imbert gegen einzelne Mitglieder des Ordens vor. Falls Clemens Probleme machen sollte, konnte man ihm selbst Vorwürfe wegen seines unsteten Lebenswandels machen und ihm mit Absetzung durch ein Appell an das hauptsächlich mit Franzosen besetzte Konzil drohen. Man hatte noch nichts gegen den Orden in der Hand, nur die Aussage des ehemaligen Zuchthäuslers Esquiu de Floryan. Philip beauftragte Nogaret damit, Material gegen die Tempelherren zu sammeln. Dieser stöberte in der Gosse verjagte ehemalige Templer auf, die natürlich bereitwillig erzählten, was immer der Minister hören wollte. Nogaret wusste aber, dass das allein zu wenig und zu unglaubwürdig war, um den Orden beim Papst zu verleumden. Seine einzige Möglichkeit war es, Templer festzunehmen und unter der Folter Geständnisse von ihnen zu erpressen. Die wichtigste Waffe des Beraters war die Propaganda, die zu diesem Zweck zum ersten Mal mit einer derartigen Durchschlagskraft eingesetzt wurde. Der große Fehler der Templer war es, dass sie sich nicht um die öffentliche Meinung scherten. Zu Beginn des Jahres 1307 war der Papst von den bösen Gerüchten so beunruhigt, dass er den Großmeister von Zypern, wo sich die Templer nach den erfolgreichen Schlachten niedergelassen hatten, nach Frankreich zitierte. Jaques de Molay kam mit einer kleinen Armee und fast dem gesamten Templerschatz, mit dem er Philipp wohl beeindrucken wollte, nach Paris. Er unterschätzte die neuen Mächte im Staat vollkommen: Die Ritterheere waren abgelöst worden von den so genannten 'Gens du Roi', sehr schlagkräftigen Polizistenheeren, und die Monarchisten von den Folter bejahenden Legisten. Die Zeit der Ritter war vorbei, obwohl sich die Templer das nicht eingestehen wollten. Jaques de Molay bezog den Tempel in Paris, der größer und prächtiger war als Philipps eigenes Königsschloss. Philipp war höchst eifersüchtig auf den Reichtum. In seinen Kassen herrschte zur Zeit vollkommene Ebbe: Im Jahr 1306 hatte es wegen der Inflation einen großen Aufstand gegeben, während dem der König im stark befestigten Tempel Zuflucht suchen musste. In dieser Zeit zeigten die Templer dem König all ihre Reichtümer und Schätze, was Philipp nur noch neidischer auf den Orden machte, besonders, da er zu dieser Zeit schon im Ausland als ,Falschmünzerkönig' verspottet wurde. Im September 1307 beriet Philipp mit dem Staatsrat, wie man die mittlerweile beim Volk so unbeliebt gemachten Templer in die Knie zwingen könnte. Die Verhaftungen sollten unter Nogaret im Auftrag der Inquisition erfolgen. Denn im Namen der Kirche hatte Großinquisitor Imbert den König gebeten, die landesgefährlichen Ketzer, voran den Großmeister, zu verhaften. Philipp gehorchte also nur der Kirche, wie es die Dokumente formulierten, wenn er seinen Verwaltern im ganzen Reich den Befehl erteilte, die Templer festzunehmen. Am 14. September wurde also die Verhaftung der Templer beschlossen, und schon am 22. September gingen Dekrete an alle Statthalter, sich in den frühen Morgenstunden des 13. Oktobers mit Bewaffneten bereitzuhalten. Ein zweites, versiegeltes Schreiben, das erst an besagtem Morgen zu öffnen war, erhielt den Befehl zur Verhaftung der Templer. Papst Clemens war inzwischen zur Kur. Erst Anfang Oktober begann er mit seinen Untersuchungen über die Templeraffäre. Der Orden selbst hatte keine Ahnung, welche Dimensionen das ihnen drohende Unheil schon angenommen hatte.

 
 

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