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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Das mittel der stadtguerilla





"Stadtguerilla zielt darauf, den staatlichen Herrschaftsapparat an einzelnen Punkten zu destruieren, stellenweise außer Kraft zu setzen, den Mythos von der Allgegenwart des Systems und seiner Unverletzbarkeit zu zerstören.
Stadtguerilla setzt die Organisierung eines illegalen Apparates voraus, das sind Wohnungen, Waffen, Munition, Autos, Papiere. [.] [und was] dabei noch zu beachten ist, sind wir jederzeit jedem bereit zu sagen, der es wissen muß, wenn er es machen will."


Guerilla lautet im Spanischen das Wort für "Kleinkrieg". Schon der revolutionäre Kampf der kubanischen Revolutionäre Ende der 50er Jahre, die Auseinandersetzungen zwischen US-Militärs und Vietnamesen im Vietnamkrieg, der Bodenkrieg in Afghanistan von 1979 bis 1989, sowie bis heute die einzelnen Bodenkampfattacken Palästinas in Israel werden unter anderem desgleichen als Guerillakrieg bezeichnet. Wegen ihrer militärischen Unterlegenheit vermeiden Guerillas, die oft sozialrevolutionäre Ziele verfolgen, den offenen Kampf und führen diesen auf eine Weise, in der sie ihre Unterlegenheit ausgleichen können. Guerillas nutzen die Vorteile des Überraschungsangriffs und sind infolge dessen schwer zu ergreifen. Um diese Schwierigkeit der Ergreifung noch zusätzlich zu erhöhen, wurde seit der Gründung der Fraktion stets darauf geachtet, dass führende Mitglieder sich nie alle gemeinsam an einem Punkt aufhielten. Wäre dann nämlich ein Versteck bekannt geworden, indem sich alle wichtigen Strategen befunden hätten, hätte die RAF mit einem Male nicht mehr oder nur kaum die Möglichkeit gehabt, weiter zu existieren.
So versuchte die Rote Armee Fraktion, in ihrem militanten Vorgehen, die Schwachpunkte ihres Gegners, dem System, geschickt auszunutzen. Oftmals gelang es ihr, Anschläge vorzubereiten und durchzuführen, ohne dass die Staatsmacht es bemerkt hatte.
Die Form des militanten RAF-Kampfes, der sich als Stadtguerilla bezeichnen lässt, unterscheidet sich im Wesentlichen durch die Tatsache von anderen Guerilla-Verbänden, dass die Guerilla inmitten von Metropolen und strategisch wichtigen, zum Teil besonders streng beobachteten Zentren des Staates und der Wirtschaft stattfand. Beispielsweise konnte Hanns-Martin Schleyer in seinem Dienstauto trotz höchster Sicherheitsstufe, es wurde aufgrund einschlägiger Hinweise mit dem Versuch einer Entführung gerechnet, und Bewachung von mehreren Polizisten und Begleitwagen von der RAF gefangen genommen werden.
Bezogen hatte sich die RAF in ihrem Konzept der Stadtguerilla maßgeblich auf Ausführungen von Carlos Marighella, einem brasilianischen Widerstandskämpfer, der die Taktiken des revolutionären Kampfes am Boden und in Unterzahl in seinem "Mini-Handbuch der Stadtguerilla" zusammenfasste, und selbst noch auf einige Ergänzungen, wie zum Beispiel dem Fälschen von Papieren und dem Mieten von konspirativen Wohnungen. Nach Marighella sind die Voraussetzungen für einen Stadtguerilla Motorisierung, Geld, Waffen, Munition und Sprengstoff. Diese Ansprüche konnten von der RAF erfüllt werden, und auch heute wäre durch ausreichende Verbindungen zu ausländischen revolutionären Organisationen und nach RAF-Konzept durchgeführte Banküberfälle eine Erfüllung dieser Voraussetzungen möglich. Nach Marighella mussten auf Grund der militärischen und personellen Übermacht des Gegners die Methoden und das Vorgehen im Kampf ständig abgewechselt und verändert werden. Die Vorteile lagen in der Überraschung des Feindes, in der besseren Kenntnis der Umgebung, der größere Mobilität und Schnelligkeit gegenüber dem Feind, sowie in dem besseren Informationsdienst. Diese Möglichkeiten wurden von der RAF konsequent wahrgenommen.
Der Aufbau und der Erhalt logistischer Voraussetzungen für die Stadtguerilla-Aktivitäten waren innerhalb der RAF nie abgeschlossen, da ständig neue Papiere gefälscht, neue Wohnungen gemietet, neue Waffen und Munition beschafft und Autos entwendet werden mussten. In der zweiten RAF-Generation wurden Erddepots innerhalb des gesamten Bundesgebietes angelegt, in denen die RAF gefälschte Papiere, Waffen und Munition versteckte, damit sie anderen Mitgliedern, wenn nötig, zur Verfügung standen.

Alles in allem hatte die RAF mit ihrer Taktik der Stadtguerilla wesentliche Erfolge für sich verzeichnen können.
Ende der 70er entfernte sich die RAF jedoch von dieser Taktik und setzte stattdessen auf die Unterbrechung der Logistik und der Versorgungsnetze der BRD. Eine Umsetzung dieser Taktik erwies sich jedoch als zu komplex und aufgrund der geringen Größe und dem zu diesem Zeitpunkt erreichten gesellschaftlichen Einfluss der RAF faktisch nicht durchführbar. Außerdem war den Bürgern der BRD kaum klarzumachen, wieso sie sich "selbst den Hahn abdrehen" (der Verfasser) sollten.

 
 



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